Marie von Frischauf

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Daten zur Person
Personenname Frischauf, Marie von
Abweichende Namensform Heim, Maria; Pappenheim, Marie
Titel Dr. med.
Geschlecht weiblich
PageID 34605
GND 134611306
Wikidata Q1897454
Geburtsdatum 4. November 1882
Geburtsort Pressburg
Sterbedatum 24. Juli 1966
Sterbeort Wien
Beruf Ärztin, Librettistin, Politikerin
Parteizugehörigkeit KPÖ
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Marie von Frischauf, *4. November 1882 Pressburg, † 24. Juli 1966 Wien, Schriftstellerin, Librettistin, Ärztin, Politikerin.

Biografie

Als zweites Kind des Volksschullehrers Max Pappenheim und dessen Frau Regina (geborene Sprecher) im damals ungarischen Preßburg geboren, übersiedelte die jüdische Familie 1885 nach Wien. Nach der Matura am Maximiliansgymnasium (heute: Wasagymnasium) inskribierte Marie Pappenheim 1903 Medizin an der Universität Wien. Bereits als Schülerin verfasste sie erste literarische Arbeiten. 1906 veröffentlichte Karl Kraus vier ihrer Gedichte in der "Fackel". 1909 lernte sie in der Sommerfrische Alban Berg, Anton von Webern und Arnold Schönberg kennen. Für Schönbergs erstes Bühnenwerk "Erwartung" (opus 17) schrieb sie das Libretto. Trotz der Anerkennung durch Kraus und Schönberg entschied sich Marie Pappenheim für den Ärztinnenberuf. Am 16. Juni 1909 promovierte sie, 1911 trat sie eine Stelle am Allgemeinen Krankenhaus an.

Während des Ersten Weltkrieges arbeitete sie in Barackenspitälern. Beim Prozess gegen Gavrilo Princip, den Mörder Franz Ferdinands und seiner Frau Sophie war sie die psychatrische Gutachterin.

Nach der Oktoberrevolution schloss sich Marie Pappenheim der Kommunistischen Partei an und wurde Mitglied der "Österreichischen Arbeiterhilfe".

1918 heiratete sie den Jugendpsychiater Hermann Frischauf, mit dem sie gemeinsam eine Praxis in der Rathausstraße 11 betrieb. Ihr Bruder Martin, der Vater von Else Pappenheim, arbeitete als Professor für Psychiatrie an der Universität Wien und war Leiter der neurologischen Abteilung am Krankenhaus Lainz. Für ihre weitere berufliche Tätigkeit wurde die Begegnung mit Wilhelm Reich bestimmend, zusammen mit ihm gründete sie 1928 die "Sozialistische Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung", die mehrere Sexualberatungsstellen einrichtete. Ihr besonderes Anliegen waren die Empfängnisverhütung und die Abtreibung. Gemeinsam mit Annie Reich verfasste sie die Publikation "Ist Abtreibung schädlich?" (1930), in der sie die Legalisierung der Abtreibung forderte. Sie geriet dadurch in den Fokus der Justiz. Nach den Februarkämpfen 1934 wurde sie kurzfristig inhaftiert. Nach ihrer Entlassung emigrierte sie nach Paris.

Ab 1938 organisierte sie zusammen mit Tilly Spiegel den "Cercle Culturel Autrichien", eine Kulturvereinigung österreichischer Exilantinnen und Exilanten, an deren Veranstaltungen etwa auch Franz Werfel teilnahm. Nach dem Ausbruch des Weltkrieges wurde sie verhaftet und im Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen interniert. Sie konnte von dort entkommen und gelangte nach Mexiko. Dort arbeitete sie für die österreichische Exilzeitung "Austria libre". 1947 kehrte sie nach Wien zurück, war weiterhin für die KPÖ tätig und leitete bis zu ihrer Pensionierung ein dermatologisches Ambulatorium im 10. Bezirk. In ihrem Roman "Der graue Mann" setzte sie sich 1949 mit der österreichischen Zwischenkriegszeit auseinander.

2021 wurde die Widmung der Pappenheimgasse abgeändert. Anstelle des Generals Gottfried Heinrich Graf Pappenheim ist nun Marie Pappenheim Namensgeberin der Verkehrsfläche.

Werke (Auswahl)

  • Marie Pappenheim: Erwartung. Monodram. Wien : Universal Edition [o. J.]
  • Marie Pappenheim / Annie Reich: Ist Abtreibung schädlich. Wien: Münster-Verlag 1930
  • Marie von Frischauf: Der graue Mann. Roman. Wien: Globus 1949
  • Marie Pappenheim-Frischauf: Gedichte. Wien: Europäischer Verlag 1962

Quellen

Literatur

  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982

Weblinks