Lichtental (Vorstadt)

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Die Vorstädte Roßau, Thurygrund, Himmelpfortgrund und Lichtental mit ihren Siegelbildern (1734)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von
Datum bis 1850
Name seit
Andere Bezeichnung Liechtental
Frühere Bezeichnung Lichtenthal
Benannt nach
Bezirk 9
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 14719
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 14.12.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname A-9374 0033.jpg
Bildunterschrift Die Vorstädte Roßau, Thurygrund, Himmelpfortgrund und Lichtental mit ihren Siegelbildern (1734)

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48° 13' 40.91" N, 16° 21' 21.68" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Lichtental (9.), bis 1850 selbständige Vorstadt, seither Teil des neunten Bezirks Alsergrund.

An der Stelle der Vorstadt befand sich einst eine Insel (Werd) im Augelände der Donau (von einem kleinen Donauarm und der Als umschlossen), auf der sich die große Wiese "unter dem dürren Sporkenbühel" erstreckte (1254 wird Heinrich von Liechtenstein als Besitzer erwähnt; Sporkenbühelgasse), die 1280 "Alt-Liehtenwörd" hieß (noch 1701 heißt es im Gültenbuch "das sogenante Liechtenthall am Spürkhenpüchl, so vorhin eine wüsen gewesen").

Ursprünglich besaßen die Landesfürsten das Gebiet; Markgraf Leopold III. schenkte es dem Stift Klosterneuburg (Stiftungsurkunde im Original verloren). Noch im 17. Jahrhundert erstreckte sich hier die "Thalwiese" (auch "Auf der Wiesen" genannt), die durch die west-östlich fließende Als halbiert wurde. Von Johann Weickhard Fürst Auersperg kam das Areal 1678 an Carl Eusebius Fürst von und zu Liechtenstein und von diesem 1684 (nach der Zweiten osmanischen Belagerung (1683)) an Johann Adam Andreas Fürst von und zu Liechtenstein. Im nördlichen Teil, links des Bachs, wurde die Grundherrschaft Lichtental angelegt und vom mächtigen Baublock des Lichtentaler Brauhauses abgeschlossen; den südlichen Teil, rechts des Bachs, beherrschte das Liechtensteinsche Sommerpalais mit der an der Fürstengasse liegenden Orangerie, hinter dem sich der Park erstreckte (der gegen die Als durch ein Belvedere abgeschlossen wurde). Das nach dem Bau von Brauhaus und Amtshaus übrigbleibende Gebiet, das im Bereich der "Sporkenbühlischen Gstätten" zum Erproben von Kanonen benützt wurde (eine Art Militärschießplatz), parzellierte der Fürst 1699; da die teuren Mieten in der Stadt vor allem Handwerker und Wirte in die Vorstädte abdrängte, parzellierten damals viele Grundherren Äcker und Wiesen und boten sie Bauwilligen an, die ihrerseits Mieter aufnahmen, um sich eine Rendite zu sichern; bereits 1701 wurde das erste Haus errichtet ("Zum goldenen Schlüssel", 9, Salzergasse 38). Der Grundherr setzte einen Verwalter und einen Ortsrichter ein und widmete auch einen Baugrund zur Errichtung einer Kirche.

Da den Bauwilligen eine zehnjährige Steuerfreiheit zugesichert wurde, wuchs die Vorstadt im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts rasch heran. 1712 wurde durch Karl VI. der Grundstein zur Kirche "Zu den 14 Nothelfern" (Lichtentaler Kirche) gelegt. Da sich der ursprünglich vorgesehene Name "Karlstadt" (nachweisbar bis in die 30er Jahre des 18. Jahrhunderts) nicht durchsetzen konnte, setzte sich (abgeleitet teils vom Stifter [Liechtenstein], teils nach der örtlichen Lage [Lichtenwörd]) der Name Lichtental durch.

Siegel

Die Vorstadt Lichtental führte ein Grundgerichtssiegel, das ovalen Schild in dreipaßartigem Ornament, aus dem Ornament wachsend beziehungsweise hervorbreclıend rechts und links je ein den Schild haltender Adler; auf einem Abdrucke ruht der Schild auf einem Ornament und wird von zwei Adlern als ganze Figur gehalten; über dem Schild ein Fürstenhut; in dem Schild rechts und links je ein Berg, auf den beiden Bergen je ein Haus, zwischen den Bergen ein talartiger Einschnitt ; im Schildhaupte eine Sonne, welche ihre Strahlen in das Tal sendet. Umschriften: a) † FURST : LICHTENSTEIN. GERICHTS. SIGIL · IM LICHTENTHALL; b) • FURS : LICHTSTEI : GRICHTS · SIGIL · IM LICHTENTHALL; c) • FÜRST LICHTENSTEIN GERICHTS SIGIL IM LICHTENTHALL; d) * GRUNDGERICHTS SIEGEL VON LICHTENTHAL.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Alsergrund.

Häuser

  • 1766: 192
  • 1778: 203
  • 1783: 205
  • 1790: 207
  • 1796: 205
  • 1840: 211
  • 1851: 212
  • 1857: 211

Einwohner

  • 1783: 6.470
  • 1796: 6.540
  • 1840: 7.410
  • 1857: 8.686

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt Lichtental wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, im Jahr 1795 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Nummerierung 1795

Ortsrichter

  • Franz Pirkhel (1816)
  • Winter (1836-1837)
  • L. Steinböck (1838-1844)

Grenzen

Fechtergasse, Liechtensteinstraße bis Nummer 115, weiter zur Nußdorfer Straße bis Nummer 68, zur Rufgasse und Althanstraße bis Fechtergasse

Wappen

Rechts und links je ein Berg mit Haus, zwischen den Bergen ein talartiger Einschnitt, in den die Sonne ihre Strahlen sendet.

Literatur

  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 39 f.
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 86 f.
  • Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 6 f.
  • Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1989-1994 (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B)
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 60 ff.
  • Robert Messner: Der Alsergrund im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der nordwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verlag Notring 1970 (Topographie von Alt-Wien, 2), S. 59, 96 f., 177 ff., 247 f.
  • Leopold Donatin: Der Alsergrund einst und jetzt. Für die Jugend und das Volk geschildert. Wien 1904, S. 25 ff.
  • Carl Hofbauer: Die Rossau und das Fischerdörfchen am oberen Werd. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der alten Vorstädte Wien's. Wien: Dirnböck 1859, S. 20
  • Martha Mayerwieser: Ein Beitrag zur Heimatkunde des 9. Bezirks. 1972, S. 26 ff.
  • Maximilian Aschinger: Häuser aus dem alten Wien. 1928, S. 52 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 553 f.
  • Hans Markl: Kennst. du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 225 ff.
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 152 f.
  • Edeltraut Schönbauer: Beiträge zur Geschichte der Vorstadt Lichtental. Diss. Univ. Wien. Wien 1951 (4 Bände)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 271 f.
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XII f., Taf. G
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 24

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26