Wieden (Vorstadt)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von 1137
Datum bis 1850
Name seit 1211
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Widum
Benannt nach
Bezirk 4
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 151
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
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Letzte Änderung am 21.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname A-9374 0099.jpg
Bildunterschrift Die Vorstädte Wieden, Matzleinsdorf, Hundsturm und das Freihaus auf der Wieden mit ihren Siegelbildern (1734)

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48° 11' 47.14" N, 16° 22' 2.64" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Wieden (4.), ehemals Vorstadt und namengebender Teil des 1850 gebildeten vierten Bezirks Wieden (von dem 1862 der fünften Bezirk Margareten abgetrennt und 1874 die südlich des Linienwalls gelegenen Teile dem zehnten Bezirk Favoriten zugeschlagen wurden).

Bereits mit der im Tauschvertrag von Mautern (1137) gennannt "dos" (deutsch widum, das heißt Ausstattungsgut) ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Teil jenes Gebietes bezeichnet, das später (verballhornt) Wieden genannt wurde.

Mit der Anlage der Fernhandelsstraße nach dem Süden (Wienerberg, Semmering, Kärnten, Venedig; Wiedner Hauptstraße) in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts beginnt auch die Entwicklung der Wieden zu einer Vorstadt. Die erste urkundliche Nennung erfolgt allerdings erst am 27. Mai 1211 im Stiftungsbrief Leopolds VI. für das Heiligengeistspital ("vulgariter widern dicitur"; Babenberger-Urkundenbuch 1, 240 ff.; Original-Urkunde nicht erhalten).

Der älteste Kern der Vorstadt ist aus siedlungsgeographischen Gründen zwischen der Karls- und der Schleifmühlgasse an der Wiedner Hauptstraße (beim Rilkeplatz) und bis zum Wienfluss zu suchen; er wurde wesentlich später durch das Paulanerkloster im Süden (ab 1627) und das Starhembergische Freihaus auf der Wieden im Norden (Mitte 17. Jahrhundert) erweitert. Die Gegend am heutigen Karlsplatz wäre im überschwemmungsgefährdeten Gebiet des Wienflusses gelegen gewesen und hätte sich daher für die Gründung einer Ortschaft nicht geeignet.

Die Vorstadt entwickelte sich sehr bald zu einem blühenden Gemeinwesen; das Heiligengeistspital sowie die durchgehende Fernverkehrsstraße trugen viel zur Entwicklung der Wieden bei. Es entstanden Adelssitze, Kirchen und Klöster. Schon vor der Ersten Türkenbelagerung (1529) war die Wieden eine schöne, stark besiedelte Vorstadt; sie wurde allerdings bei der Annäherung des türkischen Heers niedergebrannt. Als danach in verhältnismäßig kurzer Zeit eine große Anzahl ansehnlicher Gebäude entstand, nahm die Wieden einen raschen Aufschwung. Der Wiederaufbau der unter Ferdinand I. entstandenen, nach der Zerstörung durch die Türken 1683 von Leopold I. vergrößerten (neuen) Favorita trug viel dazu bei. Auch die Kirche (Paulanerkirche) und das Kloster der Paulaner wurden wiederhergestellt.

Als 1689 der Fortifikationsrayon um die Stadt auf 600 Schritt erweitert wurde, mussten über 50 stadtwärts gelegene Häuser demoliert werden, worauf die Gegend um die Paulanerkirche dichter besiedelt wurde. Die größte bauliche Entwicklung nahm die Wieden nach dem Ende der türkischen Bedrohung im 18. Jahrhundert (Karlskirche sowie verschiedene Adelspaläste).

Grundherrschaft

Ortsobrigkeit

Die Ortsobrigkeit in einer Gemeinde wurde meist von jenem Grundherrn geübt, der in der Gemeinde die größte Anzahl von Untertanen hatte. 1843 war das auf der Wieden der Magistrat.[1]

Weitere Grundherren


Räumliche Verortung der Grundherrschaften 1823: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung, Pläne und Karten: Sammelbestand: P1.295G.9G - Wieden, Schaumburger Grund 1823

Siegel

Die Vorstadt Wieden führte ein Grundgerichtssiegel, dass einen mehr oder weniger stilisierten, teils aus einem Rasen, teils aus dem Boden wachsenden Baum zeigt. Auf einem Siegel, Stempel in zwei verschiedenen Größen, in einem ovalen, ornamentierten Schild, unter dem Schild Fluss: auf einem anderen mit mehreren Bäumen im Hintergrunde; auf einem dritten und vierten mit dem Bilde der Stadt Wien als Hintergrund, unter den sichtbaren Kirchentürmen jener von St. Stephan emporragend, auf diesen beiden Siegeln rechts vom Baum eine Brücke. Umschriften: a) - d) GRUNDGERICHT WIEDEN ; auf einem Abdrucke ¤ [Rosette] und Trennungspunkt; e) GEMEINDE WIEDEN.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Wieden.

Häuser

  • 1778: 368
  • 1783: 402
  • 1790: 439
  • 1796: 519
  • 1840: 903
  • 1851: 998
  • 1857: 1.167 (Wieden, Schaumburgergrund, Laurenzergrund)

Einwohner

  • 1783: 15.162
  • 1796: 18.138
  • 1840: 41.706
  • 1857: 59.286

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt Wieden wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, in den Jahren 1795, 1819 und 1821 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Nummerierung 1795

Nummerierung 1819

Nummerierung 1830

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. VII, Taf. B
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 39
  • Wieden

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238.
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26.

Referenzen