Westbahnhof

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Bahnhof der Kaiserin Elisabeth-Westbahn in Wien, um 1860
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1857
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Kaiserin-Elisabeth-Bahn
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 8110
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname HMW_059967.jpg
Bildunterschrift Bahnhof der Kaiserin Elisabeth-Westbahn in Wien, um 1860
  • 15., Europaplatz 1-3

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Karte wird geladen …

48° 11' 48.43" N, 16° 20' 15.67" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Westbahnhof (15, Europaplatz 1-3; "Kaiserin-Elisabeth-Westbahn").

Inhalt:
  1. Alter Westbahnhof 1859-1945
  2. Neuer Westbahnhof
  3. Verkehrsknoten
  4. Literatur
  5. Weblinks

Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.

Alter Westbahnhof 1859-1945

Abfahrtsseite des Westbahnhofs, um 1880

Am 4. März 1857 genehmigte Franz Joseph I. den Bau des Westbahnhofs (Grundsteinlegung am 15. Oktober 1857, Fertigstellung Ende 1859). Der Westbahnhof wurde unter Leitung von Architekt Patzelt nach Plänen von Moritz Löhr, Rudolf Bayer und Otto Thienemann errichtet.

Der Kopfbahnhof umfasste vier im romantischen Baustil errichtete Bauteile. Die Bahnhofshalle war ursprünglich 104 m lang und 27,2 m breit. Sie wurde durch ein eisernes Zeltdach mit Trägern gedeckt und bot für vier Gleise Platz. Zungenbahnsteige waren zunächst nicht vorhanden. Die Ausfahrt aus der Halle war zunächst von zwei Türmen flankiert. Im Osten schloss ein zweistöckiges Verwaltungsgebäude die Gleisanlage gegen den Gürtel hin ab. Die Seitentrakte nahmen die Einrichtungen für Ab- und Anreise auf. Die nach Süden gelegene Abfahrtsseite bestand aus einem repräsentativen Portal mit Freitreppe und drei großen, von Säulen getragenen Bögen, die von Statuen gekrönt waren. Verbindungstrakte rechts und links davon stellten eine Verknüpfung zu je zwei zweistöckigen Bürogebäuden her. Durch das Portal erreichte man die Kassenhalle und den Bahnsteig für die Abfahrt. Auf leicht erhöhtem Terrain gelegen, bot die Abfahrtsseite von Südosten her die eindrucksvollste Ansicht des Bahnhofs. An der im Norden gelegenen Ankunftsseite wiederholte sich diese Gliederung. Geländebedingt entfiel hier aber der Gebäudesockel und das Portal war weniger hoch ausgeführt. Dafür boten Arkaden Passagieren, die auf Fiaker oder Fuhrwerke warteten, Schutz vor der Witterung.

Westbahnhof – Personenhalle, 1860

Um dem gestiegenen Fahrgastaufkommen Rechnung zu tragen, wurden bei einem von 1910 bis 1912 vorgenommenen Umbau die beiden Türme, die die Ausfahrt flankierten, entfernt. Daher musste Dachkonstruktion geändert werden, um Platz für ein fünftes Gleis zu schaffen. Zusätzlich wurden im Vorfeld der Hallengleise weitere überdachte Bahnsteige und Abfahrtsgleise angelegt.

Westbahnhof, Ausfahrtsseite, 1859

Die allegorischen Figuren über dem Hauptportal des "Aufnahmegebäudes" stammten von Johann Meixner. Auf dem stadtseitigen Gebäudeteil befand sich der habsburgische Löwe, im Vestibül eine lebensgroße Marmorstatue der Kaiserin Elisabeth von Hanns Gasser. Der Westbahnhof wurde am 9. April 1945 in Brand geschossen und schwer beschädigt. Ein Wiederaufbau des Bestandes wäre nach den Plänen des Professors für Eisenbahnbau Robert Findeis möglich gewesen, wenn man nur den Fernverkehr, durch die beengten Platzverhältnisse bedingt, bis zum Westbahnhof geführt hätte. Der Nahverkehr sollte daher in Wien Hütteldorf enden. Um diese aufwendige Lösung, da es noch keinen Hauptbahnhof gab, zu umgehen, entschloss man sich den alten Westbahnhof abzureißen.

Neuer Westbahnhof

Der neue Westbahnhof aus der Luft, 1957

Der nach modernen Gesichtspunkten geschaffene Neubau (Entwurf Robert Hartinger) konnte 1951 in Betrieb genommen werden (Eröffnung der Abfahrtshalle am 24. November 1951). Das neue Bahnhofspostamt wurde erst 1958 komplettiert.

Abriss des alten und Baubeginn des neuen Westbahnhofs, 1949

Der Bahnhof fügte sich damals harmonisch in das Stadtbild und galt als einer der gelungensten Bahnhöfe in Europa. Die Hauptfassade besticht durch die großflächige Verglasung und flachem Walmdach. Im oberen Geschoß der Schalterhalle enden die Gleise, während im Untergeschoß die Schalter untergebracht sind. Auf eine Bahnhofshalle wurde aus Kostengründen verzichtet. Daher wurden großzügig dimensionierte Zungenbahnsteige (elf Geleise) errichtet. Die Kaiserin-Elisabeth-Statue, welche von dem Künstler Hanns Gasser stammt, (die lange Zeit verschollen war und 1982 im Bundesmobiliendepot aufgefunden wurde) ist am 13. März 1985 in der unteren Halle wieder aufgestellt worden.

Der neue Westbahnhof, 1958

2002 wurde ein internationaler Wettbewerb zur Entwicklung des Westbahnhofgeländes ausgeschrieben und von den Architekten Heinz Neumann und Eric Steiner gewonnen. Der Neubau sah unter Beibehaltung der unter Denkmalschutz stehenden und renovierten Bahnhofshalle eine großzügige Erweiterung zur "Bahnhofscity Wien West" mit Shoppingcenter vor. Mit dem Branchenmix wurde der deutsche Projektentwickler ECE betraut. Der Um- und Neubau erfolgte in den Jahren 2008-2011. Der modernisierte Westbahnhof verfügt mit der bügelförmigen, weit auskragenden "Wolkenspange" über ein markantes Bauelement. Diese verbindet in einer Höhe von 27 Metern die südlich an die Bahnhofshalle angebauten Bürotrakte mit den anderen Gebäudeteilen an der Ecke Mariahilfer Straße/Gürtel.

In der architektonischen Kritik des erneuerten Bahnhofs und der ihn umgebenden Neubauten wird einerseits der äußerst geringe Abstand dieser Bauten zum historischen Abfertigungsgebäude bemängelt, welcher die denkmalgeschützte Bahnhofshalle quasi "einklemme", anderseits die stadträumliche Dominanz der neuen Trakte, welche den Bahnhofsvorplatz und den Europaplatz insgesamt beeinträchtige.

Seit Dezember 2015, nach Aufnahme des Vollbetriebs des Hauptbahnhofs übernimmt der Westbahnhof nur mehr Aufgaben im Nah- und Regionalverkehr (im sehr geringen Umfang auch Fernverkehr) nach Westen.

Kaiserin-Elisabeth-Denkmal (15)

Verkehrsknoten

Die vor dem Bahnhof liegende unterirdische Stationsanlage (15, Europaplatz) verknüpft die U3, die U6 und die Westbahn der Österreichischen Bundesbahnen (Anschluss 1993); nach dem Karlsplatz zweitgrößtes Verkehrsbauwerk Wiens.

Quellen

Literatur

ad "Alter Westbahhof:"

  • Paul Mechtler: Ein Beitrag zur Baugeschichte des Wiener Westbahnhofes. In: Wiener Geschichtsblätter 6 (1951), S. 5 ff.
  • Robert Weissenberger: Wiener Nutzbauten des 19. Jahrhunderts als Beispiele zukunftsweisenden Bauens. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1977 (Wiener Schriften, 38), Register
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 76 f.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1905. Band 1, 1905, S. 92 ff.
  • Wolfgang Kos / Günther Dinhobl (Hg.): Grosser Bahnhof. Wien und die weite Welt (Ausstellungskatalog des Wien Museums, in Kooperation mit dem Technischen Museum Wien), Wien 2006, S. 265—267, 362 f.
  • Mihály Kubinszky: Bahnhöfe in Österreich. Architektur und Geschichte. 1986, S. 122 ff.
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 47 ff., 197 ff.
  • Hertha Wohlrab: Wien in alten Ansichtskarten. Band 14/15, S. 61 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 384.
  • Wolfgang Kaiser: Die Wiener Bahnhöfe. Geschichte, Gegenwart und Zukunft. München: GeraMond Verlag 2011.
  • Stefan May / Brigitta Karger: Der Westbahnhof. Geschichte - Wandel - Aufbruch, Wien-Graz-Klagenfurt: Styria 2012

ad "Neuer Westbahhof:"

  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 384
  • Stefan May / Brigitta Karger: Der Westbahnhof. Geschichte - Wandel - Aufbruch, Wien-Graz-Klagenfurt: Styria 2012
  • Mihály Kubinszky: Bahnhöfe in Österreich. Architektur und Geschichte. 1986, S. 123 ff.
  • Wolfgang Kos / Günther Dinhobl (Hg.): Grosser Bahnhof. Wien und die weite Welt (Ausstellungskatalog des Wien Museums, in Kooperation mit dem Technischen Museum Wien), Wien 2006, S. 373-379..
  • Der Standard. Bahnhof. Verstehen?, Ausgabe vom 19. November 2011, Beilage Album, Seite A 4
  • Nicola Hirner / Georg Rigele: Die modernen Bahnhöfe der Wiederaufbaujahre. Westbahnhof und Südbahnhof – nicht mehr und nicht weniger, in: Kos, Wolfgang / Dinhobl, Günter (Hg.): Grosser Bahnhof, S. 155-165.
  • Der Westbahnhof. Geschichte – Wandel – Aufbruch (hg. v. ÖBB-Immobilienmanagement GmbH , Fotogr. Nikolaus Korab, Texte Stefan May) Wien u.a.: Pichler-Verl. in der Verl.-Gruppe Styria , 2012

Weblinks