Mona Spiegel-Adolf

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Daten zur Person
Personenname Spiegel-Adolf, Mona
Abweichende Namensform Adolf, Anna Simona; Spiegel-Adolf, Anna Simona
Titel Univ. Prof. Dr. med.
Geschlecht weiblich
PageID 367368
GND 127944494
Wikidata Q94731613
Geburtsdatum 23. Februar 1893
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 12. Dezember 1983
Sterbeort Chicago, Illinois, USA 4421445-5
Beruf Medizinerin, Chemikerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
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Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Mona Spiegel-Adolf, * 23. Februar 1893 Wien, † 12. Dezember 1983 Chicago (Illinois/USA), Medizinerin, Chemikerin.


Biografie

Anna Simona (geborene Adolf) wurde 1893 als Tochter und eines von zwölf Kindern des angesehenen Hof-und Gerichtsadvokaten Jakob Adolf und dessen Frau, der Künstlerin Hedwig (geborene Spitzer), in Wien geboren. Ihr Großvater war der bekannte Mathematiker an der Wiener Technischen Hochschule, Simon Spitzer. Sie besuchte Gymnasialkurse in der Schwarzwaldschule und machte 1913 die Gymnasialmatura. Im selben Jahr fing sie im Wintersemester an, Medizin an der Universität Wien zu studieren. Während ihres Studiums arbeitete sie am Institut für Histologie und Bakteriologie als Demonstratorin. Im Rahmen dieser Tätigkeit verfasste sie ihre erste wissenschaftliche Arbeit. Mehrere Semester lang war sie auch am Institut für angewandte medizinische Chemie tätig.

Während ihres Studiums lernte sie Ernest Adolf Spiegel, einen Studienkollegen und späteren österreichischen Neurologen jüdischer Herkunft kennen, den sie 1925 heiratete. Am 23. Dezember 1918 promovierte sie und begann unter Richard Paltauf eine Tätigkeit in der Prosektur der Krankenanstalt Rudolfsstiftung und danach unter Otto Marburg am neurologischen Universitätsinstitut. Gleichzeitig war sie an der philosophischen Fakultät inskribiert und absolvierte Praktika am Institut für angewandte und medizinische Chemie. Ab dem 9. März 1919 war sie im Universitätslaboratorium für physikalisch-chemische Biologie tätig und war ab 1. Februar 1923 unbesoldete Assistentin. Sie hielt auch Kurse am Institut und beteiligte sich so am Unterrichtsbetrieb des Institutes. 1927 arbeitete sie im Laboratorium für Lichtbiologie und Lichtpathologie unter Walter Hausmann am physiologischen Institut der Universität, unter Rudolf Kraus arbeitete sie zwei Jahre lang am serotherapeutischen Institut und war im Rahmen der medizinischen Moorkommission des Volksgesundheitsamtes tätig.

1927 gründete sie gemeinsam mit ihrer engsten, später ebenfalls in die USA emigrierten Freundin Marianne Beth und Elise Ehrlich die "Österreichische Frauenorganisation", ein Verein, der sich für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzte und bei der sie die Position der Vizepräsidentin ausübte. Im darauffolgenden Jahr gründete sie wieder gemeinsam mit Marianne Beth, Illy Kjäer und Wilhelmine Löwenstein-Brill die "Internationale Vereinigung berufstätiger Frauen", die bereits 1930 300 und 1931 600 Mitglieder hatte. Im selben Jahr organisierte der Verein seinen ersten "Internationalen Kongress berufstätiger Frauen" in Wien, an dem 1.000 Frauen teilnahmen.

Zwischen 1917 und 1930 wurden 43 Arbeiten von Spiegel-Adolfs Forschungen publiziert, die sie auch auf Kongressen präsentierte, etwa bei einer drei Monate dauernden Vortrags- und Studienreise in den USA 1930. Das Votum des Professorenkollegiums über ihr Ansuchen um Verleihung der Venia Legendi fiel dementsprechend eindeutig aus: 22 stimmten dafür und nur zwei dagegen. Am 4. Juli 1931 wurde sie somit zur Privatdozentin für angewandte medizinische Chemie mit besonderer Berücksichtigung der biologisch-physikalischen Chemie und medizinischen Kolloidchemie ernannt.

Am 1. Jänner 1931 wurde sie als Professorin an die Temple University, Philadelphia, und zur Einrichtung des Faches der physikalischen und der Kolloidchemie berufen, dessen Vorstand sie bis zu ihrer Pensionierung 1966 innehatte. Damit sie jedoch gleichzeitig ihre Assistentenstelle in Wien behalten konnte, musste sie sich immer wieder von ihrer Vorlesungspflicht beurlauben lassen. Das letzte Mal am 3. September 1936 mit der Begründung, dass es in Wien derzeit keine Erwerbsmöglichkeit für sie gäbe. Zwar wollte sie ihrer Vorlesungsverpflichtung in Form von mehrwöchigen Kursen nachkommen und wurde von Wolfgang Pauli dabei unterstützt, mit dem Hinweis, dass ihre Studien in Amerika von allgemeinem Interesse für die Fakultät wären, ihr Ansuchen wurde nichtsdestotrotz abgelehnt. 1938 wurde ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Venia Legendi entzogen und so blieb sie in den USA, wo sie bereits 1934 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten hatte.


Literatur