Gürtelstraße (3-9, 10-12, 15-19)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von 1862
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 15, 16, 17, 18, 19
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 29079
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.10.2023 durch WIEN1.lanm08trj

Gürtelstraße (3.-9., 10.-12., 15.-19.), vor beziehungsweise an der Stelle des (1704 angelegten und ab 1873 abgebrochenen) Linienwalls als Ringstraße am äußeren Rand der Vorstädte mit weitgehend zwei getrennten Fahrbahnen angelegt; die kaiserliche Genehmigung zum Bau von der Mariahilfer Linie bis zur Spittelau erfolgte (laut Morgenpost) am 23. November 1862; Baubeginn bei der Schönbrunner Straße am 13. September 1865.

Die Gürtelstraße beginnt im Nordosten des 9. Bezirks und umschließt (mit Ausnahme der Leopoldstadt) alle alten (1850 eingemeindeten) Bezirke (3-9) in einem von der Ringstraße 1,5 bis 2 km entfernten Bogen. Mit der Anlage der Gürtelstraße (seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts) und deren gärtnerischer Ausgestaltung (Alleen, Grünstreifen und kleine Gartenanlagen zwischen den Fahrbahnen) sind anstelle des Linienwalls und des fortifikatorischen Rayons ein großes Luftreservoir und ein bedeutender Verkehrsweg entstanden. Die Gürtelstraße wurde 1873 eröffnet und nach Abschluss der Demolierung des Linienwalls 1893 verbreitert. 1906 errichtete man das Abschlussdenkmal (von Hans Scherpe). Anfangs tauchen noch Bezeichnungen auf, die auf den Linienwall Bezug nehmen, so in NeulerchenfeldAm Liniengraben" (bis 1864/1868) oder in Hernals „Beim Linienwall" (bis 1864/1871). Die Bezeichnung Gürtelstraße findet man 1875 in Simmering, nach 1868 in Neulerchenfeld und nach 1871 in Hernals und Währing. Die älteste Bezeichnung eines Teilstücks der Gürtelstraße unter Zuhilfenahme eines Vorstadt- oder Vorortnamens (wie noch heute weitgehend gebräuchlich) kennen wir 1884 bei Neulerchenfeld (Lerchenfelder Gürtel), gefolgt (1894) von Hernals und Währing (Hernalser Gürtel, Währinger Gürtel). Im 5. und 6. Bezirk tragen die innere und die äußere Gürtelstraße unterschiedliche Namen (Margaretengürtel beziehungsweise Gaudenzdorfer Gürtel; Gumpendorfer beziehungsweise Sechshauser Gürtel).

Die erste Pferdetramwaylinie über den Gürtel wurde bereits 1872 (in Vorbereitung auf die Weltausstellung 1873) zur Konzessionierung eingereicht. 1895 war Baubeginn der staatlichen Stadtbahn (als dampfbetriebene Verbindungsbahn zwischen den wichtigsten Staatsbahnhöfen); am 9. Mai 1898 wurde die Wiental-Gürtel-Linie eröffnet. Die Stadtbahn verläuft von der Gegend des Margaretengürtels (Abzweigung damals östlich der Station Meidling Hauptstraße; Überquerung des Wientals mittels einer monumentalen Brückenanlage) bis zur Nußdorfer Straße und setzt sich von dort nach Heiligenstadt fort. Otto Wagner konzipierte sie teils in Tief-, teils in Hochlage.

1923 wurde die Stadtbahn von der Gemeinde Wien übernommen, bis 1925 elektrifiziert und im Tarifverbund in das innerstädtische Verkehrsnetz einbezogen (Gürtellinie „WG" zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt). In der Zwischenkriegszeit entstanden vor allem am Margaretengürtel ausgedehnte städtische Wohnhausanlagen. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte die Beseitigung von Engpässen und ein durchgehender Ausbau der Gürtelstraße zu einer Stadtschnellstraße (Einbahnsystem am äußeren beziehungsweise inneren Gürtel, Ausbau des Europaplatzes vor dem Westbahnhof, Untertunnelung am Südtiroler und am Matzleinsdorfer Platz), doch führte der rasant anwachsende Individualverkehr (der auch durch den Bau der Stadthalle angezogen wurde) zu einer Minderung der Wohnqualität in den Häusern entlang der Gürtelstraße und daher in den 80er Jahren zu wachsender Opposition in der Bevölkerung. Überlegungen zur Untertunnelung (insbesondere am Margaretengürtel und beim Europaplatz) lösten heftige Diskussionen aus, erreichten aber keine Entscheidungsreife. Mit der Umstellung der Gürtellinie der Stadtbahn auf U-Bahn-Betrieb (Inbetriebnahme der U6 am 7. Oktober 1989; Kreuzung der Wientallinie U4 bei der [neu errichteten] Station Längenfeldgasse) und der damit verbundenen Einstellung der den Gürtel befahrenden Straßenbahnlinie 8 trat die Gürtelplanung in ein neues Stadium.

Seit Ende der 1970er-Jahre steht der Westgürtel im Fokus der Stadtentwicklung. Im Rahmen der "Gürtelkommission" wurden aufgrund des ansteigenden Verkehrsaufkommens verkehrstechnische Lösungen und strukturstärkende Maßnahmen diskutiert. Ein entscheidender Impuls für stadtstrukturelle Verbesserungen des Gürtels ging vom EU-geförderten URBION-Projekt der Stadt Wien Ende der 1990er-Jahre aus. Der Umbau einzelner Stadtbahnbögen und die Nutzung durch Gastronomie- und Geschäftslokale wie auch die Neugestaltung der Freiflächen in der Gürtel-Mittelzone, beispielsweise im Bereich Urban-Loritz-Platz, haben den Gürtel positiv verändert. Gegen die nationalen und internationalen Trends im Bereich des Individualverkehrs ist die Verkehrsmenge am Gürtel in den letzten Jahren eher gesunken als gestiegen.

siehe auch: Magistratsabteilung 21 A - Stadtteilplanung und Flächenwidmung Innen-Südwest

Literatur

  • Sokratis Dimitriou: Die Wiener Gürtelstraße. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Band 16. Wien: Compress / Jugend & Volk 1962
  • Wiener Heimatkunde. Diverse Bände. Wien [u.a.]: Jugend & Volk
  • Wiener Bezirkskulturführer. Diverse Bände. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer. Diverse Bände.
  • Heimatbücher. Diverse Bände.