Stadtplanung: Unterschied zwischen den Versionen

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|Bildunterschrift=Fotomontage einer [[Einschienenbahn]] auf der [[Mariahilfer Straße]] (1958).
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<div class="panel panel-warning" style="width:40em;"><center>Aktuelle Ausstellung des Wien Museum<br> in Kooperation mit dem Wiener Stadt- und Landesarchiv:
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Stadtplanung umfasst die planmäßige Gestaltung des städtischen Raums. Städteplaner erarbeiten räumliche Konzepte und Prozesse und berücksichtigen dabei insbesondere ökonomische, ökologische, soziale, gestalterische und technische Gesichtspunkte. In Wien wird die Stadtplanung primär von den [[Magistratsabteilung]]en [[MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung]], [[MA 19 - Architektur und Stadtgestaltung]], [[MA 21 - Stadtteilplanung und Flächenwidmung]] sowie auch von den Abteilungen [[MA 22 - Umweltschutz]] und [[MA 41 - Stadtvermessung]] betrieben.
  
[https://www.wienmuseum.at/de/ausstellungen/aktuell/ansicht/stadt-luft-bild-grossbaustellen-der-nachkriegsmoderne  '''„Stadt Luft Bild. Großbaustellen der Nachkriegsmoderne“''']
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24. Februar bis 22. Mai 2022, Karlsplatz Open Air</center></div>
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Stadtplanung umfasst die planmäßige Gestaltung des städtischen Raums. Städteplaner erarbeiten räumliche Konzepte und Prozesse und berücksichtigt dabei insbesondere ökonomische, ökologische, soziale, gestalterische und technische Gesichtspunkte. In Wien wird die Stadtplanung primär von den Magistratsabteilungen [[MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung]], [[MA 19 - Architektur und Stadtgestaltung]], [[MA 21 - Stadtteilplanung und Flächenwidmung]] sowie auch von den Abteilungen [[MA 22 - Umweltschutz]] und [[MA 41 - Stadtvermessung]] betrieben.
 
 
 
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#[[#Stadtplanung bis 1918|Stadtplanung bis 1918]]
 
#[[#Stadtplanung bis 1918|Stadtplanung bis 1918]]
 
##[[#Bauordnungen und Stadtgestalt|Bauordnungen und Stadtgestalt]]
 
##[[#Bauordnungen und Stadtgestalt|Bauordnungen und Stadtgestalt]]
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###[[#Die Hinwendung zur Umweltbewussten Stadt|Die Hinwendung zur Umweltbewussten Stadt]]
 
###[[#Die Hinwendung zur Umweltbewussten Stadt|Die Hinwendung zur Umweltbewussten Stadt]]
 
#[[#Interaktive Karte: Großprojekte der Stadtplanung zwischen 1945-1989|Interaktive Karte: Großprojekte der Stadtplanung zwischen 1945-1989]]
 
#[[#Interaktive Karte: Großprojekte der Stadtplanung zwischen 1945-1989|Interaktive Karte: Großprojekte der Stadtplanung zwischen 1945-1989]]
#[[#Links|Links]]
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#[[#Weblinks|Weblinks]]
 
#[[#Quellen|Quellen]]
 
#[[#Quellen|Quellen]]
 
#[[#Literatur|Literatur]]
 
#[[#Literatur|Literatur]]
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==Stadtplanung bis 1918==
 
==Stadtplanung bis 1918==
 
Stadtplanung wurde in Wien betrieben, lange bevor es das Wort dafür gab. Andererseits umfasst der Begriff heute noch keineswegs alle Tätigkeiten, die für eine vorausschauende, geordnete Stadtentwicklung erforderlich sind.
 
Stadtplanung wurde in Wien betrieben, lange bevor es das Wort dafür gab. Andererseits umfasst der Begriff heute noch keineswegs alle Tätigkeiten, die für eine vorausschauende, geordnete Stadtentwicklung erforderlich sind.
[[Datei:Huber Neubau.jpg|390px|thumb|right|Die planmäßige Anlage der [[Vorstädte]] im heutigen Bezirk [[Neubau]] lässt sich an dem regelmäßigen Grundriss der Straßen ablesen. Die freien Flächen innerhalb des [[Linienwall]]s wurden sukzessive verbaut. [[Vogelschauplan, Joseph Daniel Huber (1778)|Vogelschau von Joseph Daniel von Huber]], 1778.]]
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[[Datei:Huber Neubau.jpg|390px|thumb|right|Die planmäßige Anlage der [[Vorstädte]] im heutigen Bezirk [[Neubau]] lässt sich an dem regelmäßigen Grundriss der Straßen ablesen. Die freien Flächen innerhalb des [[Linienwall]]s wurden sukzessive verbaut. [[Vogelschauplan, Joseph Daniel Huber (1778)|Vogelschau von Joseph Daniel von Huber]], 1778]]
Wien kann in etwa ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Stadt angesprochen werden. Mit der [[Stadtrechtsprivileg Leopolds VI.|Verleihung eines Stadtrechts 1221]] ist die Entwicklung zu einer Stadt abgeschlossen. Mit der Erweiterung des Siedlungsbereichs auf das Dreifache war um 1200 ein erster bewusster Akt der Stadtplanung erfolgt, der mit dem Bau der [[Ringmauer]] auch ein sichtbares Zeichen erfuhr. Die neuere Forschung betrachtet die [[Mittelalter|mittelalterlichen]], klar umgrenzten, befestigten und in den [[Burgfried]] einbezogenen [[Vorstädte]] als bewusst angelegt und nicht aufgrund von Platznot im ummauerten Areal entstanden. Mit der [[Osmanen|osmanischen]] Bedrohung mussten ebendiese Vorstädte ab 1529 großteils geräumt werden. Aus militärischen Gründen wurde ein zuletzt 300 Meter breiter, unbebauter Streifen vor der Stadt angelegt – das [[Glacis]]. Gleichzeitig forcierte das Militär aus strategischen Gründen die Besiedlung des [[Unterer Werd|Unteren Werd]]. Stadtplanung erfolgte aus Gründen der Stadtverteidigung. Städtische Siedlung musste befestigt und strategisch richtig platziert sein. Neue Planungsvoraussetzungen ergaben sich erst mit der Beseitigung der osmanischen Bedrohung nach der [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|Zweiten Türkenbelagerung]]. Der starken [[Bevölkerungsgeschichte|Bevölkerungszunahme]] folgte eine gezielte Erweiterung der Stadt außerhalb der Mauern. Alte Vorstädte wurden ausgebaut, andere wie die [[Josefstadt (Vorstadt)|Josefstadt]] oder [[Neubau (Vorstadt)|Neubau]] angelegt. Militärische Aspekte dominierten die Stadtplanung nicht mehr in dem Maße. Neue Areale außerhalb der Mauern, aber innerhalb des städtischen Jurisdiktionsbezirks, wurden Wohn- aber auch Repräsentations- und Rekreationszwecken – etwa [[Palais|Gartenpalais]] – zugeführt. Wieder andere, etwa das [[Erdberger Maiß]], gezielt für die städtische Nahversorgung erschlossen.  
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Wien kann in etwa ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Stadt bezeichnet werden. Mit der [[Stadtrechtsprivileg Leopolds VI.|Verleihung eines Stadtrechts 1221]] ist die Entwicklung zu einer Stadt abgeschlossen. Mit der [[Stadterweiterung|Erweiterung]] des Siedlungsbereichs auf das Dreifache war um 1200 ein erster bewusster Akt der Stadtplanung erfolgt, der mit dem Bau der [[Ringmauer]] auch ein sichtbares Zeichen erfuhr. Die neuere Forschung betrachtet die [[Mittelalter|mittelalterlichen]], klar umgrenzten, befestigten und in den [[Burgfried]] einbezogenen [[Vorstädte]] als bewusst angelegt und nicht aufgrund von Platznot im ummauerten Areal entstanden. Mit der [[Osmanen|osmanischen]] Bedrohung mussten ebendiese Vorstädte ab 1529 großteils geräumt werden. Aus militärischen Gründen wurde ein zuletzt 300 Meter breiter, unbebauter Streifen vor der Stadt angelegt – das [[Glacis]]. Gleichzeitig forcierte das Militär aus strategischen Gründen die Besiedlung des [[Unterer Werd|Unteren Werd]]. Stadtplanung erfolgte aus Gründen der Stadtverteidigung. Städtische Siedlungen mussten befestigt und strategisch richtig platziert sein. Neue Planungsvoraussetzungen ergaben sich erst mit der Beseitigung der osmanischen Bedrohung nach der [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|Zweiten Türkenbelagerung]]. Der starken [[Bevölkerungsgeschichte|Bevölkerungszunahme]] folgte eine gezielte Erweiterung der Stadt außerhalb der Mauern. Alte Vorstädte wurden ausgebaut, andere wie die [[Josefstadt (Vorstadt)|Josefstadt]] oder [[Neubau (Vorstadt)|Neubau]] angelegt. Militärische Aspekte dominierten die Stadtplanung nicht mehr in dem Maße wie noch zuvor. Neue Areale außerhalb der Mauern, aber innerhalb des städtischen Jurisdiktionsbezirks, wurden Wohn-, aber auch Repräsentations- und Rekreationszwecken – etwa [[Palais|Gartenpalais']] – zugeführt. Wieder andere, etwa das [[Erdberger Maiß]], wurden gezielt für die städtische Nahversorgung erschlossen.  
  
 
===Bauordnungen und Stadtgestalt===
 
===Bauordnungen und Stadtgestalt===
Schon die erste [[Bauordnung]] 1829 verlangte vom Bauwerber die Vorlage eines Plans zur Genehmigung durch die Obrigkeit. Bodenverwertung und Planverfassung lagen bis 1848 in der Hand der [[Grundherrschaft|Grundherrschaften]]; im [[Vormärz]] entstanden so charakteristische, neue Stadtteile (beispielsweise [[Paulusgrund]], Karolinenviertel, Umgebung des [[Mozartplatz]]es, [[Breitenfeld (Vorstadt)|Breitenfeld]], [[Himmelpfortgrund (Vorstadt)|Himmelpfortgrund]]), deren Straßenraster auf einen zentralen Rechteckplatz mit geschlossenen Platzecken orientiert war. 1848 wurde die Verteilung der Planungskompetenzen zwischen nunmehr privaten Grundbesitzern beziehungsweise Bauwerbern und der öffentlichen Hand neu geregelt.
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Schon die erste [[Bauordnung]] 1829 verlangte vom Bauwerber die Vorlage eines Plans zur Genehmigung durch die Obrigkeit. Bodenverwertung und Planverfassung lagen bis [[Revolution 1848|1848]] in der Hand der [[Grundherrschaft|Grundherrschaften]]; im [[Vormärz]] entstanden so charakteristische, neue Stadtteile (beispielsweise [[Paulusgrund]], Karolinenviertel, Umgebung des [[Mozartplatz]]es, [[Breitenfeld (Vorstadt)|Breitenfeld]] und [[Himmelpfortgrund (Vorstadt)|Himmelpfortgrund]]), deren Straßenraster auf einen zentralen Rechteckplatz mit geschlossenen Platzecken orientiert war. 1848 wurde die Verteilung der Planungskompetenzen zwischen nunmehr privaten Grundbesitzern beziehungsweise Bauwerbern und der öffentlichen Hand neu geregelt.
  
 
[[Datei:Ringstraßenwettbewerb Grundplan.jpg|390px|thumb|right|Der vom Kaiser genehmigte Grundplan der Stadterweiterung, 1859 (Lotterieblatt für das Jahr 1860)]]
 
[[Datei:Ringstraßenwettbewerb Grundplan.jpg|390px|thumb|right|Der vom Kaiser genehmigte Grundplan der Stadterweiterung, 1859 (Lotterieblatt für das Jahr 1860)]]
  
Auf Seite des [[Magistrat der Stadt Wien|Magistrats der Stadt Wien]] sorgte die Ausgliederung des [[Unterkammeramt (Behörde)|Unterkammeramt]]es und dessen Führung als reines Bauamt als [[Stadtbauamt]] im Jahr 1835 zumindest indirekt für die allmähliche Einbeziehung städtischer Behörden in die Stadtplanung. Bis 1835 bearbeitete die k. k. niederösterreichische Provinzial-Bau-Direktion alle wichtigen Bauangelegenheiten in Wien. Der Architekt [[Cajetan Josef Schiefer|Kajetan Schiefer]] wurde zum Stadt-Unterkämmerer berufen. Die Stadt Wien mit den [[Vorstädte]]n wurde 1836 in vier Baubezirke unterteilt; jedem dieser Bezirke stand ein technisch gebildeter Beamter vor, der für die Geschäftsführung zuständig war. Ab 1849 führte das Unterkammeramt offiziell die Benennung 'Städtisches Bauamt'. Ab 1850 waren die bisherigen Vorstädte Teile der nun in Bezirke gegliederten Stadt, was zu einer enormen räumlichen Erweiterung des Aufgabengebiets führte. Auch die Verbauung der [[Ringstraßenzone]] brachte dem Bauamt neue Aufgaben. Dies machte mehrere Umstrukturierungen notwendig, so etwa die Reorganisation am 3. Februar 1865, in der erstmals ein [[Stadtbaudirektor|Stadtbaudirektion]] berufen wurde. Ab 1883 unterstanden alle technischen Abteilungen des Magistrats der Stadtbaudirektion.
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Auf Seite des [[Magistrat|Magistrats der Stadt Wien]] sorgte die Ausgliederung des [[Unterkammeramt (Behörde)|Unterkammeramt]]es und dessen Führung als reines Bauamt, das sogenannte [[Stadtbauamt]], im Jahr 1835 zumindest indirekt für die allmähliche Einbeziehung städtischer Behörden in die Stadtplanung. Bis 1835 bearbeitete die k. k. niederösterreichische Provinzial-Bau-Direktion alle wichtigen Bauangelegenheiten in Wien. Der [[Architekten|Architekt]] [[Cajetan Josef Schiefer|Kajetan Schiefer]] wurde zum [[Unterkämmerer|Stadtunterkämmerer]] berufen. Die Stadt Wien mit den [[Vorstädte]]n wurde 1836 in vier Baubezirke unterteilt; jedem dieser Bezirke stand ein technisch gebildeter [[Beamte]]r vor, der für die Geschäftsführung zuständig war. Ab 1849 führte das Unterkammeramt offiziell die Benennung "Städtisches Bauamt". Ab 1850 waren die bisherigen Vorstädte Teile der nun in Bezirke gegliederten Stadt, was zu einer enormen räumlichen Erweiterung des Aufgabengebiets führte. Auch die Verbauung der [[Ringstraßenzone]] brachte dem Bauamt neue Aufgaben. Dies machte mehrere Umstrukturierungen notwendig, so etwa die Reorganisation am 3. Februar 1865, in der erstmals ein [[Stadtbaudirektor]] berufen wurde. Ab 1883 unterstanden alle technischen Abteilungen des Magistrats der [[Stadtbaudirektion]].
  
Nach der Bauordnung 1859 ging die Entwicklungsinitiative aber weiterhin vom Grundbesitzer aus, doch waren Aufschließungsart (Baublock, Straßenraster, "gerade" [[Straße]]n), Verbauungsdichte (Straßenbreite, Gebäudehöhe) und Infrastrukturherstellung und -erhaltung (Abtretung der Straßenflächen ins öffentliche Gut, [[Kanalisation|Kanal-]] und [[Gehsteig]]herstellung) und damit die Pflichten der öffentlichen Hand präzise vorgeschrieben. Daran hat sich seither trotz späterer beträchtlicher Ausweitung der formalen öffentlichen Planungskompetenzen nichts geändert.  
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Nach der Bauordnung 1859 ging die Entwicklungsinitiative aber weiterhin vom Grundbesitzer aus, doch waren Aufschließungsart (Baublock, Straßenraster, "gerade" [[Straße]]n), Verbauungsdichte (Straßenbreite, Gebäudehöhe) und Infrastrukturherstellung und -erhaltung (Abtretung der Straßenflächen ins öffentliche Gut, [[Kanalisation|Kanal-]] und [[Gehsteig]]herstellung) und damit die Pflichten der öffentlichen Hand präzise vorgeschrieben. Daran hat sich seither, trotz späterer beträchtlicher Ausweitung der formalen öffentlichen Planungskompetenzen, nichts geändert.  
  
 
===Stadterweiterungen und Generalregulierung===
 
===Stadterweiterungen und Generalregulierung===
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[[Datei:WStLA KS Sammelbestand P1 00500G.jpg|390px|thumb|right|[[Stadtplan, Ludwig Zettl (1866)|Stadtplan von Ludwig Zettl]] zur Planung des 10. Bezirks (1866)]]
 
[[Datei:WStLA KS Sammelbestand P1 00500G.jpg|390px|thumb|right|[[Stadtplan, Ludwig Zettl (1866)|Stadtplan von Ludwig Zettl]] zur Planung des 10. Bezirks (1866)]]
  
Baulinienpläne gab es auch nach der niederösterreichischen Bauordnung, sodass die Planungstätigkeit in den niederösterreichischen Vorortgemeinden nach ähnlichen Grundsätzen verlief. Da im Gegensatz zur Grundherrschaft den privaten Grundeigentümern meist Interesse und Kompetenz für die Baulanderschließung fehlten, stellte sich in der bürgerlichen Gesetzgebung die Frage nach einer privaten Person oder Institution, die diese Aufgabe übernehmen könnte. In der ersten kapitalistschen Boomphase 1867-1873 entstanden Arbeitsgemeinschaften (irreführend [[Baugesellschaften]] genannt), die Boden aufkauften, Baulinien- beziehungsweise Parzellierungspläne ausarbeiten und genehmigen ließen und die baureifen Parzellen an Baufirmen verkauften; die meisten Baugesellschaften, die nur Bodenspekulation betrieben hatten, gingen im [[Börsenkrach]] 1873 unter. Danach wurde das Erschließungsgeschäft bis um die Jahrhundertwende von einzelnen privaten Developern besorgt.  
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Baulinienpläne gab es auch nach der niederösterreichischen Bauordnung, sodass die Planungstätigkeit in den niederösterreichischen [[Vororte|Vorortegemeinden]] nach ähnlichen Grundsätzen verlief. Da im Gegensatz zur Grundherrschaft den privaten Grundeigentümern meist Interesse und Kompetenz für die Baulanderschließung fehlten, stellte sich in der bürgerlichen Gesetzgebung die Frage nach einer privaten Person oder Institution, die diese Aufgabe übernehmen könnte. In der ersten kapitalistischen Boomphase 1867-1873 entstanden Arbeitsgemeinschaften (irreführend [[Baugesellschaften]] genannt), die Boden aufkauften, Baulinien- beziehungsweise Parzellierungspläne ausarbeiten und genehmigen ließen und die baureifen Parzellen an Baufirmen verkauften. Die meisten Baugesellschaften, die nur Bodenspekulation betrieben hatten, gingen im [[Börsenkrach]] 1873 unter. Danach wurde das Erschließungsgeschäft bis um die Jahrhundertwende von einzelnen privaten Developern besorgt.  
  
Schon in den frühen 1860er Jahren gab es auch Regulierungspläne für größere Stadterweiterungsgebiete (beispielsweise Regulierungsplan von [[Ludwig Christian Friedrich Förster|Ludwig Förster]] für die [[Brigittenau]] 1862 und von [[August Sicard von Sicardsburg]] für Favoriten 1865), die jedoch nicht zügig realisiert und daher mehrfach abgeändert wurden. Das Aufschließungsschema für [[Vorstädte]] und [[Vororte]] bestand nunmehr aus einem nichthierarchisierten Raster mit möglichst geraden Straßen und gleichförmigen Baublocks, die den Nutzern annähernd gleiche Verwertungschancen boten, wobei Plätze durch Aussparung von Baublocks entstanden. Dagegen polemisierte 1889 [[Camillo Sitte]] ("Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen"), indem er der "egalite" dieses Konzepts eine Neuhierarchisierung der Stadt, vorgeblich aus ästhetischen Gründen, entgegensetzte. Dazu kam es auch bald, allerdings aus anderen Ursachen und in anderer Form. Die mit der Industrialisierung einsetzende Arbeitsteilung verlangte aus ökonomischen Gründen auch eine räumliche Funktionstrennung. Dem deutschen Planungstheoretiker Reinhard Baumeister war schon 1874 aufgefallen, dass sich in großen Städten allmählich gesonderte Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete herausbildeten und das Stadtzentrum sich zur City mit Dienstleistungsfunktion wandelte.  
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Schon in den frühen 1860er-Jahren gab es auch Regulierungspläne für größere Stadterweiterungsgebiete (beispielsweise Regulierungsplan von [[Ludwig Christian Friedrich Förster|Ludwig Förster]] für die [[Brigittenau]] 1862 und von [[August Sicard von Sicardsburg]] für [[Favoriten]] 1865), die jedoch nicht zügig realisiert und daher mehrfach abgeändert wurden. Das Aufschließungsschema für [[Vorstädte]] und [[Vororte]] bestand nunmehr aus einem nichthierarchisierten Raster mit möglichst geraden Straßen und gleichförmigen Baublocks, die den Nutzern annähernd gleiche Verwertungschancen boten, wobei Plätze durch Aussparung von Baublocks entstanden. Dagegen polemisierte 1889 [[Camillo Sitte]] ("Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen"), indem er der "egalité" dieses Konzepts eine Neuhierarchisierung der Stadt, vorgeblich aus ästhetischen Gründen, entgegensetzte. Dazu kam es auch bald, allerdings aus anderen Ursachen und in anderer Form. Die mit der Industrialisierung einsetzende Arbeitsteilung verlangte aus ökonomischen Gründen auch eine räumliche Funktionstrennung. Dem deutschen Planungstheoretiker Reinhard Baumeister war schon 1874 aufgefallen, dass sich in großen Städten allmählich gesonderte Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete herausbildeten und das Stadtzentrum sich zur City mit Dienstleistungsfunktion wandelte.  
  
 
[[Datei:Aspernbrücke Wagner.jpg|390px|thumb|right|Projekt der Ausgestaltung von [[Franz-Josefs-Kai]], [[Aspernbrücke]] und [[Stubenviertel]] von [[Otto Wagner]], 1898]]
 
[[Datei:Aspernbrücke Wagner.jpg|390px|thumb|right|Projekt der Ausgestaltung von [[Franz-Josefs-Kai]], [[Aspernbrücke]] und [[Stubenviertel]] von [[Otto Wagner]], 1898]]
  
Als die Eingemeindung der Vororte 1890/1892 das Stadtgebiet mehr als verdreifachte, schien auch in Wien die Notwendigkeit gegeben, ein erweitertes Planungsinstrumentarium einzuführen. 1893 wurde ein in der Bauordnung verankerter [[Bauzonenplan]] ausgearbeitet, der eine grobe funktionale Differenzierung in Wohn- und Industrie- sowie in gemischte Baugebiete (einschließlich einer groben Differenzierung der [vom Zentrum aus abfallenden] Bauhöhen) festlegte. Einen international ausgeschriebenen Wettbewerb für einen Generalregulierungsplan gewann [[Otto Wagner (Architekt)|Otto Wagner]] mit einer von den anderen Plänen bemerkenswerten, abweichenden Konzeption (seine Modellvorstellung beruhte vor allem auf einem Verkehrs- und Zentrenkonzept und beschränkte sich damit auf jene Elemente, die die Gemeinde steuern und kontrollieren konnte; zusätzlich legte er zu einigen aktuellen Problemen Projektplanungen vor).  
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Als die Eingemeindung der Vororte 1890/1892 das Stadtgebiet mehr als verdreifachte, schien auch in Wien die Notwendigkeit gegeben, ein erweitertes Planungsinstrumentarium einzuführen. 1893 wurde ein in der Bauordnung verankerter [[Bauzonenplan]] ausgearbeitet, der eine grobe funktionale Differenzierung in Wohn- und Industrie- sowie in gemischte Baugebiete (einschließlich einer groben Differenzierung der - vom Zentrum aus abfallenden - Bauhöhen) festlegte. Einen international ausgeschriebenen Wettbewerb für einen Generalregulierungsplan gewann [[Otto Wagner (Architekt)|Otto Wagner]] mit einer von den anderen Plänen bemerkenswerten und abweichenden Konzeption (seine Modellvorstellung beruhte vor allem auf einem Verkehrs- und Zentrenkonzept und beschränkte sich damit auf jene Elemente, die die Gemeinde steuern und kontrollieren konnte; zusätzlich legte er zu einigen aktuellen Problemen Projektplanungen vor).  
  
Da klar geworden war, dass ein flächendeckender Generalregulierungsplan die längerfristige Stadtentwicklung nicht antizipieren könne, wurde im [[Stadtbauamt]] unter [[Heinrich Goldemund]] ein Regulierungsbüro eingerichtet und dieses mit der schrittweisen Ausarbeitung eines Generalregulierungsplans betraut (der jedoch später tatsächlich nur aus der Summe der jeweils geltenden Teilregulierungspläne bestand). Nach wie vor hatte die Stadtplanung die besten Realisierungschancen dort, wo die öffentliche Hand Grundbesitzer war beziehungsweise wo sie zur Erstellung von Infrastruktur verpflichtet war. Innerhalb des Magistrats wurde 1900 eine Fachabteilung XIII definitiv bestellt. Diese hatte vor allem den Generalregulierungs- und Baulinienplan sowie Baulinien und Niveauanträge zu bearbeiten. 1918 wurde die Fachabteilung XIII zur Magistratische Bauamtsabteilung I erweitert, die auch das Gartenwesen (Verwaltung der städtischen Gartenanlagen, Reservegärten, Baumschule in Aspern) und die Bauberatung zu besorgen hatte.
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Da klar geworden war, dass ein flächendeckender Generalregulierungsplan die längerfristige Stadtentwicklung nicht antizipieren könne, wurde im [[Stadtbauamt]] unter [[Heinrich Goldemund]] ein Regulierungsbüro eingerichtet und dieses mit der schrittweisen Ausarbeitung eines Generalregulierungsplans betraut (der jedoch später tatsächlich nur aus der Summe der jeweils geltenden Teilregulierungspläne bestand). Nach wie vor hatte die Stadtplanung die besten Realisierungschancen dort, wo die öffentliche Hand Grundbesitzer war beziehungsweise wo sie zur Erstellung von Infrastruktur verpflichtet war. Innerhalb des Magistrats wurde 1900 eine Fachabteilung XIII definitiv bestellt. Diese hatte vor allem den Generalregulierungs- und Baulinienplan sowie Baulinien und Niveauanträge zu bearbeiten. 1918 wurde die Fachabteilung XIII zur Magistratischen Bauamtsabteilung I erweitert, die auch das Gartenwesen (Verwaltung der städtischen [[Gartenanlagen]], [[Reservegarten der Stadt Wien|Reservegärten]], Baumschule in Aspern) und die Bauberatung zu besorgen hatte.
  
 
===Von der staatlichen zur kommunalen Aufgabe===
 
===Von der staatlichen zur kommunalen Aufgabe===
Lange Zeit bestand bei Planung und Realisierung eine Dominanz des Staats ([[Stadtbefestigung]], [[Linienwall]], [[Wiener Neustädter Kanal]], [[Wienflussregulierung]], [[Cholerakanäle]], [[Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung]], [[Donauregulierung]]). Die ersten Linien der [[Eisenbahn]], die Pferdestraßenbahn ([[Tramway-Gesellschaft|Tramwaygesellschaft]]) und die [[Gasbeleuchtung]] wurden privat geplant und betrieben, nur die erste [[Hochquellenwasserleitung|Hochquellenleitung]] war eine kommunale Leistung. In der anlässlich der Eingemeindung der Vororte gegründeten Kommission, für Verkehrsanlagen (Planung und Realisierung der [[Stadtbahn]] und der [[Rechter Hauptsammelkanal|Hauptsammeikanäle]] am [[Donaukanal]]) war der Staat federführend, doch hatte die Gemeinde ein Mitspracherecht. Freie Hand hatte die Stadtplanung bei der Festlegung und Gestaltung öffentlicher Grünflächen, soweit sie sich nicht in staatlichen Besitz befanden (Ringstraßenparks [insbesondere [[Stadtpark]], kleinere [[Parks]] in neuen Vororterastervierteln, Umwandlung einiger aufgelassener Friedhofe, Übernahme [und Vergrößerung] des privat initiierten [[Türkenschanzpark]]s durch die Gemeinde). Der [[Wald- und Wiesengürtel]] befand sich überwiegend nicht in Gemeindebesitz; er verdankt die Dauerhaftigkeit seiner Existenz wohl der seiner Schaffung vorausgegangenen, geschickten Propaganda, die ihm eine bis heute ungebrochene symbolische Bedeutung verlieh, obwohl er sich wegen der Eindämmung des Stadtwachstums bei den Planern nicht ungeteilter Zustimmung erfreute (auch Otto Wagner lehnte ihn 1911 in seiner Schrift "Die Großstadt", in der er das Modell einer modernen, unbegrenzt wachsenden, polyzentrischen Metropole entwickelte, ab).
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Lange Zeit bestand bei Planung und Realisierung eine Dominanz des Staates ([[Stadtbefestigung]], [[Linienwall]], [[Wiener Neustädter Kanal]], [[Wienflussregulierung]], [[Cholerakanäle]], [[Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung]], [[Donauregulierung]]). Die ersten Linien der [[Eisenbahn]], die Pferdestraßenbahn ([[Tramway-Gesellschaft|Tramwaygesellschaft]]) und die [[Gasbeleuchtung]] wurden privat geplant und betrieben, nur die [[Erste Hochquellenleitung]] war eine kommunale Leistung. In der anlässlich der Eingemeindung der [[Vororte]] gegründeten Kommission für Verkehrsanlagen (Planung und Realisierung der [[Stadtbahn]] und der [[Rechter Hauptsammelkanal|Hauptsammelkanäle]] am [[Donaukanal]]) war der Staat federführend, doch hatte die [[Gemeinde Wien|Gemeinde]] ein Mitspracherecht. Freie Hand hatte die Stadtplanung bei der Festlegung und Gestaltung öffentlicher [[Grünfläche]]n soweit sie sich nicht in staatlichen Besitz befanden (Ringstraßenparks [insbesondere [[Stadtpark]], kleinere [[Parkanlagen|Parks]] in neuen Vororterastervierteln, Umwandlung einiger aufgelassener [[Friedhöfe]], Übernahme [und Vergrößerung] des privat initiierten [[Türkenschanzpark]]s durch die Gemeinde). Der [[Wald- und Wiesengürtel]] befand sich überwiegend nicht in Gemeindebesitz; er verdankt die Dauerhaftigkeit seiner Existenz wohl der seiner Schaffung vorausgegangenen geschickten Propaganda, die ihm eine bis heute ungebrochene symbolische Bedeutung verlieh, obwohl er sich wegen der Eindämmung des Stadtwachstums bei den Planern nicht ungeteilter Zustimmung erfreute (auch Otto Wagner lehnte ihn 1911 in seiner Schrift "Die Großstadt", in der er das Modell einer modernen, unbegrenzt wachsenden, polyzentrischen Metropole entwickelte, ab).
  
 
==Stadtplanung zwischen 1918 und 1945: Rotes Wien, Ständestaat und NS-Zeit==
 
==Stadtplanung zwischen 1918 und 1945: Rotes Wien, Ständestaat und NS-Zeit==
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===Stadtplanung unter dem Primat des sozialen Wohnbaus===
 
===Stadtplanung unter dem Primat des sozialen Wohnbaus===
 
[[Datei:Sandleitenhof2.jpg|390px|thumb|right|[[Sandleiten (Wohnhausanlage)|Sandleiten]]. Blick über den [[Nietzscheplatz]] Richtung Wohnhausanlage, 1928]]
 
[[Datei:Sandleitenhof2.jpg|390px|thumb|right|[[Sandleiten (Wohnhausanlage)|Sandleiten]]. Blick über den [[Nietzscheplatz]] Richtung Wohnhausanlage, 1928]]
Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] verlor die Stadtplanung als Produzentin einer umfassenden Entwicklungsstrategie an Bedeutung, weil sich alle raumrelevanten kommunalen Anstrengungen auf den sozialen Wohnbau (Superblocks, Siedlungen) konzentrierten und man auf neue technische Infrastruktur (ausgenommen soziale Infrastruktur, wie [[Stadion]], [[Amalienbad]], [[Kongressbad]], [[Gänsehäufel]] [Umbau]) verzichtete. Immerhin kam es in der Bauordnungsnovelle 1929 zu einer Straffung und weiteren Differenzierung des Planungsinstrumentariums (Ersatz von Generalregulierungs- und Bauzonenplan durch Flächenwidmungs- und Bebauungsplan, die eine stärkere Differenzierung von Verbauungsdichte und Flächennutzung erlaubten, ohne das Zeit- und Wertproblem bei nicht unmittelbarer Realisierung des Plans zu lösen). Mit der Einrichtung einer Planungsabteilung, der [[Magistratsabteilung 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung|Magistratsabteilung 18]] wurde immerhin eine eigene Planungsabteilung eingerichtet, die allerdings lediglich die Aufgaben der Magistratische Bauamtsabteilung I fortsetzte.
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Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] verlor die Stadtplanung als Produzentin einer umfassenden Entwicklungsstrategie an Bedeutung, weil sich alle raumrelevanten kommunalen Anstrengungen auf den sozialen Wohnbau (Superblocks, Siedlungen) konzentrierten und man auf neue technische Infrastruktur (ausgenommen soziale Infrastruktur wie [[Stadien|Stadion]], [[Amalienbad]], [[Kongressbad]], [[Gänsehäufel]] [Umbau] etc.) verzichtete. Immerhin kam es in der Bauordnungsnovelle 1929 zu einer Straffung und weiteren Differenzierung des Planungsinstrumentariums (Ersatz von Generalregulierungs- und Bauzonenplan durch Flächenwidmungs- und Bebauungsplan, die eine stärkere Differenzierung von Verbauungsdichte und Flächennutzung erlaubten, ohne das Zeit- und Wertproblem bei nicht unmittelbarer Realisierung des Plans zu lösen). Mit der Einrichtung der [[Magistratsabteilung 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung|Magistratsabteilung 18]] wurde immerhin eine eigene Planungsabteilung eingerichtet, die allerdings lediglich die Aufgaben der Magistratischen Bauamtsabteilung I fortsetzte.
  
===Zwischen Arbeitsbeschaffung und nationalsozialistischen Gigantismus===
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===Zwischen Arbeitsbeschaffung und nationalsozialistischem Gigantismus===
  
 
====Stadtplanung im "Schwarzen Wien"====
 
====Stadtplanung im "Schwarzen Wien"====
 
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[[Datei:Höhenstraße Nacht.jpg|390px|thumb|right|[[Höhenstraße]] nach ihrer Eröffnung 1935]]
[[Datei:Höhenstraße Nacht.jpg|390px|thumb|right|[[Höhenstraße]] nach ihrer Eröffnung 1935]]Im [[Ständestaat]] wurde der soziale Wohnbau des [[Rotes Wien|Roten Wien]] abgeschafft und durch den als Arbeitsbeschaffung deklarierten Bau technischer Infrastruktur (beispielsweise [[Höhenstraße]], [[Reichsbrücke]]), durch Assanierungsmaßnahmen und die Förderung des Einfamilienhausbaus am Stadtrand für höhere Sozialschichten ersetzt; 1935 entstanden mit Bundesförderung auch einige Nebenerwerbssiedlungen für sogenannte Ausgesteuerte. Innerhalb der Planungselite waren die Axiome der späteren NS-Stadtplanung allerdings schon weit verbreitet. Schon 1935 veröffentlichte der an der Technischen Universität tätige Erwin Ilz ein räumliches Leitbild für Wien welches von Entmischung, "Auflockerung" und stärkerer Einbindung des städtischen Umlandes im Sinn funktionalistischer Stadtentwicklungskonzepte ausging. Im Rahmen dieses Konzeptes sollte Wien als Knoten in einem großräumigen Netz dienen.<ref>Siegfried Mattl / Gottfried Pirhofer: Wien. "Tor zum Südosten". Stadt- und Regionalplanung im Kontext imperialer Raumpolitik. In: Architekturzentrum Wien (Hg.): "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler, Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 14 f.</ref>
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Im [[Ständestaat]] wurde der soziale Wohnbau des [[Rotes Wien|Roten Wien]] abgeschafft und durch den als Arbeitsbeschaffung deklarierten Bau technischer Infrastruktur (beispielsweise [[Höhenstraße]], [[Reichsbrücke]]), durch Assanierungsmaßnahmen und die Förderung des Einfamilienhausbaues am Stadtrand für höhere Sozialschichten ersetzt; 1935 entstanden mit Bundesförderung auch einige Nebenerwerbssiedlungen für sogenannte Ausgesteuerte. Innerhalb der Planungselite waren die Axiome der späteren NS-Stadtplanung allerdings schon weit verbreitet. Schon 1935 veröffentlichte der an der [[Technische Universität|Technischen Universität]] tätige [[Erwin Ilz]] ein räumliches Leitbild für Wien, das von Entmischung, "Auflockerung" und stärkerer Einbindung des städtischen Umlandes im Sinn funktionalistischer Stadtentwicklungskonzepte ausging. Im Rahmen dieses Konzeptes sollte Wien als Knoten in einem großräumigen Netz dienen.<ref>Siegfried Mattl / Gottfried Pirhofer: Wien. "Tor zum Südosten". Stadt- und Regionalplanung im Kontext imperialer Raumpolitik. In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 14 f.</ref>
  
 
====Stadtplanung im Wien der NS-Zeit====
 
====Stadtplanung im Wien der NS-Zeit====
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[[Datei:HMW 208712.jpg|390px|thumb|right|Stadtplan, Groß-Wien (um 1940) mit Bezirkseinteilung]]
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Nach dem "[[Anschluss]]" setzte unter den Städteplanern eine Planungseuphorie im Sinn [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischer]] Vorbilder im "Altreich" ("Hamburg des Ostens") der jedoch jede reale Grundlage, besonders was die Finanzierung anlangt, fehlte. Im Sinn des NS-Großraumpolitik sollte Wien zum zentralen Ort der wirtschaftlichen Dominanz des Deutschen Reiches in Südosteuropa entwickelt werden. Nach Machtkämpfen auf Reichs-, Gau- und kommunaler Ebene wurde im September 1940 Reichsarchitekt [[Hanns Dustmann]] zum Baureferenten der Stadt Wien ernannt. Nach Plänen [[Baldur von Schirach]]s sollte er im Februar 1942 zum Leiter der Hauptabteilung Bauwesen in der Gemeindeverwaltung ernannt werden, wurde jedoch zuvor nach Berlin abberufen. Sein Nachfolger Viktor Schreiter war angesichts des heranrückenden [[Luftkrieg]]es primär mit dem Ausbau der "Luftschutzfestung" beschäftigt, von dem die [[Flaktürme]] bis heute als unfreiwilliges Mahnmal erhalten geblieben sind.<ref>Ingrid Holzschuh: Verlorene Stadtgeschichten. Hitlers Blick auf Wien. In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 42-44.</ref> Die zivilen nationalsozialistischen Planungen blieben fast gänzlich unrealisiert (Donauhafen, [[Donau-Oder-Kanal]], Abriss und Neubau der [[Leopoldstadt]], Teilabriss und soziale Entmischung alter Arbeiterquartiere, Bau von Trabantensiedlungen), doch kam es durch die Eingemeindung von 97 Umlandgemeinden zu einer bedeutenden [[Stadterweiterung]] ([[Groß-Wien]], 1946/1954 teilweise rückgängig gemacht).
  
[[Datei:HMW 208712.jpg|390px|thumb|right|Stadtplan, Groß-Wien (um 1940) mit Bezirkseinteilung]]Nach dem [[Anschluss]] setzte unter den Städteplanern eine Planungseuphorie im Sinn nationalsozialistischer Vorbilder im "Altreich" ("Hamburg des Ostens") der jedoch jede reale Grundlage, besonders was die Finanzierung anlangt, fehlte. Im Sinn des NS-Großraumpolitik sollte Wien zum zentralen Ort der wirtschaftlichen Dominanz des Deutschen Reiches in Südosteuropa entwickelt werden. Nach Machtkämpfen auf Reichs-, Gau- und kommunaler Ebene wurde im September 1940 Reichsarchitekt [[Hanns Dustmann]] zum Baureferenten der Stadt Wien ernannt. Nach Plänen [[Baldur von Schirach]]s sollte er im Februar 1942 zum Leiter der Hauptabteilung Bauwesen in der Gemeindeverwaltung ernannt werden, wurde jedoch zuvor nach Berlin abberufen. Sein Nachfolger Viktor Schreiter war angesichts des heranrückenden Luftkrieges primär mit dem Ausbau der "Luftschutzfestung" beschäftigt von den die [[Flaktürme]] bis heute als unfreiwilliges Mahnmal erhalten geblieben sind.<ref>Ingrid Holzschuh: Verlorene Stadtgeschichten. Hitlers Blick auf Wien. In: Architekturzentrum Wien (Hg.): "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler, Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 42-44.</ref> Die zivilen nationalsozialistischen Planungen blieben fast gänzlich unrealisiert (Donauhafen, [[Donau-Oder-Kanal]], Abriss und Neubau der Leopoldstadt, Teilabriss und soziale Entmischung alter Arbeiterquartiere, Bau von Trabantensiedlungen), doch kam es durch die Eingemeindung von 97 Umlandgemeinden zu einer bedeutenden [[Stadterweiterung]] (1946/1954 teilweise rückgängig gemacht).  
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Den Planungen der [[NS-Zeit]] und der [[1945 bis heute|Nachkriegszeit]] gemein war das Denken in Entwicklungsachsen und die Trennung von Wohnen, Erholung, Arbeit und Verkehr in den Stadterweiterungsgebieten im Norden und Süden. Nach Kriegsende erlangte die Stadterweiterung von 1938 - trotz ihrer 1954 endgültig erfolgten teilweisen Rücknahme - insofern größere Bedeutung für die Stadtplanung unter funktionalistischen Prinzipien, weil vor allem im Nordosten der neugegründete Bezirk [[Donaustadt]] über große unbebaute Freiflächen verfügte, die sich besonders für die Umsetzung einschlägiger Entwicklungskonzepte eigneten. Eine andere Konsequenz der nationalsozialistischen Ära für die Stadtentwicklung war die Verlagerung des [[Flughafen Wien]]. Am 14. Mai 1938 erfolgte der Spatenstich zum Bau eines Fliegerhorstes zwischen [[Schwechat]] und Fischamend, 1942 wurden Teile der Anlage von den [[Ernst Heinkel Flugzeugwerke AG|Heinkel-Flugzeugwerken]] übernommen. Nach Kriegsende setzte die [[Britischer Sektor in Wien|britische]] [[Alliierte Besatzung|Besatzungsmacht]] die Anlagen 1945 behelfsmäßig instand und installierte eine "Royal-Air-Force-Station"; bereits 1946 flogen die BEA Wien-Schwechat an. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] übernahm der Flughafen Wien die Rolle des Flughafens für Wien vom [[Flugfeld Aspern|Flughafen Aspern]], der aufgrund der teilweisen Rücknahme der nationalsozialistischen Gebietserweiterung von 1938 ab 1954 nunmehr außerhalb des Wiener Stadtgebiets auf [[Niederösterreich|niederösterreichischem]] Boden lag.
  
Den Planungen der NS-Zeit mit den späteren der Nachkriegszeit gemein war das Denken in Entwicklungsachsen und die Trennung von Wohnen, Erholung, Arbeit und Verkehr in den Stadterweiterungsgebieten im Norden und Süden. Nach Kriegsende und der endgültig 1954 teilweisen Rücknahme erlangte die Stadterweiterung von 1938 insofern größere Bedeutung für die Stadtplanung unter funktionalistischen Prinzipien, weil vor allem im Nordosten der neugegründete Bezirk [[Donaustadt]] über große unbebaute Freiflächen verfügte, die sich besonders für die Umsetzung einschlägiger Entwicklungskonzepte eigneten. Eine andere Konsequenz der nationalsozialistischen Ära für die Stadtentwicklung war die Verlagerung des [[Flughafen Wien]]. Am 14. Mai 1938 erfolgte der Spatenstich zum Bau eines Fliegerhorstes zwischen Schwechat und Fischamend, 1942 wurden Teile der Anlage von den [[Ernst Heinkel Flugzeugwerke AG|Heinkel-Flugzeugwerken]] übernommen. Nach Kriegsende setzte die [[Britischer Sektor in Wien|britische]] [[Alliierte Besatzung|Besatzungsmacht]] die Anlagen 1945 behelfsmäßig instand und installierte eine "Royal-Air-Force-Station"; bereits 1946 flogen die BEA Wien Schwechat an. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] übernahm der Flughafen Wien die Rolle des Flughafens für Wien vom [[Flugfeld Aspern|Flughafen Aspern]] der auf Grund der teilweisen Rücknahme der nationalsozialistischen Gebietserweiterung von 1938 ab 1954 nunmehr außerhalb des Wiener Stadtgebiets auf niederösterreichischem Boden lag.
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Im Magistrat der Stadt Wien wurde 1941 in Nachfolge der Magistratsabteilung 18 die [[Magistratsabteilung 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung|Abteilung G 15]] eingerichtet. Die Stadtvermessung, die Druckerei und technische Dokumentation, die Abteilung G 15 und die Magistratsabteilung für Technische Grundstücksangelegenheiten wurden in einem "Planungsamt" zusammengefasst, das in vier Fachreferate (Landesplanung, Stadtplanung, Stadtregulierung, Bauberatung) gegliedert war. Am 19. Jänner 1944 wurde das Planungsamt der Gemeindeverwaltung aufgelöst und eine Neubildung des Regulierungs- und Vermessungsamtes verfügt. Die Aufgaben des Fachreferates für Stadtregulierung wurden der Abteilung G 15 eingegliedert.<ref>Magistrat der Stadt Wien: Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1940/45. Wien: Eigenverlag 1948, S. 291.</ref>
 
Im Magistrat der Stadt Wien wurde 1941 in Nachfolge der Magistratsabteilung 18 die Abteilung G 15 eingerichtet. Die Stadtvermessung, die Druckerei und technische Dokumentation, die Abteilung G 15 und die Magistratsabteilung für Technische Grundstücksangelegenheiten wurden in einem "Planungsamt" zusammengefasst, das in vier Fachreferate (Landesplanung, Stadtplanung, Stadtregulierung, Bauberatung) gegliedert war. Am 19. Jänner 1944 wurde das Planungsamt der Gemeindeverwaltung aufgelöst und eine Neubildung des Regulierungs- und Vermessungsamtes verfügt. Die Aufgaben des Fachreferates für Stadtregulierung wurden der Abteilung G 15 eingegliedert.<ref>Magistrat der Stadt Wien: Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1940/45, Wien 1948, S. 291.</ref>
 
  
 
==Stadtplanung nach 1945: Von der funktionalen zur umweltbewussten Stadt==
 
==Stadtplanung nach 1945: Von der funktionalen zur umweltbewussten Stadt==
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====Die Vision der Funktionalen Stadt====
 
====Die Vision der Funktionalen Stadt====
 
[[Datei:Stadthalle 1959.jpg|390px|thumb|right|Die Stadthalle aus der Luft (1959)]]
 
[[Datei:Stadthalle 1959.jpg|390px|thumb|right|Die Stadthalle aus der Luft (1959)]]
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] (circa 80.000 Wohnungen zerstört) versuchte die Stadtplanung eine Eröffnungsbilanz (1945/1946 "[[Enquete für den Wiederaufbau der Stadt Wien]]" mit 14-Punkte-Programm als neuem Planungsmodell, das bereits Mitte der 20er Jahre von Le Corbusier, Johannes Goederitz, Roland Rainer und Hubert Hoffmann in ihrem im Zweiten Weltkrieg fertiggestellten Buch "Die gegliederte und aufgelockerte Stadt" vorgestellt worden war). Das neue Modell (die funktionalistische Stadt, gekennzeichnet durch die relativ gleichmäßige räumliche Verteilung der neuen Mittelschicht bei großräumiger Funktionstrennung und Verbindung der unterschiedlich genutzten Raumsegmente durch PKW-Verkehr) war mehr als das Endprodukt der schon im 19. Jahrhundert erkannten Entmischungstendenzen, weil es ein neues Gesetzesmodell zur Voraussetzung hatte (neben die Massenproduktion trat die gesellschaftliche Anerkennung und Förderung des Massenkonsums, neben die großindustrielle Fabrik die reine, oft in industrieller Bauweise errichtete Großwohnanlage oder Trabantensiedlung). Der erste konkrete Schritt war allerdings die Stadtreparatur, das heißt die massenhafte Lückenverbauung.
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] (circa 80.000 Wohnungen zerstört) versuchte die Stadtplanung, eine Eröffnungsbilanz zu ziehen (1945/1946 "[[Enquete für den Wiederaufbau der Stadt Wien]]" mit 14-Punkte-Programm als neuem Planungsmodell, das bereits Mitte der 1920er Jahre von Le Corbusier, Johannes Goederitz, [[Roland Rainer]] und Hubert Hoffmann in ihrem im Zweiten Weltkrieg fertiggestellten Buch "Die gegliederte und aufgelockerte Stadt" vorgestellt worden war). Das neue Modell (die funktionalistische Stadt, gekennzeichnet durch die relativ gleichmäßige räumliche Verteilung der neuen Mittelschicht bei großräumiger Funktionstrennung und Verbindung der unterschiedlich genutzten Raumsegmente durch PKW-Verkehr) war mehr als das Endprodukt der schon im 19. Jahrhundert erkannten Entmischungstendenzen, weil es ein neues Gesetzesmodell zur Voraussetzung hatte (neben die Massenproduktion trat die gesellschaftliche Anerkennung und Förderung des Massenkonsums, neben die großindustrielle Fabrik die reine, oft in industrieller Bauweise errichtete Großwohnanlage oder Trabantensiedlung). Der erste konkrete Schritt war allerdings die Stadtreparatur, das heißt die massenhafte Lückenverbauung.
  
 
[[Datei:Roland Rainer planungskonzept Wien.jpg|390px|thumb|right|Modell der funktionalen Stadt Wien. Aus: [[Roland Rainer]], Planungskonzept Wien, 1962]]
 
[[Datei:Roland Rainer planungskonzept Wien.jpg|390px|thumb|right|Modell der funktionalen Stadt Wien. Aus: [[Roland Rainer]], Planungskonzept Wien, 1962]]
  
{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_134_XY_BS2014_Stadt-am-Morgen_webclip.mp4|Breite=460|Höhe=325|Text="Stadt am Morgen" Auftragsfilm der Stadt Wien zum Thema "Sozialer Städtebau" (1950), Ausschnitt: [https://mediawien-film.at/film/178/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 134A1]}}
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{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_134_XY_BS2014_Stadt-am-Morgen_webclip.mp4|Breite=390|Höhe=250|Text="Stadt am Morgen" Auftragsfilm der Stadt Wien zum Thema "Sozialer Städtebau" (1950), Ausschnitt: [https://mediawien-film.at/film/178/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 134A1]}}
  
 
====Wiederaufbau als Möglichkeit für eine moderne Stadtgestaltung====
 
====Wiederaufbau als Möglichkeit für eine moderne Stadtgestaltung====
Unter den [[Städteplaner im Wiederaufbau|Städteplanern im Wiederaufbau]] nahmen [[Erich Leischner]], [[Franz Schuster (Architekt)|Franz Schuster]] und [[Karl Heinrich Brunner-Lehenstein]] eine zentrale Stellung ein. Als Leiter des Amtes für Architektur in der Stadtbaudirektion nahm Erich Leischner die Schlüsselposition innerhalb der städtischen Bürokratie in Fragen des [[Wiederaufbau in Wien in der Besatzungszeit|Wiederaufbaus]] ein. Leischner ging von der Prämisse der weitgehenden Rekonstruktion des kulturhistorisch bedeutenden Gebäudebestandes was die äußere Form anlangt aus, während er im Inneren der Gebäude mit Kriegsschäden eine Modernisierung befürwortete. Baulücken infolge von Bombenschäden sollten möglichst subtil im Sinn der historisch gewachsenen Ensembles geschlossen werden. Leischners Prinzipien konnten allerdings auf Grund des allgemeinen Mangels der zu billigen Neubauten zwang nur bedingt eingehalten werden. Als zugezogener externer Experte vertrat Franz Schuster den „Sozialen Städtebau“, den Bau von Wohnzeilen in offener Bauweise. Er fungierte als Beirat für den Wiederaufbau in Wien, Berater des Wohnbauamtes, Leiter der Forschungsstelle der Stadt Wien für Wohnen und Bauen und als Kommissionsmitglied bei allen wichtigen Wettbewerben der Nachkriegszeit. Schuster war auch als Planer am ersten großen kommunalen Wohnbauprojekt der Nachkriegszeit beteiligt: der [[Per-Albin-Hansson-Siedlung]]-West im [[10]]. [[Bezirk]].
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Unter den [[Städteplaner im Wiederaufbau|Städteplanern im Wiederaufbau]] nahmen [[Erich Leischner]], [[Franz Schuster (Architekt)|Franz Schuster]] und [[Karl Heinrich Brunner-Lehenstein]] eine zentrale Stellung ein. Als Leiter des Amtes für Architektur in der Stadtbaudirektion nahm Erich Leischner die Schlüsselposition innerhalb der städtischen Bürokratie in Fragen des [[Wiederaufbau in Wien in der Besatzungszeit|Wiederaufbaus]] ein. Leischner ging, was die äußere Form anlangt, von der Prämisse der weitgehenden Rekonstruktion des kulturhistorisch bedeutenden Gebäudebestandes aus, während er im Inneren der Gebäude mit Kriegsschäden eine Modernisierung befürwortete. Baulücken infolge von Bombenschäden sollten möglichst subtil im Sinn der historisch gewachsenen Ensembles geschlossen werden. Leischners Prinzipien konnten allerdings aufgrund des allgemeinen Wohnraummangels, der zu billigen Neubauten zwang, nur bedingt eingehalten werden. Als zugezogener externer Experte vertrat Franz Schuster den „Sozialen Städtebau“, den Bau von Wohnzeilen in offener Bauweise. Er fungierte als Beirat für den Wiederaufbau in Wien, Berater des Wohnbauamtes, Leiter der Forschungsstelle der Stadt Wien für Wohnen und Bauen und als Kommissionsmitglied bei allen wichtigen Wettbewerben der Nachkriegszeit. Schuster war auch als Planer am ersten großen kommunalen Wohnbauprojekt der Nachkriegszeit beteiligt: der [[Per-Albin-Hansson-Siedlung]]-West im [[10]]. [[Bezirk]].
  
 
[[Datei:Hugo-Breitner-Hof 1958.jpg|390px|thumb|right|Zentraler Hofraum im Hugo-Breitner-Hof zwischen [[Hanakgasse]] und [[Cossmanngasse]] (1958)]]
 
[[Datei:Hugo-Breitner-Hof 1958.jpg|390px|thumb|right|Zentraler Hofraum im Hugo-Breitner-Hof zwischen [[Hanakgasse]] und [[Cossmanngasse]] (1958)]]
  
{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_325_XY_NA_Portrait-eines-Architekten_Franz-Schuster_webclip.mp4|Breite=460|Höhe=325|Text=Portrait von Franz Schuster, Architekt der Per-Albin-Hansson-Siedlung (1972), Ausschnitt: [https://mediawien-film.at/film/26/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 325]}}
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{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_325_XY_NA_Portrait-eines-Architekten_Franz-Schuster_webclip.mp4|Breite=390|Höhe=250|Text=Portrait von Franz Schuster, Architekt der Per-Albin-Hansson-Siedlung (1972), Ausschnitt: [https://mediawien-film.at/film/26/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 325]}}
  
1948 wurde der durch Planungen für südamerikanische Städte bekanntgewordene Karl Heinrich Brunner-Lehenstein mit der Ausarbeitung eines neuen Flächenwidmungsplans beauftragt ("Stadtplanung für Wien", 1952); bemerkenswert daran ist, dass Brunner neben konkreten Projektplanungen (beispielsweise [[Matzleinsdorfer Platz]] und [[Eisenstadtplatz]]) auch Projekte zum Umbau innerstädtischer Gebiete (beispielsweise Museumsquartier) vorlegte. Die Stadtplanung gab in der Folgezeit allerdings eindeutig der Stadterweiterung Vorrang (Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost, Siedlung Wienerflur, Siedlungen in [[Unter-St.-Veit (Katastralgemeinde)|Unter-St.-Veit]], [[Baumgarten]], [[Kagran]], [[Leopoldau]], [[Stadlau]] und [[Hirschstetten]]). Ebenso wie Franz Schuster widmete Brunner dem Problem der seit 1918 entstandenen, ausgedehnten "[[Wilde Siedlungen|Wilden Siedlungen]]" und deren Sanierung bzw. Beseitigung besonderes Augenmerk.  
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1948 wurde der durch Planungen für südamerikanische Städte bekanntgewordene Karl Heinrich Brunner-Lehenstein mit der Ausarbeitung eines neuen Flächenwidmungsplans beauftragt ("Stadtplanung für Wien", 1952). Bemerkenswert daran ist, dass Brunner neben konkreten Projektplanungen (beispielsweise [[Matzleinsdorfer Platz]] und [[Eisenstadtplatz]]) auch Projekte zum Umbau innerstädtischer Gebiete (beispielsweise Museumsquartier) vorlegte. Die Stadtplanung gab in der Folgezeit allerdings eindeutig der Stadterweiterung Vorrang (Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost, Siedlung Wienerflur, Siedlungen in [[Unter-St.-Veit (Katastralgemeinde)|Unter-St.-Veit]], [[Baumgarten]], [[Kagran]], [[Leopoldau]], [[Stadlau]] und [[Hirschstetten]]). Ebenso wie Franz Schuster widmete Brunner dem Problem der seit 1918 entstandenen, ausgedehnten "[[Wilde Siedlungen|Wilden Siedlungen]]" und deren Sanierung beziehungsweise Beseitigung besonderes Augenmerk.  
  
[[Datei:WSTLA Fotos PID FC1 06 60 435 001.jpg|390px|thumb|right|Modell einer Autobahn über dem Wienfluss (1960).]]
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[[Datei:WSTLA Fotos PID FC1 06 60 435 001.jpg|390px|thumb|right|Modell einer Autobahn über dem Wienfluss (1960)]]
  
 
{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_171_XY_NA_Das-Lied-von-der-Stadthalle_Filmdokument-XIV_webclip.mp4|Breite=460|Höhe=325|Text=Planung, Bau und Eröffnung der Wiener Stadthalle (1961), Ausschnitt: [https://mediawien-film.at/film/85/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 171A-C]}}
 
{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_171_XY_NA_Das-Lied-von-der-Stadthalle_Filmdokument-XIV_webclip.mp4|Breite=460|Höhe=325|Text=Planung, Bau und Eröffnung der Wiener Stadthalle (1961), Ausschnitt: [https://mediawien-film.at/film/85/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 171A-C]}}
  
 
====Planungskonzept Wien - Der Weg zur autogerechten Stadt====
 
====Planungskonzept Wien - Der Weg zur autogerechten Stadt====
1958 wurde [[Roland Rainer]] zum Stadtplaner bestellt. Rainer hatte in diesem Jahr mit der Fertigstellung der [[Stadthalle]] eine architektonische Ikone der Wiener Architektur der Nachkriegszeit konzipiert. Mit seinem 11-Punkte-Programm im "Planungskonzept Wien" 1962 der funktionalistischen Stadtplanung mit der expliziten Forderung nach klarer räumlicher Trennung von Wohn- und Industriegebieten, die auf Intensivierung des PKW-Verkehrs beruhte, endgültig zum Durchbruch verhalf. Das funktionalistische Modell bestimmte die Stadterweiterungsplanung bis in die 1980er Jahre. Weitreichende Pläne gingen in Richtung der "autogerechten Stadt", etwa in Hinführung von [[Autobahn|Autobahnen]] im Wiental und in der [[Leopoldstadt]] bis zum [[Karlsplatz]] bzw. zur [[Ringstraße]] im Bereich [[Schwedenplatz]]. Konkrete Umsetzungen erfuhren allerdings vorerst vielfach kleiner dimensionierte Verkehrsbauwerke wie der [[Europaplatz]], die [[Ringturm|Ringturmkreuzung]] oder aber auch die Umgestaltung des [[Südtiroler Platz]]es. In den 1970er Jahren entstanden dann auch Verkehrsbauwerke von der Dimension der [[Südosttangente]].  
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1958 wurde [[Roland Rainer]] zum Stadtplaner bestellt. Rainer hatte in diesem Jahr mit der Fertigstellung der [[Stadthalle]] eine architektonische Ikone der Wiener Architektur der Nachkriegszeit konzipiert. Mit seinem 11-Punkte-Programm im "Planungskonzept Wien" 1962 verhalf er der funktionalistischen Stadtplanung mit der expliziten Forderung nach klarer räumlicher Trennung von Wohn- und Industriegebieten, die auf Intensivierung des PKW-Verkehrs beruhte, endgültig zum Durchbruch. Das funktionalistische Modell bestimmte die Stadterweiterungsplanung bis in die 1980er Jahre. Weitreichende Pläne gingen in Richtung der "autogerechten Stadt", etwa in Hinführung von [[Autobahn|Autobahnen]] im Wiental und in der [[Leopoldstadt]] bis zum [[Karlsplatz]] beziehungsweise zur [[Ringstraße]] im Bereich [[Schwedenplatz]]. Konkrete Umsetzungen erfuhren allerdings vorerst vielfach kleiner dimensionierte Verkehrsbauwerke wie der [[Europaplatz]], die [[Ringturm|Ringturmkreuzung]] oder aber auch die Umgestaltung des [[Südtiroler Platz]]es. In den 1970er Jahren entstanden dann auch Verkehrsbauwerke von der Dimension der [[Südosttangente]].  
  
 
[[Datei:Südosttangente.jpg|390px|thumb|right|[[Südosttangente (A 23)]] und Anschlussstelle Gürtel/Landstraße (1978)]]
 
[[Datei:Südosttangente.jpg|390px|thumb|right|[[Südosttangente (A 23)]] und Anschlussstelle Gürtel/Landstraße (1978)]]
  
{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_219_XY_NP_Wien-1963_webclip.mp4|Breite=460|Höhe=325|Text=Werbefilm für die Stadtplanung der Gemeinde Wien in den frühen 1960er-Jahren (1963), Ausschnitt: [https://mediawien-film.at/film/338/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 219A]}}
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{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_219_XY_NP_Wien-1963_webclip.mp4|Breite=390|Höhe=250|Text=Werbefilm für die Stadtplanung der Gemeinde Wien in den frühen 1960er-Jahren (1963), Ausschnitt: [https://mediawien-film.at/film/338/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 219A]}}
  
 
====Die Entwicklung der Planungsabteilungen der Stadt Wien====
 
====Die Entwicklung der Planungsabteilungen der Stadt Wien====
Ab den 1950er Jahren bediente sich die Stadtplanung auch vermehrt der Analyse über [[Luftbild]]er, um großräumige Planungen auf eine professionellere Grundlage zu stellen. Die Planungsabteilung im Magistrat erhielt ab 1948 wieder die Bezeichnung [[Magistratsabteilung 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung|Magistratsabteilung 18]]. Zu ihren Aufgaben zählten nun auch die Herstellung von Planungsunterlagen für die Landesplanung und Durchführung von Wettbewerben beziehungsweise Erteilung von Aufträgen an Ziviltechniker und Architekten auf dem Gebiet der Stadt- und Landesplanung. Hinsichtlich der Planung trat auch eine grundlegende Veränderung im Bereich des Wohnbaus ein.  
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Ab den 1950er Jahren bediente sich die Stadtplanung auch vermehrt der Analyse über [[Luftbild]]er, um großräumige Planungen auf eine professionellere Grundlage zu stellen. Die Planungsabteilung im Magistrat erhielt ab 1948 wieder die Bezeichnung [[Magistratsabteilung 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung|Magistratsabteilung 18]]. Zu ihren Aufgaben zählten nun auch die Herstellung von Planungsunterlagen für die Landesplanung und Durchführung von Wettbewerben beziehungsweise Erteilung von Aufträgen an Ziviltechniker und [[Architekten]] auf dem Gebiet der Stadt- und Landesplanung. Hinsichtlich der Planung trat auch eine grundlegende Veränderung im Bereich des Wohnbaus ein.  
  
Während im "Roten Wien" die Gestaltung des Wohnbaus von der Stadtbaudirektion von Beschäftigten der Stadt Wien geprägt wurde, beschränkte sich die für die Stadtgestaltung zuständige [[Magistratsabteilung 19 - Architektur und Stadtgestaltung]] nunmehr primär mit der Erarbeitung von Richtlinien und Strukturplänen sowie der technischen und finanziellen Abwicklung und Kontrolle von Großprojekten. Obligatorisch blieb die Begutachtung aller Bauvorhaben. Die Entwürfe erarbeiteten in der Regel externe Architektinnen und Architekten mit Ausnahme von Bauvorhaben wie dem [[Schlachthof St. Marx]] oder der [[Hermesvilla]] in den die interne Expertise eine besondere Rolle spielte.  
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Während im "[[Rotes Wien|Roten Wien]]" die Gestaltung des Wohnbaus von der Stadtbaudirektion von Beschäftigten der Stadt Wien geprägt wurde, beschränkte sich die für die Stadtgestaltung zuständige [[Magistratsabteilung 19 - Architektur und Stadtgestaltung]] nunmehr primär mit der Erarbeitung von Richtlinien und Strukturplänen sowie der technischen und finanziellen Abwicklung und Kontrolle von Großprojekten. Obligatorisch blieb die Begutachtung aller Bauvorhaben. Die Entwürfe erarbeiteten in der Regel externe [[Architektin]]nen und Architekten, mit Ausnahme von Bauvorhaben wie dem [[Schlachthof St. Marx]] oder der [[Hermesvilla]], in denen die interne Expertise eine besondere Rolle spielte.  
  
 
Mit der Neustrukturierung der technischen Dienststellen 1972 wurden die von der Magistratsabteilung 18 besorgten Aufgaben des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans 1972 einer neuen [[Magistratsabteilung 21 - Stadtteilplanung und Flächenwidmung]] übertragen. Zu den Aufgaben gehörten neben der Ausarbeitung und Verwaltung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplan die Erstellung und Überprüfung von Bebauungsvorschlägen, die Vorbereitung der Festlegung neuer Stadt- und Bezirksgrenzen, aber auch die Beschaffung von Modellen und die Durchführung einschlägiger Wettbewerbe, was vorher bei der Magistratsabteilung 18 ressortiert hatte. 1979 wurde der Aufgabenbereich um die Mitwirkung bei der einschlägigen Information der Öffentlichkeit und die Auskunftserteilung, die Durchführung von Vorarbeiten auf dem Gebiet der Stadterneuerung, die Bürogeschäfte des Fachbeirats für Stadtplanung – zuletzt von der Stadtbaudirektion wahrgenommen –, die Führung der zentralen Adressdatei sowie die Vorbereitung und Durchführung der räumlichen Abgrenzung der statistischen Zähleinheiten erweitert.
 
Mit der Neustrukturierung der technischen Dienststellen 1972 wurden die von der Magistratsabteilung 18 besorgten Aufgaben des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans 1972 einer neuen [[Magistratsabteilung 21 - Stadtteilplanung und Flächenwidmung]] übertragen. Zu den Aufgaben gehörten neben der Ausarbeitung und Verwaltung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplan die Erstellung und Überprüfung von Bebauungsvorschlägen, die Vorbereitung der Festlegung neuer Stadt- und Bezirksgrenzen, aber auch die Beschaffung von Modellen und die Durchführung einschlägiger Wettbewerbe, was vorher bei der Magistratsabteilung 18 ressortiert hatte. 1979 wurde der Aufgabenbereich um die Mitwirkung bei der einschlägigen Information der Öffentlichkeit und die Auskunftserteilung, die Durchführung von Vorarbeiten auf dem Gebiet der Stadterneuerung, die Bürogeschäfte des Fachbeirats für Stadtplanung – zuletzt von der Stadtbaudirektion wahrgenommen –, die Führung der zentralen Adressdatei sowie die Vorbereitung und Durchführung der räumlichen Abgrenzung der statistischen Zähleinheiten erweitert.
  
 
====Hochhäuser und aufkommende Altstadterhaltung====
 
====Hochhäuser und aufkommende Altstadterhaltung====
[[Datei:WSTLA Fotos PID FC1 06 54 293 001.jpg|390px|thumb|right|Modell Hochhaus Matzleinsdorfer Platz, 1954.]]
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[[Datei:WSTLA Fotos PID FC1 06 54 293 001.jpg|390px|thumb|right|Modell Hochhaus Matzleinsdorfer Platz, 1954]]
  
In Anlehnung an US-amerikanische Vorbilder setzte ab Mitte der 1950er Jahre allmählich auch der [[Hochhäuser|Hochhaus]]bau in Wien zunächst noch in Form von einzelnen Projekten wie dem [[Ringturm]] und dem Hochhaus am [[Matzleinsdorfer Platz]] ein. Erst ab den 1990er Jahren verdichtete sich dieser Trend zum Boom.
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In Anlehnung an US-amerikanische Vorbilder setzte ab Mitte der 1950er Jahre allmählich auch der [[Hochhäuser|Hochhaus]]bau in Wien, zunächst noch in Form von einzelnen Projekten wie dem [[Ringturm]] und dem Hochhaus am [[Matzleinsdorfer Platz]], ein. Erst ab den 1990er Jahren verdichtete sich dieser Trend zum Boom.
  
[[Datei:Wohnparkalterlaa.jpg|390px|thumb|right|Wohnpark Alt-Erlaa]]
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[[Datei:Wohnparkalterlaa.jpg|390px|thumb|right|[[Wohnpark Alt-Erlaa]]]]
  
Daneben liefen jedoch, lange Zeit wenig beachtet, Stadterneuerungsmaßnahmen, die allmählich zur Zerstörung alter Bausubstanz und sozialer Segregation führten. Um diesem Prozess gegenzusteuern wurden Pläne für eine koordinierte Politik der [[Altstadterhaltung]] entwickelt. Erste Gegenmaßnahmen waren 1972 die Festlegung von Schutzzonen und die Einrichtung eines [[Altstadterhaltungsfonds]] [beispielsweise Sanierung Spittelberg] und 1973 der Beginn der "Revitalisierung Planquadrat" [um der Vertreibung von Altmietern entgegenzuwirken], womit die sogenannte "sanfte" Stadterneuerung unterstützt wurde). Seit 1974 wurden (da die Stadtplanung mit ihrem traditionellen Instrumentarium bei strukturellen Erneuerungsaufgaben überfordert war) Gebietsbetreuungen unter der Leitung freiberuflich tätiger Planer und Architekten zur Koordinierung der Interessengegensätze (Politik, Verwaltung, Medien, Grundbesitzer, Bewohner) eingerichtet.  
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Daneben liefen jedoch, lange Zeit wenig beachtet, Stadterneuerungsmaßnahmen, die allmählich zur Zerstörung alter Bausubstanz und sozialer Segregation führten. Um diesem Prozess gegenzusteuern, wurden Pläne für eine koordinierte Politik der [[Altstadterhaltung]] entwickelt. Erste Gegenmaßnahmen waren 1972 die Festlegung von Schutzzonen und die Einrichtung eines [[Altstadterhaltungsfonds]] (beispielsweise die Sanierung [[Spittelberg]]) sowie 1973 der Beginn der "Revitalisierung Planquadrat", um der Vertreibung von Altmietern entgegenzuwirken, womit die sogenannte "sanfte" Stadterneuerung unterstützt wurde. Seit 1974 wurden (da die Stadtplanung mit ihrem traditionellen Instrumentarium bei strukturellen Erneuerungsaufgaben überfordert war) Gebietsbetreuungen unter der Leitung freiberuflich tätiger Planer und Architekten zur Koordinierung der Interessengegensätze (Politik, Verwaltung, Medien, Grundbesitzer, Bewohner) eingerichtet.  
  
====Großprojekte der Funktionalistischen Stadtplanung====
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====Großprojekte der funktionalistischen Stadtplanung====
In die Periode der funktionalistischen Stadtplanung fielen einige nicht ins Entwicklungsschema passende Großbauvorhaben im Nachziehverfahren oder als Prestigeobjekte ([[U-Bahn]], endgültig [[Hochwasserschutz]] der [[Donau]] [ [[Donauinsel]] ] , UNO-City [ [[Vienna International Centre]] ], WIG 64 [ [[Wiener Internationale Gartenschau]], [[Donaupark]] ] und WIG 74, Kurpark Oberlaa wogegen sich die meisten anderen Planungen einfügten (Ausbau der Stammstrecke der [[Schnellbahn]], Nord-, Verbindungs- und Südbahn und [[Südosttangente]] zur Verbindung neuer Wohngebiete in Niederösterreich mit neuen Arbeitsplätzen im Südwesten; Großwohnanlagen [ [[Großfeldsiedlung]], Trabrenngründe, [[Wohnpark Alt-Erlaa]], [[Am Schöpfwerk (12, Am Schöpfwerk)|Am Schöpfwerk]], Wienerflur], Industriegebiete [Auhof, Strebersdorf] und Einkaufszentren [Donauzentrum, Shopping City Süd]). Da damit fallweise die Stadtgrenzen überschritten wurden, gründeten Burgenland, Niederösterreich und Wien 1978 als Koordinierungsstelle für regionale Verkehrs-, Landschafts- und Umweltschutzmaßnahmen die "Planungsgemeinschaft Ost" (PGO).
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In die Periode der funktionalistischen Stadtplanung fielen einige nicht ins Entwicklungsschema passende Großbauvorhaben im Nachziehverfahren oder als Prestigeobjekte ([[U-Bahn]], endgültiger [[Hochwasserschutz]] der [[Donau]] durch die Errichtung der [[Donauinsel]], [[Vienna International Centre|UNO-City]], [[Wiener Internationale Gartenschau|WIG 64]], [[Donaupark]] und WIG 74, Kurpark Oberlaa), wogegen sich die meisten anderen Planungen einfügten (Ausbau der Stammstrecke der [[Schnellbahn]], [[Nordbahn|Nord-]], [[Verbindungsbahn|Verbindungs-]] und [[Südbahn]] sowie der [[Südosttangente]] zur Verbindung neuer Wohngebiete in [[Niederösterreich]] mit neuen Arbeitsplätzen im Südwesten von Wien; Großwohnanlagen wie [[Großfeldsiedlung]], Trabrenngründe, [[Wohnpark Alt-Erlaa]], [[Am Schöpfwerk (12, Am Schöpfwerk)|Am Schöpfwerk]], Wienerflur; Industriegebiete wie [[Auhof]] und [[Strebersdorf]] sowie Einkaufszentren wie das [[Donauzentrum]] und die Shopping City Süd). Da damit fallweise die Stadtgrenzen überschritten wurden, gründeten Burgenland, Niederösterreich und Wien 1978 als Koordinierungsstelle für regionale Verkehrs-, Landschafts- und Umweltschutzmaßnahmen die "Planungsgemeinschaft Ost" (PGO).
  
{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_223_XY_BS2016_Donaupark_webclip.mp4|Breite=460|Höhe=325|Text= Bauarbeiten und Eröffnung des Donauparks (1962), Zitat: [http://mediawien-film.at/film/396/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 223A/B] (Ausschnitt)}}
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{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_223_XY_BS2016_Donaupark_webclip.mp4|Breite=390|Höhe=250|Text= Bauarbeiten und Eröffnung des Donauparks (1962), Zitat: [http://mediawien-film.at/film/396/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 223A/B] (Ausschnitt)}}
  
 
<gallery | caption="Funktionalistische Stadtplanung in Wien" | heights=90 >
 
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 57 396 005.jpg|Modell [[Südtiroler Platz]] (1957)
 
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 57 396 005.jpg|Modell [[Südtiroler Platz]] (1957)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 59 152 001.jpg|Modell [[Eisenstadtplatz ]](1959).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 59 152 001.jpg|Modell [[Eisenstadtplatz ]](1959)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 62 135 001.jpg|Gemeinderatsausschuss im Montagebau (1962).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 62 135 001.jpg|Gemeinderatsausschuss im Montagebau (1962)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 65 239 001.jpg|[[Nordbahnhof]] Abbruch (1965).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 65 239 001.jpg|[[Nordbahnhof]] Abbruch (1965)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 65 716 006.jpg|100.000 Fertigbauteilplatte (1965).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 65 716 006.jpg|100.000 Fertigbauteilplatte (1965)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 66 502 009.jpg|Konzept öffentlicher Verkehr (1966).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 66 502 009.jpg|Konzept öffentlicher Verkehr (1966)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 66 502 013.jpg|Konzept öffentlicher Verkehr (1966).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 66 502 013.jpg|Konzept öffentlicher Verkehr (1966)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 69 188 001.jpg|Modell Schnellstraße [[Nestroyplatz]] (1969).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 69 188 001.jpg|Modell Schnellstraße [[Nestroyplatz]] (1969)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 69 470 001.jpg|Montagefabrik [[Inzersdorf]] (1969).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 69 470 001.jpg|Montagefabrik [[Inzersdorf]] (1969)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 73 081 001.jpg|Modell [[Alterlaa]] (1973).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 73 081 001.jpg|Modell [[Alterlaa]] (1973)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 08 62 419 001.jpg|Wohnung im Montagebau (1962).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 08 62 419 001.jpg|Wohnung im Montagebau (1962)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 08 62 419 003.jpg|Wohnung im Montagebau (1962).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 08 62 419 003.jpg|Wohnung im Montagebau (1962)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 08 63 348 005.jpg|Fertigteilhäuser (1963).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 08 63 348 005.jpg|Fertigteilhäuser (1963)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 16 51 277 003.jpg|Stadtrat [[Leopold Thaller]] (1951).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 16 51 277 003.jpg|Stadtrat [[Leopold Thaller]] (1951)
Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 57 149 001.jpg|Umgestaltung [[Urban-Loritz-Platz]] (1957).
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Datei: WSTLA Fotos PID FC1 06 57 149 001.jpg|Umgestaltung [[Urban-Loritz-Platz]] (1957)
 
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===Planung der sozial- und umweltgerechten Stadt===
 
===Planung der sozial- und umweltgerechten Stadt===
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[[Datei:Gruenfussgaenger.jpg|390px|thumb|right|Konzept einer Fußgängerzone in der [[Kärntner Straße]] von [[Victor Gruen]] (1972)]]
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In den späten 1970er und 1980er Jahren, beginnend mit der Ära von Stadtrat [[Rudolf Wurzer]], wendete man sich unter dem Druck gesellschaftlicher Veränderungen (Flexibilisierung von Arbeitsprozessen, Einschränkung der Möglichkeiten des Wohlfahrtsstaats durch Globalisierung, wirtschaftliche Umstrukturierungen, Verschärfung der sozialen Gegensätze) allmählich vom funktionalistischen Planungskonzept ab. Der Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft, die sich in Groß- und Hauptstädten besonders deutlich manifestiert, verdrängte die Großindustrie aus der Stadt und forderte kleinere Betriebs- und Büro-, aber auch Wohnstandorte im Zentrum (Bedarf hochqualifizierter Dienstleister); großräumige Funktionstrennung wich (vor dem Hintergrund zunehmender sozialer Segregation) wieder kleinräumiger Funktionsmischung. Dazu kam die nunmehr immer stärkere Betonung einer umweltgerechten Stadt unter Zurückdrängung des Individualverkehrs. Im Trend lagen nun [[Fußgängerzonen]] und die Förderung des [[Fahrrad|Radverkehr]]s.
  
[[Datei:Gruenfussgaenger.jpg|390px|thumb|right|Konzept einer Fußgängerzone in der Kärnterstraße von [[Victor Gruen]] (1972)]] In den späten 1970er und 1980er Jahren beginnend mit der Ära von Stadtrat [[Rudolf Wurzer]] wendete man sich unter dem Druck gesellschaftlicher Veränderungen (Flexibilisierung von Arbeitsprozessen, Einschränkung der Möglichkeiten des Wohlfahrtsstaats durch Globalisierung, wirtschaftliche Umstrukturierungen, Verschärfung der sozialen Gegensätze) allmählich vom funktionalistischen Planungskonzept ab. Der Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft, die sich in Groß- und Hauptstädten besonders deutlich manifestiert, verdrängte die Großindustrie aus der Stadt und forderte kleinere Betriebs- und Büro-, aber auch Wohnstandorte im Zentrum (Bedarf hochqualifizierter Dienstleister); großräumige Funktionstrennung wich (auf dem Hintergrund zunehmender sozialer Segregation) wieder kleinräumiger Funktionsmischung. Dazu kam die nunmehr immer stärkere Betonung einer umweltgerechten Stadt unter Zurückdrängung des Individualverkehrs. Im Trend lagen nun [[Fußgängerzonen]] und die Förderung des [[Fahrrad|Radverkehr]]s.
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[[Datei:WStLA media wien Dokumentationsfotos FA2 75167 8.jpg|390px|thumb|right|Probefahrt mit der noch nicht eröffneten Linie U1 vom [[Stephansplatz]] zum [[Keplerplatz]] mit [[Bürgermeister]] [[Leopold Gratz|Gratz]] und [[Stadtrat]] [[Fritz Hofmann|Hofmann]] (1975)]]
  
[[Datei:WStLA media wien Dokumentationsfotos FA2 75167 8.jpg|390px|thumb|right|Probefahrt mit der noch nicht eröffneten Linie U1 vom [[Stephansplatz]] zum [[Keplerplatz]] mit [[Bürgermeister]] [[Leopold Gratz|Gratz]] und [[Stadtrat]] [[Fritz Hofmann|Hofmann]] (1975)]]
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{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_300_XY_BS2015_Eine-U-Bahn-fuer-Wien-I_webclip.mp4|Breite=390|Höhe=250|Text=Eine U-Bahn für Wien I. (1969), Zitat: [http://mediawien-film.at/film/315/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 300 A/B] (Ausschnitt)}}
  
 
Die Entwicklungen erforderten eine grundsätzliche Neuerarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts. Dem trug auch die [[Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1979]] Rechnung. Die Stadtforschung sowie die Ausarbeitung und Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans wurden als Aufgaben der Magistratsabteilung 18 neben den generellen Verkehrs- und Grünlandplanungen in den Vordergrund gerückt.  
 
Die Entwicklungen erforderten eine grundsätzliche Neuerarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts. Dem trug auch die [[Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1979]] Rechnung. Die Stadtforschung sowie die Ausarbeitung und Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans wurden als Aufgaben der Magistratsabteilung 18 neben den generellen Verkehrs- und Grünlandplanungen in den Vordergrund gerückt.  
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1984 legte die Stadtplanung einen [[Stadtentwicklungsplan 1984 - STEP 1984|Stadtentwicklungsplan]] mit einem räumlichen Entwicklungsmodell vor, das das funktionalistische Konzept tendenziell transzendierte: ein polyzentrisches Stadtmodell, orientiert an Entwicklungsachsen, die aus einem radialen Schnellbahnnetz bestanden.  
 
1984 legte die Stadtplanung einen [[Stadtentwicklungsplan 1984 - STEP 1984|Stadtentwicklungsplan]] mit einem räumlichen Entwicklungsmodell vor, das das funktionalistische Konzept tendenziell transzendierte: ein polyzentrisches Stadtmodell, orientiert an Entwicklungsachsen, die aus einem radialen Schnellbahnnetz bestanden.  
  
Da die Möglichkeiten der Stadt zur Schaffung von Arbeitsplätzen begrenzt waren, wurde 1981 der "Wiener Wirtschaftsförderungsfonds" (WWFF) gegründet (Beschaffung von Grundstücken für standortsuchende Betriebe, Unterstützung durch Subventionen). Zur Beschleunigung der Stadterneuerung wurde 1984 das Wohnhaussanierungsgesetz beschlossen und der (von der Stadt finanzierte, aber privatrechtlich flexibler agierende) "Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds" (WBSF) gegründet. Da eine institutionalisierte Kooperation zwischen Stadtplanung, WBSF und WWFF nicht vorgesehen war, entstanden aber viele Arbeitsplätze (noch im Sinn des funktionalistischen Konzepts) in großer Entfernung von den neuen Wohnungen (beispielsweise General-Motors-Werk in Aspern), die nur mit dem PKW erreichbar waren.  
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Da die Möglichkeiten der Stadt zur Schaffung von Arbeitsplätzen begrenzt waren, wurde 1981 der "Wiener Wirtschaftsförderungsfonds" (WWFF) gegründet (Beschaffung von Grundstücken für standortsuchende Betriebe, Unterstützung durch Subventionen). Zur Beschleunigung der Stadterneuerung wurde 1984 das Wohnhaussanierungsgesetz beschlossen und der (von der Stadt finanzierte, aber privatrechtlich flexibler agierende) "Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds" (WBSF) gegründet. Da eine institutionalisierte Kooperation zwischen Stadtplanung, WBSF und WWFF nicht vorgesehen war, entstanden aber viele Arbeitsplätze (noch im Sinn des funktionalistischen Konzepts) in großer Entfernung von den neuen Wohnungen (beispielsweise [[General Motors Austria|General-Motors-Werk]] in [[Aspern]]), die nur mit dem PKW erreichbar waren.  
  
Gegen Ende der 1980er Jahre gab es analog zur internationalen Entwicklung Versuche, die Lücke zwischen General- und Projektplanung zu füllen, da dies auch der [[Stadtentwicklungsplan 1994 - STEP 1994]] nicht leistete. Das prominenteste Experiment war die Planung der EXPO 95 und der folgenden Umwandlung ihres Standorts in eine zweite City am linken Donauufer (Konzept einer gezielten strukturellen Intervention zur Herstellung multifunktionaler Nutzungen für eine relativ homogene Bevölkerungsgruppe in einem präzise definierten städtischen Teilraum bei gleichzeitiger Integration von Planung und Durchführung). Eine ähnlich gezielte Intervention stellt trotz unterschiedlicher Organisationsform das "Euro-Projekt Gürtel Plus" dar.
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Gegen Ende der 1980er Jahre gab es analog zur internationalen Entwicklung Versuche, die Lücke zwischen General- und Projektplanung zu füllen, da dies auch der [[Stadtentwicklungsplan 1994 - STEP 1994]] nicht leistete. Das prominenteste Experiment war die Planung der [[Expo|EXPO 95]] und der folgenden Umwandlung ihres Standorts in eine zweite City am linken Donauufer (Konzept einer gezielten strukturellen Intervention zur Herstellung multifunktionaler Nutzungen für eine relativ homogene Bevölkerungsgruppe in einem präzise definierten städtischen Teilraum bei gleichzeitiger Integration von Planung und Durchführung). Eine ähnlich gezielte Intervention stellt, trotz unterschiedlicher Organisationsform, das "Euro-Projekt Gürtel Plus" dar.
  
 
[[Datei:Stadtplanung Donaubereich.jpg|390px|thumb|right|Entwurf zur Grüngestaltung einer Wohnstraße in den 1970er-Jahren im Rahmen des Wettbewerbs Donaubereich Wien]]
 
[[Datei:Stadtplanung Donaubereich.jpg|390px|thumb|right|Entwurf zur Grüngestaltung einer Wohnstraße in den 1970er-Jahren im Rahmen des Wettbewerbs Donaubereich Wien]]
  
====Die Hinwendung zur Umweltbewussten Stadt====
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====Die Hinwendung zur umweltbewussten Stadt====
Das Aufkommen eines Umweltbewusstseins spiegelt die Gründung der [[Magistratsabteilung 22 - Umweltschutz|Magistratsabteilung 22]] als für den Umweltschutz zuständige Abteilung im Wiener Magistrat im Jahr 1972 (bis dahin hatte die 1969 gegründete Abteilung auch Agenden im Bereich der Wirtschaftsplanung). Für die stärkere Hinwendung zur umweltgerechten Stadt stand etwa das Projekt des Baus der Donauinsel. Ursprünglich im Rahmen des Hochwasserschutzes geplant weitete sich der Bau der in den Jahren 1972-1998, in einer ersten Ausbaustufe 1981 fertiggestellt, durchgeführte Bau zu einem im Sinn der Stadtentwicklung im Nordosten, dem Ausbau der Freizeitinfrastruktur und der Ausweitung ökologisch geschützter Zonen zu einem multifunktionalen Projekt, welches im "Wettbewerb Donaubereich Wien" seine konzeptionelle Grundlage erhielt.
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Das Aufkommen eines Umweltbewusstseins spiegelt die Gründung der [[Magistratsabteilung 22 - Umweltschutz|Magistratsabteilung 22]] als für den Umweltschutz zuständige Abteilung im Wiener Magistrat im Jahr 1972 (bis dahin hatte die 1969 gegründete Abteilung auch Agenden im Bereich der Wirtschaftsplanung). Für die stärkere Hinwendung zur umweltgerechten Stadt stand etwa das Projekt des Baues der [[Donauinsel]]. Ursprünglich im Rahmen des Hochwasserschutzes geplant, weitete sich der in den Jahren 1972-1998 durchgeführte Bau, der in einer ersten Ausbaustufe 1981 fertiggestellt wurde, vom Konzept der Stadtentwicklung im Nordosten, dem Ausbau der Freizeitinfrastruktur und der Ausweitung ökologisch geschützter Zonen zu einem multifunktionalen Projekt, welches im "Wettbewerb Donaubereich Wien" seine konzeptionelle Grundlage erhielt.
  
{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_477_XY_BS2012_Donauzwilling-im-Doppelbett_webclip.mp4|Breite=460|Höhe=325|Text= Donauzwilling im Doppelbett (1974), Zitat: [http://mediawien-film.at/film/292/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 477] (Ausschnitt)}}
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{{Video|Player=MediaWien|ID=WStLA_media-wien_477_XY_BS2012_Donauzwilling-im-Doppelbett_webclip.mp4|Breite=390|Höhe=250|Text= Donauzwilling im Doppelbett (1974), Zitat: [http://mediawien-film.at/film/292/ WStLA, Filmarchiv der media wien, 477] (Ausschnitt)}}
  
Mit dem [[Stadtentwicklungsplan 2005 - STEP 05]] wurden die grundlegend veränderten Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung die sich durch nunmehrige geopolitische Zentrallage und das dynamische demographische Wachstum ergaben entsprechend berücksichtigt.   
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Mit dem [[Stadtentwicklungsplan 2005|Stadtentwicklungsplan 2005 - STEP 05]] wurden die grundlegend veränderten Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung, die sich durch die nunmehrige geopolitische Zentrallage und das dynamische demographische Wachstum ergaben, entsprechend berücksichtigt.   
  
 
<gallery | caption="Schrägluftbilder zur Dokumentation der Stadtentwicklung" | heights=90 >
 
<gallery | caption="Schrägluftbilder zur Dokumentation der Stadtentwicklung" | heights=90 >
 
Datei: Südosttangente.jpg|[[Südosttangente]] und Anschlussstelle Gürtel/Landstraße (1978)
 
Datei: Südosttangente.jpg|[[Südosttangente]] und Anschlussstelle Gürtel/Landstraße (1978)
Datei: Verteilerkreis.jpg|Südosttangente und [[Verteilerkreis Favoriten]] (1978).
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Datei: Verteilerkreis.jpg|Südosttangente und [[Verteilerkreis Favoriten]] (1978)
 
Datei: HMW 243597 00028-001.jpg|Der Knoten [[Praterstern|Prater]] (1972)
 
Datei: HMW 243597 00028-001.jpg|Der Knoten [[Praterstern|Prater]] (1972)
 
Datei: Hannsonkurve.jpg|[[Hanssonsiedlung|Hanssonkurve]] (2002)
 
Datei: Hannsonkurve.jpg|[[Hanssonsiedlung|Hanssonkurve]] (2002)
 
Datei: Westbahnhof Halle 1957.jpg|Der neue [[Westbahnhof]] aus der Luft (1957)
 
Datei: Westbahnhof Halle 1957.jpg|Der neue [[Westbahnhof]] aus der Luft (1957)
Datei: Donauinsel.jpg|[[Donauinsel]] (1997).
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Datei: Donauinsel.jpg|[[Donauinsel]] (1997)
Datei: UNO-City 1978.jpg|Bau der [[Uno-City]] (1978).
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Datei: UNO-City 1978.jpg|Bau der [[Uno-City]] (1978)
Datei: Uno-City.jpg|[[Vienna International Centre]] und [[Donau-City]] (2002).
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Datei: Uno-City.jpg|[[Vienna International Centre]] und [[Donau-City]] (2002)
Datei: WStLA Pid FA1 Großbildnegative 1 Reihe 61465 007-.jpg|[[Schottenpassage]] (1961).
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Datei: WStLA Pid FA1 Großbildnegative 1 Reihe 61465 007-.jpg|[[Schottenpassage]] (1961)
Datei: WStLA Pid FA1 Großbildnegative 1 Reihe 68486 032.jpg|Der neue [[Praterstern]] (1968).
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Datei: WStLA Pid FA1 Großbildnegative 1 Reihe 68486 032.jpg|Der neue [[Praterstern]] (1968)
 
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}}[[Kategorie:Interaktive Karten]]{{:Interaktive Karten }}
 
}}[[Kategorie:Interaktive Karten]]{{:Interaktive Karten }}
  
==Links==
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== Weblinks ==
 
[https://www.wien.gv.at/ma41datenviewer/public/start.aspx Luftbilder aus 1938, 1956, 1976 und 1992 im Geodatenviewer der Stadtvermessung Wien]
 
[https://www.wien.gv.at/ma41datenviewer/public/start.aspx Luftbilder aus 1938, 1956, 1976 und 1992 im Geodatenviewer der Stadtvermessung Wien]
  
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==Literatur==
 
==Literatur==
* Erich Bernard / Barbara Feller: Amt macht Stadt. Das Wiener Stadtbauamt, in: Architektur Zentrum Wien (Hg.): Amt Macht Stadt. Erich Leischner und das Wiener Stadtbauamt, Salzburg: Residenz Verlag 1999, S. 5-29.
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* Erich Bernard / Barbara Feller: Amt macht Stadt. Das Wiener Stadtbauamt In: Architektur Zentrum Wien [Hg.]: Amt Macht Stadt. Erich Leischner und das Wiener Stadtbauamt. Salzburg: Residenz Verlag 1999, S. 5-29
 
* Eve Blau / Renate Banik-Schweitzer: Urban Form. Städtebau in der postfordistischen Gesellschaft. Wien: Löcker 2003
 
* Eve Blau / Renate Banik-Schweitzer: Urban Form. Städtebau in der postfordistischen Gesellschaft. Wien: Löcker 2003
 
* Marcus Denk: Zerstörung als Chance? Städtebauliche Grundlinien, Leitbilder und Projekte in Wien 1945-1958. Duisburg / Köln: WiKu-Verlag 2008, S. 114 ff.
 
* Marcus Denk: Zerstörung als Chance? Städtebauliche Grundlinien, Leitbilder und Projekte in Wien 1945-1958. Duisburg / Köln: WiKu-Verlag 2008, S. 114 ff.
* Ingrid Holzschuh: Verlorene Stadtgeschichten. Hitlers Blick auf Wien. In: Architekturzentrum Wien (Hg.): "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler, Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 27-45.
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* Ingrid Holzschuh: Verlorene Stadtgeschichten. Hitlers Blick auf Wien. In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 27-45
 
* Ingrid Holzschuh: Wiener Stadtplanung im Nationalsozialismus von 1938 bis 1942. Das Neugestaltungsprojekt von Architekt Hanns Dustmann. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2011
 
* Ingrid Holzschuh: Wiener Stadtplanung im Nationalsozialismus von 1938 bis 1942. Das Neugestaltungsprojekt von Architekt Hanns Dustmann. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2011
* Helmut Korzendörfer: Stadtplanung vor dem Hintergrund der Stadtentwicklung 1945 bis 1981, in: Der Aufbau 36 (1981), S. 441 ff.  
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* Helmut Korzendörfer: Stadtplanung vor dem Hintergrund der Stadtentwicklung 1945 bis 1981. In: Der Aufbau 36 (1981), S. 441 ff.  
* Georg Kotyza: Die Entstehung des Stadtentwicklungsplanes 1977 bis 1981, in: Der Aufbau 37 (1982), S. 113-115.
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* Georg Kotyza: Die Entstehung des Stadtentwicklungsplanes 1977 bis 1981. In: Der Aufbau 37 (1982), S. 113-115
* Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 18: Stadtentwicklungsplan Wien. Wien 1985
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* Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 18: Stadtentwicklungsplan Wien. Wien: Eigenverlag 1985
* Magistrat der Stadt Wien: Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1940/45, Wien 1948
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* Magistrat der Stadt Wien: Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1940/45. Wien: Eigenverlag 1948
* Magistratsdirektion - Stadtbaudirektion der Bundeshauptstadt Wien (Hg.): 1835-1985. 150 Jahre Wiener Stadtbauamt, Wien: Compress-Verlag 1985
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* Magistratsdirektion - Stadtbaudirektion der Bundeshauptstadt Wien [Hg.]: 1835-1985. 150 Jahre Wiener Stadtbauamt. Wien: Compress-Verlag 1985
* Siegfried Mattl:  Wien im 20. Jahrhundert. Geschichte der Stadt Wien VI, Wien: Pichler Verlag 2000
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* Siegfried Mattl:  Wien im 20. Jahrhundert. Geschichte der Stadt Wien VI. Wien: Pichler Verlag 2000
* Siegfried Mattl / Gottfried Pirhofer: Wien. "Tor zum Südosten". Stadt- und Regionalplanung im Kontext imperialer Raumpolitik. In: Architekturzentrum Wien (Hg.): "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler, Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 11-25.
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* Siegfried Mattl / Gottfried Pirhofer: Wien. "Tor zum Südosten". Stadt- und Regionalplanung im Kontext imperialer Raumpolitik. In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 11-25
* Wolfgang Mayer: Die städtebauliche Entwicklung Wies bis 1945. Katatalog 1978/1979, S. 15 ff.   
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* Wolfgang Mayer: Die städtebauliche Entwicklung Wiens bis 1945. Katalog. Wien 1978/1979, S. 15 ff.   
* Martina Nußbaumer: "Weltstadt im Grünen". Die WIG 64 und die Visionen der Wiener Stadtplanung nach 1945, in: Ulrike Krippner / Lilli Licka / Martina Nußbaumer (Hrsg.): WIG 64. Die grüne Nachkriegsmoderne, Wien: Metroverlag 2014, S. 30-38.
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* Martina Nußbaumer: "Weltstadt im Grünen". Die WIG 64 und die Visionen der Wiener Stadtplanung nach 1945. In: Ulrike Krippner / Lilli Licka / Martina Nußbaumer [Hg.]: WIG 64. Die grüne Nachkriegsmoderne. Wien: Metroverlag 2014, S. 30-38
 
* Gottfried Pirhofer / Kurt Stimmer: Pläne für Wien. Theorie und Praxis der Wiener Stadtplanung von 1945 bis 2005. Wien: Stadt Wien 2007, S. 29 ff.
 
* Gottfried Pirhofer / Kurt Stimmer: Pläne für Wien. Theorie und Praxis der Wiener Stadtplanung von 1945 bis 2005. Wien: Stadt Wien 2007, S. 29 ff.
* Monika Platzer: Schatten der Vergangenheit. Wien nach 1945. Die zweite Fassung der Perle? in: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler, Wien/Zürich: Architekturzentrum Wien, Park Books 2015, S. 47-66  
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* Monika Platzer: Schatten der Vergangenheit. Wien nach 1945. Die zweite Fassung der Perle? In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 47-66  
*Wiener Stadtbauamt[Hg.]: Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der Städtischen Unternehmungen technischer Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965. 2 (1974), II
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*Wiener Stadtbauamt [Hg.]: Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der Städtischen Unternehmungen technischer Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965 2 (1974), II
* Stadtplanung Wien, STEP 1994. Stadtentwicklungsplan für Wien. Beiträge zur Stadtforschung, Stadtentwicklung, Stadtgestaltung 53, Wien 1994
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* Stadtplanung Wien, STEP 1994. Stadtentwicklungsplan für Wien. Beiträge zur Stadtforschung, Stadtentwicklung, Stadtgestaltung 53. Wien 1994
* Elisabeth Wimmer: Das Unterkammeramt der Stadt Wien und seine Aufgaben von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert. Diss. Univ. Wien, Wien 1968
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* Elisabeth Wimmer: Das Unterkammeramt der Stadt Wien und seine Aufgaben von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert. Diss., Univ. Wien. Wien 1968
* Rudolf Zunke: Wiener Stadtplanung in der Wiederaufbauära nach dem Zweiten Weltkrieg. (Dipl.Arb., Univ.Wien), Wien 1993
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* Rudolf Zunke: Wiener Stadtplanung in der Wiederaufbauära nach dem Zweiten Weltkrieg. Dipl.-Arb., Univ. Wien. Wien 1993
  
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 13:05 Uhr

Fotomontage einer Einschienenbahn auf der Mariahilfer Straße (1958)
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Bildunterschrift Fotomontage einer Einschienenbahn auf der Mariahilfer Straße (1958)

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Stadtplanung umfasst die planmäßige Gestaltung des städtischen Raums. Städteplaner erarbeiten räumliche Konzepte und Prozesse und berücksichtigen dabei insbesondere ökonomische, ökologische, soziale, gestalterische und technische Gesichtspunkte. In Wien wird die Stadtplanung primär von den Magistratsabteilungen MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung, MA 19 - Architektur und Stadtgestaltung, MA 21 - Stadtteilplanung und Flächenwidmung sowie auch von den Abteilungen MA 22 - Umweltschutz und MA 41 - Stadtvermessung betrieben.

Inhalt:
  1. Stadtplanung bis 1918
    1. Bauordnungen und Stadtgestalt
    2. Stadterweiterungen und Generalregulierung
    3. Von der staatlichen zur kommunalen Aufgabe
  2. Stadtplanung zwischen 1918 und 1945: Rotes Wien, Ständestaat und NS-Zeit
    1. Stadtplanung unter dem Primat des sozialen Wohnbaus
    2. Zwischen Arbeitsbeschaffung und nationalsozialistischen Gigantismus
      1. Stadtplanung im "Schwarzen Wien"
      2. Stadtplanung im Wien der NS-Zeit
  3. Stadtplanung nach 1945: Von der funktionalen zur umweltbewussten Stadt
    1. Funktionalistische Stadtplanung
      1. Die Vision der Funktionalen Stadt
      2. Wiederaufbau als Möglichkeit für eine moderne Stadtgestaltung
      3. Planungskonzept Wien - Der Weg zur autogerechten Stadt
      4. Die Entwicklung der Planungsabteilungen der Stadt Wien
      5. Hochhäuser und aufkommende Altstadterhaltung
      6. Großprojekte der Funktionalistischen Stadtplanung
    2. Planung der sozial- und umweltgerechten Stadt
      1. Stadtentwicklungsplan 1984 - Eine erste Abkehr vom funktionalistischen Modell
      2. Die Hinwendung zur Umweltbewussten Stadt
  4. Interaktive Karte: Großprojekte der Stadtplanung zwischen 1945-1989
  5. Weblinks
  6. Quellen
  7. Literatur

Stadtplanung bis 1918

Stadtplanung wurde in Wien betrieben, lange bevor es das Wort dafür gab. Andererseits umfasst der Begriff heute noch keineswegs alle Tätigkeiten, die für eine vorausschauende, geordnete Stadtentwicklung erforderlich sind.

Die planmäßige Anlage der Vorstädte im heutigen Bezirk Neubau lässt sich an dem regelmäßigen Grundriss der Straßen ablesen. Die freien Flächen innerhalb des Linienwalls wurden sukzessive verbaut. Vogelschau von Joseph Daniel von Huber, 1778

Wien kann in etwa ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Stadt bezeichnet werden. Mit der Verleihung eines Stadtrechts 1221 ist die Entwicklung zu einer Stadt abgeschlossen. Mit der Erweiterung des Siedlungsbereichs auf das Dreifache war um 1200 ein erster bewusster Akt der Stadtplanung erfolgt, der mit dem Bau der Ringmauer auch ein sichtbares Zeichen erfuhr. Die neuere Forschung betrachtet die mittelalterlichen, klar umgrenzten, befestigten und in den Burgfried einbezogenen Vorstädte als bewusst angelegt und nicht aufgrund von Platznot im ummauerten Areal entstanden. Mit der osmanischen Bedrohung mussten ebendiese Vorstädte ab 1529 großteils geräumt werden. Aus militärischen Gründen wurde ein zuletzt 300 Meter breiter, unbebauter Streifen vor der Stadt angelegt – das Glacis. Gleichzeitig forcierte das Militär aus strategischen Gründen die Besiedlung des Unteren Werd. Stadtplanung erfolgte aus Gründen der Stadtverteidigung. Städtische Siedlungen mussten befestigt und strategisch richtig platziert sein. Neue Planungsvoraussetzungen ergaben sich erst mit der Beseitigung der osmanischen Bedrohung nach der Zweiten Türkenbelagerung. Der starken Bevölkerungszunahme folgte eine gezielte Erweiterung der Stadt außerhalb der Mauern. Alte Vorstädte wurden ausgebaut, andere wie die Josefstadt oder Neubau angelegt. Militärische Aspekte dominierten die Stadtplanung nicht mehr in dem Maße wie noch zuvor. Neue Areale außerhalb der Mauern, aber innerhalb des städtischen Jurisdiktionsbezirks, wurden Wohn-, aber auch Repräsentations- und Rekreationszwecken – etwa Gartenpalais' – zugeführt. Wieder andere, etwa das Erdberger Maiß, wurden gezielt für die städtische Nahversorgung erschlossen.

Bauordnungen und Stadtgestalt

Schon die erste Bauordnung 1829 verlangte vom Bauwerber die Vorlage eines Plans zur Genehmigung durch die Obrigkeit. Bodenverwertung und Planverfassung lagen bis 1848 in der Hand der Grundherrschaften; im Vormärz entstanden so charakteristische, neue Stadtteile (beispielsweise Paulusgrund, Karolinenviertel, Umgebung des Mozartplatzes, Breitenfeld und Himmelpfortgrund), deren Straßenraster auf einen zentralen Rechteckplatz mit geschlossenen Platzecken orientiert war. 1848 wurde die Verteilung der Planungskompetenzen zwischen nunmehr privaten Grundbesitzern beziehungsweise Bauwerbern und der öffentlichen Hand neu geregelt.

Der vom Kaiser genehmigte Grundplan der Stadterweiterung, 1859 (Lotterieblatt für das Jahr 1860)

Auf Seite des Magistrats der Stadt Wien sorgte die Ausgliederung des Unterkammeramtes und dessen Führung als reines Bauamt, das sogenannte Stadtbauamt, im Jahr 1835 zumindest indirekt für die allmähliche Einbeziehung städtischer Behörden in die Stadtplanung. Bis 1835 bearbeitete die k. k. niederösterreichische Provinzial-Bau-Direktion alle wichtigen Bauangelegenheiten in Wien. Der Architekt Kajetan Schiefer wurde zum Stadtunterkämmerer berufen. Die Stadt Wien mit den Vorstädten wurde 1836 in vier Baubezirke unterteilt; jedem dieser Bezirke stand ein technisch gebildeter Beamter vor, der für die Geschäftsführung zuständig war. Ab 1849 führte das Unterkammeramt offiziell die Benennung "Städtisches Bauamt". Ab 1850 waren die bisherigen Vorstädte Teile der nun in Bezirke gegliederten Stadt, was zu einer enormen räumlichen Erweiterung des Aufgabengebiets führte. Auch die Verbauung der Ringstraßenzone brachte dem Bauamt neue Aufgaben. Dies machte mehrere Umstrukturierungen notwendig, so etwa die Reorganisation am 3. Februar 1865, in der erstmals ein Stadtbaudirektor berufen wurde. Ab 1883 unterstanden alle technischen Abteilungen des Magistrats der Stadtbaudirektion.

Nach der Bauordnung 1859 ging die Entwicklungsinitiative aber weiterhin vom Grundbesitzer aus, doch waren Aufschließungsart (Baublock, Straßenraster, "gerade" Straßen), Verbauungsdichte (Straßenbreite, Gebäudehöhe) und Infrastrukturherstellung und -erhaltung (Abtretung der Straßenflächen ins öffentliche Gut, Kanal- und Gehsteigherstellung) und damit die Pflichten der öffentlichen Hand präzise vorgeschrieben. Daran hat sich seither, trotz späterer beträchtlicher Ausweitung der formalen öffentlichen Planungskompetenzen, nichts geändert.

Stadterweiterungen und Generalregulierung

Das größte Stadterweiterungsvorhaben der damaligen Zeit (Ringstraßenzone) gelang nur deshalb relativ "planmäßig", rasch und reibungslos, weil sich der Boden im Besitz des Staats befand und dieser an der Realisierung interessiert war. Das erste umfassende städtische Planungsinstrument, der Generalbaulinienplan 1866, wurde zwar vom Gemeinderat nicht beschlossen, weil dieser zu Recht Entschädigungsansprüche von Grundeigentümern (Wertminderung durch Straßenverbreiterungen und -begradigungen) befürchtete, diente aber in der Praxis (Abriss und Neubau von Häusern) als interne Entscheidungsrichtlinie.

Stadtplan von Ludwig Zettl zur Planung des 10. Bezirks (1866)

Baulinienpläne gab es auch nach der niederösterreichischen Bauordnung, sodass die Planungstätigkeit in den niederösterreichischen Vorortegemeinden nach ähnlichen Grundsätzen verlief. Da im Gegensatz zur Grundherrschaft den privaten Grundeigentümern meist Interesse und Kompetenz für die Baulanderschließung fehlten, stellte sich in der bürgerlichen Gesetzgebung die Frage nach einer privaten Person oder Institution, die diese Aufgabe übernehmen könnte. In der ersten kapitalistischen Boomphase 1867-1873 entstanden Arbeitsgemeinschaften (irreführend Baugesellschaften genannt), die Boden aufkauften, Baulinien- beziehungsweise Parzellierungspläne ausarbeiten und genehmigen ließen und die baureifen Parzellen an Baufirmen verkauften. Die meisten Baugesellschaften, die nur Bodenspekulation betrieben hatten, gingen im Börsenkrach 1873 unter. Danach wurde das Erschließungsgeschäft bis um die Jahrhundertwende von einzelnen privaten Developern besorgt.

Schon in den frühen 1860er-Jahren gab es auch Regulierungspläne für größere Stadterweiterungsgebiete (beispielsweise Regulierungsplan von Ludwig Förster für die Brigittenau 1862 und von August Sicard von Sicardsburg für Favoriten 1865), die jedoch nicht zügig realisiert und daher mehrfach abgeändert wurden. Das Aufschließungsschema für Vorstädte und Vororte bestand nunmehr aus einem nichthierarchisierten Raster mit möglichst geraden Straßen und gleichförmigen Baublocks, die den Nutzern annähernd gleiche Verwertungschancen boten, wobei Plätze durch Aussparung von Baublocks entstanden. Dagegen polemisierte 1889 Camillo Sitte ("Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen"), indem er der "egalité" dieses Konzepts eine Neuhierarchisierung der Stadt, vorgeblich aus ästhetischen Gründen, entgegensetzte. Dazu kam es auch bald, allerdings aus anderen Ursachen und in anderer Form. Die mit der Industrialisierung einsetzende Arbeitsteilung verlangte aus ökonomischen Gründen auch eine räumliche Funktionstrennung. Dem deutschen Planungstheoretiker Reinhard Baumeister war schon 1874 aufgefallen, dass sich in großen Städten allmählich gesonderte Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete herausbildeten und das Stadtzentrum sich zur City mit Dienstleistungsfunktion wandelte.

Projekt der Ausgestaltung von Franz-Josefs-Kai, Aspernbrücke und Stubenviertel von Otto Wagner, 1898

Als die Eingemeindung der Vororte 1890/1892 das Stadtgebiet mehr als verdreifachte, schien auch in Wien die Notwendigkeit gegeben, ein erweitertes Planungsinstrumentarium einzuführen. 1893 wurde ein in der Bauordnung verankerter Bauzonenplan ausgearbeitet, der eine grobe funktionale Differenzierung in Wohn- und Industrie- sowie in gemischte Baugebiete (einschließlich einer groben Differenzierung der - vom Zentrum aus abfallenden - Bauhöhen) festlegte. Einen international ausgeschriebenen Wettbewerb für einen Generalregulierungsplan gewann Otto Wagner mit einer von den anderen Plänen bemerkenswerten und abweichenden Konzeption (seine Modellvorstellung beruhte vor allem auf einem Verkehrs- und Zentrenkonzept und beschränkte sich damit auf jene Elemente, die die Gemeinde steuern und kontrollieren konnte; zusätzlich legte er zu einigen aktuellen Problemen Projektplanungen vor).

Da klar geworden war, dass ein flächendeckender Generalregulierungsplan die längerfristige Stadtentwicklung nicht antizipieren könne, wurde im Stadtbauamt unter Heinrich Goldemund ein Regulierungsbüro eingerichtet und dieses mit der schrittweisen Ausarbeitung eines Generalregulierungsplans betraut (der jedoch später tatsächlich nur aus der Summe der jeweils geltenden Teilregulierungspläne bestand). Nach wie vor hatte die Stadtplanung die besten Realisierungschancen dort, wo die öffentliche Hand Grundbesitzer war beziehungsweise wo sie zur Erstellung von Infrastruktur verpflichtet war. Innerhalb des Magistrats wurde 1900 eine Fachabteilung XIII definitiv bestellt. Diese hatte vor allem den Generalregulierungs- und Baulinienplan sowie Baulinien und Niveauanträge zu bearbeiten. 1918 wurde die Fachabteilung XIII zur Magistratischen Bauamtsabteilung I erweitert, die auch das Gartenwesen (Verwaltung der städtischen Gartenanlagen, Reservegärten, Baumschule in Aspern) und die Bauberatung zu besorgen hatte.

Von der staatlichen zur kommunalen Aufgabe

Lange Zeit bestand bei Planung und Realisierung eine Dominanz des Staates (Stadtbefestigung, Linienwall, Wiener Neustädter Kanal, Wienflussregulierung, Cholerakanäle, Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung, Donauregulierung). Die ersten Linien der Eisenbahn, die Pferdestraßenbahn (Tramwaygesellschaft) und die Gasbeleuchtung wurden privat geplant und betrieben, nur die Erste Hochquellenleitung war eine kommunale Leistung. In der anlässlich der Eingemeindung der Vororte gegründeten Kommission für Verkehrsanlagen (Planung und Realisierung der Stadtbahn und der Hauptsammelkanäle am Donaukanal) war der Staat federführend, doch hatte die Gemeinde ein Mitspracherecht. Freie Hand hatte die Stadtplanung bei der Festlegung und Gestaltung öffentlicher Grünflächen soweit sie sich nicht in staatlichen Besitz befanden (Ringstraßenparks [insbesondere Stadtpark, kleinere Parks in neuen Vororterastervierteln, Umwandlung einiger aufgelassener Friedhöfe, Übernahme [und Vergrößerung] des privat initiierten Türkenschanzparks durch die Gemeinde). Der Wald- und Wiesengürtel befand sich überwiegend nicht in Gemeindebesitz; er verdankt die Dauerhaftigkeit seiner Existenz wohl der seiner Schaffung vorausgegangenen geschickten Propaganda, die ihm eine bis heute ungebrochene symbolische Bedeutung verlieh, obwohl er sich wegen der Eindämmung des Stadtwachstums bei den Planern nicht ungeteilter Zustimmung erfreute (auch Otto Wagner lehnte ihn 1911 in seiner Schrift "Die Großstadt", in der er das Modell einer modernen, unbegrenzt wachsenden, polyzentrischen Metropole entwickelte, ab).

Stadtplanung zwischen 1918 und 1945: Rotes Wien, Ständestaat und NS-Zeit

Stadtplanung unter dem Primat des sozialen Wohnbaus

Sandleiten. Blick über den Nietzscheplatz Richtung Wohnhausanlage, 1928

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor die Stadtplanung als Produzentin einer umfassenden Entwicklungsstrategie an Bedeutung, weil sich alle raumrelevanten kommunalen Anstrengungen auf den sozialen Wohnbau (Superblocks, Siedlungen) konzentrierten und man auf neue technische Infrastruktur (ausgenommen soziale Infrastruktur wie Stadion, Amalienbad, Kongressbad, Gänsehäufel [Umbau] etc.) verzichtete. Immerhin kam es in der Bauordnungsnovelle 1929 zu einer Straffung und weiteren Differenzierung des Planungsinstrumentariums (Ersatz von Generalregulierungs- und Bauzonenplan durch Flächenwidmungs- und Bebauungsplan, die eine stärkere Differenzierung von Verbauungsdichte und Flächennutzung erlaubten, ohne das Zeit- und Wertproblem bei nicht unmittelbarer Realisierung des Plans zu lösen). Mit der Einrichtung der Magistratsabteilung 18 wurde immerhin eine eigene Planungsabteilung eingerichtet, die allerdings lediglich die Aufgaben der Magistratischen Bauamtsabteilung I fortsetzte.

Zwischen Arbeitsbeschaffung und nationalsozialistischem Gigantismus

Stadtplanung im "Schwarzen Wien"

Höhenstraße nach ihrer Eröffnung 1935

Im Ständestaat wurde der soziale Wohnbau des Roten Wien abgeschafft und durch den als Arbeitsbeschaffung deklarierten Bau technischer Infrastruktur (beispielsweise Höhenstraße, Reichsbrücke), durch Assanierungsmaßnahmen und die Förderung des Einfamilienhausbaues am Stadtrand für höhere Sozialschichten ersetzt; 1935 entstanden mit Bundesförderung auch einige Nebenerwerbssiedlungen für sogenannte Ausgesteuerte. Innerhalb der Planungselite waren die Axiome der späteren NS-Stadtplanung allerdings schon weit verbreitet. Schon 1935 veröffentlichte der an der Technischen Universität tätige Erwin Ilz ein räumliches Leitbild für Wien, das von Entmischung, "Auflockerung" und stärkerer Einbindung des städtischen Umlandes im Sinn funktionalistischer Stadtentwicklungskonzepte ausging. Im Rahmen dieses Konzeptes sollte Wien als Knoten in einem großräumigen Netz dienen.[1]

Stadtplanung im Wien der NS-Zeit

Stadtplan, Groß-Wien (um 1940) mit Bezirkseinteilung

Nach dem "Anschluss" setzte unter den Städteplanern eine Planungseuphorie im Sinn nationalsozialistischer Vorbilder im "Altreich" ("Hamburg des Ostens") der jedoch jede reale Grundlage, besonders was die Finanzierung anlangt, fehlte. Im Sinn des NS-Großraumpolitik sollte Wien zum zentralen Ort der wirtschaftlichen Dominanz des Deutschen Reiches in Südosteuropa entwickelt werden. Nach Machtkämpfen auf Reichs-, Gau- und kommunaler Ebene wurde im September 1940 Reichsarchitekt Hanns Dustmann zum Baureferenten der Stadt Wien ernannt. Nach Plänen Baldur von Schirachs sollte er im Februar 1942 zum Leiter der Hauptabteilung Bauwesen in der Gemeindeverwaltung ernannt werden, wurde jedoch zuvor nach Berlin abberufen. Sein Nachfolger Viktor Schreiter war angesichts des heranrückenden Luftkrieges primär mit dem Ausbau der "Luftschutzfestung" beschäftigt, von dem die Flaktürme bis heute als unfreiwilliges Mahnmal erhalten geblieben sind.[2] Die zivilen nationalsozialistischen Planungen blieben fast gänzlich unrealisiert (Donauhafen, Donau-Oder-Kanal, Abriss und Neubau der Leopoldstadt, Teilabriss und soziale Entmischung alter Arbeiterquartiere, Bau von Trabantensiedlungen), doch kam es durch die Eingemeindung von 97 Umlandgemeinden zu einer bedeutenden Stadterweiterung (Groß-Wien, 1946/1954 teilweise rückgängig gemacht).

Den Planungen der NS-Zeit und der Nachkriegszeit gemein war das Denken in Entwicklungsachsen und die Trennung von Wohnen, Erholung, Arbeit und Verkehr in den Stadterweiterungsgebieten im Norden und Süden. Nach Kriegsende erlangte die Stadterweiterung von 1938 - trotz ihrer 1954 endgültig erfolgten teilweisen Rücknahme - insofern größere Bedeutung für die Stadtplanung unter funktionalistischen Prinzipien, weil vor allem im Nordosten der neugegründete Bezirk Donaustadt über große unbebaute Freiflächen verfügte, die sich besonders für die Umsetzung einschlägiger Entwicklungskonzepte eigneten. Eine andere Konsequenz der nationalsozialistischen Ära für die Stadtentwicklung war die Verlagerung des Flughafen Wien. Am 14. Mai 1938 erfolgte der Spatenstich zum Bau eines Fliegerhorstes zwischen Schwechat und Fischamend, 1942 wurden Teile der Anlage von den Heinkel-Flugzeugwerken übernommen. Nach Kriegsende setzte die britische Besatzungsmacht die Anlagen 1945 behelfsmäßig instand und installierte eine "Royal-Air-Force-Station"; bereits 1946 flogen die BEA Wien-Schwechat an. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Flughafen Wien die Rolle des Flughafens für Wien vom Flughafen Aspern, der aufgrund der teilweisen Rücknahme der nationalsozialistischen Gebietserweiterung von 1938 ab 1954 nunmehr außerhalb des Wiener Stadtgebiets auf niederösterreichischem Boden lag.

Im Magistrat der Stadt Wien wurde 1941 in Nachfolge der Magistratsabteilung 18 die Abteilung G 15 eingerichtet. Die Stadtvermessung, die Druckerei und technische Dokumentation, die Abteilung G 15 und die Magistratsabteilung für Technische Grundstücksangelegenheiten wurden in einem "Planungsamt" zusammengefasst, das in vier Fachreferate (Landesplanung, Stadtplanung, Stadtregulierung, Bauberatung) gegliedert war. Am 19. Jänner 1944 wurde das Planungsamt der Gemeindeverwaltung aufgelöst und eine Neubildung des Regulierungs- und Vermessungsamtes verfügt. Die Aufgaben des Fachreferates für Stadtregulierung wurden der Abteilung G 15 eingegliedert.[3]

Stadtplanung nach 1945: Von der funktionalen zur umweltbewussten Stadt

Funktionalistische Stadtplanung

Die Vision der Funktionalen Stadt

Die Stadthalle aus der Luft (1959)

Nach dem Zweiten Weltkrieg (circa 80.000 Wohnungen zerstört) versuchte die Stadtplanung, eine Eröffnungsbilanz zu ziehen (1945/1946 "Enquete für den Wiederaufbau der Stadt Wien" mit 14-Punkte-Programm als neuem Planungsmodell, das bereits Mitte der 1920er Jahre von Le Corbusier, Johannes Goederitz, Roland Rainer und Hubert Hoffmann in ihrem im Zweiten Weltkrieg fertiggestellten Buch "Die gegliederte und aufgelockerte Stadt" vorgestellt worden war). Das neue Modell (die funktionalistische Stadt, gekennzeichnet durch die relativ gleichmäßige räumliche Verteilung der neuen Mittelschicht bei großräumiger Funktionstrennung und Verbindung der unterschiedlich genutzten Raumsegmente durch PKW-Verkehr) war mehr als das Endprodukt der schon im 19. Jahrhundert erkannten Entmischungstendenzen, weil es ein neues Gesetzesmodell zur Voraussetzung hatte (neben die Massenproduktion trat die gesellschaftliche Anerkennung und Förderung des Massenkonsums, neben die großindustrielle Fabrik die reine, oft in industrieller Bauweise errichtete Großwohnanlage oder Trabantensiedlung). Der erste konkrete Schritt war allerdings die Stadtreparatur, das heißt die massenhafte Lückenverbauung.

Modell der funktionalen Stadt Wien. Aus: Roland Rainer, Planungskonzept Wien, 1962
"Stadt am Morgen" Auftragsfilm der Stadt Wien zum Thema "Sozialer Städtebau" (1950), Ausschnitt: WStLA, Filmarchiv der media wien, 134A1

Wiederaufbau als Möglichkeit für eine moderne Stadtgestaltung

Unter den Städteplanern im Wiederaufbau nahmen Erich Leischner, Franz Schuster und Karl Heinrich Brunner-Lehenstein eine zentrale Stellung ein. Als Leiter des Amtes für Architektur in der Stadtbaudirektion nahm Erich Leischner die Schlüsselposition innerhalb der städtischen Bürokratie in Fragen des Wiederaufbaus ein. Leischner ging, was die äußere Form anlangt, von der Prämisse der weitgehenden Rekonstruktion des kulturhistorisch bedeutenden Gebäudebestandes aus, während er im Inneren der Gebäude mit Kriegsschäden eine Modernisierung befürwortete. Baulücken infolge von Bombenschäden sollten möglichst subtil im Sinn der historisch gewachsenen Ensembles geschlossen werden. Leischners Prinzipien konnten allerdings aufgrund des allgemeinen Wohnraummangels, der zu billigen Neubauten zwang, nur bedingt eingehalten werden. Als zugezogener externer Experte vertrat Franz Schuster den „Sozialen Städtebau“, den Bau von Wohnzeilen in offener Bauweise. Er fungierte als Beirat für den Wiederaufbau in Wien, Berater des Wohnbauamtes, Leiter der Forschungsstelle der Stadt Wien für Wohnen und Bauen und als Kommissionsmitglied bei allen wichtigen Wettbewerben der Nachkriegszeit. Schuster war auch als Planer am ersten großen kommunalen Wohnbauprojekt der Nachkriegszeit beteiligt: der Per-Albin-Hansson-Siedlung-West im 10. Bezirk.

Zentraler Hofraum im Hugo-Breitner-Hof zwischen Hanakgasse und Cossmanngasse (1958)
Portrait von Franz Schuster, Architekt der Per-Albin-Hansson-Siedlung (1972), Ausschnitt: WStLA, Filmarchiv der media wien, 325

1948 wurde der durch Planungen für südamerikanische Städte bekanntgewordene Karl Heinrich Brunner-Lehenstein mit der Ausarbeitung eines neuen Flächenwidmungsplans beauftragt ("Stadtplanung für Wien", 1952). Bemerkenswert daran ist, dass Brunner neben konkreten Projektplanungen (beispielsweise Matzleinsdorfer Platz und Eisenstadtplatz) auch Projekte zum Umbau innerstädtischer Gebiete (beispielsweise Museumsquartier) vorlegte. Die Stadtplanung gab in der Folgezeit allerdings eindeutig der Stadterweiterung Vorrang (Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost, Siedlung Wienerflur, Siedlungen in Unter-St.-Veit, Baumgarten, Kagran, Leopoldau, Stadlau und Hirschstetten). Ebenso wie Franz Schuster widmete Brunner dem Problem der seit 1918 entstandenen, ausgedehnten "Wilden Siedlungen" und deren Sanierung beziehungsweise Beseitigung besonderes Augenmerk.

Modell einer Autobahn über dem Wienfluss (1960)
Planung, Bau und Eröffnung der Wiener Stadthalle (1961), Ausschnitt: WStLA, Filmarchiv der media wien, 171A-C

Planungskonzept Wien - Der Weg zur autogerechten Stadt

1958 wurde Roland Rainer zum Stadtplaner bestellt. Rainer hatte in diesem Jahr mit der Fertigstellung der Stadthalle eine architektonische Ikone der Wiener Architektur der Nachkriegszeit konzipiert. Mit seinem 11-Punkte-Programm im "Planungskonzept Wien" 1962 verhalf er der funktionalistischen Stadtplanung mit der expliziten Forderung nach klarer räumlicher Trennung von Wohn- und Industriegebieten, die auf Intensivierung des PKW-Verkehrs beruhte, endgültig zum Durchbruch. Das funktionalistische Modell bestimmte die Stadterweiterungsplanung bis in die 1980er Jahre. Weitreichende Pläne gingen in Richtung der "autogerechten Stadt", etwa in Hinführung von Autobahnen im Wiental und in der Leopoldstadt bis zum Karlsplatz beziehungsweise zur Ringstraße im Bereich Schwedenplatz. Konkrete Umsetzungen erfuhren allerdings vorerst vielfach kleiner dimensionierte Verkehrsbauwerke wie der Europaplatz, die Ringturmkreuzung oder aber auch die Umgestaltung des Südtiroler Platzes. In den 1970er Jahren entstanden dann auch Verkehrsbauwerke von der Dimension der Südosttangente.

Südosttangente (A 23) und Anschlussstelle Gürtel/Landstraße (1978)
Werbefilm für die Stadtplanung der Gemeinde Wien in den frühen 1960er-Jahren (1963), Ausschnitt: WStLA, Filmarchiv der media wien, 219A

Die Entwicklung der Planungsabteilungen der Stadt Wien

Ab den 1950er Jahren bediente sich die Stadtplanung auch vermehrt der Analyse über Luftbilder, um großräumige Planungen auf eine professionellere Grundlage zu stellen. Die Planungsabteilung im Magistrat erhielt ab 1948 wieder die Bezeichnung Magistratsabteilung 18. Zu ihren Aufgaben zählten nun auch die Herstellung von Planungsunterlagen für die Landesplanung und Durchführung von Wettbewerben beziehungsweise Erteilung von Aufträgen an Ziviltechniker und Architekten auf dem Gebiet der Stadt- und Landesplanung. Hinsichtlich der Planung trat auch eine grundlegende Veränderung im Bereich des Wohnbaus ein.

Während im "Roten Wien" die Gestaltung des Wohnbaus von der Stadtbaudirektion von Beschäftigten der Stadt Wien geprägt wurde, beschränkte sich die für die Stadtgestaltung zuständige Magistratsabteilung 19 - Architektur und Stadtgestaltung nunmehr primär mit der Erarbeitung von Richtlinien und Strukturplänen sowie der technischen und finanziellen Abwicklung und Kontrolle von Großprojekten. Obligatorisch blieb die Begutachtung aller Bauvorhaben. Die Entwürfe erarbeiteten in der Regel externe Architektinnen und Architekten, mit Ausnahme von Bauvorhaben wie dem Schlachthof St. Marx oder der Hermesvilla, in denen die interne Expertise eine besondere Rolle spielte.

Mit der Neustrukturierung der technischen Dienststellen 1972 wurden die von der Magistratsabteilung 18 besorgten Aufgaben des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans 1972 einer neuen Magistratsabteilung 21 - Stadtteilplanung und Flächenwidmung übertragen. Zu den Aufgaben gehörten neben der Ausarbeitung und Verwaltung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplan die Erstellung und Überprüfung von Bebauungsvorschlägen, die Vorbereitung der Festlegung neuer Stadt- und Bezirksgrenzen, aber auch die Beschaffung von Modellen und die Durchführung einschlägiger Wettbewerbe, was vorher bei der Magistratsabteilung 18 ressortiert hatte. 1979 wurde der Aufgabenbereich um die Mitwirkung bei der einschlägigen Information der Öffentlichkeit und die Auskunftserteilung, die Durchführung von Vorarbeiten auf dem Gebiet der Stadterneuerung, die Bürogeschäfte des Fachbeirats für Stadtplanung – zuletzt von der Stadtbaudirektion wahrgenommen –, die Führung der zentralen Adressdatei sowie die Vorbereitung und Durchführung der räumlichen Abgrenzung der statistischen Zähleinheiten erweitert.

Hochhäuser und aufkommende Altstadterhaltung

Modell Hochhaus Matzleinsdorfer Platz, 1954

In Anlehnung an US-amerikanische Vorbilder setzte ab Mitte der 1950er Jahre allmählich auch der Hochhausbau in Wien, zunächst noch in Form von einzelnen Projekten wie dem Ringturm und dem Hochhaus am Matzleinsdorfer Platz, ein. Erst ab den 1990er Jahren verdichtete sich dieser Trend zum Boom.

Daneben liefen jedoch, lange Zeit wenig beachtet, Stadterneuerungsmaßnahmen, die allmählich zur Zerstörung alter Bausubstanz und sozialer Segregation führten. Um diesem Prozess gegenzusteuern, wurden Pläne für eine koordinierte Politik der Altstadterhaltung entwickelt. Erste Gegenmaßnahmen waren 1972 die Festlegung von Schutzzonen und die Einrichtung eines Altstadterhaltungsfonds (beispielsweise die Sanierung Spittelberg) sowie 1973 der Beginn der "Revitalisierung Planquadrat", um der Vertreibung von Altmietern entgegenzuwirken, womit die sogenannte "sanfte" Stadterneuerung unterstützt wurde. Seit 1974 wurden (da die Stadtplanung mit ihrem traditionellen Instrumentarium bei strukturellen Erneuerungsaufgaben überfordert war) Gebietsbetreuungen unter der Leitung freiberuflich tätiger Planer und Architekten zur Koordinierung der Interessengegensätze (Politik, Verwaltung, Medien, Grundbesitzer, Bewohner) eingerichtet.

Großprojekte der funktionalistischen Stadtplanung

In die Periode der funktionalistischen Stadtplanung fielen einige nicht ins Entwicklungsschema passende Großbauvorhaben im Nachziehverfahren oder als Prestigeobjekte (U-Bahn, endgültiger Hochwasserschutz der Donau durch die Errichtung der Donauinsel, UNO-City, WIG 64, Donaupark und WIG 74, Kurpark Oberlaa), wogegen sich die meisten anderen Planungen einfügten (Ausbau der Stammstrecke der Schnellbahn, Nord-, Verbindungs- und Südbahn sowie der Südosttangente zur Verbindung neuer Wohngebiete in Niederösterreich mit neuen Arbeitsplätzen im Südwesten von Wien; Großwohnanlagen wie Großfeldsiedlung, Trabrenngründe, Wohnpark Alt-Erlaa, Am Schöpfwerk, Wienerflur; Industriegebiete wie Auhof und Strebersdorf sowie Einkaufszentren wie das Donauzentrum und die Shopping City Süd). Da damit fallweise die Stadtgrenzen überschritten wurden, gründeten Burgenland, Niederösterreich und Wien 1978 als Koordinierungsstelle für regionale Verkehrs-, Landschafts- und Umweltschutzmaßnahmen die "Planungsgemeinschaft Ost" (PGO).

Bauarbeiten und Eröffnung des Donauparks (1962), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 223A/B (Ausschnitt)

Planung der sozial- und umweltgerechten Stadt

Konzept einer Fußgängerzone in der Kärntner Straße von Victor Gruen (1972)

In den späten 1970er und 1980er Jahren, beginnend mit der Ära von Stadtrat Rudolf Wurzer, wendete man sich unter dem Druck gesellschaftlicher Veränderungen (Flexibilisierung von Arbeitsprozessen, Einschränkung der Möglichkeiten des Wohlfahrtsstaats durch Globalisierung, wirtschaftliche Umstrukturierungen, Verschärfung der sozialen Gegensätze) allmählich vom funktionalistischen Planungskonzept ab. Der Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft, die sich in Groß- und Hauptstädten besonders deutlich manifestiert, verdrängte die Großindustrie aus der Stadt und forderte kleinere Betriebs- und Büro-, aber auch Wohnstandorte im Zentrum (Bedarf hochqualifizierter Dienstleister); großräumige Funktionstrennung wich (vor dem Hintergrund zunehmender sozialer Segregation) wieder kleinräumiger Funktionsmischung. Dazu kam die nunmehr immer stärkere Betonung einer umweltgerechten Stadt unter Zurückdrängung des Individualverkehrs. Im Trend lagen nun Fußgängerzonen und die Förderung des Radverkehrs.

Probefahrt mit der noch nicht eröffneten Linie U1 vom Stephansplatz zum Keplerplatz mit Bürgermeister Gratz und Stadtrat Hofmann (1975)
Eine U-Bahn für Wien I. (1969), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 300 A/B (Ausschnitt)

Die Entwicklungen erforderten eine grundsätzliche Neuerarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts. Dem trug auch die Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1979 Rechnung. Die Stadtforschung sowie die Ausarbeitung und Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans wurden als Aufgaben der Magistratsabteilung 18 neben den generellen Verkehrs- und Grünlandplanungen in den Vordergrund gerückt.

Stadtentwicklungsplan 1984 - Eine erste Abkehr vom funktionalistischen Modell

1984 legte die Stadtplanung einen Stadtentwicklungsplan mit einem räumlichen Entwicklungsmodell vor, das das funktionalistische Konzept tendenziell transzendierte: ein polyzentrisches Stadtmodell, orientiert an Entwicklungsachsen, die aus einem radialen Schnellbahnnetz bestanden.

Da die Möglichkeiten der Stadt zur Schaffung von Arbeitsplätzen begrenzt waren, wurde 1981 der "Wiener Wirtschaftsförderungsfonds" (WWFF) gegründet (Beschaffung von Grundstücken für standortsuchende Betriebe, Unterstützung durch Subventionen). Zur Beschleunigung der Stadterneuerung wurde 1984 das Wohnhaussanierungsgesetz beschlossen und der (von der Stadt finanzierte, aber privatrechtlich flexibler agierende) "Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds" (WBSF) gegründet. Da eine institutionalisierte Kooperation zwischen Stadtplanung, WBSF und WWFF nicht vorgesehen war, entstanden aber viele Arbeitsplätze (noch im Sinn des funktionalistischen Konzepts) in großer Entfernung von den neuen Wohnungen (beispielsweise General-Motors-Werk in Aspern), die nur mit dem PKW erreichbar waren.

Gegen Ende der 1980er Jahre gab es analog zur internationalen Entwicklung Versuche, die Lücke zwischen General- und Projektplanung zu füllen, da dies auch der Stadtentwicklungsplan 1994 - STEP 1994 nicht leistete. Das prominenteste Experiment war die Planung der EXPO 95 und der folgenden Umwandlung ihres Standorts in eine zweite City am linken Donauufer (Konzept einer gezielten strukturellen Intervention zur Herstellung multifunktionaler Nutzungen für eine relativ homogene Bevölkerungsgruppe in einem präzise definierten städtischen Teilraum bei gleichzeitiger Integration von Planung und Durchführung). Eine ähnlich gezielte Intervention stellt, trotz unterschiedlicher Organisationsform, das "Euro-Projekt Gürtel Plus" dar.

Entwurf zur Grüngestaltung einer Wohnstraße in den 1970er-Jahren im Rahmen des Wettbewerbs Donaubereich Wien

Die Hinwendung zur umweltbewussten Stadt

Das Aufkommen eines Umweltbewusstseins spiegelt die Gründung der Magistratsabteilung 22 als für den Umweltschutz zuständige Abteilung im Wiener Magistrat im Jahr 1972 (bis dahin hatte die 1969 gegründete Abteilung auch Agenden im Bereich der Wirtschaftsplanung). Für die stärkere Hinwendung zur umweltgerechten Stadt stand etwa das Projekt des Baues der Donauinsel. Ursprünglich im Rahmen des Hochwasserschutzes geplant, weitete sich der in den Jahren 1972-1998 durchgeführte Bau, der in einer ersten Ausbaustufe 1981 fertiggestellt wurde, vom Konzept der Stadtentwicklung im Nordosten, dem Ausbau der Freizeitinfrastruktur und der Ausweitung ökologisch geschützter Zonen zu einem multifunktionalen Projekt, welches im "Wettbewerb Donaubereich Wien" seine konzeptionelle Grundlage erhielt.

Donauzwilling im Doppelbett (1974), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 477 (Ausschnitt)

Mit dem Stadtentwicklungsplan 2005 - STEP 05 wurden die grundlegend veränderten Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung, die sich durch die nunmehrige geopolitische Zentrallage und das dynamische demographische Wachstum ergaben, entsprechend berücksichtigt.

Interaktive Karte: Großprojekte der Stadtplanung zwischen 1945-1989

Kategorien:

MarkerRot.pngGroßwohnhausanlagen 1945 bis 1989
MarkerGelb.pngGroßbauten 1945 bis 1989
MarkerBlau.pngHochhäuser 1945 bis 1989
MarkerDunkelblau.pngVerkehrsbauwerke 1945 bis 1989
MarkerDunkelrot.pngSiedlungen
MarkerGrün.pngEinkaufszentren
MarkerHellgrün.pngGrünanlagen

Weblinks

Luftbilder aus 1938, 1956, 1976 und 1992 im Geodatenviewer der Stadtvermessung Wien

Quellen

Pläne und Karten

Fotosammlung

Nachlässe

Luftbilder

Filme

Literatur

  • Erich Bernard / Barbara Feller: Amt macht Stadt. Das Wiener Stadtbauamt In: Architektur Zentrum Wien [Hg.]: Amt Macht Stadt. Erich Leischner und das Wiener Stadtbauamt. Salzburg: Residenz Verlag 1999, S. 5-29
  • Eve Blau / Renate Banik-Schweitzer: Urban Form. Städtebau in der postfordistischen Gesellschaft. Wien: Löcker 2003
  • Marcus Denk: Zerstörung als Chance? Städtebauliche Grundlinien, Leitbilder und Projekte in Wien 1945-1958. Duisburg / Köln: WiKu-Verlag 2008, S. 114 ff.
  • Ingrid Holzschuh: Verlorene Stadtgeschichten. Hitlers Blick auf Wien. In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 27-45
  • Ingrid Holzschuh: Wiener Stadtplanung im Nationalsozialismus von 1938 bis 1942. Das Neugestaltungsprojekt von Architekt Hanns Dustmann. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2011
  • Helmut Korzendörfer: Stadtplanung vor dem Hintergrund der Stadtentwicklung 1945 bis 1981. In: Der Aufbau 36 (1981), S. 441 ff.
  • Georg Kotyza: Die Entstehung des Stadtentwicklungsplanes 1977 bis 1981. In: Der Aufbau 37 (1982), S. 113-115
  • Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 18: Stadtentwicklungsplan Wien. Wien: Eigenverlag 1985
  • Magistrat der Stadt Wien: Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1940/45. Wien: Eigenverlag 1948
  • Magistratsdirektion - Stadtbaudirektion der Bundeshauptstadt Wien [Hg.]: 1835-1985. 150 Jahre Wiener Stadtbauamt. Wien: Compress-Verlag 1985
  • Siegfried Mattl: Wien im 20. Jahrhundert. Geschichte der Stadt Wien VI. Wien: Pichler Verlag 2000
  • Siegfried Mattl / Gottfried Pirhofer: Wien. "Tor zum Südosten". Stadt- und Regionalplanung im Kontext imperialer Raumpolitik. In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 11-25
  • Wolfgang Mayer: Die städtebauliche Entwicklung Wiens bis 1945. Katalog. Wien 1978/1979, S. 15 ff.
  • Martina Nußbaumer: "Weltstadt im Grünen". Die WIG 64 und die Visionen der Wiener Stadtplanung nach 1945. In: Ulrike Krippner / Lilli Licka / Martina Nußbaumer [Hg.]: WIG 64. Die grüne Nachkriegsmoderne. Wien: Metroverlag 2014, S. 30-38
  • Gottfried Pirhofer / Kurt Stimmer: Pläne für Wien. Theorie und Praxis der Wiener Stadtplanung von 1945 bis 2005. Wien: Stadt Wien 2007, S. 29 ff.
  • Monika Platzer: Schatten der Vergangenheit. Wien nach 1945. Die zweite Fassung der Perle? In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 47-66
  • Wiener Stadtbauamt [Hg.]: Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der Städtischen Unternehmungen technischer Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965 2 (1974), II
  • Stadtplanung Wien, STEP 1994. Stadtentwicklungsplan für Wien. Beiträge zur Stadtforschung, Stadtentwicklung, Stadtgestaltung 53. Wien 1994
  • Elisabeth Wimmer: Das Unterkammeramt der Stadt Wien und seine Aufgaben von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert. Diss., Univ. Wien. Wien 1968
  • Rudolf Zunke: Wiener Stadtplanung in der Wiederaufbauära nach dem Zweiten Weltkrieg. Dipl.-Arb., Univ. Wien. Wien 1993

Einzelnachweise

  1. Siegfried Mattl / Gottfried Pirhofer: Wien. "Tor zum Südosten". Stadt- und Regionalplanung im Kontext imperialer Raumpolitik. In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 14 f.
  2. Ingrid Holzschuh: Verlorene Stadtgeschichten. Hitlers Blick auf Wien. In: Architekturzentrum Wien [Hg.]: "Wien. Die Perle des Reiches". Planen für Hitler. Wien / Zürich: Architekturzentrum Wien / Park Books 2015, S. 42-44.
  3. Magistrat der Stadt Wien: Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1940/45. Wien: Eigenverlag 1948, S. 291.