Erwin Ringel

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Erwin Ringel (1961)
Daten zur Person
Personenname Ringel, Erwin
Abweichende Namensform
Titel Dr. med. univ., Univ.Prof.
Geschlecht männlich
PageID 26862
GND 118601113
Wikidata Q89172
Geburtsdatum 27. April 1921
Geburtsort Temesvar
Sterbedatum 28. Juli 1994
Sterbeort Bad Kleinkirchheim
Beruf Psychiater, Individualpsychologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 25.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum 8. August 1994
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33 G, Nummer 3
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Erwinringel.jpg
Bildunterschrift Erwin Ringel (1961)

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Präsident der internationalen Vereinigung für Selbstmordverhütung (1960)
  • Präsident der Österreichischen Gesellschaft für klinische psychosomatische Medizin (1978)

  • Alfred Adler-Gedenkmedaille (Verleihung: 1984)
  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 19. April 1991, Übernahme: 3. Mai 1991)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 9. April 1986, Übernahme: 28. April 1986)
  • Ehrenzeichen der B'nai Brith Maimonides-Loge Wien (Übernahme: 25. Juni 1991)
  • Preis der Stadt Wien für Medizin (Verleihung: 24. Mai 1994, Übernahme: 16. November 1994)
  • Sachbuchpreis der Buchgemeinschaft Donauland (Übernahme: 5. November 1984)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 29. Juli 1986, Übernahme: 26. November 1986)
  • Dr. Karl Renner-Preis für Publizistik (Verleihung: 1961)

Ankündigung eines Vortrages mit Erwin Ringel im Wiener Konzerthaus (1986)
Erwin-Ringel-Denkmal auf dem Schlickplatz (2020)

Erwin Ringel, * 27. April 1921 Temesvar, Rumänien, † 28. Juli 1994 Bad Kleinkirchheim, Psychiater, Psychologe, Neurologe.

Biografie

Die Familie von Erwin Ringel siedelte 1926 von Hollabrunn nach Wien und bezog eine Wohnung in der Annagasse, Ringels Vater arbeitete als Pädagoge an der Lehrerbildungsanstalt in der Hegelgasse. Zwischen 1931 und 1938 besuchte Erwin Ringel das Akademische Gymnasium. Er war früh in der katholischen Jugend engagiert und nahm am 7. Oktober 1938 an der von Kardinal Theodor Innitzer ausgelösten Rosenkranz-Demonstration gegen den Nationalsozialismus auf dem Stephansplatz teil, worauf er von der Gestapo für kurze Zeit verhaftet wurde.

Nach der Matura begann Erwin Ringel 1939 in Wien ein Medizinstudium, das er 1946 mit Unterbrechung durch Frontdienst und Sanitätstätigkeit in der Rudolfstiftung mit der Promotion abschloss. Anschließend absolvierte er eine psychiatrische und neurologische Facharztausbildung bei Hans Hoff an der Psychiatrischen Universitätsklinik Wien.

Bereits 1948 engagierte sich der junge Mediziner in der Suizidprävention und rief mit Unterstützung der Caritas Wien das erste Selbstmordverhütungszentrum Europas ins Leben, welches bis heute als Kriseninterventionszentrum fortbesteht. Beginnend 1953 bis 1964 leitete er die Frauenabteilung der Psychiatrischen Universitätsklinik Wien und befasste sich wissenschaftlich hauptsächlich mit der psychosomatischen Medizin, welche damals in Ärztekreisen als Neuland galt.

Die Gründung der bis heute bestehenden Internationalen Vereinigung für Suizidprävention sowie des Österreichischen Vereins für Individualpsychologie (gemeinsam mit Walter Spiel und Kurt Baumgärtl) erfolgte 1960.

1968 wurde Erwin Ringel Extraordinarius (Habilitierung bereits 1961), 1981 Ordinarius. Damit verbunden war die Verwirklichung seines jahrelangen Strebens: die Integrierung des Faches Psychologie als Pflichtlehrveranstaltung in den medizinischen Studienplan. Ringels fundamentale Entdeckung während seiner langjährigen Forschungs- und Lehrtätigkeit ist das präsuizidale Syndrom, welches diagnostizieren zu können die wichtigste Voraussetzung erfolgreicher Selbstmordverhütung darstellt.

Für seine wissenschaftlich und gesamtgesellschaftlich relevanten Leistungen wurde Erwin Ringel vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Karl-Renner-Preis-der Stadt Wien (1961) und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1986).

1998 wurde der Erwin-Ringel-Park auf dem Schlickplatz in Alsergrund nach dem Mediziner benannt. 1999 entüllte man auf diesem Platz ein von Josef Zenzmaier geschaffenes Ringel-Denkmal.

Im Jahr 2000 gründeten die Österreichische Bundesregierung und die Stadt Wien die Stiftung Erwin-Ringel-Institut mit Sitz in Wien. Stiftungszweck ist die Erhaltung und Fortsetzung der wissenschaftlichen und sozialen Anliegen Erwin Ringels.

Werke

  • Erwin Ringel: Neue Untersuchungen zum Selbstmordproblem. Wien: Hollinek 1961
  • Erwin Ringel: Selbstschädigung durch Neurose. Wien: Herder 1973
  • Erwin Ringel: Das Selbstmordproblem bei Schnitzler. Salzburg: Otto Müller 1982
  • Erwin Ringel: Der fehlgeleitete Patient. Wien: Facultas Universitäts-Verlag 1983
  • Erwin Ringel: Die österreichische Seele. Wien: Böhlau 1984
  • Erwin Ringel: Religionsverlust durch religiöse Erziehung; gemeinsam mit Alfred Kirchmayr. Wien: Herder 1985
  • Erwin Ringel: Die Kärntner Seele. Klagenfurt: Hermagoras 1988
  • Erwin Ringel: Medizinische Psychologie. Wien: Facultas Universitäts-Verlag 1988
  • Erwin Ringel: Unbewußt – höchste Lust. Die Oper als Spiegelbild des Lebens. Wien: Kremayr & Scheriau 1990

Literatur

  • Edith Glatz: Ein Psychiater als Leser von Dichtung. In: Lesen.heute.Perspektiven. Innsbruck / Wien: Studien-Verlag 2010
  • Edith Glatz: Die Funktion des literarischen Zitats im psychiatrischen Werk von Erwin Ringel. Würzburg: Königshausen & Neumann 2006
  • Peter Huemer: Der Zorn des Erwin Ringel. In: Heimat, Lügen, Literatur. Texte zur gegenwärtigen Befindlichkeit. Wien: Der Apfel 2006, S. 146 f.
  • Ludwig Adamovich / Angela Ringel [Hg.]: Österreichs verwundete Seele. 20 Jahre nach Erwin Ringel. Wien: Kremayr & Scheriau 2005
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 87
  • Ulrich Kropiunigg [Hg.]: Erwin Ringel. Die wichtigsten Schriften. Mit Kommentaren von seinen Schülern, Freunden und Weggefährten. Wien [u. a.]: Ueberreuter 1991
  • [Joseph] Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1987
  • Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1980/1981. Wien: Selbstverlag der Universität 1980/1981, S. 123 f.
  • Handschriften-Sammlung im Institut für Geschichte der Medizin Universität Wien (Lebenslauf, Werkverzeichnis)


Erwin Ringel im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks