Margareten (Vorstadt)

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Margareten (1673)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von
Datum bis 1850
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Margarethen
Benannt nach Margareta von Antiochia
Bezirk 5
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 24514
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 11.12.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname margareten.jpg
Bildunterschrift Margareten (1673)

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48° 11' 30.27" N, 16° 21' 30.79" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Margareten (5.), ehemalige Vorstadt, deren Besiedlung in das zwölfte Jahrhundert zurückreicht.

Ursprünglich Kern des Dorfs Matzleinsdorf, wurde Margareten von diesem gemeinsam mit dem nachmaligen Nikolsdorf 1540 abgetrennt (Verkauf durch das Kapitel zu St. Stephan an Paul Pernfuß). Im Herrschaftssitz (5., Margaretenplatz 2-3, Schloßgasse 23; Margaretner Schloss) hatten Rudolf und Ludwig von Tirna zwischen 1388 und 1395 eine Kapelle zu Ehren der heiligen Margareta von Antiochia gestiftet; von ihr (und nicht, wie in der älteren Literatur behauptet wird, von Margarete Maultasch) leitet sich die Umbenennung des ehemaligen Matzleinsdorfer Herrschaftssitzes in (St.) Margareten (erstmals auf Niklas Meldemans Rundplan 1530) beziehungsweise später der Name der Vorstadt ab. Die um den Herrschaftssitz entstehende Ansiedlung, ein Gutsweiler, entwickelte sich allmählich zu einer Vorstadt. Nach oftmaligem Besitzwechsel (siehe unten) kam die 1683 durch die Osmanen verwüstete Vorstadt 1727 von Graf Sonnau an die Stadt Wien, wodurch die Verbauung der noch bestehenden ausgedehnten Gärten wesentlich beschleunigt wurde. 1769 wurde die Josefskirche geweiht. 1850 wurde die Vorstadt Margareten mit anderen Vorstadtgemeinden eingemeindet und in den vierten Bezirk Wieden einbezogen; seit 1861 bildet sie den namengebenden Hauptteil des fünften Bezirks Margareten.

Siegel

Die Vorstadt Margareten führte ein Grundgerichtssiegel, dass die heilige Margarete, auf einer Wolke schwebend als ganze Figur sind zeigt, in der rechten erhobenen Hand ein Kreuz, auf dem einen Abdruck das Haupt in einem Strahlenkranz, auf dem anderen das nach rechts gewendete Haupt mit einer Kreislinie nimbiert. Auf beiden Abdrücken zu Füßen der Heiligen der besiegte, auf dem Rücken liegende Drache, die Zunge mit Pfeilspitze ausgeschlagen. Auf dem einen Abdrucks ist die Zunge des Drachen gespalten, auf dem anderen setzt die heilige Margarete die Füße auf den Drachen. Weiters auf beiden Abdrücken in der Brust des Drachen das Wappen der Stadt Wien als Allianzwappen, zwei ovale Schilde, im rechten der gekrönte Doppeladler, im linken das Kreuz auf senkrecht schraffiertem Grunde, über den Schilden eine Krone. In dem einen Abdrucke die Schilde unten mit einem V (Fünf) belegt. Umschriften: a) SIGILI. D. GRUNDGERICHTS MARGARETHen; b) GEMEINDE BEZIRK MARGARETHEN.#

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Margareten.

Herrschaftsbesitzer (ab 1540)

  • Paul Pernfuß, dann dessen Kinder
  • 1555 Nikolaus Oláh (Erzbischof von Gran [Esztergom] und Großkanzler Ungarns), dann dessen uneheliche Tochter Lucretia (Gatte [1555] Johann List [oder Listhy], Sekretär in der ungarischen Hofkanzlei)
  • 1568 Johann List (als Witwer und Erbe), Bischof von Veszprém (1568-1572) und Raab (Györ; 1572-1577) sowie ungarischer Vizekanzler
  • um 1577 dessen Nachkommen (welche die Herrschaft oftmals verpfändeten)
  • 1607 Stephan Freiherr von Haim
  • 1614 Simon Rampelshofer
  • 1622 Vinzenz Zucconi, Gesandter Mantuas in Wien
  • 1629 Peter Ernst Freiherr von Mollard, kaiserlicher Kämmerer
  • 1630 Matthäus Fellner von Feldegg, kaiserlicher Münzmeister zu Wien
  • 1637 dessen Tochter Helene (ab 1647 deren zweiter Gatte Johann Rudolf Schmidt Freiherr von Schwarzenhorn [1628-1642 kaiserlicher Gesandter in Konstantinopel; † 1667] deren Miteigentümer)
  • 1679 beider Tochter Maria Anna (erster Gatte Johann Maximilian von Seeau, zweiter Gatte [1686] Jakob Sigmund von Gallenfels)
  • 1686 Hans Christoph Graf Heussenstamm
  • 1690 Hans Ehrenreich Freiherr von Oppel
  • 1708 dessen Stiefsohn Franz Anton Graf Sonnau (der die Herrschaft 1727 an die Stadt Wien verkaufte).

Häuser

  • 1179: 86
  • 1766: 76
  • 1778: 86
  • 1783: 100
  • 1790: 153
  • 1796: 159
  • 1840: 175
  • 1851: 195
  • 1857: 197

Einwohner

  • 1783: 3.445
  • 1796: 4.924
  • 1840: 6.283
  • 1857: 9.834

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt Margareten wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, in den Jahren 1795 und 1821 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Nummerierung 1795

Nummerierung 1821

Ortsrichter

  • Johann Reder (1833-1845)
  • E. Brandmayer (1849)

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. VIII, Taf. C
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 31
  • Franz Maurer: Die ehemalige Wiener Vorstadt Margareten. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Gerold. Band 43 (1910), S. 29 ff., Band 44 (1911), S. 1 ff.
  • Christiana Deutsch: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der ehemaligen Vorstadt Margreten 1680-1829. 2 Bände. Diss. Univ. Wien. Wien 1968
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 40
  • Weitere Literatur siehe Margareten.

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26