Geschäftshaus Zwieback

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1., Kärntner Straße 11, Weihburggasse 2, um 1940
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1895
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung "Schönknechts" Haus
Benannt nach Ludwig Zwieback
Einlagezahl
Architekt Friedrich Schön, Friedrich Ohmann, Hannes Lintl
Prominente Bewohner Johann Strauss (Sohn), Henriette Treffz
PageID 8961
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 11.04.2024 durch DYN.kuhni74
Bildname Kärntner Straße11.jpg
Bildunterschrift 1., Kärntner Straße 11, Weihburggasse 2, um 1940
  • 1., Kärntner Straße 11
  • 1., Weihburggasse 2
  • Nr.: 940 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 959 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 998 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Geschäftshaus Zwieback (1, Kärntner Straße 11, Weihburggasse 2; Konskriptionsnummer 940).

Vorgängerbauten

Die ältese urkundliche Erwähnung eines Gebäudes auf diesem Grundstück stammt aus dem Jahr 1413. Es wurde bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts des "Schönknechts" Haus genannt. 1441 gehörte es Michel Lienfelder, der jedoch kurz darauf von Georg von Rappach oder von ihm gedungenen Mördern getötet wurde. Dieser Mord scheint großes Aufsehen erregt zu haben, da mehrere beteiligte Personen verhaftet wurden und da sich die Verhandlungen zwischen den Räten der Stadt Wien und den Anwälten des Kaisers als Schiedsrichter einerseits und den adeligen Mördern andrerseits über längere Zeit hinzogen. Von Rappach wurde letztendlich die alleinige Schuld gegeben und er wurde dazu verurteit, den Erben das Raubgut zurückzuerstatten und einen ewigen Jahrtag bei St. Stephan (Stephansdom) zu entrichten. Da von Rappach dem offensichtlich nicht nachkam, wurde in einer am 13. Mai 1442 von Herzog Albrecht VI. ausgestellten Urkunde der zwischen von Rappach und der Stadt Wien geschlossene Vertrag bestätigt, in dem er sich verpflichtete, zwei Pfund Pfennige für den ewigen Jahrtag zu bezahlen und auf die Pflicht der unverzüglichen Hinterlegung der Summe hingewiesen. Das Motiv für den Mord ist nirgends erwähnt, es ist jedoch wahrscheinlich, dass von Rappach der Gattin Lienfelders nachgestellt hatte und von diesem zur Rede gestellt wurde. 1445 wurden die Kinder Lienfelders im Grundbuch als Besitzer eingetragen. Sie verkauften das Haus im Jahr 1450 an Andre Schönprucker. Schönprucker gehörte im Bruderstreit zwischen Kaiser Friedrich III. und Albrecht VI. zu den Anhängern des Kaisers. Nach Aufdeckung der vom Bürgermeister Wolfgang Holzer angezettelten Verschwörung gegen Albrecht VI. wurde Schönprucker nebst zehn anderen Anhängern des Kaisers verhaftet, gefoltert und ihm die Vierteilung angedroht. Schließlich wurde er zur Stellung eines Lösegelds von 24.000 Gulden und zum Verlassen der Stadt verurteilt. Zunächst wurde er nach Vöcklabruck verbannt, danach wurde ihm der Aufenthaltsort freigestellt. Zwischen 1467 und 1473 war Schönprucker Bürgermeister von Wien.

1761 erbte der Hofkammerorganist und Komponist Gottlieb Muffat ein Viertel des Hauses. Ein anderes Viertel ging am 8. Juni 1766 in den Besitz der Jesuiten über. Nach der Auflösung des Ordens gehörte es dem niederösterreichischen Exjesuitenfonds, der es an Maria Rosalia Muffat, die Witwe Gottliebs, verkaufte. Im Jahr 1797 wurde die Genehmigung für den Neubau des Hauses erteilt. In diesem wohnten in den 1860er Jahren Johann Strauß (Sohn) und seine Gattin Henriette Treffz.


Geschäftshaus Zwieback

Das heutige Haus, das durch seine Goldornamentik auffällt, wurde 1894 (nach anderen Angaben 1895 oder 1898) nach Plänen von Friedrich Schön (* 1857) für das mondäne Damenkonfektionsgeschäft von Ludwig Zwieback erbaut. Es ist deutlich kleiner als sein Vorgängergebäude, das weit in die Kärntner Straße hineinreichte und somit einen Engpass bildete. Das achtgeschoßige (inklusive Unter- und Dachgeschoß) Eckhaus steht auf einer schmalen Parzelle (500 Quadratmeter). An den Eckpunkten des fast quadratischen Innenhof befindet sich eine Ständerkonstruktion mit vier Klinkerpfeilern. An der östlichen Seite des Hofes gibt es eine gerade, zweiarmige, gegenläufige Treppe, an der nördlichen Seite ein ovales, alle Geschoße erschließendes Treppenhaus. Im Erdgeschoß wurden Glasvitrinen, in den vier Obergeschoßen großflächige Fensteröffnungen, im obersten Obergeschoß Rundbogenfenster und im Dachgeschoß Thermenfenster eingebaut. Die Wandpfeiler im dritten und vierten Obergeschoß wurden als Pilasterordnung gestaltet.

Die Innenräume und die Eingangszone mit dem Geschäftsportal wurde um 1910 von Friedrich Ohmann neu gestaltet. Ab dem zweiten Erdgeschoß wurde es mit einem dreiachsigen Eckerker ausgestattet. Das Gebäude war gegliedert in Verkaufsräume (Souterrain, Erd-, erstes und zweites Obergeschoß), Büros, Werkstätten und die Wohnung des Maschinisten in den oberen Geschoßen sowie Depots und ein Maschinenhaus im Souterrain. Eine Büste des Firmengründers wurde an der Haupttreppe angebracht.

Mit den Kaufverträgen vom 10. Juni sowie 22. Juli 1938 wurde das Gebäude von der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien erworben. Aufgrund eines Vergleiches vor der Rückstellungskommission wurde ein Teil des Hauses (insgesamt 36/80) zurückgegeben. Während des Zweiten Weltkriegs (8. April 1945) erlitt das Haus einen Bombentreffer, der vor allem das Dach abdeckte und Glasschäden verursachte. Als das gegenüberliegende Haus Weihburggasse 1 ("Zur schönen Algierin") durch eine Bombe schwer getroffen wurde, erlitt auch dieses Haus große Schäden durch die Druckwelle, die sogar schwerer waren als die der ersten Bombe. Bei den darauffolgenden Reparaturarbeiten kam es zu mehreren Umbauten (Vereinfachung der Fassade, Abtragung des Eckerkers), zuletzt 1972 (durch Hannes Lintl).


Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre


Literatur

  • Andreas Lehne: Wiener Warenhäuser 1865-1914. Wien: Deuticke 1990 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 20), S. 160 - 165
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 65
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 366
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 1. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 104-107