Ludwig August Frankl

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Ludwig August Frankl
Daten zur Person
Personenname Frankl, Ludwig August
Abweichende Namensform Frankl von Hochwart, Ludwig August; Frankl-Hochwart, Ludwig August von
Titel Ritter, Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 23354
GND 116718234
Wikidata Q555907
Geburtsdatum 3. Februar 1810
Geburtsort Chrast, Böhmen (Tschechische Republik)
Sterbedatum 12. März 1894
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Arzt, Journalist, Schriftsteller, Philanthrop
Parteizugehörigkeit
Ereignis Revolution 1848
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Akademische Legion, Revolution 1848
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 23.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 14. März 1894
Friedhof Alter Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 5B, Reihe 35, Nummer 58
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname ludwigaugustfrankl.jpg
Bildunterschrift Ludwig August Frankl
  • 1., Opernring 10 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Mitglied der Akademischen Legion (1848, bis: 1848)

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 1880)
  • Ehrenbürger der Stadt Genua (Verleihung: 1836)


Ludwig August Frankl Ritter von Hochwart (10. Dezember 1876 Ritter von Hochwart), * 3. Februar 1810 Chrast, Böhmen (Tschechische Republik), † 12. März 1894 Wien, Arzt, Journalist, Schriftsteller, Philanthrop.

Biografie

Frankl stammte aus einer kleinbürgerlichen jüdischen Familie in Böhmen; er war der älteste Sohn von Leopold Frankl und dessen Frau Therese, geb. Hermann. Er besuchte das Piaristengymnasium in Prag sowie das Lyceum in Litomischl (heute: Litomyšl, Tschechische Republik). Bereits zu diesem Zeitpunkt verfasste er Gedichte und Dramen. Ab 1828 studierte er Medizin in Wien und Padua, wo er 1837 zum Dr. med. promoviert wurde. Parallel dazu erschienen eigene Lieder und Gedichte, aber auch Übersetzungen etwa von Werken George Gordon Byrons. In jener Zeit knüpfte er auf Reisen auch Kontakte zu zeitgenössischen deutschen und italienischen Schriftstellern.

Statt den Arztberuf zu ergreifen, wurde er 1838 Sekretär und Archivar der Wiener Kultusgemeinde und wandte sich zugleich dem Journalismus zu. 1838 bis 1841 arbeitete er am "Österreichischen Wochenblatt" mit, 1842 gründete er die literarischen "Sonntagsblätter" (Zeitschrift für Literatur und Kunst) und gab sie bis 1848 selbst heraus. Im Revolutionsjahr 1848 gab Frankl zahlreiche aktuelle Publikationen heraus, darunter das berühmte Gedicht "Die Universität"; dieses erste zensurfreie Blatt wurde 27mal vertont. Frankl stand auf der Seite der demokratischen Revolutionäre und war Mitglied der Akademischen Legion.

In der Folge betätigte er sich als freier Schriftsteller und Journalist. 1851 wurde er Direktor des Musikvereins und Professor für Ästhetik. 1856 unternahm er eine Reise nach Palästina (Reisebeschreibung "Nach Palästina", 1858) und Ägypten (im Auftrag von Elise Herz von Lämel 1857 Gründung der Lämel-Schule in Jerusalem für Kinder "österreichischer Untertanen"). 1872 gründete er das Israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte im heutigen 19. Bezirk, errichtet von Wilhelm Stiassny (Eröffnung 1. Dezember), das bis 1938 bestand. 1873 war er Präsident des von ihm einberufenen und in Wien tagenden ersten Blindenlehrerkongresses. 1875 avancierte Frankl zum Vorsitzenden des Vorstands der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde. 1882 ging er als Sekretär der jüdischen Gemeinde Wiens in Pension.

Als Schriftsteller veröffentlichte er zahlreiche lyrische Werke (Gesamteditionen 1880 und 1890) sowie Dichterbiografien (er hinterließ biografische Mitteilungen über Amerling, Grillparzer, Hebbel, Lenau und Raimund). Als Präsident der Schillerstiftung besaß er ein Mitspracherecht bei der Errichtung einiger Denkmäler (Friedrich Schiller, Anastasius Grün). Ludwig August Frankl gründete und unterstützte mit großem Einsatz verschiedene Bibliotheken. Neben anderen Schriften verfasste er auch eine Arbeit über die "Inschriften des alten jüdischen Freithofs in Wien" (Israelitischer Friedhof Roßau, 9., Seegasse 9-11).

Dem Journalisten und Schriftsteller wurden zahlreiche Ehrungen zu teil, darunter die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien. Sein Grabmal in der Israelitischen Abteilung des Zentralfriedhofs (1. Tor; Breitpfeiler mit Lyra, Lorbeer und Buch) wurde von Johannes Benk gestaltet. Sein umfangreicher Nachlass (Werke, Briefe, Lebensdokumente, Sammlungen) befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Louise Hecht [Hg.]: Ludwig August Frankl (1810-1894). Eine jüdische Biographie zwischen Okzident und Orient. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2016
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 1. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1954, S. 347
  • Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 88 f.
  • Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982 (Studia Judaica Austriaca, 9), S. 209
  • Judentum in Wien. "Heilige Gemeinde Wien". Sammlung Max Berger. Historisches Museum der Stadt Wien, 12. November 1987 bis 5. Juni 1988. [Red.: Karl Albrecht-Weinberger ; Felicitas Heimann-Jelinek]. Wien: Museen d. Stadt Wien 1987 (Historisches Museum der Stadt Wien: Sonderausstellung, 108), S. 192
  • Sylvia Mattl-Wurm [Red.]: Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830 - 1930. Wien: Eigenverlag 1990 (Historisches Museum der Stadt Wien: Sonderausstellung, 138), Künstlerwohnung, S. 121 (1, Opernring 10)
  • Wolfgang Häusler: Das Judentum im Revolutionsjahr 1848. Eisenstadt: Österreichisches Jüdisches Museum 1974 (Studia Judaica Austriaca, 1), S. 34, Nr. 53
  • Eugen Wolbe: Ludwig August Frankl, der Dichter und Menschenfreund. Ein Lebensbild. Frankfurt a. M.: Kauffmann 1910
  • Nikolaus Vielmetti: Der Wiener jüdische Publizist Ludwig August Frankl und die Begründung der Lämelschule in Jerusalem 1856. In: Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte. Universität Tel-Aviv, Fakultät für Geisteswissenschaften, Forschungszentrum für Geschichte 4 (1975), S. 167-204
  • Stephanie Dollar: Die Sonntagsblätter von Ludwig August Frankl. 1842-1848. Dissertation Universität Wien. Wien 1932
  • Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 119
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 156
  • Richard Maria Werner: Ludwig August Frankl. Ein Erinnerungsblatt. In: Österreichisch-Ungarische Revue 9 (1894), 16. Band, 3. Heft, S. 165-185
  • Corinna Wolffhardt: Das Israelitische Blindeninstitut Hohe Warte. Ein historischer Abriß über Entstehen, Wirken und Einfluß auf das österreichische Blindenwesen. Diplomarbeit Universität Wien. Wien 1999
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 4: Egervári–Füchs. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1858
  • Literatur von und über Ludwig August Frankl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus

Weblinks