Baumgarten (Vorort)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von
Datum bis 1890
Name seit 1194
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Pomerio, Pomgarten
Benannt nach
Bezirk 14
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 4889
GND 7715599-3
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 17.01.2024 durch WIEN1.lanm08uns

Baumgarten (14. Bezirk), Vorortgemeinde (Katastralgemeinden Oberbaumgarten und Unterbaumgarten).

Die am linken Ufer des Wienflusses zwischen Penzing und Hütteldorf gelegene Ortschaft wird urkundlich erstmals 1194 als "de Pomerio" genannt (Oberösterreichisches Urkundenbuch I, S. 693 f., 709; Babenberger Urkundenbuch, Nummer 930 f.); parallel dazu (1180/1204) findet sich die Bezeichnung "predium apud Pomgarten" (ebenda, I, S. 691). Das lateinische pomerium entspricht dem mittelhochduetsch-bayrischem poumgarte (ähnlich bei anderen Orten in Niederösterreich). Das Zentrum der Siedlung lag zwischen Zehetner- und Pachmanngasse (ursprünglich um die "Wienenvurt"); den Namen Baumgarten nahm die Ortschaft zwischen dem 12. und 14. Jahrhunderts an.

Baumgarten hatte einst zwei Ortsobrigkeiten: Baumgarten unteren Guts ("Unterbaumgarten") gehörte einst zum kaiserlichen Waldamt Purkersdorf, Baumgarten oberen Guts ("Oberbaumgarten") befand sich lange Zeit im Besitz des Benediktinerstifts Formbach (Bayern), einer Gründung der Grafen von Formbach, die an der Wienfurt ein größeres Besitztum aufbauten (zu diesem gehörte unter anderem ein Gutshof im Herrschaftsfeld, auf dessen Gebiet sich heute ein großer Teil des Hugo-Breitner-Hofs befindet; vergleiche auch das Mosaik 14., Linzer Straße 285-287, Ecke Kefergasse).

Die Entwicklung des Dorfes wurde durch die Türkenkriege und die Pest stark beeinträchtigt.

Am 18. Dezember 1784 wurde Baumgarten eine eigene Pfarre, die Baumgarten oberes und unteres Gut umfasste. Formbach übte die Grundherrschaft bis 1790 aus; später kam Oberbaumgarten an Michael Hengelmüller (1819-1836), dessen Erben (1836-1842), Carl Imini (1842-1846) beziehungsweise Johann Freiherr von Sina (1846-1848). Feldmarschall Andreas Graf Hadik von Futak erbaute 1779 hier ein Schloss, das 1807 in den Besitz von Nikolaus Fürst Esterházy und 1832 an den Feldmarschall-Leutnant Raban Freiherr von Spiegel überging, von dessen Witwe Flora er an den Freiherrn von Sina kam.

1850 wurden Ober- und Unterbaumgarten zur selbstständigen Gemeinde zusammengeschlossen (Baumgartner Casino). Der Bau der Westbahn (1856-1858) führte zu starkem Bevölkerungszuzug und bedeutenden baulichen Veränderungen. Baumgarten wurde 1890/1892 (gemeinsam mit anderen Vororten) als 13. Bezirk, Hietzing, eingemeindet und gehört seit 15. Oktober 1938 zum 14. Bezirk, Penzing (nur 3 % der Katastralgemeinde Unterbaumgarten gehören noch heute zum 13. Bezirk); es hat nur wenig von seinem alten Charakter bewahrt und ist größtenteils mit Miethäusern und Fabriken verbaut worden (einige Straßennamen erinnern aber noch an den Weinbau). Die Unterbaumgartner Pfarrkirche ist der heiligen Anna gewidmet (Baumgartner Kirche), die Oberbaumgartner Pfarrkirche den vier Evangelisten.

An Stelle des Hauses Linzer Straße 247 stand früher das ebenerdige Haus, in dem 1862 Gustav Klimt geboren wurde. Auf Nummer 257 stand die bereits im 15. Jahrhundert errichtete alte Annenkirche, welche nach der Errichtung der neuen Kirche von 1907 bis 1908 abgetragen wurde. In der Linzer Straße 232 befand sich früher das Gemeindeamt von Baumgarten, an dessen Stelle 1900 das neue Schulgebäude errichtet wurde.

Siegel

Der Vorort Baumgarten führte für beide Teile jeweils ein Siegel, das für Baumgarten unteren Gutes einen Baum hinter einem geflochtenen Zaun zeigt. Umschrift: ¤ [rosette] GEMEIN · SIGIL · ZV · PAVMGARTEN . IN · VNDERN · GVET · AN · DER · WIEN. Baumgarten oberen Guts führte ein Schriftsiegel mit der Aufschrift GEMEINDE BAUMGARTEN AN DER WIEN.

Das Siegel von Baumgarten unteren Gutes war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Hietzing. Das Motiv ist heute Teil des Bezirkswappens Penzing.

Häuser

  • 1321/1343: 10
  • 1463: 44
  • 1582: 52
  • 1590: 44
  • 1713: 44
  • 1751: 51
  • 1787: 50
  • 1794: 53
  • 1795: 53
  • 1823: 57
  • 1830: 57
  • 1836: 57
  • 1851: 60
  • 1869: 95
  • 1880: 156
  • 1890: 237

Einwohner

  • 1782: 445
  • 1794: 372
  • 1823: 448
  • 1830: 372
  • 1846: 575
  • 1851: 621
  • 1857: 776
  • 1869: 1.151
  • 1880: 1.859
  • 1890: 3.526

Häuserschematismen

Ortsrichter

Bürgermeister

  • Josef Brustmann (1851-1864)
  • Karl Gulden (1865-1876)
  • Dominik Zehetner (1877-1880; Zehetnergasse), alle Wirtschaftsbesitzer
  • Johann von Pachmann, Oberstleutnant im Ruhestand und Hausbesitzer (1881-1884; Pachmanngasse)
  • Eduard Sauermann, Fabriksbesitzer (1884-1891)

Weblinks

Literatur

  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 3
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XV, Taf. I
  • Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 314
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2. - 21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 346 f.
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Band 1: Landschaft und Siedlung. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1925, S. 257 f., 277 ff.
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Band 2: Aus Geschichte und Gegenwart. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1932, S. 126
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: Jugend und Volk 1958, Register
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 28
  • Anton Scheiblin: Zur Frühgeschichte des 14. Wiener Gemeindebezirks. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 21/22 (1966), S. 92 ff.
  • Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Band 1: Einleitung, Abkürzungsverzeichnisse, Ortsnamen A bis E. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1989 (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B), S. 227 f.
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 55 f.
  • Topographie von Niederösterreich. Band 2: A-E mit Register. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929, Band 2, 1879/85, S. 128 f.
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, Band 1, 1964, S. 109
  • Hertha Wohlrab: Penzing. Geschichte des 14. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Wien: Jugend & Volk 1985 (Wiener Heimatkunde, 14), S. 10 ff., S. 140 ff., S. 149 f.

Literatur zur Bevölkerungsgeschichte