Penzing (Vorort)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von
Datum bis 1890
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Pencingen
Benannt nach
Bezirk 14
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 6568
GND 1034788558
WikidataID
Objektbezug Penzing
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri

Penzing (14)., selbständige Vorortgemeinde, die 1890/1892 mit anderen Orten in den damaligen 13. Bezirk (Hietzing) einbezogen wurde; seit 1938 ist Penzing namengebender Bestandteil des 14. Bezirks. Der Ort Penzing (ein echter -ing-Name) geht auf das 9. Jahrhundert zurück und bildete am linken Ufer der Wien gegenüber von Hietzing an der dortigen Wienfurt ("Wienenvurt") eine der Brückenkopfstellungen, die an verschiedenen Stellen des Flusses nachzuweisen sind (etwa Gumpendorf-Hundsturm). Im Bereich der heutigen Kennedybrücke überquerte bereits eine Römerstraße den Fluss.

Penzing wurde nach 800 als Wehrbauernsiedlung zum Schutz der Furt durch den Wienfluss gegründet, der Name leitet sich von einem Gefolgsherrn Benzo ab. Die erste urkundliche Erwähnung von "Pencingen" erfolgte 1120 im Salbuch des Stifts Klosterneuburg; die Bewohner fanden ihren Erwerb teilweise im Weinbau. Penzing hat zwei historische Ortskerne: einen älteren um die Altpfarre St. Jakob (Jakobskirche [14]), einen jüngeren in Form eines Straßendorfs im Bereich der Penzinger Straße zwischen Beckmanngasse und Nisselgasse. 1542 kam der Ort, der sich im 15. Jahrhundert im Besitz der Herren von Rappach befunden hatte, an das Wiener Bürgerspital, 1747-1784[1] besaß ihn die kaiserliche Hofkammer, 1784-1806 wieder das Bürgerspital, dann folgte Franz Xaver Freiherr von Mayr.

1846-1848 gehörte Penzing dem Schottenstift, danach wurde die Gemeinde selbständig. Pestepidemien, Türkenkriege und Überschwemmungen des Wienflusses hatten durch Jahrhunderte die Entwicklung beeinträchtigt. Nach der Zweiten Türkenbelagerung (1683) verlor Penzing endgültig seinen agrarischen Charakter. Im 18. Jahrhundert begann der Ort aufzublühen; der Bau des Schlosses Schönbrunn, der Bau einer Seidenfabrik, der Zuzug vornehmer Familien ins benachbarte Hietzing und die Verbesserung der Verkehrsverbindung mit dem Zentrum brachten Penzing einen Aufschwung. Die Berufung des Schweizer Fabrikanten Markus Kännel durch Maria Theresia nach Penzing (1765) machte den Ort zur Wiege der Wiener Seidenindustrie; Kännel gründete eine KG und betrieb die Seidenbandindustrie mit großem Erfolg (bereits 1784 besaß er 200 Bandstühle).

Die Kettenbrücke über den Wienfluss wurde um 1834 durch den Neubauer Fabrikanten Johann Gemperle erbaut und zu Ehren der Gattin Ferdinands I. Maria-Anna-Brücke benannt (Kennedybrücke; Hietzinger Brücke); vorher bestand für den Wagenverkehr zwischen Penzing und Hietzing eine Furt, für Fußgeher ein Steg. Im Vormärz entwickelte sich Penzing zu einem beliebten Sommerfrischenort. 1863/1864 wohnte im Haus Hadikgasse 72 Richard Wagner, der dort an den "Meistersingern" arbeitete (Gedenktafel von Johannes Benk).

An Stelle des Hauses Penzinger Straße 59 befand sich eine Badstube. 1873 errichtete die Gemeinde Penzing hier ihr neues Amtshaus, das Haus Nummer 68 war das erste Schulhaus von Penzing. Anstelle des Hauses Nummer 70 stand der alte Pfarrhof. 1660 wurde die Rochuskapelle errichtet. Auf dem Grundstück Nummer 76 befand sich früher der alte Herrschaftshof und später die Apollo-Kerzenfabrik.

Siegel

Der Vorort Penzing führte ein Siegel, das den heiligen Rochus als Patron der Kapelle in Penzing als ganze Figur im Pilgerkleid, mit Muschelhut und langem Mantel und nimbiert zeigt, eine Kürbisflasche am Gürtel tragend, in der Rechten einen Stab, in der Linken einen schräglinks gestellten ovalen Schild, darin ein Reichsapfel, beseitet von den Buchstaben D und P (Dorf Penzing). Um Stab und Schild ist der Mantel geschlagen. Rechts zu den Füßen des Heiligen erscheint ein Hund mit langen, herabhängenden Ohren und einem Halsband, an diesem ein Ring, zu Häupten des Heiligen rechts der Buchstabe S, links R (Sank Rochus). Der Reichsapfel enstammt dem Siegel des Bürgerspitals. Umschrift: † DORF · PENZING · ZU(?) DEN · BÜRGER · SPITTAL · IN · WIENN. 158. (?)

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Hietzing, das in der Folge aufgrund veränderter Bezirkseinteilung teilweise im Bezirkswappen Penzing aufging.

Häuser

  • 1450: 76
  • 1463: 70
  • 1522: 77
  • 1542: 70
  • 1566: 91
  • 1588: 88
  • 1683: 74
  • 1694: 88
  • 1700: 78
  • 1713: 70
  • 1751: 109
  • 1789: 148
  • 1794: 128
  • 1814: 211
  • 1822: 194
  • 1830: 194
  • 1843: 195
  • 1851: 216
  • 1869: 331
  • 1880: 432
  • 1890: 533

Einwohner

  • 1569: 540 (Kommunikanten)
  • 1623: 500 (Kommunikanten)
  • 1630: 729 (Kommunikanten)
  • 1654: 1.429 (Kommunikanten)
  • 1694: 400
  • 1783: 1.637
  • 1794: 1.323
  • 1814: 1.939
  • 1830: 3.127
  • 1843: 3.395
  • 1846: 3.234
  • 1851: 4.078
  • 1857: 5.218
  • 1869: 7.683
  • 1880: 12.855
  • 1890: 17.685

Häuserschematismen

Ortsrichter

  • Kaspar Flach (1848-1850; * 1772, † 1868; Flachgasse).

Bürgermeister

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XV, Taf. I

Weblinks

Literatur zur Bevölkerungsgeschichte

Einzelnachweise

  1. Kaufkontrakt vom 27. Februar 1784 (Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten, A1: 18/1784). Die Überlassung von Penzing wurde jedoch schon von Maria Theresia beschlossen, da ihr das Bürgerspital schon am 30. Juni 1780 dafür die Bestätigung einer Jahrtagsstiftung ausstellte (Monasterium: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bürgerspital, U1: 1060). Im Kaufkontrakt ist als Stichttag der "Fructus-Übergabe" der 1. September 1779 festgesetzt.