Anton Dreher der Ältere

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Daten zur Person
Personenname Dreher, Anton der Ältere
Abweichende Namensform Dreher, Anton Eugen Georg
Titel
Geschlecht männlich
PageID 9269
GND 135718201
Wikidata Q375257
Geburtsdatum 8. Juni 1810
Geburtsort Schwechat, Niederösterreich
Sterbedatum 27. Dezember 1863
Sterbeort Schwechat, Niederösterreich
Beruf Bierbrauer, Industrieller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Bier, Brauherren, Langes 19. Jahrhundert, Schwechat, Zentralfriedhof
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 6.03.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Begräbnisdatum
Friedhof Schwechater Friedhof; Mausoleum Zentralfriedhof
Grabstelle
Bildname Anton Dreher senior.jpg
Bildunterschrift Porträt des Brauherren Anton Dreher senior

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordneter zum Reichsrat (1861 bis 1863)

Anton Dreher der Ältere (ursprünglich Anton Eugen Georg), * 8. Juni 1810 Schwechat, Niederösterreich (getauft St. Leopold, Wien), † 27. Dezember 1863 ebenda (Schwechater Friedhof; Mausoleum Zentralfriedhof), Bierbrauer, Sohn des Franz Anton Dreher, erste Gattin (10. April 1838) Anna Wisgrill (* 11. April 1816 Krems, Niederösterreich, † 26. August 1841 Schwechat), zweite Gattin (27. Mai 1848 Regensburg) Anna Maria Herrfeldt (* 10. September 1824 Regensburg, † 12. Juli 1884 München).

Biografie

Er entstammte einer Bierbrauerfamilie in Klein-Schwechat, besuchte das Piaristengymnasium und erlernte in der Simmeringer Brauerei bei Braumeister Georg Meichl das Brauereigewerbe. 1832-1836 verbrachte er Lehrjahre in Bayern, Hamburg und England (darunter London). 1836 kehrte er nach Wien zurück und pachtete am 1. April die Brauerei seiner Mutter in Schwechat, die, 1796 begründet, nach des Vaters Tod 1820 und der zweiten Heirat seiner Mutter herabgewirtschaftet war. Er begann mit der Herstellung untergärigen Biers ("Kaiserbier") und stellte den Produktionsprozeß aufgrund seiner im Ausland gewonnenen Erfahrungen um: Mechanisierung, mittels besonderer Methoden beim Mälzen und Gären Erzeugung von lagerfähigem Bier. Dies ermöglichte den Verkauf des im Winter erzeugten Biers im Sommer: 1841 Erzeugung des ersten hellen Lagerbiers in Europa, des "Klein-Schwechater Lagerbiers". Die Herstellung von Bier war wegen der erforderlichen niedrigen Gärungstemperatur bis dahin auf den Winter beschränkt; das letzte qualitativ einwandfreie Bier war das "Märzenbier".

1850 ging er nach seiner Heirat und dem Kauf der Brauerei von seiner Mutter um 24.000 Gulden zu maschineller Erzeugung über; 1856 erfolgte der Einsatz der ersten Dampfmaschine in einer österreichischen Brauerei. Die für die Lagerung erforderliche hohe Kapitalbindung (Lagerkeller, Fässer) wurde durch die Produktion der Rohprodukte Malz und Hopfen auf eigenen Gütern sowie eine gewaltigen Produktionsausweitung mehr als ausgeglichen (1836/1837: 20.560 Eimer, 1862/1863: 391.260 Eimer). Dreher besaß einen Großbetrieb internationalen Formats (elf Lagerkeller mit 3.500 Fässern für 328.000 Eimer).

1859 kaufte Dreher die böhmische Herrschaft Michelob bei Saaz (Měcholupy u Žatce) in einer bekannten Hopfengegend, wo er Gerste und Hopfen anbaute, um von Preisschwankungen unabhängig zu sein, und 1861 einen Zweigbetrieb einrichtete. 1862 erwarb er die Brauerei Steinbruch-Köbánya bei Pest (dem späteren linksufrigen Teil von Budapest), von wo aus er den ungarischen Markt erschloß. 1861 wurde Dreher Mitglied des Schwechater Gemeindeausschusses und Bürgermeister. Als Kandidat der Großgrundbesitzer zog er in den Niederösterreichischen Landtag ein; 1861-1863 war er Reichsratsabgeordneter; er blieb parteiungebunden, war aber entschiedener Anhänger des liberalen Ministeriums Schmerling. Er ließ sich das Stadthaus 1., Opernring 8, erbauen, in dem später Bürgermeister Cajetan Felder seine Amtswohnung bezog. Felder übernahm auf Wunsch Drehers die Vormundschaft (1863-1870) über Drehers Sohn Anton Dreher den Jüngeren.

Dreherstraße.

Literatur

  • Hans Berka: Lebensmittelarbeiter als berühmte Zeitgenossen. Hundert Lebensbilder mit 91 Porträtzeichnungen. Wien: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes 1959, S. 87 ff.
  • Der Bierbrauer Anton Dreher und sein Geschlecht. In: Monatsblatt der Heraldischen Gesellschaft "Adler" 8 (1944), S. 71 ff. (Ahnentafel: 68 ff.), besonders S. 82 ff.
  • Felix Czeike: XI. Simmering. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 11), S. 5
  • 325 Jahre Brauerei Schwechat. [Schwechat] 1957
  • Eduard Hensel: Anton Dreher. Biographische Skizze. Wien: Sommer 1864
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 213 ff.
  • Das Landstraßer Heimatmuseum. Sonderheft. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums 1966, S. 30 f.
  • Das Landstraßer Heimatmuseum. Sonderheft. Heft 20. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums, S. 12.
  • Josef Mentschl / Gustav Otruba: Österreichische Industrielle und Bankiers. Wien: Bergland-Verlag 1965 (Österreich-Reihe, 279/281), S. 101 ff.
  • Niederösterreichische Landesausstellung, Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs. Schloß Grafenegg. Band 2: 1880 - 1916. Glanz und Elend. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1987 (Katalog des NÖ Landesmuseums / Neue Folge 186), S. 193
  • Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021, S.25-50
  • V. Prausek: Drehers Bierbrauerei in Schwechat. In: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge 2 (1868), Nr. 1 und 2
  • Christian M. Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Böhlau Verlag 2016, S. 187-195