Leopold VI.

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Reitersiegel Herzog Leopolds VI. am Flandrenserprivileg aus 1208
Daten zur Person
Personenname Leopold VI.
Abweichende Namensform Leopold VI. der Glorreiche
Titel Herzog
Geschlecht männlich
PageID 13329
GND 118827839
Wikidata Q437303
Geburtsdatum 1180 JL
Geburtsort
Sterbedatum 28. Juli 1230 JL
Sterbeort San Germano, Italien
Beruf Regent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Mittelalter, Babenberger, Stadtherr, Stadtverfassung, Stadtmauer
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 14.12.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Begräbnisdatum
Friedhof Stiftskirche Lilienfeld, Niederösterreich
Grabstelle
Bildname Reitersiegel LeopoldVI.jpg
Bildunterschrift Reitersiegel Herzog Leopolds VI. am Flandrenserprivileg aus 1208

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Stadtherr (1198 bis 1230)

Leopold VI. der Glorreiche, * um 1180/1182, † 28. Juli 1230 San Germano, Italien. (Stiftskirche Lilienfeld, Niederösterreich), Babenberger, Herzog von Österreich (1198-1230) und Steiermark (1194-1230), Sohn Herzog Leopolds V. und dessen Gattin Helene von Ungarn, Gattin (1203) Theodora (Enkelin des Kaisers Isaak II. Angelos von Byzanz). Wurde 1194 Herzog der Steiermark, folgte 1198 seinem älteren Bruder Friedrich I. (1194-1198) in der Herrschaft über Österreich nach. 1212 bekämpfte er die Albigenser in Südfrankreich. 1217-1219 nahm er an einem Kreuzzug teil und eroberte die Festung Damiette in Ägypten, im Anschluss kehrte er nach Wien zurück. Leopold war ein treuer Anhänger der Hohenstaufen (vor allem Kaiser Friedrichs II., dessen Sohn Heinrich VII. 1225 Leopolds Tochter Margarethe heiratete); 1230, knapp vor seinem Tod, konnte Leopold zwischen Kaiser und Papst einen Frieden vermitteln. Als Beinamen Leopolds kommen um 1270/1280 „pacificus" (der Friedliebende) und „virtuosus" (der Tugendhafte) vor, um 1490 wird er als „gloriosus" (der Ruhmreiche) bezeichnet; später bürgerte sich „der Glorreiche" ein. Leopolddenkmal (1); Statue von Hanns Gasser im Heeresgeschichtlichen Museum; Glasgemälde (um 1290) im Stift Heiligenkreuz.

Einfluss auf Wien

Privileg Herzog Leopolds VI. für ein Consortium von flandrischen, am Donauhandel interessierten Kaufleuten, so genanntes Flandrenserprivileg, 1208

Leopold erhält im Jahr 1200 zu Pfingsten am 28. Mai in Wien, in der Gegenwart zahlreicher weltlicher und geistlicher Fürsten, seine Schwertleite, worin gleichzeitig der älteste Beleg einer Schwertleite in Wien liegt. Um 1202 gründete Leopold das Zisterzienserkloster Lilienfeld (Niederösterreich), um 1211 erwarb er die Stadt Linz, 1212 verlieh er Enns das Stadtrecht. Bereits 1203 wurde er anlässlich seiner Hochzeit in Wien empfangen und reich von den Wiener Hausgenossen beschenkt. Dafür, und als Gegenleistung für die Unterstützung gegen unbotmäßige Ministeriale auf dem Land, gewährte er den Wiener Kaufleuten ein Darlehen in der Höhe von 20.000 Mark, um die Wirtschaft der Stadt anzukurbeln. In Wien baute er den von der neuen Stadtmauer umfassten Raum planmäßig aus: er legte den Hohen Markt und den Graben um 1200, den Neuen Markt um 1230 an, förderte die Niederlassung von Klöstern (Minoriten 1224, Dominikaner 1226) und Ritterorden (Deutscher Orden um 1200, Johanniter um 1210) und machte Wollzeile und Kärntner Straße zu den neuen Ausfallsstraßen der Stadt.

Wien erhielt am 18. Oktober 1221 das Stadtrecht, in dem Stadtrat und Genannte als Verfassungsorgane fixiert sind; das Stapelrecht (Transitverbot für den Handel aus dem Westen nach Ungarn, Zwang zu Niederlage der Waren und befristetem Verkaufsanbot in Wien) sicherte den Wienern durch Jahrhunderte den Wohlstand. Bereits 1207 wird Wien als die bedeutendste deutsche Stadt nach Köln bezeichnet. 1208 erteilte Leopold aus wirtschaftspolitischen Erwägungen einem Tuchhändlerconsortium aus Flandern ein Privileg (Flandrenserprivileg). Während seiner Regierungszeit blühten auch die Vorstädte auf: Vor den Mauern entstanden das Heiligengeistspital (1208), die Zisterzienserinnenklöster St. Niklas (vor 1228; Nikolaikloster [3]) und St. Maria Magdalena (1225; Maria-Magdalena-Kloster [9]) sowie das Siechenhaus Johannes in der Siechenals (nach 1200?); außerdem begann der Neubau von St. Michael als zweite Pfarrkirche (1221). Der 1207-1215 unternommene Versuch, in Wien ein von Passau unabhängiges Bistum zu errichten, scheiterte. Wien erlebte unter Leopolds Regierung einen bedeutenden Aufschwung. Seine Residenz Am Hof entwickelte sich zum Mittelpunkt des kulturellen Lebens (Neidhart von Reuenthal, Ulrich von Liechtenstein). Er betrieb konsequent die Erweiterung seines Herrschaftsgebiets und erwarb neben Linz auch Lambach, Wels und Freistadt sowie Ländereien in Krain, Friaul und Tirol.

Literatur

  • Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976 - 1246. Wien / Graz [u.a.]: Böhlau 1976 (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 23), S. 192 ff.
  • Erich Zöllner: Niederösterreichische Jubiläumsausstellung 1000 Jahre Babenberger in Österreich. Stift Lilienfeld, 15. Mai - 31. Oktober 1976. Wien : Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1976 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 66)
  • Max Weltin: Babenberger-Forschungen. Wien: Selbstverlag des Vereins 1976 (Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge 42)
  • Richard Perger: Herzog Leopold VI. von Österreich und die Stadt Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 26 (1971), S. 271 ff.
  • Hugo Hantsch: Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck / Wien / München: Tyrolia 1962 (Studien der Wiener Katholischen Akademie, 2), S. 51 ff.
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß 1973. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 26 ff.
  • Max Vancsa: Geschichte Nieder- und Oberösterreichs. Band 1. Gotha 1905
  • Karl Gutkas: Geschichte des Landes Niederösterreich. Band 1. St. Pölten / Wien: Verlag Niederösterreichisches Pressehaus 1973, S. 64 ff.
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollink 1956, S. 423
  • Fritz Eheim: Zur Geschichte der Beinamen der Babenberger. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 26 (1955), S. 153 ff.
  • Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. 1995, S. 20 ff.