Mautner Markhofsches Kinderspital

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Mutterberatung im Mautner Markhofschen Kinderspital (1947)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Spital
Datum von 1875
Datum bis 16. Dezember 1998
Benannt nach Adolf Ignaz Mautner Markhof, Karl Ferdinand Mautner Markhof
Prominente Personen
PageID 28537
GND
WikidataID Q1911881
Objektbezug Wiener Gesundheitsarchitekturen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Wiener Gesundheitsarchitekturen
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Letzte Änderung am 29.09.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Mautner Markhofsches Kinderspital.jpg
Bildunterschrift Mutterberatung im Mautner Markhofschen Kinderspital (1947)
  • 3., Schlachthausgasse 26-28
  • 3., Baumgasse 75
  • 3., Kleingasse 5-11

Frühere Adressierung
  • Kronprinz-Rudolf-Kinderspital (1875, bis: 1921)
  • Mautner Markhof'sches Kinderspital (1921)

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48° 11' 36.69" N, 16° 24' 15.73" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Mautner Markhofsches Kinderspital (3., Schlachthausgasse 26-28, Baumgasse 75, Kleingasse 5-11; ursprünglich 3., Kleingasse 7).

Kronprinz-Rudolf-Kinderspital

Am 11. November 1872 stifteten Adolf Ignaz Mautner (ab 1872 Ritter von Markhof) und seine Gattin Julie Marcelline dem 3. Bezirk einen Betrag von 150.000 Gulden zur Erbauung eines Kinderspitals, das arme Kinder ohne Rücksicht auf deren Konfession aufnehmen sollte. Die zehn Kinder des Ehepaars erklärten sich darüber hinaus bereit, je ein Kapital von 6.000 Gulden zu stiften, womit der Betrieb von zehn Spitalsbetten gesichert war. Als sich Schwierigkeiten mit der Erwerbung eines passenden Baugrunds ergaben, schenkte Mautner drei Bauparzellen in der Kleingasse. Daraufhin wurde nach Plänen von Eduard Kuschée durch den Stadtbaumeister Heinrich Stein das Spital erbaut. Da das Ehepaar in Form einer weiteren Schenkung (20.000 Gulden) den gesamten Bedarf an Spitalswäsche zur Verfügung stellte, blieb ein gleich hoher Betrag für den Betriebserhaltungsfonds übrig (der 1877 und 1889 durch zwei Bettenstiftungen Mautners zu je 6.000 Gulden vergrößert wurde).

Am 1. Juli 1875 wurde das Spital (das seinen Namen nach Kronprinz Rudolf führen durfte, der die Patronanz übernommen hatte) geweiht und am 20. September 1875 in Betrieb genommen. Nach dem Tod Adolf Ignaz Mautners (1889) übernahm sein Sohn Karl Ferdinand Mautner Markhof die Stelle seines Vaters als Vertreter der Stifterfamilie im Verwaltungskomitee. Mit seiner Gattin Editha stellte er 1891 die Mittel für den Bau des Erzherzogin-Elisabeth-Isolierpavillons (für acht scharlachkranke Kinder) zur Verfügung, der für die Barmherzigen Schwestern des Ordens vom heiligen Vinzenz von Paul, die 1891-1893 die Krankenpflege übernahmen, auch eine St.-Elisabeth-Kapelle enthielt (Bau nach Plänen von Franz Ritter von Gruber); ab 1894 versahen die Schwestern der Kongregation der Töchter des göttlichen Heilandes den Pflegedienst (anfangs neun bis 13, 1918 27 Schwestern).

Weitere Stiftungen und Erweiterungen des Spitals folgten, so 1894 (als Behring ein Heilserum für die Bekämpfung der Diphtherie entwickelte) einen speziellen Pavillon. Nach dem Tod Karl Ferdinands (1896) führte sein Sohn Viktor Mautner Ritter von Markhof die Stiftung weiter, der dem Spital 1902 (nur sechs Jahre nach Röntgens Entdeckung) einen Röntgenapparat zur Verfügung stellte und gemeinsam mit seinen Geschwistern zur Erweiterung des Spitals einen unmittelbar angrenzenden Grundkomplex abtrat. Am 1. Juli 1903 wurde der Kaiser-Franz-Joseph-Regierungsjubiläums-Isolierpavillon eröffnet, der ebenfalls nach Plänen von Gruber errichtet worden war (Stadtbaumeister Karl Hörmann). Anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs I. (1908) spendete Viktor Mautner Ritter von Markhof 100.000 Kronen, die (mit weiteren Zuwendungen Dritter) für ein neues Ambulanzgebäude verwendet wurden, das (nach Plänen von Stadtbaudirektor Franz von Berger durch Baumeister Albrecht Michler errichtet) im November 1910 eröffnet wurde.

Am 4. September 1921 wurde der Name des Spitals auf "Mautner Markhof'sches Kinderspital" abgeändert. Infolge der Inflation geriet die Stiftung in finanzielle Schwierigkeiten; am 4. Juni 1924 ersuchte das Verwaltungskomitee die Gemeinde Wien um Aufnahme von Verhandlungen mit dem Ziel der Übergabe in das Eigentum der Stadt Wien, am 15. Dezember 1924 wurde die Stiftung aufgehoben.

Primarärzte

  • Dr. Ignaz Hauke (1875-1885)
  • Dr. Hugo Gnändinger (1885-1908)
  • Dr. Richard Schmucker (1908-1920)
  • Dr. Karl Zuppinger (1920-1925)

Städtisches Kinderspital

Am 30. Jänner 1925 beschloss der Gemeinderat, das Krankenhaus zu übernehmen und mindestens im bisherigen Umfang (das waren damals bereits 200 Betten) weiterzuführen; die vertragsmäßige Übergabe erfolgte am 16. September 1930. 1929-1937 leitete Prof. Dr. Hans Salzer das Krankenhaus (bis dahin war er Primarius der Chirurgischen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik gewesen); seine Schwester Maria Salzer, ausgebildete Krankenschwester, war die Adoptivtochter von Ludwig Wittgenstein, der 1921 von der Stadt Wien das Schloss Bellevue kaufte und sich verpflichtete, die Kosten für den Betrieb desselben als Tuberkulosestation zu übernehmen. Kriegsschäden erlitt das Krankenhaus nicht. In den 1950er Jahren begann eine bauliche Sanierung des Spitals.

Ab 1966 wurde die Bettenzahl reduziert, um die für den Spitalsbetrieb erforderlichen Nebenräume zu erhalten (1966: 200, 1994: 140), 1969-1971 wurde der Operationssaalzubau errichtet, 1971/1972 eine Fassadensanierung vorgenommen, 1978 das erste Mutter-Kind-Zimmer eingerichtet und 1988/1989 der Anschluss an das Fernwärmenetz hergestellt; 1972 wurde in der Schlachthausgasse 41A ein Personalwohnhaus errichtet (97 Wohneinheiten, Pläne Magistratsabteilung 19 - Architektur und Stadtgestaltung); die diagnostischen Untersuchungen wurden laufend verbessert (beispielsweise 1980 EEG-, 1983 Ultraschall-Ambulanz). Da die Kinderinfektionskrankheiten zurücktraten, bildeten zunehmend Kinderunfälle einen dominanten Aufgabenbereich.

Primarärzte

  • Prof. Dr. Hans Salzer (1929-1937)
  • Prof. Dr. Karl Kundratitz (1937/1938, 1945-1952)
  • Dr. German Eicheiter (1938-1941)
  • Dr. Erwin Bienenstein (1941-1945)
  • Dr. Rudolf Jenas (1952-1962)
  • Dr. Walter Swoboda (1962-1980)
  • Prof. Dr. Josef Siegel (1963-1965)
  • Dr. Franz Zuleger (1965-1968)
  • Prof. Dr. Herman Wolf (1969-1976)
  • Prof. Dr. Peter Wurnig (1976-1988)
  • Dr. Walter Stögmann (1980-2003)
  • Dr. Walter Potacs (1989-1998)

Schließung

In den letzten Jahren wurde über den Weiterbestand des Mautner Markhofschen Kinderspitals im Zusammenhang mit der Inbetriebname des Sozialmedizinischen Zentrums Ost (SMZ-Ost) diskutiert, doch beschloss der Gemeinderat am 30. Juni 1994 den Ausbau des Mautner Markhofschen Kinderspitals; bis 2000 sollte ein neues Ambulanzgebäude (mit 24-Stunden-Dienst), eine neue chirurgische Abteilung, 30 Mutter-Kind-Einheiten und ein Rehabilitationszentrum entstehen. 1995 verfügte das Mautner Markhofsche Kinderspital über 250 Mitarbeiter.

Am 27. März 1998 genehmigte der Gemeinderat jedoch die Verlegung des Mautner Markhofschen Kinderspitals in die Krankenanstalt Rudolfstiftung und am 16. Dezember 1998 erfolgte daher die Schließung des Kinderspitals. Bereits am 26. November 1997 war die Stifterfamilie Mautner Markhof laut Rathauskorrespondenz von Gesundheitsstadtrat Sepp Rieder, der Landtagspräsidentin Maria Hampel-Fuchs und weiteren Stadtpolitikern über die Schließungspläne informiert worden.

Nachnutzung und Abriss

Nachdem das ehemaligen Kinderspital bis Mitte 2000 als Quartier für Flüchtlinge aus dem Kosovo genutzt worden war, wurde am 27. Juni 2001 vom Gemeinderat der Verkauf des Areals um rund 5,09 Millionen Euro an eine Bietergemeinschaft genehmigt. Der nach dem Abriss 2002/2003 vom Architekturbüro Coop Himmelb(l)au neuerrichtete fünfstöckige Bau beherbergt die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier und in drei weiteren Etagen das Berufsförderungsinstitut.

Das von Carl Kundmann 1873 geschaffene Relief eines Arztes bei der Behandlung eines Kindes, das am Eingang der Baumgasse angebracht war, wurde an einer Säule des Neubaues befestigt und durch eine Gedenktafel ("Hier stand 1875-1998 das / Mautner-Markhofsche / Kinderspital / Carl Kundmann schuf / dieses Relief für das Portal / Bezirksvorstehung Landstrasse") ergänzt.

Eine weitere Gedenktafel, die ursprünglich am Spitalsgebäude angebracht war, wurde am Neubau Schlachthausgasse / Alfred-Dallinger-Platz angebracht. Sie trägt die Inschrift "Dieses Krankenhaus gestiftet / am 7. November 1872 von / Adolf Ignatz Mautner / Ritter von Markhof / und dessen Ehefrau / Julie Marcelline, / wurde eingeweiht am 1. Juli 1875." Auch diese Tafel wird durch eine weitere Tafel ergänzt, die eine historische Aufnahme des ehemaligen Spitals und die Inschrift "Hier stand 1875-1998 / das Mautner Markhof'sche Kinderspital." zeigt.

Bilder

Quellen

Literatur

Allgemein:

  • Joseph Formanek / Franz Berger: Festschrift des Kronprinz-Rudolf-Kinderspitals in Wien. Wien: Selbstverlag 1910
  • Franz Komzak: Mautner Markhofsches Kinderspital der Stadt Wien. Wien: Bezirksmuseum Landstraße 1990
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1906, S. 249 f.


Wiener Gesundheitsarchitekturen:

  • Sanitätsdepartment der k. k. Nieder-Österreichischen Statthalterei. VI. Heil- und andere Humanitätsanstalten. In: Bericht über die Sanitären Verhältnisse und Einrichtungen im Erzherzogthume Österreich unter der Enns für das Jahr 1896. Hg. von K. K. Nieder-Österreichische Statthalterei. Wien: 1897, S. 130-225, S. 144