Philipp Karl Hartmann

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Daten zur Person
Personenname Hartmann, Philipp Karl
Abweichende Namensform
Titel Dr.med., o. Prof.
Geschlecht männlich
PageID 4559
GND 100161049
Wikidata Q62392108
Geburtsdatum 20. Jänner 1773
Geburtsort Heiligenstadt im Eichsfeld
Sterbedatum 5. März 1830
Sterbeort Wien Stadt 100
Beruf Arzt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 1.02.2024 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof St. Marxer Friedhof
Grabstelle
  • 1., Lobkowitzplatz 1 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Philipp Karl Hartmann, * 20. Jänner 1773 Heiligenstadt im Eichsfeld, Sachsen, † 5. März 1830 Stadt 100 (1, Lobkowitzplatz 1; St. Marxer Friedhof, Nummer 188), medizinischer Kliniker. Nach Studium an den Universitäten Göttingen und Wien (Dr. med. 1799), wo er Schüler von Johann Peter Frank war, erhielt Hartmann 1803 die Physikatsstelle am k. k. Versorgungshaus in Mauerbach, Niederösterreich. 1806 wurde er ans Lyzeum Olmütz (Lehrkanzel für theoretische und praktische Heilkunde) berufen, wo er auch die Stellung eines Primararztes des Kranken- und Findelhauses innehatte. 1811 wurde er ordentlicher Professor der allgemeinen Pathologie, Therapie und Materia medica an der Universität Wien, 1829 Vorstand der Medizinischen Klinik im AKH (Nachfolger von Johann Nepomuk Raimann).

Hartmanns ärztliches Denken fußte noch auf der romantischen Naturphilosophie, doch wandte er sich bereits dem Kritizismus Kants zu. Er gliederte die Krankheitsprozesse in dynamische, unmittelbar durch die Veränderungen der Lebenskräfte bedingte Erkrankungen und Organisationskrankheiten (die als Folge des mechanisch gestörten räumlichen Verhältnisses im Körper entstünden). Nicht zuletzt war diese Denkweise durch das oftmalige Fehlen pathologisch relevanter Veränderungen bei der Obduktion von Fieberkranken entstanden. Die Darstellung seiner Lehren im Handbuch „Theoria morbi seu pathologia generalis" (lateinisch 1814, deutsch 1823) wurde an den deutschen Universitäten zum richtungweisenden Maßstab. Ebenso geschätzt war seine „Glückseligkeitslehre für das physische Leben des Menschen" (1808; Erweiterung der Makrobiotik seines Freundes Christian Wilhelm Hufeland zu einer „Kalobiotik"). Hartmann setzte sich auch wiederholt mit philosophischen Fragestellungen auseinander (beispielsweise „Oratio academica de mente humana, vita physica altiore", 1816). Sein Werk „Der Geist des Menschen in seinen Verhältnissen zum physischen Leben, oder Grundlage zu einer Physiologie des Denkens" (1820) prägte seinen Schüler Ernst Freiherr von Feuchtersieben ebenso nachhaltig wie die Glückseligkeitslehre. Die „Pharmacologia dynamica" (1829) diente Hartmann als Grundlage für seine Vorlesungen. Ab 1813 war er Herausgeber der „Medicinischen Jahrbücher des k. k. österreichischen Staates", außerdem redigierte er die „Abhandlungen und Beobachtungen aus dem Gebiethe der gesammten practischen Heilkunde".

Wirkliches Mitglied der physikalisch-medizinischen Gesellschaft Erlangen (1816), der Niederrheinischen Gesellschaft der Natur- und Heilkunde Bonn (1820), korrespondierendes Mitglied der medizinisch-chirurgischen Gesellschaft Berlin (1823) und der philosophisch-medizinischen Gesellschaft Würzburg.


Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953-lfd. (Werkverzeichnis)
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 102 ff.
  • David Winternitz: Philipp Carl Hartmann. Leben und Wirken. In: Österreichische Zeitschrift für practische Heilkunde. Wien [u. a.]: Veit, Beilage zu Nr. 14, 1860
  • Hans Gertler: Bedeutende Mediziner aus dem Eichsfeld als Angehörige der Erfurter Universität. In: Beiträge zur Geschichte der Universität Erfurt, Heft 11 1964, S. 131 ff.
  • Karel Danek: Philipp Karl Hartmann als Professor in Olmütz (1806-11). In: Beiträge zur Geschichte der Universität Erfurt. Erfurt: Medizinische Akademie, Heft 15 (1970), S. 75 ff.
  • Karel Danek: Der Olmützer Professor Philipp Karl Hartmann und seine Rolle in der Entwicklung der medizinischen Anthropologie. In: Scripta medica Facultatis Medicae Universitatis Brunensis Purkynianae. Brno: Faculty of Medicine of Purkyne Univ., Jg. 39 (1966), Folge 6-7, S. 277 ff.
  • Peter Paus: Philipp Karl Hartmann. Mensch, Arzt und Philosoph. Sein Leben und Werk. Ein Beitrag zur Medizingeschichte der Romantik. Diss. Univ. Bonn 1971