Kärntner Straße: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Topografisches Objekt
 
{{Topografisches Objekt
 
|Art des Objekts=Verkehrsfläche
 
|Art des Objekts=Verkehrsfläche
|Jahr von=1257
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|Datum von=1257
|Andere Bezeichnung=Kärntnerthorstraße, Kärntnertorstraße
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|Datum bis unbekannt=Nein
|Frühere Bezeichnung=Chernerstraz, danach Kernerstraße, 1776 erstmals Kärnthnerstraße
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|Name seit=1257
|Prominente Bewohner=Carl Maria von Weber; Ludwig van Beethoven
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|Andere Bezeichnung=Kärntnerthorstraße; Kärntnertorstraße
|Besondere Bauwerke=Equitablepalais; Hasenhaus; Kärntner Durchgang; Zur schönen Algierin; Thonethaus; Zum goldenen Elefanten (1); Kärntner-Ring-Hof; Franz-Mair-Hof; Staatsoper; Heinrichhof; Malteserkirche; Johanniterkommende; Beethoven-Wohnungen
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|Frühere Bezeichnung=strata Carinthianorum; Chernerstraz; Kernerstraße
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|Benannt nach=Kärnten
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|Bezirk=1
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|Prominente Bewohner=Ludwig van Beethoven; Carl Maria von Weber
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|Besondere Bauwerke=Equitablepalais; Franz-Mair-Hof; Johanniterkommende; Malteserkirche; Hasenhaus; Kärntner Durchgang; Zur schönen Algierin; Thonethaus; Zum goldenen Elefanten (1); Kärntner-Ring-Hof; Staatsoper; Heinrichhof; Beethoven-Wohnungen
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|Objektbezug=Mittelalter
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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|Stadtplan Anzeige=Ja
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|Stadtplan=https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/grafik.aspx?bookmark=kgRsRlj-cJkbsTPFDe16cQ4osHDpYG1FFvOFueIkS32MaBAA-b
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|Stadtplan Text=Die Kärntner Straße am [[Vogelschauplan, Joseph Daniel Huber (1778)|Huber-Plan]] von 1773.
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|Koordinaten manuell=48.2068988448244,16.3715738833715
 
|Bildname=Kaerntnerstrasse.jpg
 
|Bildname=Kaerntnerstrasse.jpg
 
|Bildunterschrift=Die Kärntner Straße (1972)
 
|Bildunterschrift=Die Kärntner Straße (1972)
 
|Bildquelle=WStLA, Fotos des Presse- und Informationsdienstes, FC1: 72206/5
 
|Bildquelle=WStLA, Fotos des Presse- und Informationsdienstes, FC1: 72206/5
 
|Bildrechte=CC BY-NC-ND 4.0
 
|Bildrechte=CC BY-NC-ND 4.0
|Stadtplan Anzeige=Ja
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|Bildanordnung=untereinander
|Koordinaten manuell=48.2068988448244,16.3715738833715
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|Verkehr=Fußgängerzone
 
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|Koordinaten manuell Text=48.2068988448244,16.3715738833715
 
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Kärntner Straße ([[1]]), wird 1257 als "strata Carinthianorum" erstmals urkundlich erwähnt (um 1300 Chernerstraz, danach Kernerstraße, 1776 erstmals Kärnthnerstraße); ihre Planung und Anlage (nach Süden über den [[Wienerberg]], Wiener Neustadt und den Semmering als Fernverkehrsverbindung über Steiermark und Kärnten bis Triest und [[Venedig]]) begann bereits im letzten Drittel des zwölften Jahrhunderts. 1234 wird im Zuge der Weiterführung der von [[Herzog]] [[Leopold V.]] eingeleiteten städtebaulichen Veränderungen ([[Stadterweiterung]]) erstmals der benachbarte [[Neuer Markt|Neue Markt]] urkundlich genannt; er bildete den Endpunkt für den Fernhandelsverkehr.
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|Bildname=Kärntnerstraße 44 Benesch.jpg
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|Bildunterschrift=Geschäftsportal, gestaltet von Helmut Camillo Wagner-Freynsheim, 1932
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|von Objekt=Begriff
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|Bildname=Kärntnerstraße 38 Hamburg-Amerika-Linie.jpg
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|Bildunterschrift=Kärntner Straße 38, Geschäftsportal der Hamburg-Amerika Linie, 1932
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|von Objekt=Begriff
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|Bildname=Kärntner Straße 39 Juwelier.jpg
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|Bildunterschrift=Kärntner Straße 39, Portal der Wiener Goldschmiedekunst, Gestaltung von Hans Weiß und Ernst Wottitz, 1934
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|von Objekt=Begriff
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|Bildname=Kärntner Straße d-42514 0015.jpg
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|Bildunterschrift=Kärntnerstraße von Höhe des Hauses Nr. 31 in Richtung [[Stock-im-Eisen-Platz]] aufgenommen, um 1905
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|von Objekt=Begriff
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Kärntner Straße ([[1]].), wird 1257 als "strata Carinthianorum" erstmals urkundlich erwähnt (um 1300 ''Chernerstraz'', danach ''Kernerstraße'', 1776 erstmals ''Kärnthnerstraße'').
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Ihre Planung und Anlage (nach Süden über den [[Wienerberg]], Wiener Neustadt und den Semmering als Fernverkehrsverbindung über Steiermark und Kärnten bis Triest und [[Venedig]]) begann bereits im letzten Drittel des zwölften Jahrhunderts. 1234 wird im Zuge der Weiterführung der von [[Herzog]] [[Leopold V.]] eingeleiteten städtebaulichen Veränderungen ([[Stadterweiterung]]) erstmals der benachbarte [[Neuer Markt|Neue Markt]] [[Urkunde|urkundlich]] genannt; er bildete den Endpunkt für den Fernhandelsverkehr.
  
 
Gewerblichen Zwecken dienten der [[Fischhof (1)|Fischhof]] (Nummer 8-10) und der [[Fleischhof]] (Nummer 33; erwähnt 1374-1448); vor den Häusern Nummer 22-24 und 33 standen 1323-1409 [[Fleischbänke]].
 
Gewerblichen Zwecken dienten der [[Fischhof (1)|Fischhof]] (Nummer 8-10) und der [[Fleischhof]] (Nummer 33; erwähnt 1374-1448); vor den Häusern Nummer 22-24 und 33 standen 1323-1409 [[Fleischbänke]].
  
Um 1207/1217 entstand die [[Johanniterkommende|Kommende des Johanniterordens]] ([[Kärntner Straße 35|Nummer 35]]); [[Kärntner Straße 37|Nummer 37]] gehörte 1415-1611 zum [[Pilgrimhaus]] (nachmals [[Annakloster]]), die Parzellen [[Kärntner Straße 28|Nummer 28]]-[[ Kärntner Straße 36|36]] zum [[Clarakloster]] (nachmals [[Bürgerspitalzinshaus]]). 1861 wurde die Kärntner Straße über den eingeebneten [[Stadtgraben]] hinweg bis zum [[Wienfluss]] bei der [[Elisabethbrücke (1, 4)|Elisabethbrücke]] verlängert; seit deren Abbruch (1897) endet die Kärntner Straße beim [[Karlsplatz]].
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Um 1207/1217 entstand die [[Johanniterkommende|Kommende des Johanniterordens]] ([[Kärntner Straße 35|Nummer 35]]); [[Kärntner Straße 37|Nummer 37]] gehörte 1415-1611 zum [[Pilgrimhaus]] (nachmals [[Annakloster]]), die Parzellen [[Kärntner Straße 28|Nummer 28]]-[[ Kärntner Straße 36|36]] zum [[Klarakloster]] (nachmals [[Bürgerspital (Haupthaus)]] und [[Bürgerspitalzinshaus]]). 1861 wurde die Kärntner Straße über den eingeebneten [[Stadtgraben]] hinweg bis zum [[Wienfluss]] bei der [[Elisabethbrücke (1, 4)|Elisabethbrücke]] verlängert; seit deren Abbruch (1897) endet die Kärntner Straße beim [[Karlsplatz]].
In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Kärntner Straße, die zu allen Zeiten zu den vornehmsten Straßen der Stadt zählte und die bedeutendsten Geschäftsläden aufwies, auf ihrer westlichen Seite verbreitert (von neun auf 17 Meter Straßenbreite), sodass hier fast zur Gänze [[Historismus|historistische]] Neubauten entstanden, von denen einige aus spekulativen Gründen noch vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] nochmals durch Neubauten ersetzt wurden. Die Demolierungswelle begann 1873 mit dem Häuserblock Nummer 28-30, es folgten in den Jahren 1875-1878 die Häuser Nummer 6, 12, 17 und 38; damit begann auch die Umwandlung zu einer Geschäftsstraße, denn auf Nummer 12 entstand das als "[[Eisernes Haus]]" bezeichnete avantgardistisch konzipierte "[[Thonethaus]]" ("[[Zum eisernen Mann (1)|Zum eisernen Mann]]"), auf Nummer 17 das [[Warenhaus Wahliss]]. 1882-1884 wurden die Häuser Nummer 5, 7, 13-15, 25 und 36 abgebrochen, weitere Demolierungen folgten 1886-1889 (Häuser anstelle des [[Equitablepalais]] sowie Nummer 9, 39, 47 und 49). 1895 entstanden das Damenkonfektionshaus [[Geschäftshaus Zwieback|Zwieback]] (Nummer 11) und das [[Warenhaus Neumann|Kaufhaus Neumann]] (Nummer 19). Trotz der Verbreiterung vermied man die Durchführung einer [[Straßenbahn]]linie (lediglich Schleife der Linie 63 um die [[Oper]] und Linien 58 [1914-1942] und 59 [1911-1942] bis auf den [[Neuer Markt|Neuen Markt]]); lediglich [[Omnibus]]se der Vienna General Omnibus Company und später [[Städtischer Autobus|städtische Autobusse]] befuhren die Straße.
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In der Zwischenkriegszeit erlebte die Kärntner Straße eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Hochblüte (vornehme Geschäfte und [[Hotels]] ([[Hotel Ambassador|Ambassador]], [[Hotel Astoria|Astoria]]), exklusive Konditoreien ([[Konditorei Gerstner|Gerstner]]), Korso der gehobenen Gesellschaft).
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In den 90er Jahren des [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhunderts]] wurde die Kärntner Straße, die zu allen Zeiten zu den vornehmsten Straßen der Stadt zählte und die bedeutendsten Geschäftsläden aufwies, auf ihrer westlichen Seite verbreitert (von neun auf 17 Meter Straßenbreite), sodass hier fast zur Gänze [[Historismus|historistische]] Neubauten entstanden, von denen einige aus spekulativen Gründen noch vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] nochmals durch Neubauten ersetzt wurden. Die Demolierungswelle begann 1873 mit dem Häuserblock Nummer 28-30, es folgten in den Jahren 1875-1878 die Häuser Nummer 6, 12, 17 und 38; damit begann auch die Umwandlung zu einer Geschäftsstraße, denn auf Nummer 12 entstand das als "[[Eisernes Haus]]" bezeichnete avantgardistisch konzipierte "[[Thonethaus]]" ("[[Zum eisernen Mann (1)|Zum eisernen Mann]]"), auf Nummer 17 das [[Warenhaus Wahliss]]. 1882-1884 wurden die Häuser Nummer 5, 7, 13-15, 25 und 36 abgebrochen, weitere Demolierungen folgten 1886-1889 (Häuser anstelle des [[Equitablepalais]] sowie Nummer 9, 39, 47 und 49). 1895 entstanden das Damenkonfektionshaus [[Geschäftshaus Zwieback|Zwieback]] (Nummer 11) und das [[Warenhaus Neumann|Kaufhaus Neumann]] (Nummer 19). Trotz der Verbreiterung vermied man die Durchführung einer [[Straßenbahn]]linie (lediglich Schleife der Linie 63 um die [[Oper]] und Linien 58 [1914-1942] und 59 [1911-1942] bis auf den [[Neuer Markt|Neuen Markt]]); lediglich [[Omnibus]]se der Vienna General Omnibus Company und später [[Städtischer Autobus|städtische Autobusse]] befuhren die Straße.
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In der [[Zwischenkriegszeit]] erlebte die Kärntner Straße eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Hochblüte (vornehme Geschäfte und [[Hotels]] ([[Hotel Ambassador|Ambassador]], [[Hotel Astoria|Astoria]]), exklusive Konditoreien ([[Konditorei Gerstner|Gerstner]]), Korso der gehobenen Gesellschaft).
  
Erhebliche Verluste an Bausubstanz entstanden am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]]; [[Bombenangriffe]] (insbesondere am 12. März 1945) zerstörten oder beschädigten die Häuser Nummer 2, 4, 9, 16, 18, 22, 23, 25 und 51, Artillerietreffer zerstörten am 8. April die Häuser Nummer 6, 8, 11 und 25, und ein vom Haus Nummer 33 (Feinkostgeschäft Köberl und Pientok) ausgehender [[Brände|Brand]] zerstörte am 11./12. April die Häuserzeile Nummer 19-33 und die gegenüberliegenden Häuser Nummer 12-18 (außerdem Nummer 49 und am 13. April Nummer 1-5). Damit gehörte die Kärntner Straße zu den am stärksten zerstörten Straßen der Innenstadt; die Häuser wurden nach dem [[Krieg]] durch teilweise spartanische Neubauten ersetzt, der Althausbestand ist gering ([[Hotel Astoria]], [[Esterházypalais (1, Kärntner Straße)|Esterházypalais]], [[Malteserkirche]], einige Wohnhäuser; Ecke [[Stock-im-Eisen-Platz]] [[Equitablepalais]]).
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Erhebliche Verluste an Bausubstanz entstanden am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]]; [[Luftkrieg|Bombenangriffe]] (insbesondere am 12. März 1945) zerstörten oder beschädigten die Häuser Nummer 2, 4, 9, 16, 18, 22, 23, 25 und 51, Artillerietreffer zerstörten am 8. April die Häuser Nummer 6, 8, 11 und 25, und ein vom Haus Nummer 33 (Feinkostgeschäft Köberl und Pientok) ausgehender [[Brand]] zerstörte am 11./12. April die Häuserzeile Nummer 19-33 und die gegenüberliegenden Häuser Nummer 12-18 (außerdem Nummer 49 und am 13. April Nummer 1-5). Damit gehörte die Kärntner Straße zu den am stärksten zerstörten Straßen der Innenstadt; die Häuser wurden nach dem Krieg durch teilweise spartanische Neubauten ersetzt, der Althausbestand ist gering ([[Hotel Astoria]], [[Esterházypalais (1, Kärntner Straße)|Esterházypalais]], [[Malteserkirche]], einige Wohnhäuser; Ecke [[Stock-im-Eisen-Platz]] [[Equitablepalais]]).
1974 wandelte man die Kärntner Straße im Zuge des [[U-Bahn]]-Baus (U 1) in eine [[Fußgängerzonen|Fußgeherzone]] um (Planung der Architekten Holzbauer und Windbrechtinger), die in der Folge in Richtung [[Stephansplatz]] und in einige Nebengassen erweitert wurde; am 16. April begannen die Pflasterungsarbeiten, ab 17. April wurden Linden gepflanzt (Fertigstellung im August 1974). 1991 wurden drei [[Brunnen]] von [[Hans Muhr (Bildhauer)|Hans Muhr]] aufgestellt. Ein nach dem Zweiten Weltkrieg in der Höhe der Einmündung der [[Kupferschmiedgasse]] aufgestellter Brunnen (der nicht die Zustimmung der Bevölkerung fand) wurde 1991 entfernt; gleichzeitig wurden, über den Straßenzug verteilt, drei Trinkbrunnen von Hans Muhr errichtet.
 
  
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1974 wandelte man die Kärntner Straße im Zuge des [[U-Bahn]]-Baus (U1) in eine [[Fußgängerzonen|Fußgeherzone]] um (Planung der [[Architekten]] Holzbauer und Windbrechtinger), die in der Folge in Richtung [[Stephansplatz]] und in einige Nebengassen erweitert wurde; am 16. April begannen die Pflasterungsarbeiten, ab 17. April wurden Linden gepflanzt (Fertigstellung im August 1974). 1991 wurden drei [[Brunnen]] von [[Hans Muhr (Bildhauer)|Hans Muhr]] aufgestellt. Ein nach dem Zweiten Weltkrieg in der Höhe der Einmündung der [[Kupferschmiedgasse]] aufgestellter Brunnen (der nicht die Zustimmung der Bevölkerung fand) wurde 1991 entfernt; gleichzeitig wurden, über den Straßenzug verteilt, drei Trinkbrunnen von Hans Muhr errichtet.
 
[[Datei:HMW_197253.jpg|390px|thumb|right|Kärntner Straße 19 - ehemaliges Warenhaus Neumann (heute Kaufhaus Steffl),  1896 - 1909]]
 
[[Datei:HMW_197253.jpg|390px|thumb|right|Kärntner Straße 19 - ehemaliges Warenhaus Neumann (heute Kaufhaus Steffl),  1896 - 1909]]
 
[[Datei:Kärntnerstraße_39.jpg|390px|thumb|right|Kärntner Straße 39: Portalbau von Adolf Loos, 1919; nicht erhalten]]
 
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[[Datei:Einzug_Franz_I.jpg|390px|thumb|right|Der Einzug des [[Franz II. (I.)|Kaisers Franz I.]] in Wien am 15. Juni 1814 (mit Ansicht der Kärntnerstrasse).]]
 
[[Datei:Einzug_Franz_I.jpg|390px|thumb|right|Der Einzug des [[Franz II. (I.)|Kaisers Franz I.]] in Wien am 15. Juni 1814 (mit Ansicht der Kärntnerstrasse).]]
  
==Pfarrzugehörigkeit bis 1938==
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{{:Diskussion:Pfarren }}
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die [[Matrik|Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken]] von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
 
 
* ab 1863: ungerade [[Häusernummerierung|Orientierungsnummern (ONr.)]] 1-25 und gerade ONr. 2-24: [[St. Stefan (Pfarre)|Pfarre St. Stefan]]; Rest: [[St. Augustin (Pfarre)|Pfarre St. Augustin]]
 
* ab 1863: ungerade [[Häusernummerierung|Orientierungsnummern (ONr.)]] 1-25 und gerade ONr. 2-24: [[St. Stefan (Pfarre)|Pfarre St. Stefan]]; Rest: [[St. Augustin (Pfarre)|Pfarre St. Augustin]]
 
* ab 1902: ungerade ONr. 1-25 und gerade ONr. 2-18: [[St. Stefan (Pfarre)|Pfarre St. Stefan]]; Rest: [[St. Augustin (Pfarre)|Pfarre St. Augustin]]
 
* ab 1902: ungerade ONr. 1-25 und gerade ONr. 2-18: [[St. Stefan (Pfarre)|Pfarre St. Stefan]]; Rest: [[St. Augustin (Pfarre)|Pfarre St. Augustin]]
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*[[Kärntner Straße 16|Nummer 16]]: (Neuer Markt 2): ehemaliges [[Meißl & Schadn|Hotel Meißl & Schadn]], erbaut 1896 nach Plänen von Karl Hofmeier; an der Fassade in der Kärntner Straße secessionistische Fassadenmosaike venezianischen Stils von [[Eduard Veith]], die fünf Weltteile darstellend (1896, erneuert 1959 von J. Dürr).
 
*[[Kärntner Straße 16|Nummer 16]]: (Neuer Markt 2): ehemaliges [[Meißl & Schadn|Hotel Meißl & Schadn]], erbaut 1896 nach Plänen von Karl Hofmeier; an der Fassade in der Kärntner Straße secessionistische Fassadenmosaike venezianischen Stils von [[Eduard Veith]], die fünf Weltteile darstellend (1896, erneuert 1959 von J. Dürr).
 
*Nummer 17: ehemaliger Gasthof "[[Zum wilden Mann (1)|Zum wilden Mann]]"; 1878 baute [[Gustav Korompay]] das Warenhaus der Porzellanfirma [[Warenhaus Wahliss|Wahliss]] (Fassadenverkleidung mit Majolikafliesen).
 
*Nummer 17: ehemaliger Gasthof "[[Zum wilden Mann (1)|Zum wilden Mann]]"; 1878 baute [[Gustav Korompay]] das Warenhaus der Porzellanfirma [[Warenhaus Wahliss|Wahliss]] (Fassadenverkleidung mit Majolikafliesen).
*Nummer 18 ([[Neuer Markt 3]]): ehemaliger Bürgerspitalkeller ("[[Zögerlkeller]]"); im Erdgeschoß des ab 1675 zweistöckigen Miethauses richtete 1783 der Würzburger [[Josef Wirschmidt]] ein [[Kaffeehaus]] ein. In dem für das [[Bürgerspital]] Ende des 19. Jahrhunderts von [[Franz von Krauß|Franz Freiherr von Krauß]] und [[Josef Tölk]] errichteten Neubau fand im Keller das "Ristorante Capri" sein Domizil. Das Haus brannte 1945 aus; 1955 wurde von [[Erich Boltenstern]] das [[Hotel Europa]] errichtet.
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*Nummer 18 ([[Neuer Markt 3]]): ehemaliger Bürgerspitalkeller ("[[Zögerlkeller]]"); im Erdgeschoß des ab 1675 zweistöckigen Miethauses richtete 1783 der Würzburger [[Josef Wirschmidt]] ein [[Kaffeehaus]] ein. In dem für das [[Bürgerspital]] Ende des 19. Jahrhunderts von [[Franz Krauß]] und [[Josef Tölk]] errichteten Neubau fand im Keller das "Ristorante Capri" sein Domizil. Das Haus brannte 1945 aus; 1955 wurde von [[Erich Boltenstern]] das [[Hotel Europa]] errichtet.
*Nummer 19: ehemaliges [[Warenhaus Neumann]], erbaut 1895 nach Plänen von [[Otto Wagner]] (1945 ausgebrannt). Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] [[Warenhaus Steffl]] (Neueröffnung 1993); [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozartgedenkstätte]] (an der [[Rauhensteingasse]]).
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*Nummer 19: ehemaliges [[Warenhaus Neumann]], erbaut 1895 nach Plänen von [[ Otto Wagner (Architekt)|Otto Wagner]] (1945 ausgebrannt). Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] [[Warenhaus Steffl]] (Neueröffnung 1993); [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozartgedenkstätte]] (an der [[Rauhensteingasse]]).
 
*Nummer 21: bestand seinerzeit aus zwei Häusern, von denen sich eines ([[Konskriptionsnummer]] 944) im Besitz von Margarete Heml, der Tochter des gewesenen [[Bürgermeister]]s [[Hans Heml|Hanns Heml]], befand; ihr Gatte, der [[Apotheker]] [[Laurenz Taschendorfer]], war 1489/1490 [[Bürgermeister]]. Im 16. Jahrhundert [[Hausschilder|Hausschild]] "[[Zum blauen Esel]]"; 1557 kam das Haus an den [[Bäcker]]meister [[Melchior Khlesl]] (Geburtshaus seines Sohnes [[Melchior Khlesl]]). 1598 taucht das Hausschild "[[Allwo der Esel in der Wiege liegt]]" auf. 1795 erwarb der bürgerliche Eisenhändler Franz Winkler das Haus samt dem Nachbarhaus und ließ den Neubau "[[Zum eisernen Mann (1)|Zum eisernen Mann]]" errichten; hier wohnte und starb (16. März 1798) [[Alois Blumauer]]. In der [[Biedermeier]]zeit wohnte im Haus die [[Burgtheater]]heroine [[Julie Rettich]], deren literarischer Salon von [[Eduard von Bauernfeld]], [[Franz Grillparzer]], [[Friedrich Hebbel]], [[Heinrich Laube]] und [[Adalbert Stifter]] gerne besucht wurde.
 
*Nummer 21: bestand seinerzeit aus zwei Häusern, von denen sich eines ([[Konskriptionsnummer]] 944) im Besitz von Margarete Heml, der Tochter des gewesenen [[Bürgermeister]]s [[Hans Heml|Hanns Heml]], befand; ihr Gatte, der [[Apotheker]] [[Laurenz Taschendorfer]], war 1489/1490 [[Bürgermeister]]. Im 16. Jahrhundert [[Hausschilder|Hausschild]] "[[Zum blauen Esel]]"; 1557 kam das Haus an den [[Bäcker]]meister [[Melchior Khlesl]] (Geburtshaus seines Sohnes [[Melchior Khlesl]]). 1598 taucht das Hausschild "[[Allwo der Esel in der Wiege liegt]]" auf. 1795 erwarb der bürgerliche Eisenhändler Franz Winkler das Haus samt dem Nachbarhaus und ließ den Neubau "[[Zum eisernen Mann (1)|Zum eisernen Mann]]" errichten; hier wohnte und starb (16. März 1798) [[Alois Blumauer]]. In der [[Biedermeier]]zeit wohnte im Haus die [[Burgtheater]]heroine [[Julie Rettich]], deren literarischer Salon von [[Eduard von Bauernfeld]], [[Franz Grillparzer]], [[Friedrich Hebbel]], [[Heinrich Laube]] und [[Adalbert Stifter]] gerne besucht wurde.
 
*Nummer 22 ([[Neuer Markt 5]]): Hier stand ursprünglich die [[Mehlgrube]] (später Hotel Munsch); 1897 erwarb Josef Krantz die Realität, ließ das alte Gebäude abreißen und durch Franz Kupka und [[Gustav Orglmeister]] das [[Hotel Krantz]] (heute Ambassador) errichten.
 
*Nummer 22 ([[Neuer Markt 5]]): Hier stand ursprünglich die [[Mehlgrube]] (später Hotel Munsch); 1897 erwarb Josef Krantz die Realität, ließ das alte Gebäude abreißen und durch Franz Kupka und [[Gustav Orglmeister]] das [[Hotel Krantz]] (heute Ambassador) errichten.
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*Nummer 35 (Johannesgasse 2): [[Johanniterkommende]].
 
*Nummer 35 (Johannesgasse 2): [[Johanniterkommende]].
 
*Nummer 37: [[Malteserkirche]].
 
*Nummer 37: [[Malteserkirche]].
*Nummer [[Annagasse 1|39]]: Ehemaliges Stiftungshaus der Heinrich Graf Hardegg'schen Doktorenstiftung (Inschriftentafel am Gebäude), errichtet 1888 nach Plänen von [[Carl Schumann]] im Neorenaissancestil. 1919 entwarf [[Adolf Loos]] für das im Erdgeschoß befindliche Juewliergeschäft Spitz ein marmornes Geschäftsportal. Die Firma erlosch "von amtswegen" am 1. September 1941, wonach das Geschäftsportal abgetragen wurde.  
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*Nummer [[Annagasse 1|39]]: Ehemaliges Stiftungshaus der Heinrich Graf Hardegg'schen Doktorenstiftung (Inschriftentafel am Gebäude), errichtet 1888 nach Plänen von [[Carl Schumann]] im Neorenaissancestil. 1919 entwarf [[Adolf Loos]] für das im Erdgeschoß befindliche Juewliergeschäft Spitz ein marmornes Geschäftsportal aus den Resten eines Marmorblockes, der ursprüglich ein Geschenk des ägyptischen Khediven an [[Franz Joseph I.|Kaiser Franz Josef]] für die Errichtung der [[Votivkirche]] war und dort nur in Teilen Verwendung fand. Die Firma erlosch "von amtswegen" am 1. September 1941, wonach das Geschäftsportal abgetragen wurde.  
 
*Nummer 41: [[Esterházypalais (1, Kärntner Straße)|Palais Esterházy]] (1684 Adam Grundemann von Falkenberg, 1871 Moritz Graf Esterházy); im Haus befand sich der Haute-Couture-Salon [[Fred Adlmüller]]; [[Casinos Austria]] ([[Kasino|Spielcasino]] im ersten Stock seit 1968).
 
*Nummer 41: [[Esterházypalais (1, Kärntner Straße)|Palais Esterházy]] (1684 Adam Grundemann von Falkenberg, 1871 Moritz Graf Esterházy); im Haus befand sich der Haute-Couture-Salon [[Fred Adlmüller]]; [[Casinos Austria]] ([[Kasino|Spielcasino]] im ersten Stock seit 1968).
 
*Nummer 40: Seitenfront der [[Staatsoper]].
 
*Nummer 40: Seitenfront der [[Staatsoper]].
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*Nummer 55 ([[Kärntner Ring]] 1): [[Hotel Bristol]]; ehemalige [[Sirkecke]]; [[Opern-Apotheke]] (seit 1909).
 
*Nummer 55 ([[Kärntner Ring]] 1): [[Hotel Bristol]]; ehemalige [[Sirkecke]]; [[Opern-Apotheke]] (seit 1909).
 
*Nummer 61: Gründung des [[Wiener Schubertbund]]s durch den Schulmann und Tondichter [[Franz Mair]] ([[Franz-Mair-Hof]]) am 14. November 1863 (Gedenktafel, enthüllt 1963).
 
*Nummer 61: Gründung des [[Wiener Schubertbund]]s durch den Schulmann und Tondichter [[Franz Mair]] ([[Franz-Mair-Hof]]) am 14. November 1863 (Gedenktafel, enthüllt 1963).
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<gallery | caption="Ansichten der Kärntner Straße im Jahr 2022" | heights=90 >
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Datei: Kärntner Straße 2 Gebäude 26 03 22.jpg| Kärntner Straße 2 (März 2022)
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Datei: Kärntner Straße 4 Gebäude 06 01 22.jpg| Kärntner Straße 4 (Januar 2022)
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Datei: Kärntner Straße 5 Gebäude 06 01 22.jpg| Kärntner Straße 5 (Januar 2022)
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Datei: Kärntner Straße 6 Gebäude 06 01 22.jpg| Kärntner Straße 6 (Januar 2022)
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Datei: Kärntner Straße 7 Gebäude 06 01 22.jpg| Kärntner Straße 7 (Januar 2022)
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Datei: Kärntner Straße 9 Gebäude 06 01 22.jpg| Kärntner Straße 9 (Januar 2022)
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Datei: Kärntner Straße 12 Gebäude 06 01 22.jpg| Kärntner Straße 12 (Januar 2022)
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Datei: Kärntner Straße 13 und 15 Gebäude 06 01 22.jpg| Kärntner Straße 13 und 15 (Januar 2022)
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Datei: Kärntner Straße 14 Gebäude 06 01 22.jpg| Kärntner Straße 14 (Januar 2022)
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== Quellen ==
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*[https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?iconclasses=1325496 Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zur Kärntner Straße]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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*Siegfried Weyr: Wien. Magie der Inneren Stadt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1968, S. 108 ff.
 
*Siegfried Weyr: Wien. Magie der Inneren Stadt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1968, S. 108 ff.
 
*Zu Gebäude Nr. 39: AT-WStLA/2.3.3.B76.2.223a/Handelsregister/A2/223A
 
*Zu Gebäude Nr. 39: AT-WStLA/2.3.3.B76.2.223a/Handelsregister/A2/223A
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*Elsie Altmann-Loos: Mein Leben mit Adolf Loos. Hg. von Adolf Opel. Wien: Amalthea-Signum 2013, S. 106-107
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*Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 525 f.

Aktuelle Version vom 5. Dezember 2023, 11:12 Uhr

Die Kärntner Straße (1972)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von 1257
Datum bis
Name seit 1257
Andere Bezeichnung Kärntnerthorstraße, Kärntnertorstraße
Frühere Bezeichnung strata Carinthianorum, Chernerstraz, Kernerstraße
Benannt nach Kärnten
Bezirk 1
Prominente Bewohner Ludwig van Beethoven, Carl Maria von Weber
Besondere Bauwerke Equitablepalais, Franz-Mair-Hof, Johanniterkommende, Malteserkirche, Hasenhaus, Kärntner Durchgang, Zur schönen Algierin, Thonethaus, Zum goldenen Elefanten (1), Kärntner-Ring-Hof, Staatsoper, Heinrichhof, Beethoven-Wohnungen
PageID 26630
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 5.12.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Kaerntnerstrasse.jpg
Bildunterschrift Die Kärntner Straße (1972)
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48° 12' 24.84" N, 16° 22' 17.67" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Kärntner Straße am Huber-Plan von 1773.
Geschäftsportal, gestaltet von Helmut Camillo Wagner-Freynsheim, 1932
Kärntner Straße 39, Portal der Wiener Goldschmiedekunst, Gestaltung von Hans Weiß und Ernst Wottitz, 1934
Kärntner Straße 38, Geschäftsportal der Hamburg-Amerika Linie, 1932
Kärntnerstraße von Höhe des Hauses Nr. 31 in Richtung Stock-im-Eisen-Platz aufgenommen, um 1905

Kärntner Straße (1.), wird 1257 als "strata Carinthianorum" erstmals urkundlich erwähnt (um 1300 Chernerstraz, danach Kernerstraße, 1776 erstmals Kärnthnerstraße).

Ihre Planung und Anlage (nach Süden über den Wienerberg, Wiener Neustadt und den Semmering als Fernverkehrsverbindung über Steiermark und Kärnten bis Triest und Venedig) begann bereits im letzten Drittel des zwölften Jahrhunderts. 1234 wird im Zuge der Weiterführung der von Herzog Leopold V. eingeleiteten städtebaulichen Veränderungen (Stadterweiterung) erstmals der benachbarte Neue Markt urkundlich genannt; er bildete den Endpunkt für den Fernhandelsverkehr.

Gewerblichen Zwecken dienten der Fischhof (Nummer 8-10) und der Fleischhof (Nummer 33; erwähnt 1374-1448); vor den Häusern Nummer 22-24 und 33 standen 1323-1409 Fleischbänke.

Um 1207/1217 entstand die Kommende des Johanniterordens (Nummer 35); Nummer 37 gehörte 1415-1611 zum Pilgrimhaus (nachmals Annakloster), die Parzellen Nummer 28-36 zum Klarakloster (nachmals Bürgerspital (Haupthaus) und Bürgerspitalzinshaus). 1861 wurde die Kärntner Straße über den eingeebneten Stadtgraben hinweg bis zum Wienfluss bei der Elisabethbrücke verlängert; seit deren Abbruch (1897) endet die Kärntner Straße beim Karlsplatz.

In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Kärntner Straße, die zu allen Zeiten zu den vornehmsten Straßen der Stadt zählte und die bedeutendsten Geschäftsläden aufwies, auf ihrer westlichen Seite verbreitert (von neun auf 17 Meter Straßenbreite), sodass hier fast zur Gänze historistische Neubauten entstanden, von denen einige aus spekulativen Gründen noch vor dem Ersten Weltkrieg nochmals durch Neubauten ersetzt wurden. Die Demolierungswelle begann 1873 mit dem Häuserblock Nummer 28-30, es folgten in den Jahren 1875-1878 die Häuser Nummer 6, 12, 17 und 38; damit begann auch die Umwandlung zu einer Geschäftsstraße, denn auf Nummer 12 entstand das als "Eisernes Haus" bezeichnete avantgardistisch konzipierte "Thonethaus" ("Zum eisernen Mann"), auf Nummer 17 das Warenhaus Wahliss. 1882-1884 wurden die Häuser Nummer 5, 7, 13-15, 25 und 36 abgebrochen, weitere Demolierungen folgten 1886-1889 (Häuser anstelle des Equitablepalais sowie Nummer 9, 39, 47 und 49). 1895 entstanden das Damenkonfektionshaus Zwieback (Nummer 11) und das Kaufhaus Neumann (Nummer 19). Trotz der Verbreiterung vermied man die Durchführung einer Straßenbahnlinie (lediglich Schleife der Linie 63 um die Oper und Linien 58 [1914-1942] und 59 [1911-1942] bis auf den Neuen Markt); lediglich Omnibusse der Vienna General Omnibus Company und später städtische Autobusse befuhren die Straße. In der Zwischenkriegszeit erlebte die Kärntner Straße eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Hochblüte (vornehme Geschäfte und Hotels (Ambassador, Astoria), exklusive Konditoreien (Gerstner), Korso der gehobenen Gesellschaft).

Erhebliche Verluste an Bausubstanz entstanden am Ende des Zweiten Weltkriegs; Bombenangriffe (insbesondere am 12. März 1945) zerstörten oder beschädigten die Häuser Nummer 2, 4, 9, 16, 18, 22, 23, 25 und 51, Artillerietreffer zerstörten am 8. April die Häuser Nummer 6, 8, 11 und 25, und ein vom Haus Nummer 33 (Feinkostgeschäft Köberl und Pientok) ausgehender Brand zerstörte am 11./12. April die Häuserzeile Nummer 19-33 und die gegenüberliegenden Häuser Nummer 12-18 (außerdem Nummer 49 und am 13. April Nummer 1-5). Damit gehörte die Kärntner Straße zu den am stärksten zerstörten Straßen der Innenstadt; die Häuser wurden nach dem Krieg durch teilweise spartanische Neubauten ersetzt, der Althausbestand ist gering (Hotel Astoria, Esterházypalais, Malteserkirche, einige Wohnhäuser; Ecke Stock-im-Eisen-Platz Equitablepalais).

1974 wandelte man die Kärntner Straße im Zuge des U-Bahn-Baus (U1) in eine Fußgeherzone um (Planung der Architekten Holzbauer und Windbrechtinger), die in der Folge in Richtung Stephansplatz und in einige Nebengassen erweitert wurde; am 16. April begannen die Pflasterungsarbeiten, ab 17. April wurden Linden gepflanzt (Fertigstellung im August 1974). 1991 wurden drei Brunnen von Hans Muhr aufgestellt. Ein nach dem Zweiten Weltkrieg in der Höhe der Einmündung der Kupferschmiedgasse aufgestellter Brunnen (der nicht die Zustimmung der Bevölkerung fand) wurde 1991 entfernt; gleichzeitig wurden, über den Straßenzug verteilt, drei Trinkbrunnen von Hans Muhr errichtet.

Kärntner Straße 19 - ehemaliges Warenhaus Neumann (heute Kaufhaus Steffl), 1896 - 1909
Kärntner Straße 39: Portalbau von Adolf Loos, 1919; nicht erhalten
Kärntner Straße 61-63, Karlsplatz 1-4, um 1940
Der Einzug des Kaisers Franz I. in Wien am 15. Juni 1814 (mit Ansicht der Kärntnerstrasse).

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Gebäude

Quellen

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 44, 65 f., 82 (Fußgeherzone)
  • Felix Czeike: Die Kärntner Straße. Wien [u.a.]: Zsolnay 1975 (Wiener Geschichtsbücher, 16)
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 93 f.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 91 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 103 ff.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 463 f.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 515 ff.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 44
  • Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 59 f.
  • Hans Pemmer: Die Kärtner Straße. In: Stadt Wien 18-26 (1970) (Bewohner)
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 86
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 61
  • Siegfried Weyr: Wien. Magie der Inneren Stadt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1968, S. 108 ff.
  • Zu Gebäude Nr. 39: AT-WStLA/2.3.3.B76.2.223a/Handelsregister/A2/223A
  • Elsie Altmann-Loos: Mein Leben mit Adolf Loos. Hg. von Adolf Opel. Wien: Amalthea-Signum 2013, S. 106-107
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 525 f.