Franz Grillparzer

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"Der berühmte Poet Franz Grillparzer von ihm selbst gezeichnet und gestochen. Katty! o!"
Daten zur Person
Personenname Grillparzer, Franz
Abweichende Namensform
Titel Hofrat, DDr. hc.
Geschlecht männlich
PageID 27359
GND 118542192
Wikidata Q154438
Geburtsdatum 15. Jänner 1791
Geburtsort Wien
Sterbedatum 21. Jänner 1872
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Burgtheatergalerie, Währinger Ortsfriedhof, Gräberhain Schubertpark
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 29. Juli 1879
Friedhof Hietzinger Friedhof
Grabstelle Gruppe 13, Nummer 107 (ursprünglich am 24.01.1872 am Währinger Ortsfriedhof bestattet)
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Franz Grillparzer HIN-82387 0001.jpg
Bildunterschrift "Der berühmte Poet Franz Grillparzer von ihm selbst gezeichnet und gestochen. Katty! o!"
  • 1., Bauernmarkt 10 (Geburtsadresse)
  • 1., Spiegelgasse 21 (Sterbeadresse)
  • 1., Grünangergasse 10 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Direktor des Hofkammerarchivs (1932, bis: 1956)

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 29. Dezember 1863)
  • Großkreuz des Franz-Joseph-Ordens
  • Ritter des Leopold-Ordens

Arbeitszimmer von Franz Grillparzer im Hofkammerarchiv, 1941
Atelieraufnahme von Franz Grillparzer, um 1865
Wiener Schulkinder am Grab von Franz Grillparzer auf dem Hietzinger Friedhof, 1919

Grillparzer Franz, * 15. Jänner 1791 Wien, † 21. Jänner 1872 Wien (bestattet Währinger Ortsfriedhof, überführt auf den Hietzinger Friedhof, Grabstein im Gräberhain Schubertpark erhalten), Schriftsteller.

Grillparzers Arbeitszimmer im Seckauer Hof (Spiegelgasse 21).

Biografie

Franz Grillparzer kam als Sohn des Rechtsanwalts Dr. Wenzel Grillparzer (1760–1809) und dessen Gattin Anna Franziska (1767–1819) – sie war die Tochter des Juristen und Komponisten Christoph Sonnleithner – zur Welt.

Er besuchte von 1796 bis 1799 die Normalschule bei St. Anna und die der Piaristen in der Josefstadt als Privatist, ab der zweiten Klasse das Gymnasium bei St. Anna als öffentlicher Schüler (1799–1804). Von 1804 bis 1807 studierte er an der Universität Wien Philosophie, anschließend Staats- und Rechtswissenschaften (bis 1811). Nach dem Tod des Vaters 1809 musste Franz Grillparzer zum Lebensunterhalt der Familie beitragen, indem er Privatunterricht erteilte. 1812 nahm er eine Stelle bei Graf Seilern als Hauslehrer an, 1813 trat Grillparzer in den Staatsdienst ein. Zunächst arbeitete er als unbesoldeter Konzeptspraktikant an der Hofbibliothek, 1823 wurde er, nach Tätigkeiten in verschiedenen anderen staatlichen Ämtern, Hofkonzipist bei der Allgemeinen Hofkammer und von 1832 bis zu seiner Pensionierung als Hofrat (1856) Direktor des Hofkammerarchivs. Versuche, die Stelle des Direktors der Universitätsbibliothek zu erlangen (1844), blieben ohne Erfolg.

Franz Grillparzer, der schon in seiner Jugend dichtete, lernte 1816 zufällig den Burgtheater-Dramaturgen Joseph Schreyvogel kennen, der ihn förderte und zur Abfassung der "Ahnfrau" ermunterte (erfolgreiche Uraufführung am 31. Jänner 1817). 1818 ging sein zweites Drama, "Sappho", in Szene. In der Folge erhielt er eine fünfjährige Anstellung als Burgtheater-Dramatiker (Kontrakt 1. Mai 1818). 1819 beging seine Mutter Selbstmord und er unternahm daraufhin zur Ablenkung eine mehrmonatige Reise nach Italien. Das dort entstandene Gedicht "Ruinen des Campo Vaccino" brachte ihm erstmals Schwierigkeiten mit der Zensur.

1820 vollendete Grilllparzer die Trilogie "Das goldene Vließ" ("Der Gastfreund", "Die Argonauten", "Medea"; Uraufführung 1821), mit der er allerdings nicht den gewünschten Erfolg hatte. Zu "Medea" wurde er durch die Liebe zur Frau seines Vetters, Charlotte von Paumgartten († 1827), inspiriert; es war dies eine Leidenschaft, die er erst gänzlich mit Hilfe seiner "ewigen Braut" Katharina Fröhlich, die er im Winter 1820 im Geymüllerpalais (1, Wallnerstraße 8) kennengelernt hatte, überwand. Ihr setzte er in seinem ersten historischen Drama, "König Ottokars Glück und Ende" (1823, Uraufführung 1825), ein kleines Denkmal; die darin enthaltene "Hymne auf Österreich" wurde weltberühmt. Um einer neuerlichen unglücklichen Liebe zu entfliehen (Maria Katharina von Smolk-Smolenitz, die 1827 den Maler Moritz Michael Daffinger heiratete), unternahm Grillparzer 1826 eine entgegen seinen Erwartungen eher erfolglose Reise nach Deutschland, auf der er in Weimar mit Goethe zusammentraf. In den nächsten Jahren wurden seine Dramen "Ein treuer Diener seines Herrn" (1828), "Des Meeres und der Liebe Wellen" (1831) und "Der Traum ein Leben" (1834) uraufgeführt.

In den Jahren 1834 bis 1847 führten ihn verschiedene Reisen, bei denen er wichtige politische Einrichtungen und die geistigen Strömungen der westlichen Länder kennenlernte, nach Griechenland, Frankreich, Deutschland und in die Türkei. Nach dem Misserfolg seines Lustspiels "Weh dem, der lügt!" (1838) zog er sich zurück. Weitere Schwierigkeiten mit der österreichischen Zensur verstärkten seine Bitterkeit. 1848 ließ er sich für kurze Zeit von der Revolution beeinflussen, erkannte dann aber die Wichtigkeit der Armee als Stütze für das Vaterland an und verfasste ein Lobgedicht auf Feldmarschall Radetzky ("Glück auf, mein Feldherr").

Von 1849 bis zu seinem Tod lebte er bei den Schwestern Fröhlich (Grillparzer-Sterbehaus). Hier arbeitete er an seinen drei großen Altersdramen, deren Vernichtung er in seinem Testament verfügte. Diesem Wunsch wurde nicht entsprochen; zur Uraufführung gelangten "Ein Bruderzwist in Habsburg" 1872, "Die Jüdin von Toledo" 1873 und "Libussa" 1874. Grillparzer fasste nicht nur in seinen Dramen, sondern auch in den epischen Werken (unter anderem die Novellen "Das Kloster von Sendomir", 1828; "Der arme Spielmann", 1838) das gesellschaftliche klassisch-romantische Bildungsgut seiner Zeit zusammen. Aus seinen Tagebüchern kann man den bürgerlich-oppositionellen Zeit- und Kulturkritiker ablesen.

Grillparzer war Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Ehrendoktor der Universitäten Leipzig und Innsbruck, Ehrenmitglied des Schiller-Vereins in Leipzig, des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main, des Doktorenkollegiums der philosophischen Fakultät der Universität Wien und ab 1861 Mitglied des Herrenhauses. Am 5. Jänner 1864 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt.

Grillparzers Wohnadressen sind weitgehend bekannt. Er übersiedelte häufig und wohnte teilweise bei Verwandten. Gedenktafeln befinden sich an seinem Geburtshaus, dem Beethoven-Grillparzer-Haus sowie am Haus 1., Grünangergasse 12, in dessen Nebenhaus Grünangergasse 10 Grillparzer von 1800 bis 1812 gewohnt und Teile von "Libussa" und "Bruderzwist in Habsburg" geschrieben hat.

Ebenso wurden in Wien etliche Straßen und Gebäude nach ihm oder seinen Werken benannt (durch Eingemeindungen entstandene Doppelbenennungen wurden zurückgenommen): Grillparzerstraße (1), Grillparzergasse (17), Grillparzergasse (23, Atzgersdorf), Grillparzergasse (23, Liesing), Grillparzergasse (23, Mauer), Grillparzerstraße (22, Eßling), Grillparzerhof, Libussagasse, Medeagasse, Sapphogasse, Herogasse. Im Volksgarten erinnert das 1889 enthüllte Grillparzerdenkmal an den Dichter, in der Burgtheatergalerie die Grillparzerbüste von Viktor Tilgner.

Nach ihm benannt sind zudem der Grillparzerpreis, der Grillparzer-Ring (gestiftet vom Unterrichtsministerium) sowie die Grillparzer-Gesellschaft (1890 gegründete Vereinigung zur Grillparzer-Forschung und Pflege österreichischer Literatur). Gewürdigt wurde er des Weiteren mit der 100-Schilling-Banknote (1954), einer Briefmarke (1972), einer 20-Schilling-Münze (1991; Entwurf nach der Büste von Viktor Tilgner) und einem Numisbrief (1991). Sein Nachlass befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur (Auswahl)

  • Bernhard Fetz / Michael Hansel / Hannes Schweiger [Hg.]: Franz Grillparzer. Ein Klassiker für die Gegenwart. Wien: Zsolnay 2016 (Profile, 23)
  • Brigitte Prutti: Unglück und Zerstreuung. Autobiographisches Schreiben bei Franz Grillparzer. Aisthesis: Bielefeld 2016 (Aisthesis Essay, 44)
  • Brigitte Prutti: Grillparzers Welttheater. Modernität und Tradition. Bielefeld: Aisthesis 2012
  • Robert Pichl [Hg.]: Mit Franz Grillparzer ins dritte Jahrtausend. Wien: Löcker 2002 (Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft, 3)
  • Alessandra Schininà: "Ich wäre tot, lebt' ich mit dieser Welt". Franz Grillparzer in seinen Tagebüchern. St. Ingbert: Röhrig 2000 (Österreichische und internationale Literaturprozesse, 8)
  • Walter Seitter: Unzeitgemäße Aufklärung. Franz Grillparzers Philosophie. Wien: Turia & Kant 1991
  • Franz Grillparzer. Ein Beamter und Dichter. Ausstellung zum 200. Geburtstag, veranstaltet vom Bundesministerium für Finanzen. Wien 1991
  • Bundeskanzleramt der Republik Österreich [Hg.]: Franz Grillparzer. Finanzbeamter und Archivdirektor. Festschrift zum 200. Geburtstag. Berwang: Steiger 1991
  • Gerhard Fuchs: "Unser Grillparzer". Zur Grillparzer-Rezeption im Dritten Reich. In: Österreich in Geschichte und Literatur. Band 35. Wien: Institut für Österreichkunde / Graz: Stiasny 1991, S. 91 ff.
  • Heinz Politzer: Franz Grillparzer oder das abgründige Biedermeier. Wien / Darmstadt: Zsolnay 1990
  • Gerhard Scheit: Franz Grillparzer. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1989 (Rowohlts Monographien, 396)
  • Heinz Kindermann [Hg.]: Das Grillparzer-Bild des 20. Jahrhunderts. Festschrift der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum 100. Todestag von Franz Grillparzer. Wien / Köln / Graz: Böhlau 1972 (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philos.-hist. Klasse, Sitzungsberichte, 275)
  • Peter von Matt: Der Grundriss von Grillparzers Bühnenkunst. Zürich: Atlantis 1965 (Zürcher Beiträge zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte, 24)
  • Susanna Jauker: Die Uraufführungen der Dramen Franz Grillparzers auf dem Burgtheater. Diss. Univ. Wien. Wien 1962
  • Joachim Kaiser: Grillparzers dramatischer Stil. München: Hanser 1961
  • Marie Ebner-Eschenbach: Meine Erinnerungen an Grillparzer. Wien: Bergland-Verlag 1955 (Österreich-Reihe, 5)
  • Douglas Yates: Franz Grillparzer. A critical biography. Oxford: Blackwell 1946
  • Ernst Alker: Franz Grillparzer. Ein Kampf um Leben und Kunst. Marburg/Lahn: Elwert 1930 (Beiträge zur deutschen Literaturwissenschaft, 36)
  • Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft. Wien: Konegen 1891 ff.
  • Heinrich Laube: Franz Grillparzers Lebensgeschichte. Stuttgart: Cotta 1884


Literatur von und über Franz Grillparzer finden Sie im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks