Hanns Dustmann

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Daten zur Person
Personenname Dustmann, Hanns
Abweichende Namensform
Titel Dipl. Ing
Geschlecht männlich
PageID 63600
GND 123489385
Wikidata Q1365577
Geburtsdatum 25. Mai 1902
Geburtsort Diebrock in Westfalen
Sterbedatum 26. April 1979
Sterbeort Düsseldorf
Beruf Architekt
Parteizugehörigkeit NSDAP
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage-NG
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Recherche
Letzte Änderung am 15.01.2021 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 4., Prinz-Eugen-Straße 28
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Baureferent (Herbst 1940 bis Frühjahr 1942)

Hanns Dustmann, * 25. Mai 1902 Diebrock in Westfalen, † 26. April 1979 Düsseldorf, Architekt.

Biografie

Hanns Dustmann studierte von 1924 bis 1928 in München und Hannover Architektur. In der Folge arbeitete er für Walter Gropius, ehe er in das Reichsbankbüro von Baudirektor Heinrich Wolff in Berlin wechselte, der mit der monumentalen Erweiterung des Bankgebäudes im NS-Stil betraut war. 1936 bis 1938 war Dustmann im Kulturamt der Reichsjugendführung tätig, ab 1937 als Chefarchitekt der Bauabteilung der Hitlerjugend. Danach arbeitete er in der Reichsjugendführung, was ihm die Wertschätzung Baldur von Schirachs einbrachte. Zudem war Dustmann als Architekt für Albert Speer tätig, der ihn als Mentor förderte.

Baureferent in Wien

Im September 1940 holte Schirach Dustmann als seinen Baureferenten nach Wien, wo er in der Prinz-Eugen-Straße 28 - dem Palais Miller-Aichholz - sein Büro bezog. In der Funktion als Baureferent war er auch für die bis dahin der Stadtverwaltung unterstellte Neugestaltungsplanung zuständig. Alle Bauprojekte der Stadt Wien bedurften seiner Zustimmung. Den Mitarbeitern des Planungsamtes war es nur mehr erlaubt, regionale Teilprojekte, die ihnen vom "Büro des Baureferenten" zugewiesen wurden, zu bearbeiten. Die Kompetenzbeschneidung löste bei den bis zur Einsetzung Dustmanns autonom handelnden Beamten des Planungsamtes entsprechenden Unmut aus, was Schirach allerdings nicht hinderte, die Kompetenzen Dustmanns bis Februar 1942 weiter in Richtung "Baudiktator" zu vergrößern. Er beabsichtigte, ihn mit der Leitung der Hauptabteilung G - Bauwesen in der Gemeindeverwaltung und der Planungsbehörde in der staatlichen Verwaltung des Reichsgaus Wien zu beauftragen.

Was den Wohnbau anlangt, war Dustmann Anhänger des "Heimatschutzstils". Dies schlug sich in seinen Vorgaben für den Wohnhausbau vom März 1941 nieder. Durch Verwendung von Naturstein, gezielter "Kaminverminderung" und putzbündig sitzenden Fenstern sollten "altwienerische" Baustile wiederbelebt werden. Bis Frühjahr 1942 entwickelte Dustmann umfangreiche Pläne zur Umgestaltung Wiens, besonders des 2. und 20. Bezirks mit seiner bereits teilweise vertriebenen oder ermordeten ehemals großen jüdischen Bevölkerung und des Heldenplatzes. Doch gegen den Willen Schirachs kehrte Dustmann 1942 wohl aus privaten Gründen nach Berlin zurück, wo er für die Wiederaufbauplanung im Auftrag Speers zuständig war.

Städtebauliches Konzept

Dustmanns städtebauliches Konzept orientierte sich am NS-Planungsstil. Die Ringstraße sollte über den Donaukanal fortgesetzt werden, verbunden durch einen überdimensionalen Triumphbogen. Jedwede Hinweise auf jüdisches Leben in den genannten Bezirken sollten großräumig planiert und beseitigt werden. Eine bis zur Donau reichende Aufmarschstraße sollte zu einem quadratischen Monumentalbau, dem neuen Nordbahnhof, in einem Entwurf über der Donau führen. Eine weitere Planungsachse erstreckte sich in Dustmanns Entwurf von einem Platz vor der Karlskirche bis zum Südbahnhof, der zum monumentalen Zentralbahnhof ausgebaut werden sollte. Das Stilinventar orientierte sich an NS-Architektur: großräumige Achsen, Aufmarschstraßen, Monumentalbauten als Abschluss. Dustmanns Projekte blieben "Schubladenprojekte", die nie auch nur ansatzweise verwirklicht wurden.[1]

Literatur

  • Ingrid Holzschuh: Wien. Die Perle des Reiches. Planen für Hitler, Zürich: Park Books 2015
  • Ingrid Holzschuh: Wiener Stadtplanung im Nationalsozialismus von 1938 bis 1942. Das Neugestaltungsprojekt von Architekt Hanns Dustmann, Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2011
  • Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz: Architektur des Untergangs. Wien: Promedia 1998

Einzelnachweise

  1. Ingrid Holzschuh: Wiener Stadtplanung im Nationalsozialismus von 1938 bis 1942. Das Neugestaltungsprojekt von Architekt Hanns Dustmann, Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2011, S. 47-60.