-ing-Namen

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Art des Begriffs
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Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 17.07.2020 durch WIEN1.lanm08mic


-ing-Namen, Ortsnamen, bei denen die Endung (Suffix) -ing (altgermanisch -inga) mit einem Grundwort (meist Personennamen, aber auch Standesbezeichnungen) verbunden wird und damit eine Zugehörigkeit ausdrückt. Diese Ortsnamen sind typisch für den altbairische Siedlungsraum (ab dem 6./7. Jahrhundert), der zunächst das heutige Nieder- und Oberbayern, die Oberpfalz, Tirol, Salzburg, Oberösterreich und das westliche Niederösterreich umfasste, bis Ende des 12. Jahrhunderts jedoch auf das östliche Niederösterreich, die Steiermark und Kärnten erweitert wurde. Im heutigen Niederösterreich einschließlich Wien sind 270 (echte) -ing-Namen nachweisbar. In Wien gehören dazu Grinzing (19; Besitzname), Hacking (13; Besitzname), Hietzing (13), Meidling (12; Lagename), Ottakring (16; Besitzname), Penzing (14; Besitzname), Sievering (19; Besitzname), Simmering (11; Besitzname) und Speising (13), in Wiens Umgebung Kierling, Gugging und Weidlingau (heute zu Klosterneuburg gehörig), Tulbing, Ebergassing und Zwölfaxing. Einige dieser Ortsnamen kommen auch im altbairischen Chiemgau (Oberbayern) vor, wie etwa Hietzing und Penzing. Die bairischen Siedler, die in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts (nicht schon im 9. Jahrhundert) den Raum von Wien in Besitz nahmen, haben demnach die Namen ihrer Heimatorte in ihr neues Wohngebiet verpflanzt (auch die bairischen Hochadelsgeschlechter der Sieghardinger, Formbacher und Kling, die sich im 11. und 12. Jahrhundert in Wien beziehungsweise Klosterneuburg nachweisen lassen, hatten Stammsitze in Oberbayern). Keine echten -ing-Namen sind hingegen Währing (18; warich = slawisch heiße Quelle), Döbling (19; topilica = slawisch Sumpf) und Liesing (23; lieznica = slawisch Waldbach); sie gehen auf die vorbairische Besiedlung zurück und wurden später zu -ing-Namen verballhornt (sogenannte unechte -ing-Namen).

Literatur

  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. 8 Bände. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1964-198)
  • Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. 3 Bände. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1989-1994 (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich: Reihe B)
  • Peter Ernst: Die althochdeutschen Siedlungsnamentypen in Niederösterreich und Wien. Wien: VWGÖ 1989 (Dissertationen der Universität Wien, 199), S. 6 ff., S. 131 ff.