Jaromir von Mundy

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Daten zur Person
Personenname Mundy, Jaromir von
Abweichende Namensform
Titel Freiherr, Dr. med., Univ.-Prof.
Geschlecht männlich
PageID 14430
GND 117610232
Wikidata Q87765
Geburtsdatum 3. Oktober 1822
Geburtsort Schloß Eichhorn, Mähren
Sterbedatum 23. August 1894
Sterbeort Wien
Beruf Offizier, Arzt, Philanthrop
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 25. August 1894
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 16
Ehrengrab Ehrengrab
  • 9., Harmoniegasse 3 (Wohnadresse)
  • 1., Stubenring 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Mundy Jaromir Freiherr von, * 3. Oktober 1822 Schloss Eichhorn, Mähren, † 23. August 1894 Wien (Selbstmord durch Ertränken; Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gr. 0, Nr. 16 [Porträtkopf von der Firma O. Langer]), Offizier, Arzt, Philanthrop.

Nach begonnenem Theologiestudium wandte sich Mundy dem Militärberuf zu (1843-1855) und nahm als Offizier an den Feldzügen der Jahre 1848 und 1849 teil. Er nahm als Hauptmann seinen Abschied, studierte in Würzburg Medizin, wurde nach vier Semestern zum Dr. med. promoviert und wandte sich der Nervenheilkunde zu. Im Feldzug 1859 reaktiviert, besuchte er in den folgenden Jahren zahlreiche europäische Nervenheilanstalten und hielt bis 1867 Vorträge über das von ihm vertretene System der Therapie von Nervenkranken. Nach 1866 bemühte er sich um eine Reorganisation des österreichischen Militärsanitätswesens und nahm als Delegierter des Reichskriegsministeriums an Kongressen und Kommissionen teil. 1870/1871 arbeitete er in Pariser Lazaretten und organisierte Verwundetentransporte. 1872 kam er nach Wien (Wohnung zuerst in 9, Harmoniegasse 3, später 1, Stubenring 1), wo er kurze Zeit als ao. Prof. des Militärsanitätswesens an der Universität Wien und auch am Josephinum lehrte. 1875 als Generalchefarzt für den Malteserorden fungierend, 1876/1877 im serbisch-türkischen Krieg Organisator vom Verein „Roter Halbmond" in Konstantinopel, schrieb Mundy zwischen 1875 und 1882 auch eine Reihe bedeutender Werke. Mit seinem Freund Theodor Billroth wirkte er an der Gründung des Rudolfinerhauses mit.

Sein Hauptverdienst liegt in der unter dem Eindruck der Ringtheaterkatastrophe über seine Initiative 1881 gemeinsam mit Hans Josef Wilczek und Eduard Lamezan erfolgten Gründung der „Wiener freiwilligen Rettungsgesellschaft". 1882 schrieb er ein Werk über „Die Militär-Sanitär-Zukunft", 1885/1886 nahm er in Serbien am serbisch-bulgarischen Krieg teil.

Mundydenkmal, Mundygasse.

Werke

  • Eine Denkschrift über die Irrenfrage in Mähren. Wien: Selbstverlag 1887
  • Kleiner Katechismus über die Nothwendigkeit und Möglichkeit einer radicalen Reform des Irrenwesens. Wien: Verlag der Wiener Freiwilligen Rettungs-Gesellschaft 1884
  • Der Transport von Kranken und Verletzten in grossen Städten. Wien: Reisser 1883
  • Die Militärsanität der Zukunft. Vortrag. Wien: Seidel 1882
  • Die freie Behandlung der Irren auf Landgütern. Wien: Seidel 1879
  • Studien über den Umbau und die Einrichtung von Güterwaggons zu Sanitätswaggons. Wien: Seidel 1875
  • Beiträge zur Reform des Sanitätswesens in Österreich. Wien: Gerold 1868

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Helmut Wyklicky: Über Jaromir Mundy und die Anfänge des ärztlichen Rettungsdienstes in Wien 1881-1894. In: Wiener medizinische Wochenschrift 105 (1955), S. 1030 f.
  • Helmut Wyklicky: Mundy, einer der „letzten Philanthropen großen Stils". In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer 18 (1972), S. 1006 ff.
  • Helmut Wyklicky: Die Bedeutung Jaromir Mundys für die Stadt Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 21 (1966), S. 15 ff.
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 287 ff.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Österr. Ingenieur- und Architekten-Verein. Redig. von Paul Kortz. Band 2: Hochbauten, Architektur und Plastik. Wien: Gerlach & Wiedling 1906, S. 284 f.
  • Heinrich Charas: Jaromir Mundy †. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift 39 (1894), S. 766-767
  • Siegfried Kirchberger: Lebensbilder hervorragender österreich-ungarischer Militär- und Marineärzte. Wien [u.a.]: Šafář 1913 (Militärärztliche Publikationen, 150), S. 134 ff.
  • Paul Slezak: Geschichte der österreichischen Sanitätsverwaltung. Wien [u.a.]: Urban & Schwarzenberg 1956, Register
  • Dr. Jaromir Mundy. Eine biographische Skizze. Leipzig: Eduard Heinrich Mayer 1889 (Zeitgenössische Bibliothek, 1)
  • Wiener klinische Wochenschrift 7 (1894), S. 663 f.
  • Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien: Böhlau 2007
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 9
  • Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 24
  • An Jaromir Mundy. Zum siebzigsten Geburtstag. In: Neue Freie Presse, 02.10.1892, S. 1

Weblinks