Hilde Krampflitschek

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Krampflitschek, Hilde
Abweichende Namensform Kramer, Hilde; Zimmermann, Hilda; Kramer-Krampflitschek Hilde
Titel Dr. med., Dr. phil.
Geschlecht weiblich
PageID 50545
GND 126523584
Wikidata Q101111795
Geburtsdatum 25. Juni 1888
Geburtsort Wien
Sterbedatum 1958
Sterbeort New York City
Beruf Ärztin, Individualpsychologin, Anthropologin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 20., Brigittenauer Lände 46/4 (Wohnadresse)
  • 2., Untere Augartenstraße 36 (Wohnadresse)
  • 1., Zedlitzgasse 8 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Hilde Krampflitschek, * 25. Juni 1888 Wien, † 1958 New York City, Ärztin, Individualpsychologin, Anthropologin.

Biografie

Hilde Krampflitschek kam im Juni 1888 als Tochter des Kaufmanns Sigmund Zimmermann und seiner Frau Cäcilie, geborene Bachrich, in Wien auf die Welt. Ab März 1907 war sie mit dem Arzt Dr. Maximilian Krampflitschek verheiratet. Der gemeinsame Sohn Robert wurde im Februar des darauffolgenden Jahres geboren. Maximilian Krampflitschek führte laut Lehmann's Allgemeinem Wohnungs-Anzeiger von Wien einen Vertrieb zahnärztlicher Artikel. Nach seinem frühen Tod 1919 leitete Hilde Krampflitschek bis 1932 ein "Dentaldepot". Die Matriken der Israelitischen Kultusgemeinde verzeichnen den Austritt von Hilde Krampflitschek und ihres Sohnes am 25. Mai 1923.

Nach dem Tod ihres Mannes studierte Hilde Krampflitschek Medizin und Anthropologie an der Universität Wien und promovierte 1932 an der medizinischen Fakultät. Nach ihrem Medizinstudium war sie im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und am Mautner-Markhof-Kinderspital tätig. Von 1936 bis 1938 hatte sie die Leitung der psychotherapeutischen Ambulanz in der Abteilung von Dr. Hans Hoff an der Poliklinik inne.

An der philosophischen Fakultät war sie zuletzt im Wintersemester 1937/1938 im vierten Studiensemester inskribiert. Sie belegte Vorlesungen in Anthropologie, Völkerkunde und Urgeschichte und konnte ihr Studium am 18. Oktober 1938 im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" mit einer Dissertation über "Rassenkundliche Untersuchungen an Montenegrinern" abschließen. Diese Arbeit entstand im Umfeld der Arbeitsgruppe von Josef Weninger und den – seit einigen Jahren – kritisch betrachteten Untersuchungen von Kriegsgefangenen aus dem Ersten Weltkrieg.

Gemeinsam mit beispielsweise Helene Bader, Stephanie Felsenburg, Alice Friedmann, Stefanie Horovitz, Sofie Lazarsfeld, Ida Löwy und Elly Rothwein war Hilde Krampflitschek in der Zwischenkriegszeit im Kreis um Alfred Adler und im Verein für Individualpsychologie engagiert. Ihr Interesse galt entwicklungspsychologischen und pädagogischen Fragen. Im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in der "Wiener Arbeitsgemeinschaft der Erzieherinnen, Fürsorgerinnen und Kindergärtnerinnen" reflektierte sie unter anderem verschiedene Erziehungsmethoden. Ab 1927 publizierte sie zu individualpsychologischen Themen, hielt zahlreiche Vorträge und Kurse und brachte sich als ärztliche Beraterin in verschiedenen Erziehungsberatungsstellen ein. 1937 war sie zusammen mit anderen Individualpsychologen im "Klub der Freunde der Individualpsychologie" tätig, der 1939 von den Nationalsozialisten aufgelöst wurde.

Vermutlich noch 1938 emigrierte Hilde Krampflitschek in die USA, wo sie unter dem Namen Hilde Kramer lebte. Sie wurde Lehrerin für Psychohygiene am Moravia College for Women in Bethlehem, Pennsylvania und arbeitete im Pilgrim State Hospital in New York. In den 1940er Jahren publizierte sie regelmäßig im "Individual Psychology Bulletin".

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 1783 f.
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 91
  • Clara Kenner: Der zerrissene Himmel. Emigration und Exil der Wiener Individualpsychologie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007, S. 141−143
  • Margit Berner: Forschungs-"Material" Kriegsgefangene: Die Massenuntersuchungen der Wiener Anthropologen an gefangenen Soldaten 1915−1918. In: Heinz Eberhard Gabriel / Wolfgang Neugebauer [Hg.]: Vorreiter der Vernichtung? Eugenik, Rassenhygiene und Euthanasie in der österreichischen Diskussion vor 1938. Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien. Teil 3. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2005, S. 167−198
  • Brigitta Keintzel / Ilse Korotin [Hg.]: Wissenschaftlerinnen in und aus Österreich. Leben−Werk−Wirken. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2002, S. 405−407
  • Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Hilda Krampflitschek (geb. Zimmermann) [Stand: 04.12.2017]

Weblinks