Simmering (Vorort)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von 1028
Datum bis 1892
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Simmanningen, Simonig
Benannt nach
Bezirk 11
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 19898
GND 4107759-3
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.10.2022 durch WIEN1.lanm08uns

Simmering (11.), selbständige Vorortgemeinde, seit 1890/1892 namengebender Teil des 11. Bezirks Simmering. Simmering ist schon 1028 urkundlich nachweisbar ("Simmanningen"). Ähnlich wie Erdberg ist es am Rand einer Stadtterrasse angelegt worden. Um 1130 (etwa zeitgleich mit der Besitzergreifung des Wiener Beckens durch die Babenberger) wird im Klosterneuburger Salbuch ein Isinrich von Simmanningen als Besitzer der Herrschaft genannt; dieses Herrengeschlecht (Herword von Symanning, um 1260: Herbortgasse) läßt sich bis 1398 (Eberhard von Simonig) verfolgen. Der alte Ortskern liegt bei der Laurenzkirche (Alte Simmeringer Kirche), die zwar erst 1267 erwähnt wird, deren Patrozinium (Laurentius) aber in die Zeit der ersten Ortsnennung zurückweist. 1495 besaß Christoph von Rappach die Herrschaft. 1529 wurde Simmering durch die Osmanen unter Sultan Soliman zerstört.

1573 verkaufte der kaiserliche Schiffsoberlieutnant Andreas von Dürrnbacher die Grundherrschaft an Michael Freiherr von Eitzing, 1598 erwarb sie Dr. Michael von Eham. 1677 erwarb das Himmelpfortkloster die Herrschaft Simmering. Die Ansiedlung hatte 1683 unter den Osmanen, 1703 unter Rakoczys Scharen sehr zu leiden. 1699 wird erstmals ein Schulmeister erwähnt. 1713 litt Simmering unter der Pestepidemie. 1740 erstreckte sich der Siedlungskern vom Kirchenberg über die heutige Kobelgasse in das Gebiet der Mautner-Markhof-Gasse und weiter bis in die Gegend der Kopalgasse. Maria Theresia übergab die Herrschaft Ebersdorf dem Simmeringer Armenfonds. 1783 ging die Grundherrschaft nach der Ordensaufhebung in das Eigentum der Staatsgüteradministration über (Religionsfonds), 1828 kam sie an den Realitätenbesitzer Jakob Hackel (Hakel) und (nach dessen Tod) 1832 an seinen Schwiegersohn Franz UIlmann, der sie bis zu deren Aufhebung besaß. 1797 begann der Bau des Wiener Neustädter Kanals. Die nach 1800 aufblühende Gemeinde wurde 1805 und 1809 von den Franzosen geplündert und verwüstet, 1839 durch eine große Feuersbrunst geschädigt.

1850 wurde Simmering selbständige Gemeinde (unter einem Bürgermeister), war jedoch 1860 noch ein Dorf mit ländlichem Charakter. Zu dem zu Allerheiligen 1874 eröffneten Zentralfriedhof wurde durch die Simmeringer Hauptstraße eine Pferdetramway eröffnet. Nachdem bereits 1849 die Simmeringer Waggonfabrik begründet worden war und sich auch die Firma Mautner Markhof in Simmering niedergelassen hatte, begann Ende der sechziger Jahre eine neuerliche Industrialisierungswelle (1869 Maschinen- und Waggonfabrik; Erste österreichische Jutespinnerei und Weberei am Geiselberg, 1870 Werkstätte der k. k. privilegierten Staatseisenbahngesellschaft), die sich mit anderen Betriebsansiedlungen (beispielsweise Erste österreichische Seifensieder-Gewerks-Gesellschaft [heute Unilever]) fortsetzte. 1880 setzte ein rascher, typisch peripherer Großstadtausbau ein, der sich bis heute nicht in die Landschaft eingefügt hat.

Siegel

Der Vorort Simmering führte ein Siegel, das einen halbrunden, rechts und links geschweiften, in der Mitte in eine Spitze ausgehenden Schild zeigt, im Schilde den Buchstaben S, über dem Schilde die Jahreszahl 1615, Umschrift: † S · DER · GMAIN ZV · SIMRING; In einem kleinen Siegel ist ein Rost als Attribut des heiligen Laurenz, des Patrons der Kirche zu Simmering, abgebildet, unter dem Rost die Jahreszahl 1817, unter dieser zwei Palmenzweige, über dem Rest rechts der Buchstabe G., links S. (Gemeinde Simmering).

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Simmering.

Häuser

  • 1590: 104
  • 1683: 105
  • 1713: 106
  • 1751: 114
  • 1771: 116
  • 1774: 123
  • 1783: 138
  • 1787: 137
  • 1794: 176
  • 1800: 195
  • 1809: 213
  • 1814: 200
  • 1823: 213
  • 1824: 222
  • 1830: 234
  • 1851: 220?
  • 1858: 297
  • 1869: 461
  • 1880: 838
  • 1890: 1.020

Einwohner

  • 1648: 286 (Kommunikanten)
  • 1774: circa 1.000
  • 1783: 1.020
  • 1786: 973
  • 1794: 1.179
  • 1800: 1.900
  • 1809: 2.100
  • 1814: 2.412
  • 1823: 2.100
  • 1824: 2.250
  • 1830: 2.376
  • 1832: 2.506
  • 1837: 2.650
  • 1843: 2.855
  • 1846: 3.468
  • 1851: 3.785
  • 1857: 6.467
  • 1869: 11.759
  • 1873: 18.322
  • 1880: 19.600
  • 1890: 25.793

Häuserschematismen

Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Bürgermeister

  • Dr. Wenzel Adalbert Sedlitzky, Apotheker (1850-1852; Sedlitzkygasse)
  • Joseph Dachler, Mühlenbesitzer (1853-1856; † 13. Februar 1866 Simmering [Grabstätte an der Außenfassade der Laurenzkirche], Sedlitzy und Dachler amtierten im Haus 11, Simmeringer Hauptstraße 42 [Geystraße 1])
  • Josef Braunhuber, Landwirt (1856-1862; Braunhubergasse)
  • Lorenz Gey, Landwirt (1862-1884 [† 15. Februar 1884]; Geystraße)
  • Alois Fröschl, Kaufmann (1884-1887)
  • Gregor Grill, Kaufmann (1887-1889 [Wahl 19. Oktober 1886])
  • Wilhelm Seidler, Wundarzt (1889-1891)

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XIII, Taf. H
  • Hans Havelka: Verschwundenes und Vergessenes Simmering. Ein besinnlicher Spaziergang von St. Marx bis zur alten Laurenzkirche. Simmering: Heimat-Museum [1968] (Schriftenreihe des Simmeringer Heimatmuseums, 3), S. 51 f. (Liste der Ortsrichter)
  • Simmering

Bevölkerungsgeschichte