Grundgerichtssiegel

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Siegelstempel der Vorstadt Rossau, 18. Jahrhundert.
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Wiener Wappen, Siegel, Bezirkswappen, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 30.12.2021 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname WSTLA SIEGEL R1 303 gespiegelt 390px.jpg
Bildunterschrift Siegelstempel der Vorstadt Rossau, 18. Jahrhundert.

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Die Verwaltung der Wiener Vorstädte hatten im Rahmen der jeweiligen Ortsgemeinde gewählte Ausschüsse zu besorgen, an deren Spitze ein Grundrichter stand. Diese Grundgerichte führten eigene Siegel, die so genannten Grundgerichtssiegel oder Grundsiegel, manchmal auch Gemeindesiegel.

Erstmals hat der Jesuitenpater Ignaz Schachner 1734 im Rahmen seiner Dissertation unter dem Titel Lustra Decem Coronæ Viennensis seu Suburbia Viennensia über die Entwicklung der einzelnen Vorstädte 1683 bis 1733, also seit ihrer Zerstörung in der Osmanenbelagerung, die Grundgerichtssiegel gesammelt. Die Siegel sind in der jeweiligen Vogelschau der Vorstadt, die dem Werk beigegeben sind, erstmals abgebildet. Der Augsburger Verleger Matthäus Seutter hat Illustrationen Schachners zu einem Blatt zusammengestellt (Stadtansicht von Wien mit neun Vogelschauen der Vorstädte (nach 1734)) und so populär gemacht.

Im Rahmen der topographischen Erhebungen zum Franziszeischen Kataster hat der Magistrat die Siegel aller damaligen Vorstädte gesammelt.[1] Das Steueramt hat unter Beteiligung des Registraturdirektors und Archivars Franz Tschischka eine kleine Publikation herausgebracht.[2] Die Abbildungen der Grundgerichtssiegel sind in der Folge in die städtische Ikonografie eingeflossen. So wurden die Fenster des 1851 bis 1853 im damaligen Rathaus erbauten Gemeinderatssitzungssaals mit Abbildungen der Siegelbilder verziert. Am 1873 bis 1883 errichteten Neuen Rathaus sind an der Hauptfassade allegorische Figuren der ehemaligen Vorstadtgemeinden mit den Siegelbildern im Wappenfeld verewigt, obwohl es sich eigentlich nicht um Wappen handelte. Im Zuge der Ausstattung der Kirche des 1904 eröffneten Lainzer Versorgungsheimes entstand die Idee zu eigenen Bezirkswappen, die der renommierte Heraldiker Hugo Gerard Ströhl ausführte. Diese setzen sich aus den Siegelbildern der Grundgerichte und der Vororte zusammen. Im Rahmen einer abschließenden Publikation der Bezirkswappen legte der städtische Archivar Gustav Andreas Ressel eine wissenschaftliche Beschreibung der Siegel vor.


Quellen

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Siegelsammlung
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten, A1: Oecon. 10/1829
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Adressen und grafische Blätter, A1/2: 640

Literatur

  • Ignaz Schachner, Lustra decem coronæ Viennensis. Seu suburbia Viennensia ab anno Obsidionis ultimae M. D. CLXXXIII. ad annum M. D. CCXXXIII. instaurata et ampliata, Diss., Wien 1734
  • Anton Jung, Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, Wien 1829
  • Gustav Andreas Ressel, Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorortegemeinden. In: Jakob Dont, Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims, Wien 1912
  • Manuel Swatek: Zeichen der Stadt. Beiträge zur Geschichte der Wiener Wappen und Symbole. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76 (2020), S. 233-268

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten, A1: Oecon. 10/1829, sowie Adressen und grafische Blätter, A1/2: 640 (getrennt gelegte Tafeln)
  2. Anton Jung, Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, Wien 1829