Währinger Brauerei

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Währinger Brauerei
Daten zur Organisation
Art der Organisation Brauerei
Datum von 1840
Datum bis 1907
Benannt nach Währing (Vorort)
Prominente Personen
PageID 3574
GND
WikidataID
Objektbezug Bier, Brauhäuser, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 26.03.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Währinger Brauerei.jpg
Bildunterschrift Währinger Brauerei
  • 18., Haizingergasse 23-33
  • 18., Cottagegasse 8-14
  • 18., Hofstattgasse 1-5, 2-10
  • 18., Gentzgasse 58-62, 59-63
  • 18., Währinger Straße 121-123
  • 18., Weimarer Straße 1-27, 2-6
  • 18., Abt-Karl-Gasse 21-25
  • 18., Schulgasse 56-58a
  • Währinger Brauhaus

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48° 13' 34.08" N, 16° 20' 23.46" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Währinger Brauhaus am Stadtplan von 1887

Währinger Brauerei (18., Schulgasse 56-58a, Abt-Karl-Gasse 21-25, Weimarer Straße 1-27, 2-6, Währinger Straße 121-123, 134-138, Gentzgasse 58-62, 59-63, Hofstattgasse 1-5, 2-10, Cottagegasse 8-14, Haizingergasse 23-33; Konskriptionsnummern: Währing 82 und 83).

Anfänge

Im Dezember 1839 erwarb das Ehepaar Konrad und Theresia Dreher zwei Realitäten an der heutigen Gentzgasse, auf denen sich Graf Sebastian Agala rund dreißig Jahre vorher eine Sommerresidenz erbauen ließ. Konrad Dreher war der Schwiegersohn des Oberdöblinger Bierbrauers Joseph Gierster senior und Sohn Johann Nepomuk Drehers, Pächter des Klein-Schwechater Brauhauses.

1840 wurde die Brauerei eröffnet und an den 24-jährigen Braumeister Eduard Alexander Hangleithner verpachtet. Dreher selbst blieb zunächst Braumeister des Oberdöblinger Brauhauses. Nach dem Tod von Theresia 1842 zieht Konrad Dreher nach Währing und übernimmt sein Brauhaus. Hangleither wiederum wechselte als Braumeister ins Oberdöblinger Brauhaus.

Ende 1843 erwarb Dreher bei einer öffentlichen Versteigerung das Halterhaus an der Ostgrenze des Währinger Ortsfriedhofs (heute Schubertpark) und 1844 einen angrenzenden Weingarten. Mitten durch seinen erweiterten Besitz floss nun der Währinger Bach, dessen klares Wasser den Wasserbedarf der Brauerei decken konnte[1]. Auch nach der Einwöbung des Währinger Baches 1851 blieb der Brauerei das Eigentumsrecht des Bachgrundes erhalten.

1845 wurde über das Vermögen von Konrad Dreger und seiner Gattin Anna der Konkurs eröffnet. 1847 erwarb Eduard Alexander Hangleithner das Brauhaus aus der Konkursmasse. 1853 verkaufte Hangleithner, der nach Traiskirchen übersiedelte und dort vermutlich die elterliche Mühle übernahm, das Währinger Brauhaus an den 25-jährigen Bernhard Franz Bosch, Sohn des Nussdorfer Bierbrauers Franz Xaver Bosch. In den 1850ern wurde das Brauhaus um mehrere Gärkeller und Gebäude erweitert. 1857 wurden bereits 42.815 Eimer gebraut. Bosch konnte die finanzielle Belastung jedoch nicht stemmen.

Ausbau und Rezession

In den folgenden Jahren gab es zwei Konkurse, bis 1859 Carl Wilhelm Schwarz den als bescheidenes Landbräuhaus bezeichneten Betrieb übernahm, dessen Produkte mehr in der Umgebung Wiens als in Wien selbst Absatz fanden. Unter Schwarz erfolgte eine Umstellung von Unterzeugbier auf Abzugbier, wofür man neue große Keller- und Eisräume benötigte, die der damals sehr gefragte Baumeister Peter Gerl baute. Gerl und später sein gleichnamiger Sohn waren auch für die zahlreichen Erweiterungen in den 1860er-Jahren verantwortlich, bei denen unter anderem das ebenerdige Schanklokal in der damaligen Herrengasse (heute Gentzgasse) auf zwei Stockwerke aufgestockt, eine neue Mälzerei gebaut und das Sudhaus erweitert wurde. Der Biergarten reichte nun von der heutigen Gentzgasse bis zur Haizingergasse.

Auch in den 1870er-Jahren blieb das Brauhaus eine ständige Baustelle. Die Lagerkeller und die Mälzereien wurden erweitert, der Brauhausschank wurde auf die andere Seite der Herrengasse verlegt und der Ausstoß konnte auf jährlich 80.000 Hektoliter erhöht werden, womit die Währinger Brauerei aber trotzdem unter den kleinsten Wiener Brauhäusern blieb. 1886 wurde die Brauerei in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt, in die Ludwig, der Sohn von Carl Wilhelm Schwarz, und sein Schwiegersohn Josef Wünsch als Gesellschafter eintraten. Die beiden führten die Brauerei nach dem Tod von Carl Wilhelm Schwarz im Jahr 1899 weiter, hatten aber eine schwierige Phase der Brauereientwicklung zu bewältigen.[2]

Niedergang der Brauerei

Zwei Brände in der Brauerei in den Jahren 1882 und 1896 führten dazu, dass die Bevölkerung im benachbarten Cottage-Viertel in dem Betrieb einen Gefahrenherd für ihre Häuser sah. Außerdem beklagten die Bewohnerinnen und Bewohner die Geruchsbelästigung durch die Brauerei. Die Folge war ein jahrelanger Kleinkrieg zwischen der Gemeinde Wien und den Brauereibesitzern. Nach Beschwerden wurden zum Beispiel Rauchverzehrungsapparate eingebaut, die industrielle Anlage galt in dem neu aufblühenden Bezirk aber stets als unerwünscht. Schließlich wurde die Brautätigkeit Mitte März 1907 eingestellt und die Währinger Brauerei an die Brunner Brauerei AG verkauft, der Kaufpreis betrug etwa 3 Millionen Kronen. Josef Wünsch trat in die Verwaltung der Brunner Brauerei ein. Die Brauereigebäude in Währing wurden im Mai 1907 abgebrochen und an ihrer Stelle Wohnhäuser errichtet. Die Gastwirtschaft wurde im alten Gebäude noch bis in die 1970er-Jahre weiter betrieben.

Literatur

  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Währing. Vom Ganserlberg zum Schafberg. Compress Verlag: Wien 1989, S. 44-45.
  • Günther Ossmann: Chronik der Währinger Brauerei (Abschrift), Wien 1984.
  • Hans Papouschek: In Währing stand ein Hofbräuhaus. In: Unser Währing Heft 2/1992, S. 2-4.
  • Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2017, S.135-142.
  • Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023, S. 96-102
  • Bezirksmuseum Währing [Hg.]: Unser Währing 26 (1991), Heft 4, S. 6-7.

Referenzen

  1. Hans Papouschek: In Währing stand ein Hofbräuhaus. In: Unser Währing Heft 2/1992, S. 2.
  2. Günther Ossmann: Chronik der Währinger Brauerei (Abschrift), Wien 1984.