Stadtbaudirektor
Über Jahrhunderte war das Unterkammeramt für die Bauangelegenheiten im Wiener Magistrat zuständig. Mit der Ausgliederung des Unterkammeramts aus dem politisch-ökonomischen Senat 1835 und der Umwandlung zum reinen Bauamt, bald Stadtbauamt genannt, wurden nicht nur die Aufgaben, sondern auch die Organisation neu strukturiert. Maßgeblich beteiligt an dieser Umgestaltung war der erste Stadtbaudirektor Kajetan Schiefer.
Nach der Stadterweiterung (1850) und der Auflassung der Festungswerke (1857) und der damit verbundenen zusätzlichen Aufgaben (Ringstraßenzone) kam es am 3. Februar 1865 zur völligen Reorganisation des Stadtbauamts, wobei sich erstmals der Begriff "Direktion" nachweisen lässt. Die neue Gliederung war eine Kombination von zentraler Leitung und dezentraler Durchführung.
Mit der Eingemeindung der Vororte (1890/1892) wurden 1893 der Stadtbaudirektion neun Fachabteilungen unterstellt. In den neuen Bezirken wurden in den magistratischen Bezirksämtern dezentrale Bauamtsabteilungen eingerichtet.
Mit der verfassungsrechtlichen Trennung Wiens von Niederösterreich wurden dem Stadtbaudirektor am 10. November 1920 auch die Aufgaben des Landesbaudirektors übertragen. Ab 1934 standen dem Stadtbaudirektor fünf Senatsräte als „inspizierende Oberbeamte" zur Seite (bis 1941). 1941 bis 1945 waren Funktion und Titel abgeschafft, doch wurden 1945 die ursprünglichen Verhältnisse wiederhergestellt. Nach der Berufung Roland Rainers zum Stadtplaner (1958-1963) vollzog der Magistrat die Reorganisation der Stadtbauamtsdirektion. Mit Wirkung vom 28. September 1976 (1. Mai 1978) ist der Stadtbaudirektor unmittelbar dem Magistratsdirektor unterstellt.
Direktoren und Direktorin
- Kajetan Schiefer (1835-1864)
- Rudolf Niernsee (1865-1877)
- Hieronymus Arnberger (1877-1882)
- Franz Ritter von Berger (1883-1908)
- Karl Sykora (1908-1913)
- Heinrich Goldemund (1913-1920)
- Max von Fiebiger (1920-1925)
- Franz Musil (1925-1941)
- Johann Gundacker (1945-1954)
- Ferdinand Hosnedl (1954-1957)
- Aladar Pecht (1957-1961)
- Rudolf Koller (1961-1974)
- Dipl.-Ing. Anton Seda (1974-1981)
- Dipl.-lng. Ernst Filz (1981-1988)
- Dipl.-Ing. Herbert Bechyna (1988-1993)
- Dipl.-Ing. Gerhard Weber (1993-2008)
- Dipl.-Ing. Brigitte Jilka, MBA (2009-2021)
- Dipl.-Ing. Bernhard Jarolim (seit 2021)
Quellen
- „Allgemeine Instrukzion für den Magistrat der k. k. Residenzstadt Wien“ (1783)
- „Allgemeine Dienstinstruktion für das Stadtbauamt“ (1854)
- "Denkschrift über den Organismus und den Personalstand des Wiener Stadtbauamtes" (1860)
- „Bericht des Stadtbauamtes über die Reorganisierung des Stadtbauamtes Wien“ (1863)
- „Bericht des Magistrates über die Reorganisirung des Stadtbauamtes“ (1863)
- „Entwurf für die Regulirung und Normirung des Personalstandes im städtischen Bauamte“ (1863)
Literatur
- Das Wiener Stadtbauamt. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Wien: Compress / Jugend & Volk 1965.
- 100 Jahre Wiener Stadtbauamt 1835-1935. (1935)
- Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der Städtischen Unternehmungen technischer Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965, 2 Bände, 1974
- Wiener Stadtbauamt 1965-1985. Dokumentation 1988
- Felix Czeike / Peter Csendes: Die Geschichte der Magistratsabteilungen der Stadt Wien 1902-1970. Wien: Jugend und Volk 1971 – 1972. Band 1 (Wiener Schriften, 33), S.32 ff.
