Döbling (Bezirkswappen)

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Bezirkswappen Döbling (Gouache, 1992)
Daten zum Eintrag


Der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl entwarf die Wiener Bezirkswappen 1903/1904 im Auftrag der Stadt Wien als Schmuck der Versorgungsheimkirche. Die Felder des Bezirkswappens von Döbling gehen auf Siegelbilder und Symbole der ehemaligen Vororte zurück, die 1890 im Zuge der Stadterweiterung zu diesem Bezirk zusammengeschlossen worden waren. Bei den späteren Fassungen wurden die 1938 erfolgten Gebietsänderungen berücksichtigt.

Bezirkswappen Döbling (1904/1910)
HeiligenstadtNußdorfSalmannsdorfNeustift am WaldeKahlenbergerdorfGrinzingOberdöblingSieveringStroehl 1904 Gesamtwappen.jpg
Über dieses Bild
Hugo Gerard Ströhl legte 1904 ein Gesamtwappen der Stadt Wien vor, in dem er alle von ihm ausgearbeiteten Bezirkswappen vereinte.
Aktuelle Fassung des Bezirkswappens Döbling (2015)

Inhaltliche Beschreibung

Wappen achtmal geteilt, belegt mit einem Herzschild. Die neun Felder vereinigen die Wappen der ehemaligen Vororte Heiligenstadt, Unterdöbling, Nussdorf, Salmannsdorf, Neustift am Walde, Sievering, Kahlenbergerdorf, Grinzing und Oberdöbling.

Heiligenstadt

Vor silbernem Hintergrund steht der Erzengel Michael als Seelenwäger. Hinter ihm liegt ein zweifüßiger grüner Drache mit roter Zunge und rotem Stachelschwanz. Der Seelenwäger trägt einen blauen Schuppenpanzer mit goldenem Kreuz auf der Brust und einen goldenen Helm. In seiner Rechten hält er ein goldenes Schwert, in der Linken eine goldene Waage. Der Erzengel Michael ist der Patron der Heiligenstädter Kirche St. Michael.

Unterdöbling

Vor goldenem Hintergrund steht der Heilige Jakob in grünem Gewand mit rotem Mantel. In seiner Rechten hält er einen braunen Kreuzstab, in der Linken ein schwarzes Buch. Er ist der Kirchenpatron der Heiligenstädter Pfarrkirche.

Nußdorf

Redendes Wappen. Vor blauem Hintergrund ragt ein goldener Baumstamm mit zwei goldenen Zweigen auf. An ihnen wachsen drei goldene Nüsse und acht goldene Blätter. Das Wappen steht für die vielen dort wachsenden Nussbäume. Der Name Nußdorf (1114 als "Nuzdorf" erstmals erwähnt) geht auf den Nussbaumbestand in diesem Gebiet zurück, dessen Grundlagen zur Römerzeit gelegt wurden.

Salmannsdorf

Vor silbernem Hintergrund ist eine grüne Wiese mit zwei Bäumen abgebildet. An den rechten, größeren Baum ist der mit einem blauen Lendenschurz bekleidete Heilige Sebastian gefesselt. Er ist von fünf schwarzen, rot gefiederten Pfeilen durchbohrt. Der Heilige Sebastian ist der Patron der Kapelle zu Salmannsdorf (vor Dreimarksteingasse 12A).

Neustift am Walde

Vor silbernem Hintergrund steht der Heilige Rochus auf einer grünen Wiese. Er trägt ein braunes Gewand, einen blauen Mantel und einen braunen Pilgerhut. In der Rechten hält er einen Pilgerstab. Hinter ihm liegt ein silbern-braungescheckter Hund. Der Heilige Rochus ist der Kirchenpatron der Neustifter Pfarrkirche.

Sievering

Vor goldenem Hintergrund steht der Heilige Severin auf grünem Boden. Er trägt einen roten, blau gefütterten Mantel und eine silberne Alba und eine rote, golden verzierte Mitra. Die Linke umfasst einen Krummstab, die Rechte ist zum Segen erhoben. Der Heilige Severin ist der Patron der Sieveringer Pfarrkirche. Anders als heute ist man im 19. Jahrhundert davon ausgegangen, dass der Hl. Severin von Niricum (gestorben 8. Jänner 482) hier gelebt haben soll und auch der Name Sievering von ihm abzuleiten sei. Tatsächlich ist ein Severinsaltar erst 1429 hier nachweisbar.[1].

Kahlenbergdorf

Vor rotem Hintergrund ist Heilige Georg als Drachentöter auf einem braunen Berg dargestellt. Er sitzt in goldener Rüstung samt goldenem Helm auf einem silbernen Pferd mit blauer Pferdedecke. Er tötet mit einer goldenen Lanze einen auf dem Rücken liegenden grünen Drachen. Der Heilige Georg ist der Kirchenpatron der Kahlenbergerdorfer Pfarrkirche.

Grinzing

Vor silbernem Hintergrund steht ein Mann auf einer grünen Wiese. Er trägt einen roten, goldgesäumten Rock mit blauen Ärmelaufschlägen, graue Kniebundhosen, silberne Strümpfe und schwarze Schuhen mit goldenen Schnallen. In seiner rechten Hand hält er eine große blaue Weintraube mit zwei grünen Blättern. Die Darstellung repräsentiert den in Grinzing ansässigen Weinbau.

Oberdöbling

Vor blauem Hintergrund ist eine goldene Weintraube mit einem grünen Blatt und Ranken abgebildet. Sie symbolisiert den dort betriebenen Weinbau.

Wappenkundliche Blasonierung

Zweimal gespalten und zweimal halbgeteilt. 1: in Silber der Erzengel Michael mit silbernen Flügeln, mit goldenem, mit drei abwechselnd roten und silbernen Federn bestecktem Helm und blauem Schuppenpanzer mit goldenen Säumen, darauf ein goldenes abgeledigtes Kreuz, mit roten Stiefeln, am Schaftende mit Gold verziert, in der Rechten ein goldenes Schwert, in der Linken eine goldene Waage, hinter ihm ein grüner linksgewendeter liegender Drache mit roter Schwanzspitze, rotes Feuer speiend; 2: in Gold der Heilige Jakob mit grünem Gewand und rotem Mantel, golden nimbiert, in der Rechten einen braunen Kreuzstab, in der Linken ein schwarzes Buch mit grauem Schnitt und grauen Beschlägen; 3: in Blau ein goldener Baumstupf, daraus rechts und links ein Zweig mit je vier goldenen Blättern und rechts zwei, links einer goldenen Nuss wachsend; 4: in Silber auf grünem Boden rechts ein Baum, dessen grüne Krone über den Schildrand hinausragt, davor der heilige Sebastian, golden nimbiert, mit blauem Lendenschurz, durchsteckt von fünf schwarzen, rot gefiederten Pfeilen, rechts ein kleinerer Baum mit grünem Blattwerk; 5: in Silber auf grünem Boden der Heilige Rochus mit braunem Hut, braunem Gewand, blauem Mantel und brauen Schuhen, in der Rechten einen braunen Pilgerstab, die Linke ausgestreckt, dahinter ein linksgewendeter liegender braun-gescheckter Hund; 6: in Gold auf grünem Boden der Heilige Severin, mit roter, golden verzierter Mitra, rotem, blau gefüttertem Mantel und silberner Alba, die Rechte zum Segen erhoben, in der Linken einen goldenen Krummstab; 7: in Rot auf braunem natürlichem Berg ein grüner auf dem Rücken liegender Drache, darüber linksgewendet der heilige Georg auf einem silbernen Pferd mit blauer Decke und goldenem Zaumzeug in goldener Rüstung mit goldenem Helm, dieser besteckt mit drei abwechselnd silbern und blauen Federn, in der Rechten eine goldene gestürzte Lanze; 8: in Silber auf grünem Boden eine männliche Figur mit rotem, goldgesäumtem Rock mit blauen Ärmelaufschlägen, grauer Kniebundhose, silbernen Strümpfe und schwarzen Schuhen mit goldenen Schnallen, in der Rechten eine blaue Weintraube mit grünen Blättern, die Linke in die Seite gestemmt; belegt mit einem Herzschild, darin in Blau eine goldene Weintraube mit grünen Blättern.

Entwicklung des Wappens

Hugo Gerard Ströhl konzipierte das Wappen 1903/1904 für die Versorgungsheimkirche. Diese 1904 publizierte Fassung entsprach der damaligen Bezirksaufteilung, also ohne Wappenfelder für Salmannsdorf (Hl. Sebastian) und Neustift am Walde (Hl. Rochus). Im Unterschied zum heutigen Wappen zeigte das Wappenfeld für Heiligenstadt den Erzengel Michael mit rotem Flammenschwert in der Rechten. Der Drache im Wappen Kahlenbergerdorf speit golden Feuer. Der Heilige Sebastian ist von zwei Bäumen beseitet.[2] Ströhl ließ den Entwurf auch in ein Wiener Gesamtwappen[3] einfließen, bei dem er sämtliche Bezirkswappen zu einem gemeinsamen Wappenschild vereinte. Im Grinzinger Wappenfeld trägt der Mann blaue Kniebundhosen. An dieser Vorlage orientierte sich der im Mai 1986 im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs erstellte und 1992 umgesetzte Entwurf. Entsprechend der Gebietsverschiebungen zwischen Döbling und Währing 1938 wurden Wappenfelder für Salmannsdorf (Hl. Sebastian) und Neustift am Walde (Hl. Rochus) in das Döblinger Bezirkswappen aufgenommen. Ihre Vorlagen wurden dem Währinger Bezirkswappen von 1904 entnommen. Die aktuelle Fassung von 2015 entspricht im Wesentlichen diesem Entwurf, die braunen Jacken der Winzer sind demjenigen von Ströhl entlehnt. Die Metalle Gold und Silber wurden durch Gelb und Weiß ersetzt.

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910
  • Hugo Gerard Ströhl: Wappen und Siegelbilder von Wien. o.O. o.J.
  • Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904
  • Manuel Swatek: Zeichen der Stadt. Beiträge zur Geschichte der Wiener Wappen und Symbole. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76 (2020), S. 233-268

Weblinks

Wappen zum Download:

Die Bezirkswappen haben im rechtlichen Sinne nie Wappenstatus erlangt. Sie stellen Traditionsgut dar und können als solches verwendet werden.[4]

Einzelnachweise

  1. Hugo Gerard Ströhl: Städtwappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904
  2. Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. 2; Wiederabdruck in: ders. [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, Tafel 2a
  3. Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904, Tafel 2
  4. Sie werden als Gebrauchsgrafik unter der Lizenz CC BY 4.0 zur Verfügung gestellt. Bei der Weiterverwendung muss der Rechteinhaber mit "Grafik: WStLA" genannt werden. Die Grafiken dürfen nicht für Anwendungen oder Veröffentlichungen verwendet werden, die kriminelle, illegale, rassistische, diskriminierende, verleumderische, pornographische, sexistische oder homophobe Aktivitäten unterstützen oder zu solchen Aktivitäten anstiften.