Orangerie

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Frühlingsfest an einem Wintertag in der Orangerie von Schönbrunn, 1785
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.03.2018 durch DYN.krabina
Bildname HMW 179092.jpg
Bildunterschrift Frühlingsfest an einem Wintertag in der Orangerie von Schönbrunn, 1785

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In der Renaissance entstanden in Italien und Frankreich erstmals eigene Gebäude für Zitruspflanzen (Orangenhäuser). Schon vor der Mitte des 17. Jahrhunderts kam es in Frankreich zur funktionellen und künstlerischen Einbeziehung der Orangenhäuser in das Ensemble von Schloss und Garten. Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts war es möglich, anstelle der bis dahin kleinen Butzenscheiben große Glasflächen herzustellen; damit war eine der wichtigsten technischen Voraussetzungen zum Bau großer Pflanzenhäuser erfüllt. Eine der schönsten Barockorangerien in Wien stand im Norden des (nach 1710 von Johann Bernhard Fischer von Erlach erbauten) Trautsonpalais; sie wurde 1761 wegen der Erbauung der Reitschule für die ungarische Garde abgebrochen.

1717 wurde an der westlichen Flanke des 1714-1716 für Prinz Eugen erbauten Unteren Belvedere eine eigene Orangerie mit dem "kleinen Garten" angelegt. Dieser Orangeriebau war ursprünglich als Kombination mit einem "abschlagbaren Haus" in Funktion (das im Herbst zu- und im Frühjahr wieder abgedeckt wurde); die Pflanzen konnten (als Erdkultur) an Ort und Stelle bleiben. Diese einmalige Konstruktion wurde bereits im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts wieder abgerissen. Die Orangerie selbst blieb bestehen und beherbergt heute eine Ausstellungshalle der Österreichischen Galerie Belvedere.

In Schönbrunn ist über ein hochbarockes, architektonisch-künstlerisches Orangeriegebäude nichts bekannt; weder im ersten Plan von 1690 noch im zweiten (ausgeführten) Plan von 1696 war eine Orangerie vorgesehen. Erst unter Maria Theresia und ihrem Gatten Franz Stephan von Lothringen (Kaiser Franz I.), der sich für die Gartenplanung und Pflanzensammlung interessierte, wurde in der zweiten Schönbrunner Umbauperiode (zwischen 1753 und 1765) das seit langem vorgesehene Orangeriegebäude errichtet. Weder der Architekt noch die Bauzeit lassen sich mit Sicherheit feststellen (vielleicht 1754, wahrscheinlich geplant von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey und ausgeführt von Nikolaus Pacassi). Die Schönbrunner Orangerie ist als Kombination eines langgestreckten, nach Süden gerichteten Orangenhauses und eines nach Westen exponierten, gebogenen Cedrathauses einmalig in seiner Konzeption. Die Außenwand des 189 Meter langen, 68 Meter breiten und 47 Meter hohen Orangenhauses wird von den Bogenfenstern und den zwischen ihnen angebrachten Pflastern aufgelöst. Die Flächentrennung zwischen der "Großen Orangerie" samt dem unmittelbaren Areal vor dem Orangen- und Cedrathaus und der "Kleinen Orangerie", dem Garten auf der nördlichen Seite der Meidlinger Allee, bestand bis 1951. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden beide Orangerieparterres allmählich zu Obst- und Gemüseanlagen umfunktioniert. 1951 wurde eine neue Einteilung für die Schönbrunner Gärten vorgenommen, ebenso des Orangeriegebäudes. 1980 begann man mit Überlegungen zur Revitalisierung der Orangerie. Der Abbruch der umfangreichen Umbauten von 1951 wurde in zwei Etappen vorgenommen (abgeschlossen Ende Juli 1985). 1988 erfolgten archäologische Sucharbeiten, 1990 war die Anlage der Rasenfläche weitgehend abgeschlossen.

Auch in anderen Sommerpalais (beispielsweise Trautsonpalais, Liechtensteinsches Sommerpalais, Favorita [Theresianum]) gab es Orangerien.

Literatur

  • Leopold Urban: Die Orangerie von Schönbrunn. Kunstgeschichtliche und geschichtliche Grundlagen für ihre Revitalisierung, unter besonderer Berücksichtigung der Fragen zur Gestaltung des Orangeriegarten-Parterres. Diplomarb. Univ. Wien. Wien 1992