Lichtentaler Brauhaus

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Lichtentaler Brauhaus (Ausschnitt aus dem Huber-Plan 1778)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Brauerei
Datum von 1698
Datum bis 1877
Benannt nach Lichtental (Vorstadt)
Prominente Personen
PageID 14722
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit, Langes, 19. Jahrhundert, Bier, Brauhäuser, Lichtental (Vorstadt)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 8.04.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Brauhaus-Lichtental.jpg
Bildunterschrift Lichtentaler Brauhaus (Ausschnitt aus dem Huber-Plan 1778)
  • 9., Liechtensteinstraße 92-106
  • 9., Newaldgasse
  • 9., Reznicekgasse
  • 9., Althanstraße

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48° 13' 42.79" N, 16° 21' 22.53" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Lichtentaler Brauhaus am Behselplan (1825).

Lichtentaler Brauhaus (9., zwischen Liechtensteinstraße 92-106, Althanstraße, Reznicekgasse, Newaldgasse; Konskriptionsnummern: Lichtental 182).

Vorgeschichte

Schon im Jahr 1648 suchte Gabriel von Beverelli um Bewilligung zur Errichtung eines Bräuhauses in der „Roßau vor dem Schottentore“ an. Dies wurde ihm in Bezug auf das Braumonopol des Bürgerspitals verwehrt. So dauerte es noch genau 50 Jahre, bis es in dieser Gegend dann doch ein Brauhaus gab. Hans Adam I. von und zu Liechtenstein, seit 1676 Majoratsherr seiner Familie, entfaltete eine rege Bau- und Investitionstätigkeit. Unter anderem erwarb er 1687 von Weikhard Reichsgraf von Auersperg und dem Stift Klosterneuburg eine von einem kleinen Donauarm und dem Alserbach eingeschlossene unbesiedelte Wiese „unter dem dürren Sporkenbühel“. Als erstes begann man 1694 dort mit der Errichtung eines Brauhauses und erst zwei Jahre später wurde der Grundstein für das Sommerpalais in der heutigen Fürstengasse gelegt. Für das Angebot von 15.000 Gulden erhielt er auch bereits zu Beginn des Jahres 1694 ein Brauprivileg und ein Schutzmandat von Kaiser Leopold I.

Gründungsjahre

Nach vierjähriger Bauzeit ging die Brauerei 1698 in Betrieb, die nach der letzten Ausbaustufe zwischen Liechtensteinstraße 92-106, Althanstraße, Reznicekgasse und Newaldgasse lag. Sie erhielt das Privileg, nicht dem Wiener Burgfrieden und dem Bürgerspitalmonopol untergeordnet zu sein. Der erste Braumeister Georg Eckh kam aus Bayern. Er verfügte nicht nur über hervorragendes fachliches Können, sondern förderte auch tatkräftigst den Bau der Lichtentaler Kirche "Zu den hl. 14 Nothelfern" und erreichte sogar, dass Kaiser Karl VI. persönlich den Grundstein dazu legte. Außergewöhnlich war, dass bis zur Einweihung des Gotteshauses die Messen im Brauhaus gelesen wurden. Noch an den Osterfeiertagen 1712 bis 1714 fanden sich 600 Gläubige auf dem Brauhausareal ein, weil die Kapelle zu klein war.[1] Das Brauhaus wurde am 26. Juni des Jahres 1779 durch die Explosion des nahegelegenen Pulvermagazins schwer beschädigt und in vielen anderen Jahren vom Hochwasser heimgesucht.[2]

Produktion

Bereits im 18. Jahrhundert besaß das Bräuhaus einen Bierausschank, der sich gegenüber der Brauerei in der Liechtensteinstraße befand und unter dem Namen "Gstetten Würths Hauß" bekannt war. Es wurde 1771 vom Lichtentaler Bestands-Bräumeister Franz Joseph Stadler und seine Frau Maria Rosina um 1.500 Gulden erworben und bestand bis 1827. Von dem großen Hof führte eine Stiege zur Nußdorfer Straße. Hier waren die alten Bier- und Eiskeller, in denen das Bier reifte, in den Berg gegraben.[3] Als diese zu klein wurden, errichtete man im heutigen Sternwartepark in Währing eine neue Kelleranlage mit labyrinthartig verzweigten Gängen, in der bis zu 600 Fässer gelagert werden konnten. Das Bier galt im Vormärz als vorzügliche Spezialität. Zu Anfang der 1840er Jahre war das Lichtentaler Brauhaus mit einem Jahresausstoß von 45.000 Hektolitern, 28 Brauereiarbeitern und 40 Brauknechten nach den Brauereien in Jedlesee und Am Hundsturm das drittgrößte auf heutigem Wiener Gebiet.

Das Brauwasser stammte seit dem späten 18. Jahrhundert aus der Liechtensteinischen Wasserleitung, die eigene Brunnstuben am Währinger Bach besaß. Mit der Steigerung der Produktion dürfte auch das Quellwasser zu wenig geworden sein und man verwendete filtriertes Donauwasser. Auch der Geschmack der Kundschaft änderte sich im Laufe der Zeit. So wurde nach dem "Bayerischen Bier" Anfang des 19. Jahrhunderts das sogenannte "Steyerische Bier" im Lichtental gebraut, ab Dezember 1840 gab es auch das "Lichtenthaler Kalt-Bier".

Nach der Auflösung der Grundherrschaften kam das Lichtental, das bis dahin der fürstlich-liechtensteinischen Jurisdiction unterstand, zur Stadt Wien. Die Brauerei blieb aber im Verbund der fürstlich-liechtensteinischen Betriebe. Sie versuchten, das Brauhaus mit der Eröffnung eines neuen Restaurants "Zur schönen Aussicht" und dem Bau der neuen Waschlokale, eines neuen Stockwerks und eines neuen Bierlagers zu erweitern.

Ende der Brauerei

Die großindustrielle Konkurrenz machte aber auch dem Lichtentaler Brauhaus stark zu schaffen und so konnte schlussendlich der Betrieb 1877 nicht mehr gerettet werden. Der Braubetrieb wurde eingestellt und da sich kein Pächter und auch kein Käufer fand, blieb die Brauerei seit dem 1. Mai 1878 offiziell geschlossen. Die meisten Gebäude wurden im 20. Jahrhundert abgerissen, einige wurden bis in die 1990er Jahre für andere Zwecke verwendet bzw. erst dann unter Protest der Denkmalschützer abgerissen. Heute befindet sich dort ein moderner Gebäudekomplex, in dem unter anderem das Arbeits- und Sozialgericht Wien (9., Althanstraße 39-45) untergebracht ist.

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9, Lichtental; parzellierte Gründe auf dem Areal des ehemaligen Lichtentaler Brauhauses, 1895

Literatur

  • Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 39
  • Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Böhlau Verlag: Wien-Köln-Weimar 2017, S. 75-83
  • Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien: Selbstverlag 2023, S. 45-50
  • Alfred Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, mehrere Zitate
  • Alfred Wolf: Das Lichtentaler Brauhaus. In: Das Heimatmuseum Alsergrund Nr. 9 /1962

Referenzen

  1. Alfred Wolf: Das Lichtentaler Brauhaus. In: Das Heimatmuseum Alsergrund Nr. 9 /1962 S. 3.
  2. Alfred Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 90.
  3. Alfred Wolf: Das Lichtentaler Brauhaus, S.5