Wiener Gesamtwappen

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Wiener Gesamtwappen von Hugo Gerard Ströhl, eine aus den Bezirkswappen zusammengesetzte Wappenvereinigung
Daten zum Eintrag
Datum von 1904
Datum bis
Objektbezug Bezirkswappen, Wiener Wappen, Langes 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit, NS-Zeit, 1945 bis heute
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Letzte Änderung am 29.09.2020 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Stroehl 1904 Gesamtwappen.jpg
Bildunterschrift Wiener Gesamtwappen von Hugo Gerard Ströhl, eine aus den Bezirkswappen zusammengesetzte Wappenvereinigung

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Über dieses Bild
Im Wiener Gesamtwappen sind die heraldischen Symbole der Vorstädte und Vororte vereinigt.

1903 hat der Wiener Stadtrat den Heraldiker Hugo Gerard Ströhl beauftragt, für die Ausschmückung der Fassade der Versorgungsheimkirche in Lainz Bezirkswappen zu erstellen. Diese setzten sich aus den Siegelbildern der ehemaligen Vorstädte und Vororte des jeweiligen Bezirks zusammen. Sie wurden 1904 zur Eröffnung des Lainzer Versorgungsheims publiziert. Eng mit der Erstellung der Bezirkswappen verknüpf ist das ‚ Wiener Gesamtwappen‘, das Ströhl ebenfalls 1904 veröffentlicht hat, und zwar in einer von ihm herausgegebenen Neuauflage des Wappenbuchs der Städte Österreich-Ungarns. Sind die Städte der Doppelmonarchie nach ihren Kronländern zu mehreren mit ihren Wappen auf den Tafeln zusammengefasst, ist Wien als Reichshaupt- und Residenzstadt gleich durch zwei eigene Tafeln vertreten. Die erste ziert eine Fassung des damals aktuellen Stadtwappens, das nach dem Vorbild aus dem Wappenbrief Friedrichs III. und dem 1466 angefertigten Typar gestaltet war. Auf der zweiten Tafel hat Ströhl die Bezirkswappen zu einem großen Gesamtwappen zusammengestellt. Diese in der Heraldik Wappenvereinigung genannte Form stellte eine originelle Anwendung jenes Prinzips auf kommunaler Ebene dar, das bis dahin in dieser extremen Ausprägung vorrangig aus der dynastisch-staatlichen Heraldik bekannt war. Hatte Ströhl dieses Prinzip bei den Bezirkswappen auf regionaler Ebene angewendet, trieb er es beim Gesamtwappen auf die Spitze. In dem Wappen sind die Bezirkswappen zu einer Einheit verschmolzen. Die Innere Stadt ist durch das Stadtwappen (Doppeladler mit Kreuzschild) vertreten. Die Verbindung der Wappen zahlreicher Einzelterritorien zu einem Ganzen symbolisierte dort nicht zuletzt die Einheit des aus vielen Teilen bestehende Gesamtgebildes. Wien war nach den beiden großen Eingemeindungen 1850 und 1890/1892 ebenfalls ein aus zahlreichen Einzelteilen geschaffenes Ganzes, bei dem dieses Prinzip hervorragend angewendet werden konnte.

Aufbau

Der Aufbau des Gesamtwappens ist nicht zuletzt deshalb sehr komplex, weil die hier zusammengeführten Bezirkswappen selbst bereits aus mehreren Wappenfeldern bestehen, die wiederum einzelne Bezirksteile repräsentieren. Hierbei ist zu bemerken, dass die Teile zwar historische Relevanz hatten, ihnen aber mit den Eingemeindungen nur mehr wenig administrative Bedeutung zukam, und zwar bei den Bezirken außerhalb des Gürtels als Katastralgemeinden im Grundbuchswesen. Innerhalb des Gürtels wurden die Grenzen der Katastralgemeinden den Bezirksgrenzen angeglichen, daher hatten die ehemaligen Vorstädte keine aktuelle Relevanz mehr, als Ströhl die Bezirkswappen erfand. Die Anordnung der Wappenfelder ist eine heraldische Visualisierung der beiden Stadterweiterungen 1850 und 1890. Das Gesamtwappen spiegelt somit die historische Entwicklung der Stadt Wien wider. Im Herzschild befindet sich das Stadtwappen (Doppeladler mit Kreuzschild), das gleichzeitig die gesamte Stadt und den Bezirk Innere Stadt repräsentiert. Der Herzschild liegt auf einem Mittelschild, der die Wappen jener Bezirke vereint, die aus den 1850 eingemeindeten Vorstädten gebildet worden waren, also im Wesentlichen das Gebiet innerhalb des Gürtels. Favoriten bildet hier eine Sonderstellung, denn der Bezirk wurde 1874 errichtet, und zwar durch Abtrennung von jenen Teilen Wiedens und kleineren Teilen Margaretens und der Landstraße, die außerhalb des Gürtels lagen. Sein Bezirkswappen ist daher als eingeschobene Spitze des Mittelschildes ausgeführt. Der Mittelschild ruht auf dem Haupt- oder Rückenschild, das die Wappen der 1890/1892 eingemeindeten Vorortbezirke vereinigt. Hier ist das Bezirkswappen von Brigittenau als eingeschobene Spitze ausgeführt. Dieser Bezirk war 1900 von der Leopoldstadt als 20. Bezirk abgetrennt worden.

Die Wappenfelder der einzelnen Bezirke sind durch dicke schwarze Linien von einander getrennt. Bei der Zusammensetzung der Bezirkswappen sind einige Unterschiede zu den 1904 für das Versorgungsheim geschaffenen zu bemerken. So fehlt das Wappenfeld des Laurenzergrunds beim Margaretner Wappenfeld, denn es ist irrtümlich in jenem von Neubau gelandet. Diesem fehlt wiederum das Feld von Altlerchenfeld, das zur Josefstadt gewandert ist. Zwar sind Teile von Altlerchenfeld zur Josefstadt gekommen, aber in dessen Bezirkswappen ist es nicht vertreten. Im Hietzinger Wappenfeld fehlen die Teile von Baumgarten und Speising. Hernals weist noch Bindenschild und Weintraube auf, was aus dem Gemeindesiegel entnommen ist, in dem diese beide Wappenschilde abgebildet waren. Beim Döblinger Wappenfeld fehlt Unterdöbling (Heiliger Jakob). Schließlich ist Brigittenau ohne Wappenfeld für Zwischenbrücken (Zunge des Johannes Nepomuk) im Gesamtwappen abgebildet. Die Unterschiede zu den parallel entstandenen Bezirkswappen dürfte wohl deshalb zustande gekommen sein, weil Ströhl die einzelnen Bezirkswappen für die Versorgungsheimkirche noch überarbeitet hat, das Gesamtwappen also nicht erst nach deren Abschluss, sondern schon vorher entstanden ist.

Literatur

  • Manuel Swatek: Zeichen der Stadt. Beiträge zur Geschichte der Wiener Wappen und Symbole. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76 (2020), S. 233-268
  • Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904
  • Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904