Brauhäuser: Unterschied zwischen den Versionen
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Schon Anfang 13. Jahrhundert wurde in Wien [[Bier]] getrunken, doch erfolgte die Zubereitung anfangs in den Haushalten. Als erste namentlich bekannte Wiener im Braugewerbe werden 1212 ein Herr Ebro, der Bier nach Wien einführen durfte, 1233 ein Herr Otto Prew als Zeuge in einem Grundstückskauf und 1391 als wahrscheinlich erster [[Brauer]] ein Ebro praxator genannt. In der [[Stadtverfassung]] von [[Albrecht II. (Österreich)|Albrecht II.]] wird 1340 erstmals das Wort „Bier“ erwähnt. 1380 wurde mit Rücksicht auf den Schaden, den viele [[Wein|Weingartenbesitzer]] durch den wachsenden Bierkonsum erlitten, das uneingeschränkte Brauen und Ausschenken des Biers verboten, von [[Herzog]] [[Albrecht III. (Österreich)|Albrecht III.]] in ein landesfürstliches Monopol (Bierbrau- und Schankmonopol) umgewandelt und als Lehen vergeben. Das erste gewerbsmäßig betriebene [[Brauhaus des Bürgerspitals|Brauhaus]] stand in der [[Weidenstraße (1)|Weidenstraße]] vor dem [[Widmertor]].<ref>Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Band VI 1926, S.1-3.</ref> | Schon Anfang 13. Jahrhundert wurde in Wien [[Bier]] getrunken, doch erfolgte die Zubereitung anfangs in den Haushalten. Als erste namentlich bekannte Wiener im Braugewerbe werden 1212 ein Herr Ebro, der Bier nach Wien einführen durfte, 1233 ein Herr Otto Prew als Zeuge in einem Grundstückskauf und 1391 als wahrscheinlich erster [[Brauer]] ein Ebro praxator genannt. In der [[Stadtverfassung]] von [[Albrecht II. (Österreich)|Albrecht II.]] wird 1340 erstmals das Wort „Bier“ erwähnt. 1380 wurde mit Rücksicht auf den Schaden, den viele [[Wein|Weingartenbesitzer]] durch den wachsenden Bierkonsum erlitten, das uneingeschränkte Brauen und Ausschenken des Biers verboten, von [[Herzog]] [[Albrecht III. (Österreich)|Albrecht III.]] in ein landesfürstliches Monopol (Bierbrau- und Schankmonopol) umgewandelt und als Lehen vergeben. Das erste gewerbsmäßig betriebene [[Brauhaus des Bürgerspitals|Brauhaus]] stand in der [[Weidenstraße (1)|Weidenstraße]] vor dem [[Widmertor]].<ref>Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Band VI 1926, S.1-3.</ref> | ||
− | + | ==Das Brauhaus des Bürgerspitals== | |
1382 wurde vom „[[Brauer|Preuer]]“ Johannes ein Brauhaus gegründet, 1400 vom [[Spitalmeister]] des [[Bürgerspital|Bürgerspitals]] Hans Zink erworben und kam über seinen Nachfolger Stephan Kraft 1432 direkt an das Bürgerspital, welches dadurch innerhalb des Wiener [[Burgfried|Burgfrieds]] ein Monopol auf Bierbrauerei und Bierausschank erlangte. Den Ausschank im Bierhaus des [[Spital|Spitals]] besorgte der so genannte [[Bierleutgeb]]. Das [[Bürgerspital vor dem Kärntnertor]] sowie das Brauhaus wurden im Zuge der [[Erste Osmanische Belagerung (1529)|Ersten Osmanische Belagerung (1529)]] zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im neuen Bürgerspital im [[Klarakloster|St. Clara-Kloster]] am [[Schweinemarkt (1)|Schweinemarkt]] entstand erst 1537 ein neues Brauhaus. Zu seiner Unterbringung wurde im Spital ein eigener Trakt eingerichtet. Bis 1652 wurden drei [[Zweigbrauhäuser des Bürgerspitals|Zweigbrauereien]] im [[Brauhaus im Unteren Werd|Unteren Werd]], in der [[Brauhaus in der Heiligengeistmühle (Spitalmühle) vor dem Kärntnertor|Heiligengeistmühle]] und in [[Brauhaus St. Marx|St. Marx]] errichtet. Als das Bürgerspital 1783-1790 zu einem Zinshaus umgebaut wurde ([[Bürgerspitalzinshaus]]), wurde der Braubetrieb eingestellt. Ende 1789 wurde das Brauhaus demoliert und durch einen zum Bürgerspitalzinshaus gehörenden vierstöckigen Wohnhaustrakt ersetzt, der gegen die [[Augustinerbastei]] hin lag. | 1382 wurde vom „[[Brauer|Preuer]]“ Johannes ein Brauhaus gegründet, 1400 vom [[Spitalmeister]] des [[Bürgerspital|Bürgerspitals]] Hans Zink erworben und kam über seinen Nachfolger Stephan Kraft 1432 direkt an das Bürgerspital, welches dadurch innerhalb des Wiener [[Burgfried|Burgfrieds]] ein Monopol auf Bierbrauerei und Bierausschank erlangte. Den Ausschank im Bierhaus des [[Spital|Spitals]] besorgte der so genannte [[Bierleutgeb]]. Das [[Bürgerspital vor dem Kärntnertor]] sowie das Brauhaus wurden im Zuge der [[Erste Osmanische Belagerung (1529)|Ersten Osmanische Belagerung (1529)]] zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im neuen Bürgerspital im [[Klarakloster|St. Clara-Kloster]] am [[Schweinemarkt (1)|Schweinemarkt]] entstand erst 1537 ein neues Brauhaus. Zu seiner Unterbringung wurde im Spital ein eigener Trakt eingerichtet. Bis 1652 wurden drei [[Zweigbrauhäuser des Bürgerspitals|Zweigbrauereien]] im [[Brauhaus im Unteren Werd|Unteren Werd]], in der [[Brauhaus in der Heiligengeistmühle (Spitalmühle) vor dem Kärntnertor|Heiligengeistmühle]] und in [[Brauhaus St. Marx|St. Marx]] errichtet. Als das Bürgerspital 1783-1790 zu einem Zinshaus umgebaut wurde ([[Bürgerspitalzinshaus]]), wurde der Braubetrieb eingestellt. Ende 1789 wurde das Brauhaus demoliert und durch einen zum Bürgerspitalzinshaus gehörenden vierstöckigen Wohnhaustrakt ersetzt, der gegen die [[Augustinerbastei]] hin lag. | ||
[[Datei:Barockes Wien 96 Klarakirche 1724 Brauhaustrakt.jpg|390px|thumb|right|Der Brauhaustrakt im [[Bürgerspital (Haupthaus)|Haupthaus des Bürgerspitals]] befand sich direkt neben der [[Bürgerspitalkirche]] (St. Clara), 1724]] | [[Datei:Barockes Wien 96 Klarakirche 1724 Brauhaustrakt.jpg|390px|thumb|right|Der Brauhaustrakt im [[Bürgerspital (Haupthaus)|Haupthaus des Bürgerspitals]] befand sich direkt neben der [[Bürgerspitalkirche]] (St. Clara), 1724]] | ||
− | + | ==Brauhäuser in den Vorstädten und Vororten== | |
Da das Monopol des Bürgerspitals nicht für [[Grundherrschaft|Grundherrschaften]] galt, entstanden innerhalb des Wiener [[Burgfried|Burgfrieds]] im 16. Jahrhundert in [[Margaretner Brauhaus|Margareten]], [[Hundsturmer Brauhaus|Hundsturm]] und [[Gumpendorfer Brauhaus|Gumpendorf]] sowie am Ende des 17. Jahrhunderts im [[Lichtentaler Brauhaus|Lichtental]] weitere Brauereien. Dazu kam eine kurzfristig tätige Klosterbrauerei in [[Theobaldkirche|St. Theobald]] am Ende des 15. Jahrhundert. Im [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] bestand das Monopol nur mehr pro forma und so kamen in der [[Vorstädte|Vorstadt]] [[Landstraße (Vorstadt)|Landstraße]] ([[Brauerei Neuling]]) und für einige Jahre auf der [[Wieden (Vorstadt)|Wieden]] ([[Brauhaus auf der Wieden]]) noch zwei Brauereien dazu. | Da das Monopol des Bürgerspitals nicht für [[Grundherrschaft|Grundherrschaften]] galt, entstanden innerhalb des Wiener [[Burgfried|Burgfrieds]] im 16. Jahrhundert in [[Margaretner Brauhaus|Margareten]], [[Hundsturmer Brauhaus|Hundsturm]] und [[Gumpendorfer Brauhaus|Gumpendorf]] sowie am Ende des 17. Jahrhunderts im [[Lichtentaler Brauhaus|Lichtental]] weitere Brauereien. Dazu kam eine kurzfristig tätige Klosterbrauerei in [[Theobaldkirche|St. Theobald]] am Ende des 15. Jahrhundert. Im [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] bestand das Monopol nur mehr pro forma und so kamen in der [[Vorstädte|Vorstadt]] [[Landstraße (Vorstadt)|Landstraße]] ([[Brauerei Neuling]]) und für einige Jahre auf der [[Wieden (Vorstadt)|Wieden]] ([[Brauhaus auf der Wieden]]) noch zwei Brauereien dazu. | ||
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[[Datei:Brauhaus St. Marx.jpg|390px|thumb|right|Bier-Brauerei [[St. Marx]].]] | [[Datei:Brauhaus St. Marx.jpg|390px|thumb|right|Bier-Brauerei [[St. Marx]].]] | ||
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Die wahrscheinlich größte Brauhausdichte in der Monarchie gab es im Südosten Wiens in der Region um [[Schwechat]]. Allein in dieser Stadt gab es 1632 bereits drei [[Kleinbrauereien in der Stadt Schwechat|Brauhäuser]], die später nach ihren Besitzern [[Figdor Brauhaus|Figdor]], [[Mayerische Dominikal- oder Popper-Brauhaus|Popper]] und [[Tüncz Brauhaus im nachmaligen Ochsenwirtshaus|Tüncz/Haukh]] benannt wurden. Dazu kam noch in diesem Jahr [[Schwechater Brauerei|Klein-Schwechat]] hin, das rund 200 Jahre später unter [[Anton Dreher der Ältere|Anton Dreher senior]] das größte des europäischen Kontinents werden sollte. Trotzdem wurde in dieser Stadt noch 1903 das spätere [[Brauhaus der Stadt Wien|Stadtbräuhaus]] gegründet. Rund um Schwechat entstanden zwischen 1590 und 1650 weitere neun [[Kleinbrauereien im Bezirk Schwechat|Brauhäuser]], und zwar in [[Brauerei Himberg|Himberg]], [[Schlossbrauerei Leopoldsdorf|Leopoldsdorf]], [[Schlossbrauerei Ebergassing|Ebergassing]], [[Schlossbrauerei Schwadorf|Schwadorf]], [[Schlossbrauerei Oberlanzendorf|Oberlanzendorf]], [[Brauhaus Zwölfaxing|Zwölfaxing]], [[Herrschaftliche Landgutbrauerei Freyenthurn in Mannswörth|Mannswörth]], [[Brauereien in Fischamend|Fischamend]] und [[Herrschaftsbrauerei Gramatneusiedl|Gramatneusiedl]] sowie nördlich der [[Donau]] in [[ Brauereien in Großenzersdorf|Groß-Enzersdorf]]. | Die wahrscheinlich größte Brauhausdichte in der Monarchie gab es im Südosten Wiens in der Region um [[Schwechat]]. Allein in dieser Stadt gab es 1632 bereits drei [[Kleinbrauereien in der Stadt Schwechat|Brauhäuser]], die später nach ihren Besitzern [[Figdor Brauhaus|Figdor]], [[Mayerische Dominikal- oder Popper-Brauhaus|Popper]] und [[Tüncz Brauhaus im nachmaligen Ochsenwirtshaus|Tüncz/Haukh]] benannt wurden. Dazu kam noch in diesem Jahr [[Schwechater Brauerei|Klein-Schwechat]] hin, das rund 200 Jahre später unter [[Anton Dreher der Ältere|Anton Dreher senior]] das größte des europäischen Kontinents werden sollte. Trotzdem wurde in dieser Stadt noch 1903 das spätere [[Brauhaus der Stadt Wien|Stadtbräuhaus]] gegründet. Rund um Schwechat entstanden zwischen 1590 und 1650 weitere neun [[Kleinbrauereien im Bezirk Schwechat|Brauhäuser]], und zwar in [[Brauerei Himberg|Himberg]], [[Schlossbrauerei Leopoldsdorf|Leopoldsdorf]], [[Schlossbrauerei Ebergassing|Ebergassing]], [[Schlossbrauerei Schwadorf|Schwadorf]], [[Schlossbrauerei Oberlanzendorf|Oberlanzendorf]], [[Brauhaus Zwölfaxing|Zwölfaxing]], [[Herrschaftliche Landgutbrauerei Freyenthurn in Mannswörth|Mannswörth]], [[Brauereien in Fischamend|Fischamend]] und [[Herrschaftsbrauerei Gramatneusiedl|Gramatneusiedl]] sowie nördlich der [[Donau]] in [[ Brauereien in Großenzersdorf|Groß-Enzersdorf]]. | ||
Nicht so zahlreich waren die Brauhäuser in den Gemeinden südlich und westlich von Wien. Im 16. Jahrhundert wurden Betriebe in [[Herrschaftsbrauerei Gaaden|Gaaden]] und [[Perchtoldsdorfer Brauhaus|Perchtoldsdorf]], im 17. Jahrhundert in Biedermannsdorf, [[Brauereien in Klosterneuburg|Klosterneuburg]], Achau und Gablitz, im 18. Jahrhundert in [[Austria Brauerei|Neudorf]] und [[Brunner Brauhaus|Brunn]] sowie im 19. Jahrhundert in [[Mödlinger Brauhaus|Mödling]] und eine zweite in [[Brauereien in Klosterneuburg|Klosterneuburg]] errichtet. Auch diese Brauhäuser existierten zum Teil nur wenige Jahre bzw. mussten im 19. Jahrhundert den Wiener Großbrauereien weichen. Im Wiener Umland gab es 1700 17, im Jahr 1800 19, im Jahr 1900 vier Brauhäuser und nach 1945 nur mehr Schwechat und das Stadtbräu in der gleichen Stadt.<ref>Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert, Wien: Löcker 2014, S. 24-27; Christian M. Springer; Alfred Paleczny; Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Löcker 2017, S. 17-26; Alfred Paleczny; Christian M. Springer, Andreas Urban: Geschichte der Schwechater Brauerei. Wien: Löcker 2021, S. 32-36.</ref> | Nicht so zahlreich waren die Brauhäuser in den Gemeinden südlich und westlich von Wien. Im 16. Jahrhundert wurden Betriebe in [[Herrschaftsbrauerei Gaaden|Gaaden]] und [[Perchtoldsdorfer Brauhaus|Perchtoldsdorf]], im 17. Jahrhundert in Biedermannsdorf, [[Brauereien in Klosterneuburg|Klosterneuburg]], Achau und Gablitz, im 18. Jahrhundert in [[Austria Brauerei|Neudorf]] und [[Brunner Brauhaus|Brunn]] sowie im 19. Jahrhundert in [[Mödlinger Brauhaus|Mödling]] und eine zweite in [[Brauereien in Klosterneuburg|Klosterneuburg]] errichtet. Auch diese Brauhäuser existierten zum Teil nur wenige Jahre bzw. mussten im 19. Jahrhundert den Wiener Großbrauereien weichen. Im Wiener Umland gab es 1700 17, im Jahr 1800 19, im Jahr 1900 vier Brauhäuser und nach 1945 nur mehr Schwechat und das Stadtbräu in der gleichen Stadt.<ref>Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert, Wien: Löcker 2014, S. 24-27; Christian M. Springer; Alfred Paleczny; Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Löcker 2017, S. 17-26; Alfred Paleczny; Christian M. Springer, Andreas Urban: Geschichte der Schwechater Brauerei. Wien: Löcker 2021, S. 32-36.</ref> | ||
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Im 19. Jahrhundert veränderten sich die Produktionszahlen der jeweils 10 größten Wiener Brauhäuser erheblich. Der Gesamtausstoß aller Brauhäuser in Wien und seinem Umland veränderte sich zwischen 1837 und 1900 von rund 800.000 auf weit über 3 Millionen Hektoliter. Die Produktionszahlen der jeweils 10 größten Wiener Brauhäuser veränderten sich wie folgt (Angaben in 1000 Hektoliter): | Im 19. Jahrhundert veränderten sich die Produktionszahlen der jeweils 10 größten Wiener Brauhäuser erheblich. Der Gesamtausstoß aller Brauhäuser in Wien und seinem Umland veränderte sich zwischen 1837 und 1900 von rund 800.000 auf weit über 3 Millionen Hektoliter. Die Produktionszahlen der jeweils 10 größten Wiener Brauhäuser veränderten sich wie folgt (Angaben in 1000 Hektoliter): | ||
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Version vom 17. Januar 2024, 17:07 Uhr
Der Begriff Brauerei beschreibt ein Gebäude zur Herstellung von Bier sowie das Unternehmen, welches das Bier herstellt und verkauft. In Kombination mit einer Gaststätte wird es als Brauhaus bezeichnet, hier wird vornehmlich das brauereieigene Bier serviert.
Inhalt: |
Anfänge
Schon Anfang 13. Jahrhundert wurde in Wien Bier getrunken, doch erfolgte die Zubereitung anfangs in den Haushalten. Als erste namentlich bekannte Wiener im Braugewerbe werden 1212 ein Herr Ebro, der Bier nach Wien einführen durfte, 1233 ein Herr Otto Prew als Zeuge in einem Grundstückskauf und 1391 als wahrscheinlich erster Brauer ein Ebro praxator genannt. In der Stadtverfassung von Albrecht II. wird 1340 erstmals das Wort „Bier“ erwähnt. 1380 wurde mit Rücksicht auf den Schaden, den viele Weingartenbesitzer durch den wachsenden Bierkonsum erlitten, das uneingeschränkte Brauen und Ausschenken des Biers verboten, von Herzog Albrecht III. in ein landesfürstliches Monopol (Bierbrau- und Schankmonopol) umgewandelt und als Lehen vergeben. Das erste gewerbsmäßig betriebene Brauhaus stand in der Weidenstraße vor dem Widmertor.[1]
Das Brauhaus des Bürgerspitals
1382 wurde vom „Preuer“ Johannes ein Brauhaus gegründet, 1400 vom Spitalmeister des Bürgerspitals Hans Zink erworben und kam über seinen Nachfolger Stephan Kraft 1432 direkt an das Bürgerspital, welches dadurch innerhalb des Wiener Burgfrieds ein Monopol auf Bierbrauerei und Bierausschank erlangte. Den Ausschank im Bierhaus des Spitals besorgte der so genannte Bierleutgeb. Das Bürgerspital vor dem Kärntnertor sowie das Brauhaus wurden im Zuge der Ersten Osmanische Belagerung (1529) zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im neuen Bürgerspital im St. Clara-Kloster am Schweinemarkt entstand erst 1537 ein neues Brauhaus. Zu seiner Unterbringung wurde im Spital ein eigener Trakt eingerichtet. Bis 1652 wurden drei Zweigbrauereien im Unteren Werd, in der Heiligengeistmühle und in St. Marx errichtet. Als das Bürgerspital 1783-1790 zu einem Zinshaus umgebaut wurde (Bürgerspitalzinshaus), wurde der Braubetrieb eingestellt. Ende 1789 wurde das Brauhaus demoliert und durch einen zum Bürgerspitalzinshaus gehörenden vierstöckigen Wohnhaustrakt ersetzt, der gegen die Augustinerbastei hin lag.
Brauhäuser in den Vorstädten und Vororten
Da das Monopol des Bürgerspitals nicht für Grundherrschaften galt, entstanden innerhalb des Wiener Burgfrieds im 16. Jahrhundert in Margareten, Hundsturm und Gumpendorf sowie am Ende des 17. Jahrhunderts im Lichtental weitere Brauereien. Dazu kam eine kurzfristig tätige Klosterbrauerei in St. Theobald am Ende des 15. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert bestand das Monopol nur mehr pro forma und so kamen in der Vorstadt Landstraße (Brauerei Neuling) und für einige Jahre auf der Wieden (Brauhaus auf der Wieden) noch zwei Brauereien dazu.
Auch in den Vororten gab es zahlreiche Brauereien. Die älteste dürfte im 14. Jahrhundert in Hernals gegründet, aber bald wieder geschlossen worden sein. An der Wende vom 16. zum 17.Jahrhundert wurden Brauereien in Simmering, Kaiserebersdorf, Hütteldorf und auf dem Schellenhof gegründet, bevor es am Ende des 18. bzw. am Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer Gründungswelle kam. Innerhalb von 100 Jahren entstanden in Jedlesee, Fünfhaus, Hernals, Gaudenzdorf, Grinzing, Nußdorf, Ottakring, Penzing, Rustendorf, Währing, Oberdöbling, Liesing, Neu-Erlaa, Rodaun, Aspern und Floridsdorf (Brauerei Zum St. Georg) 16 Brauhäuser, die aber in manchen Fällen keine lange Betriebsdauer hatten. Insgesamt gab es 1700 innerhalb der heutigen Wiener Grenzen 10, im Jahr 1800 17, im Jahr 1900 12 Brauhäuser und nach 1945 nur mehr Liesing, Ottakring und Nußdorf.
Zwischen 1840 und 1845 erfolgte in Wien eine „Bierrevolution“, die von Anton Dreher senior in Schwechat und Adolf Ignaz Mautner in St. Marx ausgelöst wurde. Anstelle des bis dahin meist obergärig gebrauten Bieres, produzierten diese beiden ein erstmals nach modernen wissenschaftlichen Verfahren untergäriges Bier, das als Wiener Lagerbier bald Weltruf errang.
Brauhäuser im Wiener Umland
Die wahrscheinlich größte Brauhausdichte in der Monarchie gab es im Südosten Wiens in der Region um Schwechat. Allein in dieser Stadt gab es 1632 bereits drei Brauhäuser, die später nach ihren Besitzern Figdor, Popper und Tüncz/Haukh benannt wurden. Dazu kam noch in diesem Jahr Klein-Schwechat hin, das rund 200 Jahre später unter Anton Dreher senior das größte des europäischen Kontinents werden sollte. Trotzdem wurde in dieser Stadt noch 1903 das spätere Stadtbräuhaus gegründet. Rund um Schwechat entstanden zwischen 1590 und 1650 weitere neun Brauhäuser, und zwar in Himberg, Leopoldsdorf, Ebergassing, Schwadorf, Oberlanzendorf, Zwölfaxing, Mannswörth, Fischamend und Gramatneusiedl sowie nördlich der Donau in Groß-Enzersdorf.
Nicht so zahlreich waren die Brauhäuser in den Gemeinden südlich und westlich von Wien. Im 16. Jahrhundert wurden Betriebe in Gaaden und Perchtoldsdorf, im 17. Jahrhundert in Biedermannsdorf, Klosterneuburg, Achau und Gablitz, im 18. Jahrhundert in Neudorf und Brunn sowie im 19. Jahrhundert in Mödling und eine zweite in Klosterneuburg errichtet. Auch diese Brauhäuser existierten zum Teil nur wenige Jahre bzw. mussten im 19. Jahrhundert den Wiener Großbrauereien weichen. Im Wiener Umland gab es 1700 17, im Jahr 1800 19, im Jahr 1900 vier Brauhäuser und nach 1945 nur mehr Schwechat und das Stadtbräu in der gleichen Stadt.[2]
Tabelle Produktionszahlen
Im 19. Jahrhundert veränderten sich die Produktionszahlen der jeweils 10 größten Wiener Brauhäuser erheblich. Der Gesamtausstoß aller Brauhäuser in Wien und seinem Umland veränderte sich zwischen 1837 und 1900 von rund 800.000 auf weit über 3 Millionen Hektoliter. Die Produktionszahlen der jeweils 10 größten Wiener Brauhäuser veränderten sich wie folgt (Angaben in 1000 Hektoliter):
1837 | 1900 | ||
---|---|---|---|
Jedlesee | 63 | Schwechat | 630 |
Hundsturm | 42 | St. Marx | 505 |
Lichtental | 38 | Liesing | 361 |
Neuling | 35 | Nußdorf | 229 |
Hütteldorf | 34 | Ottakring | 226 |
Simmering | 32 | Hütteldorf | 181 |
Gaudenzdorf | 31 | Simmering | 176 |
Ottakring | 31 | Schellenhof | 136 |
Nußdorf | 31 | Jedlesee | 127 |
Margareten | 30 | Ober-Döbling | 87 |
Der Gesamtausstoß aller Brauhäuser in Wien und seinem Umland stieg zwischen 1837 und 1900 von rund 800.000 auf weit über 3 Millionen Hektoliter.[3]
In der Folge sank die Zahl der Brauereien durch Konzentrationsprozesse in der Brauindustrie beträchtlich. 1929 gab es in Wien 20 Brauereien, 1983 nur noch zwei. In jüngerer Zeit lässt sich ein entgegengesetzter Trend feststellen. Nicht zuletzt aufgrund der Craft-Beer-Welle entstanden in Wien im 21. Jahrhundert auch zahlreiche Kleinbrauereien.
Karte
Karte der im Wien Geschichte Wiki verzeichneten Brauhäuser bzw. Brauereien in Wien und im Wiener Umland.
- Nicht mehr bestehende Brauhäuser bzw. Brauereien
- Noch bestehende Brauhäuser bzw. Brauereien
Bilder
Siehe auch
- Bier
- Bierzeiger
- Bierführer
- Brauherren
- Brauherrenverein
- Vereinigte Brauereien
- Mautner-Markhof
- Dreher (Familie)
- Meichl (Familie)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handlungsgremien: Bierbrauer
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien, U: Urkunden: Gesamtserie aller Innungen (enthält Urkunden der Innung der Bierbrauer)
Literatur
- Michael Altmann: Das Wiener Bürgerspital: zur Erinnerung an die Eröffnung des neuen Bürger-Versorgungshauses in der Alservorstadt. Wien 1860
- Hans Berka: Lebensmittelarbeiter als berühmte Zeitgenossen. Hundert Lebensbilder mit 91 Porträtzeichnungen. Wien: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes 1959, S. 90 (Brauereiausstoß)
- Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker 2014
- Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Geschichte der Schwechater Brauerei. Wien: Löcker 2021
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 13
- Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Band VI (1926)
- Christian M. Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Löcker 2016
Referenzen
- ↑ Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Band VI 1926, S.1-3.
- ↑ Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert, Wien: Löcker 2014, S. 24-27; Christian M. Springer; Alfred Paleczny; Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Löcker 2017, S. 17-26; Alfred Paleczny; Christian M. Springer, Andreas Urban: Geschichte der Schwechater Brauerei. Wien: Löcker 2021, S. 32-36.
- ↑ Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker 2014, S. 231 Anhang.