Brauhaus des Bürgerspitals

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Der Brauhaustrakt im Haupthaus des Bürgerspitals befand sich direkt neben der Bürgerspitalkirche (St. Clara), 1724
Daten zur Organisation
Art der Organisation Brauerei
Datum von 1432 JL
Datum bis 1789
Benannt nach Bürgerspital
Prominente Personen
PageID 5086
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert, Bier, Brauhäuser, Bürgerspital (Haupthaus)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 29.03.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Barockes Wien 96 Klarakirche 1724 Brauhaustrakt.jpg
Bildunterschrift Der Brauhaustrakt im Haupthaus des Bürgerspitals befand sich direkt neben der Bürgerspitalkirche (St. Clara), 1724
  • 1., Lobkowitzplatz 1

Frühere Adressierung

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48° 12' 19.54" N, 16° 22' 8.13" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Brauhaus des Bürgerspitals am Nagel-Plan (erschienen 1780/81).

Brauhaus des Bürgerspitals (ab 1432 vor dem Widmertor [ 1., Elisabethstraße 12-14 ], ab 1537 im Haupthaus des Bürgerspitals, [ 1., Kärntner Straße 28-30, Lobkowitzplatz 1 ]). Siehe auch Bierwesen des Bürgerspitals.

Inhalt:
  1. Vorgeschichte
  2. Erwerb des Bierrechts und erste Brauhäuser
  3. Das Brauhaus in der Stadt
  4. Das Ende des Braumonopols und des Brauhauses
  5. Weitere Brauhäuser des Bürgerspitals
  6. Siehe auch
  7. Quellen
  8. Literatur
  9. Referenzen

Vorgeschichte

Das erste gewerbsmäßige Brauhaus in Wien befand sich ungefähr ab 1384 in der Weidenstraße vor dem Widmertor, vermutlich an der heutigen Adresse Elisabethstraße 12-14. Es lag nicht nur in räumlicher Nähe zum Bürgerspital, sondern auch auf Spitalgrund und war diesem daher zinspflichtig. Nachweisbar ist ein "Preuer" Johannes, der 1382 ein Haus in der Weidenstraße kaufte[1]. Als erster eindeutiger Besitzer dieses Brauhauses in der Weidenstraße lässt sich jedoch Ulrich Zink nachweisen. Dieser war Ende des 14. Jahrhunderts mehrfach Spitalmeister und konnte vermutlich deshalb das Brauhaus auf Spitalgrund errichten[2].

1382 verbot Herzog Albrecht III. die uneingeschränkte Bierproduktion in Wien und schuf dafür ein landesfürstliches Recht, damit durfte innerhalb des Burgfrieds nur mehr Bier brauen, importieren, verkaufen und ausschenken, wer mit dem Braurecht belehnt worden war. Dem Landesfürsten musste dafür eine Gebühr abgeliefert werden.[3]

Erwerb des Bierrechts und erste Brauhäuser

Albrecht V. überträgt 1432 dem Bürgerspital das Bierrecht.

1432 erwarb der damalige Wiener Bürgermeister Konrad Hölzler der Ältere von Stephan Kraft zu Marspach das Bierrecht für das Bürgerspital. Dieses war mit dem Brauhaus und anderen Gütern in der Weidenstraße vor dem Widmertor verbunden.[4]. Die Urkunde aus dem Jahr 1432 wird vom Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt[5].

Mit Übertragung des Braurechtes erwarb das Bürgerspital das Recht, im Bereich des städtischen Burgfriedens ausschließlich und allein Bier zu brauen oder fremdes Bier einzuführen sowie Bier auszuschenken oder zu verkaufen. Nur die Grundherrschaften und Klöster waren von den Rechten des Bürgerspitals nicht betroffen. Die neue Stadtordnung Ferdinands I. von 1526 bestätigte das Monopol des Bürgerspitals und hielt fest, dass das Spital unter Aufsicht von Bürgermeister und Rat "guet und leicht pier" ausschenken sollte.

In der Spitalmeisterrechnung von 1470 wird das ursprüngliche Brauhaus in der Weidenstraße als altes Bierhaus bezeichnet. Demnach hatte das Bürgerspital in der Weidenstraße noch vor 1470 ein weiteres Brauhaus errichtet. Die Brautätigkeit im alten Haus wurde noch im 15. Jahrhundert eingestellt.

Das Brauhaus in der Stadt

Der Bierwagen vor dem Bürgerspital führt wohl das hauseigene Bier aus, um 1780.

Das alte Bürgerspital und das neue Brauhaus vor dem Widmertor wurden, wie alle Gebäude vor den Stadtmauern, 1529 im Zuge der Ersten Osmanischen Belagerung zerstört und nicht wieder aufgebaut.[6] Das Spital durfte mit Genehmigung von Kaiser Ferdinand I. bereits ein Jahr später in das verlassene Klarakloster am Schweinemarkt übersiedeln, wo es bis zu dessen Ende seinen Sitz hatte (Bürgerspital (Haupthaus)).

Im neuen Bürgerspital entstand erst 1537 neben der Bürgerspitalkirche wieder ein eigener Brauhaustrakt, gelegen zwischen dem heutigen Lobkowitzplatz und der Kärntner Straße. Bis dahin braute das Spital kein eigenes Bier, sondern konzentrierte sich auf Verkauf von gekauftem und importiertem Bier. Den Spitalmeisterrechnungen ist zu entnehmen, dass der Import und der Verkauf von Bier bereits im 15. Jahrhundert ein lukratives Geschäftsmodell für das Bürgerspital war und auch im 16. Jahrhundert blieb[7]. Ein Teil des importierten Biers stammte aus dem Wiener Umland: Hütteldorf, St. Marx, Simmering und Schwechat. Das Spital importierte aber auch von weiter entfernten Brauereien, so unter anderem aus Zwettl, Ybbs und Steyr, aus dem heutigen Bayern (Passau, Rosenberg, Regensburg) und Tschechien (Prag, Budweis, Olmütz).

Zwischen 1544 und 1566 musste das Brauhaus mehrmals die Tätigkeit einstellen, weil man eine Verknappung und eine damit verbundene Verteuerung des für die Ernährung der Bevölkerung so wichtigen Getreides, vor allem des Weizens, verhindern wollte[8]. Erst ab den 1560er Jahren nahm die eigene Brautätigkeit des Bürgerspitals wieder größere Umfänge an, was unter anderem auf die damals schlechte Weinkonjunktur zurückzuführen ist. 1582 beschäftigte Braumeister Georg Steer bereits sechs Gehilfen und einen Brunnenschöpfer. Ihm folgten verschiedene Braumeister aus allen Teilen des Heiligen Römischen Reichs, jährlich wurde etwa 7.000 Eimer Bier gebraut[9]. 1587 übertrafen die Ausgaben für Brau-Rohstoffe erstmals jene für den Zukauf von Bier.

Das Ende des Braumonopols und des Brauhauses

1727 erwarb die Stadt Wien die Herrschaft Margareten und das dortige Brauhaus. Dieses Ereignis kann als Anfang vom Ende des Biermonopols des Bürgerspitals angesehen werden. Mit dem Margaretner Brauhaus befand sich nun eine aktive Brauerei im Stadtgebiet, die nicht im Eigentum des Bürgerspitals, sondern im Besitz der Stadt Wien war. Das alleinige Braurecht des Bürgerspitals existierte von da an nur noch pro forma[10].

Bis dahin hatte das Bürgerspital mit viel Mühe sein Monopol verteidigen können. Es muss aber auch erwähnt werden, dass das Monopol des Bürgerspitals immer wieder nicht nur durch die Grundherren, sondern teils von den Donau-Schiffen und teils von städtischen Behörden und Bediensteten, wie der Stadtguardia (Stadtwache), vom Hofgesinde und selbst vom Torwart des Landhauses, umgangen worden war.[11]

Durch die im 18. Jahrhundert aufkommende Konkurrenz ging es mit der Bürgerspitalbrauerei langsam bergab. 1730 sind die Erträge aus dem Stadtbrauhaus, dem Leopoldstädter Brauhaus und dem Brauhaus St. Marx auf jeweils katastrophale 3.800, 720 und 2.300 Gulden zurückgegangen.[12] Ab 1733 war das Brauhaus verpachtet. Ende 1789 wurde das Brauhaus im Zuge des Umbaus des Bürgerspitals in ein Zinshaus (Bürgerspitalzinshaus) in einen vierstöckigen Wohnhaustrakt umgewandelt (genannt Brauhaustrakt). 1883 wurde auch das Bürgerspitalzinshaus abgebrochen und das Areal parzelliert und danach neu bebaut.

Weitere Brauhäuser des Bürgerspitals

Zweigbrauhaus im Armenfondsbräuhaus am Unteren Werd

Im Verlauf der Frühen Neuzeit kam das Bürgerspital in den Besitz weiterer Brauhäuser. Ab circa 1588 bis 1663 betrieb es ein Brauhaus in der Spitalmühle vor dem Kärntnertor. 1676 nahm das Spital das Brauhaus im Unteren Werd neben seinem dortigen Meierhof in Betrieb. Mit der Inkorporierung des Spitals St. Marx 1706 kam auch das dortige Brauhaus an das Bürgerspital. Das Bürgerspital besaß ab 1789 nur mehr die Brauhäuser in der Leopoldstadt und in St. Marx, die ebenfalls 1733 verpachtet und schließlich 1845 bzw. 1857 verkauft wurden.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Michael Altmann: Wiener Bürgerspital. Zur Erinnerung an die Eröffnung des neuen Bürger-Versorgungshauses in der Alservorstadt. Wien: Selbstverlage des Bürgerspitalamtes 1860, S. 15, 44–46, 75
  • Heinrich Berg / Karl Fischer: Vom Bürgerspital zum Stadtbräu. Zur Geschichte des Bieres in Wien. Wien: Wiener Stadt- und Landesarchiv 1992 (Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 3)
  • Joseph Holzinger: Hausgeschichte des Bürgerspitals zu Wien. Unveröffentlichtes Manuskript 1857–1860 (WStLA, Handschriften: A 240, Teil 2/1, Bogen 6, 36, 115 ff., 173 f.; Teil 2/2, Bogen 29 ff., 81 ff.)
  • Lorenz Novag: Das Bürgerspital und das Versorgungshaus in St. Marks in Wien. Von 1257 bis 1820. Wien 1820
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen – ein Handbuch. Wien 1991
  • Sarah Pichlkastner: Insassen, Personal und Organisationsform des Wiener Bürgerspitals in der Frühen Neuzeit. Eine Projektskizze. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 123 (2015), S. 117–132 (zum Bier S. 127 ff.)
  • Sarah Pichlkastner, Bier, Wein, Kapitalien – aber Insassinnen und Insassen? Das Wiener Bürgerspital zwischen wirtschaftlichem „Großunternehmen“ und karitativer Versorgungseinrichtung in der Frühen Neuzeit, in: Historia Hospitalium 30 (2017), S. 305–318
  • Sarah Pichlkastner / Manuel Swatek: Fürsorge und Ökonomie. Das Wiener Bürgerspital um 1775. Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe B: Ausstellungskataloge, Heft 97, Wien 2017
  • Sarah Pichlkastner: Eine Stadt in der Stadt. InsassInnen und Personal des frühneuzeitlichen Wiener Bürgerspitals – eine Studie anhand exemplarischer Untersuchungszeiträume. Wien 2020
  • Brigitte Pohl-Resl: Rechnen mit der Ewigkeit. Das Wiener Bürgerspital im Mittelalter. Wien [u. a.]: R. Oldenbourg Verlag 1996 (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 33), S. 60, 143 f.
  • Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 6 (1926), S. 1–35
  • Martin Scheutz / Alfred Stefan Weiß, Spital als Lebensform. Österreichische Spitalordnungen und Spitalsinstruktionen der Neuzeit. Band 2: Editionsteil. Wien [u. a.]: Böhlau Verlag 2015 (Quellenedition des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 15/2), S. 1022 (Instruktion für die Braumeister im Bürgerspital, in der Leopoldstadt und in St. Marx 1722)
  • Anna Schirlbauer: Verloren im Bürgerspitalzinshaus? Versuch einer Rekonstruktion des legendären Wiener Gebäudekomplexes. In: Wiener Geschichtsblätter 59 (2004), S. 324–337 (zum Brauhaustrakt S. 334)
  • Christian M. Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte, Wien [u. a.]: Böhlau Verlag 2016, S. 29–49
  • Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023

Referenzen

  1. Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 6 (1926), S. 2
  2. Sarah Pichlkastner: Eine Stadt in der Stadt. InsassInnen und Personal des frühneuzeitlichen Wiener Bürgerspitals – eine Studie anhand exemplarischer Untersuchungszeiträume. Wien 2020, S. 215
  3. Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 6 (1926), S. 1–3.
  4. Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 6 (1926), S. 34-35; Sarah Pichlkastner: Eine Stadt in der Stadt. InsassInnen und Personal des frühneuzeitlichen Wiener Bürgerspitals – eine Studie anhand exemplarischer Untersuchungszeiträume. Wien 2020, S. 215
  5. WStLA, Bürgerspital, U1: Urkunde Nr. 532 und WStLA, Bürgerspital, U1: Urkunde Nr. 533
  6. Michael Altmann: Wiener Bürgerspital. Zur Erinnerung an die Eröffnung des neuen Bürger-Versorgungshauses in der Alservorstadt. Wien: Selbstverlage des Bürgerspitalamtes 1860, S. 21.
  7. Sarah Pichlkastner: Eine Stadt in der Stadt. InsassInnen und Personal des frühneuzeitlichen Wiener Bürgerspitals – eine Studie anhand exemplarischer Untersuchungszeiträume. Wien 2020, S. 215f.
  8. Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023, S. 7.
  9. Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023, S. 7.
  10. Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. In: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 6 (1926), S. 4
  11. Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 6 (1926), S. 8.
  12. Michael Altmann: Wiener Bürgerspital. Zur Erinnerung an die Eröffnung des neuen Bürger-Versorgungshauses in der Alservorstadt. Wien: Selbstverlage des Bürgerspitalamtes 1860.