Wilhelm Ellenbogen

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Wilhelm Ellenbogen
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Ellenbogen, Wilhelm
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. med. univ.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  12899
GNDGemeindsame Normdatei 118529978
Wikidata Q94464
GeburtsdatumDatum der Geburt 9. Juli 1863
GeburtsortOrt der Geburt Lundenburg, Mähren
SterbedatumSterbedatum 25. Februar 1951
SterbeortSterbeort New York, USA 4525682-2
BerufBeruf Arzt, Politiker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialdemokratische Arbeiterpartei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus, Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2024 durch DYN.florianmendl
BestattungsdatumDatum der Bestattung  1. November 1951
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung ML, Gruppe 20A, Nummer 1G
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
BildnameName des Bildes Wilhelmellenbogen.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Wilhelm Ellenbogen
  • New York, Sherman Avenue 221 (Letzte Wohnadresse)
  • 1., Ledererhof 2 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Wilhelm Ellenbogen, * 9. Juli 1863 Lundenburg, Mähren (Břeclav, Tschechische Republik), † 25. Februar 1951 New York, USA, Arzt, Politiker.

Biografie

Herkunft und Familie

Wilhelm Ellenbogen wurde als ältester Sohn des Lehrers David Ellenbogen und seiner Frau Rosa, geb. Brauchbar, am 9. Juli 1863 in Lundenburg, der heutigen tschechischen Grenzstadt Břeclav, geboren. Bald nach seiner Geburt zog die Familie nach Wien, wo sich der Vater als Kaufmann niederließ. Wilhelm besuchte hier die Volksschule und ab 1873 das Franz Joseph Gymnasium auf der Stubenbastei.

Wilhelm Ellenbogen blieb Junggeselle; er lebte mit seinen ebenfalls unverheirateten Geschwistern Gisela und Leopold zusammen, mit denen er 1939 auch in die Emigration nach New York ging.

Arzt und Politiker

Nach Abschluss seines Medizinstudiums an der Universität Wien 1887 erhielt Wilhelm Ellenbogen eine Anstellung als Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus. Er übte seinen Arztberuf neben seiner politischen Tätigkeit bis 1934 aus.

Ellenbogens Interesse für die Anliegen der Arbeiterbewegung wurde 1888 durch Karl Kautsky geweckt; noch im selben Jahr trat er der Sozialdemokratischen Partei bei. 1891 wurde er Leiter des "Unterrichtsverbandes der Arbeiterbildungs- und Fachvereine Wiens", eines Vorläufers der sozialdemokratischen Bildungszentrale.

Am dritten Parteitag der Sozialdemokraten, 1892, war Ellenbogen einer der Hauptreferenten; er wurde in die Parteileitung gewählt, der er bis 1934 angehörte. Eines seiner Hauptanliegen war die Durchsetzung des allgemeinen Wahlrechts, das er auch als Delegierter zu internationalen Sozialistenkongressen einforderte.

Von 1901 bis 1918 gehörte Wilhelm Ellenbogen dem Reichsrat an, in den er vom Wahlkreis Brigittenau entsandt wurde. Von 1918 bis 1934 war er Abgeordneter zur Provisorischen Nationalversammlung bzw. zum Nationalrat. 1907 wurde er Mitglied des Staatseisenbahnrats; von 1919 bis 1920 war er Unterstaatssekretär im Staatsamt für Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten, 1920 wurde er mit der einstweiligen Führung dieses Amtes betraut und – als Nachfolger Otto Bauers – zum Präsidenten der Staatskommission für Sozialisierung ernannt.

Als Vortragender und Publizist mit vielseitigen Interessen trat der engagierte Parlamentarier nicht nur als "Pragmatiker der Sozialdemokratie", sondern auch als "Kritiker des Austromarxismus" und "Warner vor dem Faschismus" auf. [1]

Im Februar 1934 wurde Wilhelm Ellenbogen verhaftet, im Mai wieder entlassen – mit der Auflage, sich nicht mehr politisch zu betätigen. Im März 1938 erfolgte eine erneute kurzfristige Verhaftung. Am 1. Mai 1939 verließ Ellenbogen Wien und gelangte nach einer langen und aufreibenden Reise über Paris, das südfranzösische Montauban, Madrid und Lissabon nach New York. Auch im hohen Alter in der Emigration hielt er Vorträge, veröffentlichte Artikel und übernahm den Vorsitz im "Austrian Labour Committee", der Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten.

Ehrungen

Wilhelm Ellenbogen wurde ein Ehrengrab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering gewidmet. Die Beisetzung der Urne fand am 1. November 1951 in der Nische 20A, Nummer 1G, an der linken Umfassungsmauer statt.

Die in den Jahren 1959 bis 1961 errichtete Wohnhausanlage in Wien 20., Klosterneuburger Straße 118-122, trägt seit 1963 den Namen Dr.-Ellenbogen-Hof.

Im Bezirkssekretariat der SPÖ Brigittenau, Wien 20., Raffaelgasse 11/1, steht eine von Gustinus Ambrosi geschaffene Porträtbüste.

Werke

(Kurzreferate, medizinische Fachschriften, Einleitungen etc. wurden nicht erfasst.)

  • Geschichte des Arbeiter-Bildungsvereines in Gumpendorf (VI. Gemeinde-Bezirk von Wien). Ein Beitrag zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Wien: Verlag des Arbeiter-Bildungsvereines 1892
  • Herr Alfred Ebenhoch auf der Bauernjagd. Wien: Verlag L. A. Bretschneider 1894 (Wiener Politische Volksbibliothek, Heft V)
  • Die Eisenbahner und die Socialdemokratie. Wien: Verlag des "Eisenbahner" 1896
  • Wer lügt? Ein Mahnwort an die Wähler. Wien: Verlag der Ersten Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand o. J. [1897?]
  • Was will die Sozialdemokratie? Eine elementare Erläuterung des Hainfelder Programms. Cyklus von 7 Vorträgen. Wien: Verlag des Sozialdemokratischen Wahlvereines Brigittenau 1899 (Zweite wesentlich veränderte Auflage 1914)
  • Der capitalistische Staat als Arbeitgeber. Rede über die Lage der Staatseisenbahnbediensteten, gehalten in der Sitzung vom 14. März 1901 des Abgeordnetenhauses. Wien: Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand 1901
  • Die Eisenbahnverwaltung und die Eisenbahner in Oesterreich. Reden des Reichsrathsabgeordneten Dr. W. Ellenbogen und des Eisenbahnministers Dr. R. V. Wittek, gehalten in den Sitzungen des österreichischen Abgeordnetenhauses vom 12. und 13. Mai 1902. Wien: Verlag der Redaktion des "Eisenbahner" 1902
  • Nieder mit dem Privilegienparlament! Rede über Wahlrecht und Völkerautonomie, gehalten am 10. Dezember 1903 om, österreichischen Abgeordnetenhause. Wien: Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand 1903
  • Was wollen die Sozialdemokraten? Zur Aufklärung im Wahlkampfe. Wien: Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand 1907 (Lichtstrahlen, 12)
  • Anschluß und Energiewirtschaft. Wien: Deutsche Einheit 1917
  • Sozialisierung in Österreich. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1921
  • Die Fortschritte der Gemeinwirtschaft in Oesterreich. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1922
  • Faschismus. Das faschistische Italien. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1923
  • Los gegen die Gemeinwirtschaft! Die Wahrheit über das Arsenal und die bürgerlichen Verleumdungen. Wien: Arbeit und Wirtschaft 1927
  • Junius Romanus: Mussolini und sein Gefolge. Aus dem Italienischen übersetzt von Dr. Wilhelm Ellenbogen. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1928
  • Weltkrise und Wirtschaftskrise in Oesterreich. Rede des Abgeordneten Dr. Wilhelm Ellenbogen auf dem Verbandstage der sozialdemokratischen Gewerbetreibenden und Kaufleute Oesterreichs am 5. Jänner 1931. Wien: Verband der sozialdemokratischen Gewerbetreibenden und Kaufleute Oesterreichs 1931
  • Menschen und Prinzipien. [Auszüge aus den "Erinnerungen", ergänzt durch biografische Angaben verschiedener Autoren zu Wilhelm Ellenbogen]. In: Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins der Geschichte der Arbeiterbewegung, Jg. 5, Heft 4, 1965, S. 83-92
  • Menschen und Prinzipien. Erinnerungen, Urteile und Reflexionen eines kritischen Sozialdemokraten. Bearbeitet und eingeleitet von Friedrich Weissensteiner. Wien / Köln / Graz: Hermann Böhlaus Nachf. 1981 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, 71)
  • Ausgewählte Schriften. Hg. von Norbert Leser und Georg G. Rundel. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1983

Teil-Nachlass

Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA), Kartons 1-5, Mappen 1-24, Fotoalbum. Erstbearbeitung 1974. Drei weitere Lieferungen vom Arbetarrörelsens Arkiv, Stockholm, 1984, 1995 und 2002. Inhalt: Korrespondenz, Manuskripte, Notizhefte, gedruckte Artikel, Wahlaufrufe, Bücher, Broschüren, Flugblätter, auch Materialien in englischer und italienischer Sprache u. a. (Auflistung Mappe 1-20 in: Archiv. Mitteilungsblatt der Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung, Jg. 11, Heft 4, 1971, S. 105-106)

Quellen

Literatur

  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 348-349, 350
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Band 1, München / Wien: Oldenbourg 1979, S. 308
  • Richard Berczeller: Wilhelm Ellenbogen. In: Norbert Leser / Richard Berczeller [Hg.]: Als Zaungäste der Politik. Österreichische Zeitgeschichte in Konfrontationen. Wien / München: Jugend und Volk 1977, S. 191-201
  • Alfred Magaziner: Wilhelm Ellenbogen – Kampf um das Wahlrecht. In: Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 112-115
  • Félix Kreissler: Ellenbogen Wilhelm. In: Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 84-87
  • Helga Riesinger: Wilhelm Ellenbogen zur Koalitionsfrage [Auszüge aus der Diss.]. In: Archiv. Jahrbuch des Vereins der Geschichte der Arbeiterbewegung, Jg. 10, Heft 1, 1970, S. 2-8
  • Helga Riesinger: Leben und Werk des österreichischen Politikers Wilhelm Ellenbogen. Diss. Univ. Wien. Wien 1969
  • Norbert Leser: Wilhelm Ellenbogen. In: Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 130-145
  • Hans Schroth: Bibliographie zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Wilhelm Ellenbogen [Werkverzeichnis]. In: Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung, Jg. 4, Heft 1, 1964, S. 16-17
  • Jacques Hannak: Wilhelm Ellenbogen. In: Jacques Hannak: Männer und Taten. Zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1963, S. 56-58
  • Wilhelm Ellenbogen [Nachruf]. Arbeiter-Zeitung, Nr. 47, 27. Februar 1951, S. 1-2
  • Otto Leichter: Am Sarge Wilhelm Ellenbogens. In: Die Zukunft. Sozialistische Monatsschrift für Politik und Kultur, Heft 4, April 1951, S. 1-2
  • Franz Planer [Hg.]: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Wien: F. Planer 1929, S. 133


Wilhelm Ellenbogen im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Ellenbogen. Ausgewählte Schriften. Hg. von Norbert Leser und Georg G. Rundel, Wien: Österreichischer Bundesverlag 1983, S. 5-6