Brauhäuser: Unterschied zwischen den Versionen

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1382 wurde vom „[[Brauer|Preuer]]“ Johannes ein Brauhaus gegründet, 1400 vom [[Spitalmeister]] des [[Bürgerspital|Bürgerspitals]] Hans Zink erworben und kam über seinen Nachfolger Stephan Kraft 1432 direkt an das Bürgerspital, welches dadurch innerhalb des Wiener [[Burgfried|Burgfrieds]] ein Monopol auf Bierbrauerei und Bierausschank erlangte. Den Ausschank im Bierhaus des [[Spital|Spitals]] besorgte der so genannte [[Bierleutgeb]]. Das [[Bürgerspital vor dem Kärntnertor]] sowie das Brauhaus wurden im Zuge der [[Erste Osmanische Belagerung (1529)|Ersten Osmanische Belagerung (1529)]] zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im neuen Bürgerspital im [[Klarakloster|St. Clara-Kloster]] am [[Schweinemarkt (1)|Schweinemarkt]] entstand erst 1537 ein neues Brauhaus. Zu seiner Unterbringung wurde im Spital ein eigener Trakt eingerichtet. Bis 1652 wurden drei [[Zweigbrauhäuser des Bürgerspitals|Zweigbrauereien]] im [[Brauhaus im Unteren Werd|Unteren Werd]], in der [[Brauhaus in der Heiligengeistmühle (Spitalmühle) vor dem Kärntnertor|Heiligengeistmühle]] und in [[Brauhaus St. Marx|St. Marx]] errichtet. Als das Bürgerspital 1783-1790 zu einem Zinshaus umgebaut wurde ([[Bürgerspitalzinshaus]]), wurde der Braubetrieb eingestellt. Ende 1789 wurde das Brauhaus demoliert und durch einen zum Bürgerspitalzinshaus gehörenden vierstöckigen Wohnhaustrakt ersetzt, der gegen die [[Augustinerbastei]] hin lag.  
 
1382 wurde vom „[[Brauer|Preuer]]“ Johannes ein Brauhaus gegründet, 1400 vom [[Spitalmeister]] des [[Bürgerspital|Bürgerspitals]] Hans Zink erworben und kam über seinen Nachfolger Stephan Kraft 1432 direkt an das Bürgerspital, welches dadurch innerhalb des Wiener [[Burgfried|Burgfrieds]] ein Monopol auf Bierbrauerei und Bierausschank erlangte. Den Ausschank im Bierhaus des [[Spital|Spitals]] besorgte der so genannte [[Bierleutgeb]]. Das [[Bürgerspital vor dem Kärntnertor]] sowie das Brauhaus wurden im Zuge der [[Erste Osmanische Belagerung (1529)|Ersten Osmanische Belagerung (1529)]] zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im neuen Bürgerspital im [[Klarakloster|St. Clara-Kloster]] am [[Schweinemarkt (1)|Schweinemarkt]] entstand erst 1537 ein neues Brauhaus. Zu seiner Unterbringung wurde im Spital ein eigener Trakt eingerichtet. Bis 1652 wurden drei [[Zweigbrauhäuser des Bürgerspitals|Zweigbrauereien]] im [[Brauhaus im Unteren Werd|Unteren Werd]], in der [[Brauhaus in der Heiligengeistmühle (Spitalmühle) vor dem Kärntnertor|Heiligengeistmühle]] und in [[Brauhaus St. Marx|St. Marx]] errichtet. Als das Bürgerspital 1783-1790 zu einem Zinshaus umgebaut wurde ([[Bürgerspitalzinshaus]]), wurde der Braubetrieb eingestellt. Ende 1789 wurde das Brauhaus demoliert und durch einen zum Bürgerspitalzinshaus gehörenden vierstöckigen Wohnhaustrakt ersetzt, der gegen die [[Augustinerbastei]] hin lag.  
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[[Datei:Barockes Wien 96 Klarakirche 1724 Brauhaustrakt.jpg|390px|thumb|right|Der Brauhaustrakt im [[Bürgerspital (Haupthaus)|Haupthaus des Bürgerspitals]] befand sich direkt neben der [[Bürgerspitalkirche]] (St. Clara), 1724]]
  
 
===Brauhäuser in den Vorstädten und Vororten===
 
===Brauhäuser in den Vorstädten und Vororten===
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Da das Monopol des Bürgerspitals nicht für [[Grundherrschaft|Grundherrschaften]] galt, entstanden innerhalb des Wiener [[Burgfried|Burgfrieds]] im 16. Jahrhundert in [[Margaretner Brauhaus|Margareten]], [[Hundsturmer Brauhaus|Hundsturm]] und [[Gumpendorfer Brauhaus|Gumpendorf]] sowie am Ende des 17. Jahrhunderts im [[Lichtentaler Brauhaus|Lichtental]] weitere Brauereien. Dazu kam eine kurzfristig tätige Klosterbrauerei in [[Theobaldkirche|St. Theobald]] am Ende des 15. Jahrhundert. Im [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] bestand das Monopol nur mehr pro forma und so kamen in der [[Vorstädte|Vorstadt]] [[Landstraße (Vorstadt)|Landstraße]] ([[Brauerei Neuling]]) und für einige Jahre auf der [[Wieden (Vorstadt)|Wieden]] ([[Brauhaus auf der Wieden]]) noch zwei Brauereien dazu.
 
Da das Monopol des Bürgerspitals nicht für [[Grundherrschaft|Grundherrschaften]] galt, entstanden innerhalb des Wiener [[Burgfried|Burgfrieds]] im 16. Jahrhundert in [[Margaretner Brauhaus|Margareten]], [[Hundsturmer Brauhaus|Hundsturm]] und [[Gumpendorfer Brauhaus|Gumpendorf]] sowie am Ende des 17. Jahrhunderts im [[Lichtentaler Brauhaus|Lichtental]] weitere Brauereien. Dazu kam eine kurzfristig tätige Klosterbrauerei in [[Theobaldkirche|St. Theobald]] am Ende des 15. Jahrhundert. Im [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] bestand das Monopol nur mehr pro forma und so kamen in der [[Vorstädte|Vorstadt]] [[Landstraße (Vorstadt)|Landstraße]] ([[Brauerei Neuling]]) und für einige Jahre auf der [[Wieden (Vorstadt)|Wieden]] ([[Brauhaus auf der Wieden]]) noch zwei Brauereien dazu.
  
 
Auch in den [[Vororte|Vororten]] gab es zahlreiche Brauereien. Die älteste dürfte im 14. Jahrhundert in [[Hernalser Brauhaus|Hernals]] gegründet, aber bald wieder geschlossen worden sein. An der Wende vom 16. zum 17.Jahrhundert wurden Brauereien in [[Simmeringer Brauerei|Simmering]], [[Kaiserebersdorfer Brauhaus|Kaiserebersdorf]], [[Hütteldorfer Brauerei|Hütteldorf]] und auf dem [[Brauerei Schellenhof|Schellenhof]] gegründet, bevor es am Ende des 18. bzw. am Beginn des [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhunderts]] zu einer Gründungswelle kam. Innerhalb von 100 Jahren entstanden in [[Jedleseer Brauerei|Jedlesee]], [[Fünfhauser Brauhaus|Fünfhaus]], Hernals, [[Gaudenzdorfer Brauhaus|Gaudenzdorf]], [[Grinzinger Brauhaus|Grinzing]], [[Nußdorfer Brauerei|Nußdorf]], [[Ottakringer Brauerei|Ottakring]], [[Penzing (Vorort)|Penzing]], [[Rustendorfer Brauhaus|Rustendorf]], [[Währinger Brauerei|Währing]], [[Oberdöblinger Brauhaus|Oberdöbling]], [[Liesinger Brauerei|Liesing]], [[Brauerei Neuerlaa|Neu-Erlaa]], [[Rodaun (Ort)|Rodaun]], [[Brauerei Aspern|Aspern]] und [[Floridsdorf (ehemalige Gemeinde)|Floridsdorf]] ([[Brauerei Zum St. Georg|St. Georg]]) 16 Brauhäuser, die aber in manchen Fällen keine lange Betriebsdauer hatten. Insgesamt gab es 1700 innerhalb der heutigen Wiener Grenzen 10, im Jahr 1800 17, im Jahr 1900 12 Brauhäuser und nach 1945 nur mehr Liesing, Ottakring und Nußdorf.
 
Auch in den [[Vororte|Vororten]] gab es zahlreiche Brauereien. Die älteste dürfte im 14. Jahrhundert in [[Hernalser Brauhaus|Hernals]] gegründet, aber bald wieder geschlossen worden sein. An der Wende vom 16. zum 17.Jahrhundert wurden Brauereien in [[Simmeringer Brauerei|Simmering]], [[Kaiserebersdorfer Brauhaus|Kaiserebersdorf]], [[Hütteldorfer Brauerei|Hütteldorf]] und auf dem [[Brauerei Schellenhof|Schellenhof]] gegründet, bevor es am Ende des 18. bzw. am Beginn des [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhunderts]] zu einer Gründungswelle kam. Innerhalb von 100 Jahren entstanden in [[Jedleseer Brauerei|Jedlesee]], [[Fünfhauser Brauhaus|Fünfhaus]], Hernals, [[Gaudenzdorfer Brauhaus|Gaudenzdorf]], [[Grinzinger Brauhaus|Grinzing]], [[Nußdorfer Brauerei|Nußdorf]], [[Ottakringer Brauerei|Ottakring]], [[Penzing (Vorort)|Penzing]], [[Rustendorfer Brauhaus|Rustendorf]], [[Währinger Brauerei|Währing]], [[Oberdöblinger Brauhaus|Oberdöbling]], [[Liesinger Brauerei|Liesing]], [[Brauerei Neuerlaa|Neu-Erlaa]], [[Rodaun (Ort)|Rodaun]], [[Brauerei Aspern|Aspern]] und [[Floridsdorf (ehemalige Gemeinde)|Floridsdorf]] ([[Brauerei Zum St. Georg|St. Georg]]) 16 Brauhäuser, die aber in manchen Fällen keine lange Betriebsdauer hatten. Insgesamt gab es 1700 innerhalb der heutigen Wiener Grenzen 10, im Jahr 1800 17, im Jahr 1900 12 Brauhäuser und nach 1945 nur mehr Liesing, Ottakring und Nußdorf.
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Zwischen 1840 und 1845 erfolgte in Wien eine „Bierrevolution“, die von [[Anton Dreher der Ältere|Anton Dreher senior]] in [[Schwechater Brauerei|Schwechat]] und [[Adolf Ignaz Mautner]] in [[Brauhaus St. Marx|St. Marx]] ausgelöst wurde. Anstelle des bis dahin meist obergärig gebrauten Bieres, produzierten diese beiden ein erstmals nach modernen wissenschaftlichen Verfahren untergäriges [[Bier]], das als Wiener Lagerbier bald Weltruf errang.
 
Zwischen 1840 und 1845 erfolgte in Wien eine „Bierrevolution“, die von [[Anton Dreher der Ältere|Anton Dreher senior]] in [[Schwechater Brauerei|Schwechat]] und [[Adolf Ignaz Mautner]] in [[Brauhaus St. Marx|St. Marx]] ausgelöst wurde. Anstelle des bis dahin meist obergärig gebrauten Bieres, produzierten diese beiden ein erstmals nach modernen wissenschaftlichen Verfahren untergäriges [[Bier]], das als Wiener Lagerbier bald Weltruf errang.
[[Datei:Brauhaus St. Marx.jpg|390px|thumb|right|Bier-Brauerei [[St. Marx]]]]
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===Brauhäuser im Wiener Umland===
 
===Brauhäuser im Wiener Umland===

Version vom 15. November 2023, 10:49 Uhr

Albrecht V. überträgt 1432 dem Bürgerspital das Bierrecht.
Daten zum Eintrag
Datum von 1384 JL
Datum bis
Objektbezug Bier, Brauer, Brauherren, Brauherrenverein, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit, 1945 bis heute
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 15.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname WStLA-HA-Bsp 0533 r.jpg
Bildunterschrift Albrecht V. überträgt 1432 dem Bürgerspital das Bierrecht.

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!

Der Begriff Brauerei beschreibt ein Gebäude zur Herstellung von Bier sowie das Unternehmen, welches das Bier herstellt und verkauft. In Kombination mit einer Gaststätte wird es als Brauhaus bezeichnet, hier wird vornehmlich das brauereieigene Bier serviert.

Inhalt:
  1. Anfänge
  2. Das Brauhaus des Bürgerspitals
  3. Brauhäuser in den Vorstädten und Vororten
  4. Brauhäuser im Wiener Umland
    1. Tabelle Produktionszahlen
  5. Karte der Brauhäuser in Wien und im Wiener Umland
  6. Bilder
  7. Quellen
  8. Literatur
  9. Referenzen

Anfänge

Schon Anfang 13. Jahrhundert wurde in Wien Bier getrunken, doch erfolgte die Zubereitung anfangs in den Haushalten. Als erste namentlich bekannte Wiener im Braugewerbe werden 1212 ein Herr Ebro, der Bier nach Wien einführen durfte, 1233 ein Herr Otto Prew als Zeuge in einem Grundstückskauf und 1391 als wahrscheinlich erster Brauer ein Ebro praxator genannt. In der Stadtverfassung von Albrecht II. wird 1340 erstmals das Wort „Bier“ erwähnt. 1380 wurde mit Rücksicht auf den Schaden, den viele Weingartenbesitzer durch den wachsenden Bierkonsum erlitten, das uneingeschränkte Brauen und Ausschenken des Biers verboten, von Herzog Albrecht III. in ein landesfürstliches Monopol (Bierbrau- und Schankmonopol) umgewandelt und als Lehen vergeben. Das erste gewerbsmäßig betriebene Brauhaus stand in der Weidenstraße vor dem Widmertor.[1]

Das Brauhaus des Bürgerspitals

1382 wurde vom „Preuer“ Johannes ein Brauhaus gegründet, 1400 vom Spitalmeister des Bürgerspitals Hans Zink erworben und kam über seinen Nachfolger Stephan Kraft 1432 direkt an das Bürgerspital, welches dadurch innerhalb des Wiener Burgfrieds ein Monopol auf Bierbrauerei und Bierausschank erlangte. Den Ausschank im Bierhaus des Spitals besorgte der so genannte Bierleutgeb. Das Bürgerspital vor dem Kärntnertor sowie das Brauhaus wurden im Zuge der Ersten Osmanische Belagerung (1529) zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im neuen Bürgerspital im St. Clara-Kloster am Schweinemarkt entstand erst 1537 ein neues Brauhaus. Zu seiner Unterbringung wurde im Spital ein eigener Trakt eingerichtet. Bis 1652 wurden drei Zweigbrauereien im Unteren Werd, in der Heiligengeistmühle und in St. Marx errichtet. Als das Bürgerspital 1783-1790 zu einem Zinshaus umgebaut wurde (Bürgerspitalzinshaus), wurde der Braubetrieb eingestellt. Ende 1789 wurde das Brauhaus demoliert und durch einen zum Bürgerspitalzinshaus gehörenden vierstöckigen Wohnhaustrakt ersetzt, der gegen die Augustinerbastei hin lag.

Der Brauhaustrakt im Haupthaus des Bürgerspitals befand sich direkt neben der Bürgerspitalkirche (St. Clara), 1724

Brauhäuser in den Vorstädten und Vororten

Da das Monopol des Bürgerspitals nicht für Grundherrschaften galt, entstanden innerhalb des Wiener Burgfrieds im 16. Jahrhundert in Margareten, Hundsturm und Gumpendorf sowie am Ende des 17. Jahrhunderts im Lichtental weitere Brauereien. Dazu kam eine kurzfristig tätige Klosterbrauerei in St. Theobald am Ende des 15. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert bestand das Monopol nur mehr pro forma und so kamen in der Vorstadt Landstraße (Brauerei Neuling) und für einige Jahre auf der Wieden (Brauhaus auf der Wieden) noch zwei Brauereien dazu.

Auch in den Vororten gab es zahlreiche Brauereien. Die älteste dürfte im 14. Jahrhundert in Hernals gegründet, aber bald wieder geschlossen worden sein. An der Wende vom 16. zum 17.Jahrhundert wurden Brauereien in Simmering, Kaiserebersdorf, Hütteldorf und auf dem Schellenhof gegründet, bevor es am Ende des 18. bzw. am Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer Gründungswelle kam. Innerhalb von 100 Jahren entstanden in Jedlesee, Fünfhaus, Hernals, Gaudenzdorf, Grinzing, Nußdorf, Ottakring, Penzing, Rustendorf, Währing, Oberdöbling, Liesing, Neu-Erlaa, Rodaun, Aspern und Floridsdorf (St. Georg) 16 Brauhäuser, die aber in manchen Fällen keine lange Betriebsdauer hatten. Insgesamt gab es 1700 innerhalb der heutigen Wiener Grenzen 10, im Jahr 1800 17, im Jahr 1900 12 Brauhäuser und nach 1945 nur mehr Liesing, Ottakring und Nußdorf.

Zwischen 1840 und 1845 erfolgte in Wien eine „Bierrevolution“, die von Anton Dreher senior in Schwechat und Adolf Ignaz Mautner in St. Marx ausgelöst wurde. Anstelle des bis dahin meist obergärig gebrauten Bieres, produzierten diese beiden ein erstmals nach modernen wissenschaftlichen Verfahren untergäriges Bier, das als Wiener Lagerbier bald Weltruf errang.

Bier-Brauerei St. Marx.

Brauhäuser im Wiener Umland

Die wahrscheinlich größte Brauhausdichte in der Monarchie gab es im Südosten Wiens in der Region um Schwechat. Allein in dieser Stadt gab es 1632 bereits drei Brauhäuser, die später nach ihren Besitzern Figdor, Popper und Tüncz/Haukh benannt wurden. Dazu kam noch in diesem Jahr Klein-Schwechat hin, das rund 200 Jahre später unter Anton Dreher senior das größte des europäischen Kontinents werden sollte. Trotzdem wurde in dieser Stadt noch 1903 das spätere Stadtbräuhaus gegründet. Rund um Schwechat entstanden zwischen 1590 und 1650 weitere neun Brauhäuser, und zwar in Himberg, Leopoldsdorf, Ebergassing, Schwadorf, Oberlanzendorf, Zwölfaxing, Mannswörth, Fischamend und Gramatneusiedl sowie nördlich der Donau in Groß-Enzersdorf.

Nicht so zahlreich waren die Brauhäuser in den Gemeinden südlich und westlich von Wien. Im 16. Jahrhundert wurden Betriebe in Gaaden und Perchtoldsdorf, im 17. Jahrhundert in Biedermannsdorf, Klosterneuburg, Achau und Gablitz, im 18. Jahrhundert in Neudorf und Brunn sowie im 19. Jahrhundert in Mödling und eine zweite in Klosterneuburg errichtet. Auch diese Brauhäuser existierten zum Teil nur wenige Jahre bzw. mussten im 19. Jahrhundert den Wiener Großbrauereien weichen. Im Wiener Umland gab es 1700 17, im Jahr 1800 19, im Jahr 1900 vier Brauhäuser und nach 1945 nur mehr Schwechat und das Stadtbräu in der gleichen Stadt.[2]

Tabelle Produktionszahlen

Im 19. Jahrhundert veränderten sich die Produktionszahlen der jeweils 10 größten Wiener Brauhäuser erheblich. Der Gesamtausstoß aller Brauhäuser in Wien und seinem Umland veränderte sich zwischen 1837 und 1900 von rund 800.000 auf weit über 3 Millionen Hektoliter. Die Produktionszahlen der jeweils 10 größten Wiener Brauhäuser veränderten sich wie folgt (Angaben in 1000 Hektoliter):

1837 1900
Jedlesee 63 Schwechat 630
Hundsturm 42 St. Marx 505
Lichtental 38 Liesing 361
Neuling 35 Nußdorf 229
Hütteldorf 34 Ottakring 226
Simmering 32 Hütteldorf 181
Gaudenzdorf 31 Simmering 176
Ottakring 31 Schellenhof 136
Nußdorf 31 Jedlesee 127
Margareten 30 Ober-Döbling 87

Der Gesamtausstoß aller Brauhäuser in Wien und seinem Umland stieg zwischen 1837 und 1900 von rund 800.000 auf weit über 3 Millionen Hektoliter.[3]

In der Folge sank die Zahl der Brauereien durch Konzentrationsprozesse in der Brauindustrie beträchtlich. 1929 gab es in Wien 20 Brauereien, 1983 nur noch zwei.

Siehe auch:

Karte der Brauhäuser in Wien und im Wiener Umland

Bilder

… weitere Ergebnisse

Quellen

Literatur

  • Michael Altmann: Das Wiener Bürgerspital: zur Erinnerung an die Eröffnung des neuen Bürger-Versorgungshauses in der Alservorstadt. Wien 1860
  • Hans Berka: Lebensmittelarbeiter als berühmte Zeitgenossen. Hundert Lebensbilder mit 91 Porträtzeichnungen. Wien: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes 1959, S. 90 (Brauereiausstoß)
  • Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker 2014
  • Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Geschichte der Schwechater Brauerei. Wien: Löcker 2021
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 13
  • Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Band VI (1926)
  • Christian M. Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Löcker 2016

Referenzen

  1. Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Band VI 1926, S.1-3.
  2. Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert, Wien: Löcker 2014, S. 24-27; Christian M. Springer; Alfred Paleczny; Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Löcker 2017, S. 17-26; Alfred Paleczny; Christian M. Springer, Andreas Urban: Geschichte der Schwechater Brauerei. Wien: Löcker 2021, S. 32-36.
  3. Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker 2014, S. 231 Anhang.