Nußdorf (Vorort)

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Nußdorfer Wappen, 19. Jahrhundert
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von 1114
Datum bis 1890
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 19
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 22176
GND 1239955170
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 27.10.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Nußdorf Wappen.jpg
Bildunterschrift Nußdorfer Wappen, 19. Jahrhundert

Nußdorf (1949)

Nußdorf (19.), Vorortgemeinde, die 1890/1892 mit anderen Gemeinden in den 19. Bezirk (Döbling) eingemeindet wurde (jetzt Katastralgemeinde).

Die Ortschaft, die wahrscheinlich nach den vielen dort wachsenden Nussbäumen ihren Namen erhielt, wird um 1114 erstmals urkundlichgenannt (die Nennung 1081 im Zuge einer Transaktion zwischen dem Bistum Passau und Markgraf Leopold II. beruht auf einer irrtümlichen Deutung des Ausstellungsorts der betreffenden Urkunde); ein altes Ortszentrum ist kaum noch zu bestimmen (am ehesten würde noch die Greinergasse [wo Messner die "Obere Mühle" situiert] auf eine Altform hindeuten).

Nußdorf mit der Donau, um 1894
Nußdorf, 1888

Im 12. Jahrhundert nahm das Geschlecht der Herren von Nußdorf seinen Namen an. Einzelne Nachkommen fungierten als herzogliche Waldmeister. Das Geschlecht starb mit Otto Span de Nusdorf, dessen Siegel bekannt ist, aus. Schon frühzeitig besaßen weltliche und geistliche Grundherren (Klöster, Stifte) in Nußdorf zahlreiche Weingärten; die Zahl der letzteren verringerte sich erst durch die Klosteraufhebungen Josephs II. Ab 1450 besaß Nußdorf eine dem heiligen Thomas geweihte Kapelle, gehörte jedoch bis 1783 zur Pfarre Heiligenstadt (in diesem Jahr erhielt Nußdorf einen eigenen Pfarrsprengel und mit der 1787-1789 neu erbauten Thomaskirche [ Nußdorfer Kirche ] auch eine eigene Pfarrkirche). 1425 beschossen die Hussiten von Jedlesee aus Nußdorf, 1484 legte Matthias Corvinus, als er Wien belagerte, in dieser Gegend Verschanzungen an, 1529 und 1683 litt der Ort unter den Türkeninvasionen (Kara Mustafa ließ Nußdorf gegen das Entsatzheer befestigen) und 1809 durch die Plünderungen der Franzosen so sehr, dass er sich nur langsam erholen konnte. Allmählich entstanden Wirtschaftsgebäude; 15 Freihöfe bildeten selbständige Grundobrigkeiten, der Weinbau machte die Bewohner wohlhabend. Ab dem 18., insbesonders aber im 19. Jahrhundert ließen sich begüterte Wiener hier Sommerhäuser errichten.

Im Jahr 1569 erwarb das Wiener Bürgerspital das Amt Nußdorf, das bis 1794 in seinem Besitz blieb (Verkauf an das Stift Klosterneuburg). Als größter Grundherr hatte es die Dorfobrigkeit in Nußdorf inne.

Die von Franz Xaver Bosch 1819 begründete Nußdorfer Brauerei und die Donaudampfschiffe trugen wesentlich dazu bei, Nußdorf zu einem stark besuchten Ausflugsort der Wiener zu machen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es verstärkt zu Industriegründungen, aber auch die Franz-Josefs-Bahn und die Zahnradbahn auf den Kahlenberg brachten wirtschaftlichen und touristischen Aufschwung. Schikanederschlössel.

1890 / 1892 wurde Nußdorf nach Wien eingemeindet und Teil des 19. Bezirks. Der Ortsname wurde im 20. Jahrhundert meist Nußdorf geschrieben.

Siegel

Der Vorort Nußdorf führte ein Siegel, das einen Baumstrunk, aus welchem je rechts und links ein Zweig mit Blättern und Nüssen, im ganzen drei Nüsse, emporwächst, und zwar: a) im ältesten Siegel, rechteckig, in einem ovalen, mit einem vierpassartigen Ornament verzierten Schild, über dem Schilde Cherubskopf; b) in einem neueren Siegel, in einem leicht stilisierten, rechts und links ausgebogenen, waagerecht schraffierten Dreiecksschild, über dem Schild eine Blätterkrone mit drei Blättern; c) in den beiden jüngsten Siegeln, in einem stilisierten, ornamentierten, oben und unten abgerundeten Dreiecksschild, über dem Schild Cherubskopf. Umschriften: a) ̴ + ̴ SIGIL : DER · GMAIN · ZV : NVSDORF : & :1649; b) † ORTSGERICHT NUSSDORF; c) GEMEINDE NUSSDORF Aufschrift: BEI WIEN ¤ [Rosette] d) ¤ SIEGEL DER GEMEINDE NUSSDORF.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Döbling.

Häuser

  • 1566: 97
  • 1590: 90
  • 1680: 89
  • 1722: 89
  • 1751: 95
  • 1783: 108
  • 1787: 105
  • 1795: 109
  • 1808: 120
  • 1813: 113
  • 1819: 122
  • 1822: 132
  • 1830: 152
  • 1851: 174
  • 1858: 180
  • 1869: 191
  • 1880: 213
  • 1890: 224

Einwohner

  • 1783: 865
  • 1808: 1.265
  • 1830: 1.503
  • 1843: 2.130
  • 1846: 2.701
  • 1851: 2.725
  • 1857: 3.085
  • 1869: 4.029
  • 1880: 4.278
  • 1890: 5.191

Häuserschematismen

Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Ortsrichter

  • Georg Peringer (1789-1792)
  • Josef Greiner senior (1792-1813)
  • Franz Gunold (1813-1817, 1819-1825)
  • Josef Kriegler (1817-1819, 1825-1835)
  • Franz Xaver Bosch, Brauereibesitzer (1835-1837; Boschstraße)
  • Franz Michael Gunold, Holzhändler (1837-1845; * 1795, † 1880; Gunoldstraße)
  • Josef Greiner junior (1845-1848; * 1798, † 1889; Greinergasse)
  • Josef Muth (1848-1850).

Bürgermeister

  • Johann Kringl (1833)
  • Josef Greiner junior (1850-1861, 1864-1867, 1885-1889)
  • Josef Hackhofer (1861-1864)
  • Franz Krappl (1868-1870)
  • Anton Diem (26. Jänner 1874-3. Mai 1876; * 1837, † 3. Mai 1876; Diemgasse)
  • Karl Adolf von Bachofen (1880-1885, 1889-1891; Bachofengasse)

Quellen

Literatur

  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 43
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 114
  • Robert Messner: Der Alsergrund im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der nordwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verlag Notring 1970 (Topographie von Alt-Wien, 2), S. 209 f.
  • Topographie von Niederösterreich. 8 Bände. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929. Band 7, S. 356 ff.
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, 372 ff., S. 418 (Liste der Grundrichter, Ortsrichter, Bürgermeister)
  • Karl A. Erhard: Die Freihöfe in Nußdorf, in: Döblinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Döbling. 11/1967, S. 3 ff.
  • Karl A. Erhard: 900 Jahre Nußdorf, in: Döblinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Döbling 26-27/1971, S. 1 ff.
  • Karl A. Erhard: Das Ende der selbständigen Gemeinde Nußdorf an der Donau, in: Döblinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Döbling 10/1967, S. 10 f.
  • Berthold Cernik: Das Stift Klosterneuburg und seine Pfarren. 1914, S. 98
  • Othenio Abel: Führer nach Heiligenstadt, Nußdorf und auf den Kahlenberg. 1903
  • Othmar Roden: Beiträge zur Ortsgeschichte von Nußdorf bei Wien, Diss. Univ. Wien. 1952
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, 438 f.
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XIX f., Taf. M

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