Alban Berg

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Alban Berg, 1925
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Berg, Alban
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Berg, Albano Maria Johannes; Berg, Alban Maria Johannes
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  8688
GNDGemeindsame Normdatei 118509322
Wikidata Q78475
GeburtsdatumDatum der Geburt 9. Februar 1885
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 24. Dezember 1935
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Komponist
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Zwischenkriegszeit, Adolf Loos (Portal), Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 22.04.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung  28. Dezember 1935
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Hietzinger Friedhof
Grabstelle Gruppe 49, Nummer 24F
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
BildnameName des Bildes Alban Berg.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Alban Berg, 1925
  • 3., Boerhaavegasse 8 (Sterbeadresse)
  • 13., Trauttmansdorffgasse 27 (Letzte Wohnadresse)
  • 13., Hietzinger Hauptstraße 6 (Wohnadresse)
  • 1., Tuchlauben 8 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Kunstpreis der Stadt Wien (Verleihung: 1924)

Alban (Albano) Maria Johannes Berg, * 9. Februar 1885 Wien, † 24. Dezember 1935 Wien, Komponist.

Biografie

Alban Berg war eines von vier Kindern des Buch- und Devotionalienhändlers Conrad Berg und seiner Frau Johanna Berg, geborene Braun. Das musikalische Interesse Bergs zeichnete sich bereits in den Kindheitstagen ab und war durch seine Familie geprägt. Sein Bruder Charly war von Richard Wagner begeistert und sang gerne, seine Schwester Smaragda war eine exzellente Pianistin und spielte mit ihrem Bruder oft vierhändig. Seinen ersten Unterricht erhielt Alban Berg von seiner Gouvernante. Nach seinen ersten kompositorischen Versuchen (1900) verfasst er zwischen 1901 und 1908 bereits mehr als 80 Lieder.

Ab 1895 ging Berg auf die Oberrealschule in der Schottenbastei, im ersten Bezirk. Nach schulischen Schwierigkeiten maturierte er erst 1904. Vermutlich stand der späte Abschluss mit der ungeplanten Vaterschaft in Verbindung. 1902 kam seine Tochter Albine zur Welt – die Mutter, Marie Scheuchl, war Dienstmädchen der Familie.

1904 wurde Berg Rechnungspraktikant an der Niederösterreichischen Statthalterei. 1906 erhielt er das Anstellungsdekret, konnte sich aber nach einer Erbschaft gänzlich der Musik widmen. 1906 lernte Alban Berg Peter Altenberg kennen und seine Schwester Smaragda führte ihn 1907 in den Löwenbräu-Künstlerkreis ein. Diesem Kreis gehörten u. a. auch Adolf Loos, Karl Kraus, Egon Friedell und Gustav Klimt an. Ungefähr zu dieser Zeit lernte er auch Helene Nahowski kennen, die er 1911 heiratete. Die Sommer verbrachten sie regelmäßig in der Steiermark oder in Kärnten.

Ab 1904 wurde Berg Schüler von Arnold Schönberg – zunächst erhielt er Unterricht an der Schule von Eugenie Schwarzwald in musiktheoretischen Kursen, später auch privat in Komposition. Schönberg, der ihn entscheidend beeinflusste, verhalf ihm zu den ersten Aufführungen seiner Werke (1907 und 1908). In dieser Zeit lernte er auch Anton Webern kennen. Als Schönberg 1911 nach Berlin übersiedelte, übernahm Berg einige Schüler von ihm. Außerdem begann Berg musikeditorisch und publizistisch für Schönberg zu arbeiten. Dabei entstand der Band "Arnold Schönberg" und 1913 die Publikation zu Schönbergs "Gurre-Liedern". Für letztere fertigte er Stimmen und einen Klavierauszug an und leitete Chorproben. Bergs Engagement begünstigte auch die Uraufführung des Werks 1913 in Wien unter der Leitung von Franz Schreker. 1918 wurde Berg auch Vorstandsmitglied, Organisator und neben Anton Webern und Eduard Steuermann "Vortragsmeister" von Schönbergs Verein für musikalischen Privataufführungen. Eine begonnene Biografie über Schönberg (1920) wurde von Alban Berg nicht abgeschlossen.

Alban Bergs erste Kompositionen ("Sonate für Klavier op. 1" und "Vier Lieder op. 2") erschienen 1910 in Berlin, für die er eine eigene kalligraphische Versalschrift entwarf und auch selbst bezahlte. 1912 entstand die Komposition "Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg op. 4", die 1913 mit Werken von Zemlinsky, Schönberg und Mahler uraufgeführt wurde und im bekannten "Skandalkonzert" endete.

1914 entschloss sich Berg nach einer Aufführung von Büchners "Woyzeck" das Bühnenfragment zu vertonen. Durch seinen Militärdienst während des Ersten Weltkrieges (1915 Einberufung, nach einem körperlichen Zusammenbruch ab 1916 Kanzleidienst im Wiener Kriegsministerium) verzögerte sich seine Arbeit daran. Die Uraufführung der Konzertfassung am 11. Juni 1924 in Frankfurt am Main erwies sich als erfolgreich und seine Oper wurde schließlich in knapp 30 Opernhäusern gespielt. Berg konnte sich damit endgültig als Komponist etablieren.

Berg war vor allem in den 1920er Jahren musikschriftstellerisch tätig und veröffentlichte mehrere Aufsätze, wie "Die musikalische Impotenz der 'Neuen Ästhetik' Hans Pfitzners" (1920). Zeitweise arbeitete er auch als Redakteur bei der Musikzeitschrift "Anbruch". Schriftstellerisch war sein Leitbild vor allem Karl Kraus. Berg besuchte möglichst viele Vorlesungen von ihm und war begeisterter Fackel-Leser. Die beiden lernten sich auch persönlich kennen. 1932–1937 gab Willi Reich, ein Schüler Bergs und von diesem maßgeblich beeinflusst, die Zeitschrift "23. Eine Wiener Musikzeitschrift" heraus, die für sich den Anspruch einer "musikalischen Fackel" erhob.

Nach "Wozzeck" widmete sich Alban Berg vorrangig der Kammermusik. 1925/1926 entstand sein zweites Streichquartett "Lyrische Suite", mit dem er großen Erfolg hatte. 1927 begann Berg seine neuen Oper "Lulu" nach Frank Wedekinds Tragödie, die jedoch unvollständig blieb.

Auf Empfehlung von Schönberg wurde er 1930 als außerordentliches Mitglied in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen. Das Angebot von Franz Schreker für eine Anstellung als Kompositionslehrer an der Berliner Hochschule für Musik schlug er jedoch aus.

Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland wurden Bergs Kompositionen als "entartete Musik" eingestuft. 1933 musste er auch seine Funktionen im Musikausschuss des Allgemeinen Deutschen Musikvereins zurücklegen. Seine finanzielle Lage verschlechterte sich deutlich, so verkaufte er auch 1934 die Partitur des Wozzecks an die Library of Congress in Washington. Berg gelang es durch Hilfe von Erich und Ruth Kleiber die "Symphonischen Stücke aus der Oper Lulu" 1934 in Berlin aufzuführen, jedoch war Dirigent Kleiber anschließend heftiger Kritik ausgesetzt und legte sein Amt als Generalmusikdirektor der Berliner Oper wenige Tage später zurück. Im Ausland hingegen stießen die Symphonischen Stücke auf große Resonanz.

1935 gab der amerikanischen Geiger Louis Krasner ein Violinkonzert bei Berg in Auftrag. In wenigen Monaten beendete Berg dieses Werk, das durch den Tod von Manon Gropius, der Tochter Alma Mahlers, maßgeblich beeinflusst wurde.

In der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember 1935 starb Alban Berg an einer Sepsis nach einer Blutvergiftung, die durch Furunkulose ausgelöst wurde. Am Morgen des 24. Dezembers nahm Anna Mahler die Totenmaske ab. Die Beisetzung, bei der Ernst Krenek die Grabrede hielt, fand am 28. Dezember statt.

Alban Berg wird oft als "Romantiker" der Wiener Schule der Moderne bezeichnet. Zunächst geprägt durch Mahler und die Spätromantik, wurde er von Schönberg beeinflusst und widmete sich der freien Tonalität und der 12-Ton-Technik. Für Berg waren Ausdruck und der semantische Aspekt der Musik von zentraler Bedeutung - gleichzeitig war er auch von Numerologie fasziniert. Seine Werke sind trotz ihrer Vielschichtigkeit systematisch und analytisch streng durchdacht – ein Wesenszug, der sich auch in seinen schriftlichen Publikationen wiederfindet.

Quellen

Literatur

  • Kathryn Puffett / Barbara Schingnitz: Three men of letters. Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern 1906–1921. Wien: Hollitzer 2020
  • Constantin Flores: Alban Berg. Music as autobiography. Translated by Ernest Bernhardt-Kabisch. Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang 2014
  • Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990
  • Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830–1930. 1. November 1990 bis 20. Jänner 1991. [Wien]: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138), S. 112 f. (Künstlerwohnung)
  • Neues zu Leben und Werk von Alban Berg. In: Österreichische Musikzeitschrift 44 (1989), Heft 12
  • Susanne Rode: Alban Berg und Karl Kraus. Zur geistigen Biographie des Komponisten der „Lulu“ Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang 1988 (Europäische Hochschulschriften, 36)
  • Erich Alban Berg [Bergs Neffe]: Der unverbesserliche Romantiker. Alban Berg 1885–1935. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1985
  • Willi Reich: Alban Berg. Leben und Werk. München [u.a.]: Piper 1985
  • Musik um 1900. Wo finde ich Berg, Wolf, Brahms, Bruckner, Mahler, Strauss, Schönberg, Zemlinsky, Hauer, Webern? Leben und Werk, Gedenk- und Wirkungsstätten, Museen und Sammlungen in Wien. Wien: Brandstätter 1984, S. VIII/l ff.
  • Alban Berg (1885-1935). Klassiker der Musik des 20. Jahrhunderts. 9. Februar 1985: 100. Geburtstag, 24. Dezember 1985: 50. Todestag. Hg. vom Bundespressedienst Wien. Wien: Bundespressedienst 1984
  • Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 13), S. 18 (Haus Weidmann), S. 54 (Gedenktafel)
  • Rosemary Hilmar: Alban Berg. Leben und Wirken in Wien bis zu seinen ersten Erfolgen als Komponist. In: Wiener Musikwissenschaftliche Beiträge 10 (1978)
  • Rudolf Stephan: Zur Würdigung Alban Bergs. In: Österreichische Musikzeitschrift 35 (1980), S. 204 ff.
  • Walter Szmolyan: Helene Bergs Vermächtnis. In: Österreichische Musikzeitschrift 32 (1977), S. 169 ff.
  • Heinz Schöny: Dodekaphonik in genealogischer Sicht. In: Genealogie 18 (1969), S. 136 f.
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 12. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1957
  • Hans Ferdinand Redlich: Alban Berg. Versuch einer Würdigung. Wien [u.a.]: Universal Edition 1957
  • Willi Reich: Alban Berg. Mit Bergs eigenen Schriften und Beiträgen von Theodor Wiesengrund-Adorno und Ernst Krenek. Wien [u.a.]: Reichner 1937


Alban Berg im im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks