Johann Valentin Hildenbrand
Johann Valentin Edler von Hildenbrand, * 8. April 1763 Wien, † 31. Mai 1818 Wien, Arzt, Allgemeinmediziner.
Biografie
Nach Studium an der Universität Wien (Dr. med. 1784) ging Hildenbrand (der vor allem Schüler von Maximilian Stoll gewesen war) als Physicus nach Waidhofen an der Thaya. 1787 wurde er Leibarzt des polnischen Grafen Mniszek in Wierzbowiec in der Walachei, wo 1789 sein Sohn Franz Xaver Hildenbrand geboren wurde, und erwarb sich eine hervorragende ärztliche Reputation (König Stanislaus verlieh ihm den Hofratstitel).
1793 wurde er Professor an die medizinisch-chirurgischen Lehrkanzel der Universität Lemberg und behielt diese Stelle auch bei, als die Universität 1805 mit jener in Krakau vereinigt wurde. Er bekleidete auch das Amt eines Direktors der medizinischen Fakultät und erhielt 1805 den Titel "Kaiserlicher Rat". 1807 wurde Hildenbrand zum Vorstand der medizinischen Klinik im Wiener Allgemeinen Krankenhauses ernannt, 1811 übertrug man ihm auch das Amt des Direktors des Allgemeinen Krankenhauses und des Findelhauses.
Als Direktor des Spitals machte sich Hildenbrand verdient um die Desinfektion und um die Isolierung der Infektionskranken (Thyphus, Pocken u. a.) in eigenen Zimmern mit eigenem Personal. Ärzte, die diese Isolierzimmer betraten, mussten sich danach gründlich reinigen und längere Zeit an der frischen Luft aufhalten, bevor sie andere Krankensäle besuchten.Darüber hinaus konnte er die angespannte Finanzlage des Krankenhauses konsolidieren und nach einiger Zeit sogar die Verpflegskosten der Kranken reduzieren. Er sorgte auch für eine Reorganisierung der Prosektur.
In seiner medizinischen Arbeit machte er Hygro-, Thermo-, Baro- und Anemometermessungen, um die herrschende "Constitution" (das heißt die Umweltbedingungen) als Krankheitsursache zu erkennen. Sein Hauptwerk ist eine 1810 verfasste Monografie über den Typhus (mehrfache Übersetzungen).
Literatur
- Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
- Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland. Biographisch-bibliographisches Lexikon. Augsburg: Literarisches Institut von Haas und Grabherr 1938
- Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 39 ff.
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 112
- Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
- Wiener medizinische Wochenschrift 3 (1853), S. 391 f., 406 ff., 423 ff.