Ärzte

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Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Gesundheitswesen, Spitäler
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 9.04.2021 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname Sigmund-Freud.jpg
Bildunterschrift Sigmund Freud


Ärzte (Mittelalter). Da die Klöster die ältesten Stätten der Krankenbetreuung waren, gehörten die Mönche auch zu den Hütern antiker und arabischer medizinischer Überlieferungen; heilkundliche Mönche ("Mönchsärzte", "Priesterärzte") spielten eine bedeutende Rolle ("Klostermedizin"). Im weltlichen Bereich unterschied man im Mittelalter zwischen Wundärzten (Badern) und Buchärzten (an Universitäten ausgebildet).

Die ersten bekannten Wundärzte sind durchwegs Italiener, so beispielsweise der Chirurg Herzog Leopolds III., Mag. Anton von Ala (seit 1374 Wundarzt des Herzogs). Seit Ende 14. Jahrhundert waren auch zahlreiche heimische Wundärzte tätig, die bei einem geschworenen Meister ihre Ausbildung erhalten hatten. Die im 15. Jahrhundert auftretenden "Incisores" arbeiteten auf Weisung graduierter Ärzte und führten in deren Auftrag 1441-1444 an der Wiener Universität "Anatomien" durch (Chirurgen Jacobus und Cyriacus). Um 1420 starb der früheste in Wien nachweisbare Augenarzt (Kunrat Odenbelder); die Spezialisierung machte sich bemerkbar, seit um 1300 in Italien die Brille erfunden worden war. Wundärzte gab es noch im 18. Jahrhundert als Hilfskräfte (die etwa den umstrittenen Aderlass durchführten).

Buchärzte: Am Beginn der medizinischen Tätigkeit von Laien findet man die Buchärzte, die im Mittelalter größtenteils in Padua ausgebildet wurden. Der erste Vertreter dieser Richtung war Heinrich von Neustadt, der seit 1312 in Wien lebte (Belehnung mit dem Freisinger Hof am Graben). Weitere Vertreter waren Meister Tyl (1336), Ulrich (1349), Herdegen (1360), Seiczo (1372-1384 am Kohlmarkt erwähnt) und Meister Haindenrich († 1379). Obwohl 1365 die Universität gegründet worden war, setzte der medizinische Studienbetrieb erst um 1390 ein. Leibärzte Albrechts III. waren Konrad de Utino und Heinrich Boldonis; einer der namhaftesten Buchärzte des ausgehenden 14. Jahrhunderts war Mag. Galeazzo di Santa Sofia, der seit 1394 (von Padua kommend) an der Wiener Universität lehrte und bis 1405/1406 Leibarzt der Habsburger war. Zu den frühen Ärzten an der Universität gehörten auch Mag. Johannes Silber de Sancto Yppolito (St. Polten) und Mag. Johannes Schroff de Valle Eni (Inntal). Die medizinische Fakultät setzte sich im Kampf gegen Kurpfuscherei und in der Reglementierung des Apothekenwesens (die ihr nicht gelang) wichtige Ziele. Der Titel Bucharzt war bis in die Vierziger Jahre des 15. Jahrhunderts gebräuchlich. Bedeutende Universitätlehrer und Ärzte waren Niklas von Hebersdorf, Nikolaus von Fürstenfeld, Ulrich Grünwalder, Johannes Aygel von Korneuburg, Wenzel Hart von Wien, Jakob von Stockstall, Johannes Rogg de Hamborch, Erasmus Rieder von Landshut, Mert Guldein von Weißenburg, Michael Puff aus Schrick, Peter Volczian von Wien, Pangraz Kreuzer aus Traismauer, Christoph Kreuzer aus Wien, Michael Gresel, Kaspar Griessenpeck von Landshut, Johannes Krull von Seligenstadt, Johannes Tichtel aus Grein (dessen Tagebuch einen Einblick in das Alltagsleben der Ärzte im 15. Jahrhundert gewährt), Bartholomäus Steber aus Wien und Martin Stainpeis aus Wien Daneben wirkten im Mittelalter am habsburgischen Hof bedeutende Leibärzte: Albert Steke von Cremona, Konrad von Dannstadt, Jakob Engel von Ulm, Berthold Starck von Basel, Heinrich Stoll von Hammelburg, Johannes Zeller von Augsburg, Rudolf von Heringen, Jacobus de Castro Romano, Conrad Wendl, Wenzel Prack, Georg Mayr von Amberg und Matheo Lupi. Die Bezeichnung „arczt" scheint erstmals am 3. Oktober 1656 im Totenbeschauprotokoll auf (Band 4, Folio 324).

Ärztinnen und Ärzte im Wien Geschichte Wiki

Siehe auch

Bilder

Literatur

  • Harry Kühnel: Mittelalterliche Heilkunde in Wien. Graz [u.a.]: Böhlaus Nachfolger 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 5), darin unter anderem Biographie der genannten Universitätslehrer (S. 60 ff.) und der Leibärzte (S. 87 ff.)
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 5
  • Wien in Mittelalter. 41. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz, 18. Dezember 1975 bis 18. April 1976. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1975 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 41), S. 43 f.