Chaossches Stiftungshaus

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Das Chaossche Stiftungshaus kurz vor dem Abbruch. Aquarell von Emil Hütter, 1873.
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1666
Datum bis 1873
Andere Bezeichnung Basar
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Johann Konrad Chaos
Einlagezahl
Architekt Carlo Canevale
Prominente Bewohner
PageID 17765
GND
WikidataID Q1062556
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 18.12.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Chaos Stiftungshaus.jpg
Bildunterschrift Das Chaossche Stiftungshaus kurz vor dem Abbruch. Aquarell von Emil Hütter, 1873.
  • 1., Kärntner Straße 28-30

Frühere Adressierung
  • Nr.: 1043 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 1072 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1166 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 16.77" N, 16° 22' 13.77" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Chaossche Stiftungshaus am historischen Stadtplan von 1858

Chaossches Stiftungshaus (Konskriptionsnummer 1043; 1, Kärntner Straße 28–30 [davor 34]).

Für die von Johann Konrad Richthausen Freiherr von Chaos 1663 testamentarisch errichtete Chaossche Stiftung für Waisenknaben wurde wahrscheinlich erst ab 1666 in der Kärntner Straße auf einem sich im Besitz des Bürgerspitals befindlichen Grund das Chaossche Stiftungshaus errichtet. Wahrscheinlich wurde es als erster und zweiter Stock auf ein bereits existierendes Gebäude aufgesetzt, das weiterhin in Spitalbesitz verblieb. Die Errichtung dürfte nach Plänen des Stadtunterkämmerers Georg Ehrenreich Ennspaum erfolgt sein und kostete knapp 20.000 Gulden. Das Chaossche Stiftungshaus bildete einen Teil des baulichen Komplexes des Bürgerspitals.

Die Fertigstellung erfolgte wahrscheinlich 1668, spätestens 1672. Bis dahin waren die Chaosschen Stiftknaben im Bürgerspital untergebracht. Die Stiftungsexekutoren hatten 1666 einen Vertrag mit dem Spital geschlossen, wonach dieses gegen eine jährliche Summe die Verpflegung und Unterbringung von 30 Knaben samt dem nötigen Personals übernahm. Nach der Fertigstellung des Stiftungshauses war das Bürgerspital nur mehr für deren Versorgung zuständig. Aus einem neuen Vertrag mit dem Spital aus dem Jahr 1672, mit dem die Anzahl der Knaben auf 45 erhöht wurde, geht hervor, dass das Stiftungshaus damals bereits fertiggestellt war.

1675 wurde wiederum ein neuer Vertrag abgeschlossen, der die Erhöhung auf 60 Knaben und bereits die Erweiterung des erst kürzlich fertiggestellten Baus vorsah. Dazu überließ das Bürgerspital der Stiftung Ende 1675 den benachbarten Grund in der Kärntner Straße samt vorhandener Bebauung um 5.000 Gulden. Der Erweiterungsbau wurde wahrscheinlich von Carlo Canevale ausgeführt und kostete 100.000 Gulden. Während die erste Bauphase den rechten Teil des Stiftungshauses betroffen haben dürfte, wurde in der zweiten wahrscheinlich der linke Teil erbaut. Im Jahr 1722 erfolgte eine Renovierung. Anfang der 1670er Jahre war an die Südseite der Bürgerspitalkirche zudem eine Stiftskapelle erbaut worden, in die 1674 der Leichnam des Stifters überführt wurde.

Es handelte sich beim Chaosschen Stiftungshaus um ein Durchhaus, das neben der Spitalapotheke auch die Trinkstube (später Bierhaus) des Spitals beherbergte. Es besaß einen weitgespannten Torbogen, über dem sich eine Inschrift auf rotem Marmor befand („A[d] M[airorem] D[ei] G[loriam]. Die freyherrlich Chaosische Stiftung. Fund[avit] 1664. Renovirt 1722“). Auf den Torpfeilern standen zwei Knabenfiguren, die linke hielt ein Schild mit dem Wappen des Stifters und die rechte eines mit dem Motto „Ora et labora“ („Bete und arbeite“).

Nach der Verlegung der letzten Stiftknaben in das zweite Stiftungsgebäude auf der Laimgrube (Stiftkaserne) 1736/1737 wurde das Stiftungshaus in der Stadt vermietet. Schließlich ging es in den 1790er Jahren wahrscheinlich in den Besitz des Bürgerspitals über und wurde in das Bürgerspitalzinshaus integriert, in das das Spital selbst im Zug der Reformen Josephs II. in den 1780er Jahren umgewandelt worden war. Ab dieser Zeit wurde das Durchhaus meist nur „Basar“ genannt. Im Gebäude befanden sich weiterhin die Spitalapotheke „Zum heiligen Geist“ sowie ein gleichnamiges Gasthaus.

1873 wurde das Chaossche Stiftungshaus – wie ab diesem Zeitpunkt sukzessive auch das gesamte Bürgerspitalzinshaus – abgebrochen. Auf dem freigewordenen Grundstück entstand in den folgenden Jahren das Eckhaus 1, Kärntner Straße 30, Führichgasse 2. Das Nachbarhaus (Kärntner Straße 28) wurde 1894 nach Demolierung des Schwarzenbergpalais und Parzellierung des Grundstücks erbaut, wobei ein schmaler Durchgang zur Klostergasse (ab 1894 Gluckgasse) verbaut wurde, der ehedem das Chaossche Stiftungshaus vom Palais getrennt hatte.

Institutionen, Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike: Die Kärntner Straße. Wien [u.a.]: Zsolnay 1975 (Wiener Geschichtsbücher, 16), S. 73 ff.
  • Anton von Geusau: Geschichte der Stiftungen, Erziehungs- und Unterrichtsanstalten in Wien, von den ältesten Zeiten bis auf gegenwärtiges Jahr. Aus echten Urkunden und Nachrichten. Wien: 1803, S. 232 ff.
  • Manfred Rauchensteiner / Erwin Pitsch: Die Kasernen Österreichs. Band 1: Die Stiftskaserne in Krieg und Frieden. Wien: 1977, S. 3 ff.
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 77 ff.
  • Karl Weiß: Geschichte der öffentlichen Anstalten, Fonde und Stiftungen für die Armenversorgung in Wien. Wien: Selbstverlage des Gemeinderathes 1867, S. 142 ff., XCV ff.
  • Renata Kassal-Mikula [Hg.], Steinerne Zeugen. Relikte aus dem alten Wien. Wien: Eigenverlag 2008 (Katalog zur Sonderausstellung des Wien Museums, 346), S. 226–229
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 326
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 71–74
  • Sarah Pichlkastner: Eine Stadt in der Stadt. InsassInnen und Personal des frühneuzeitlichen Wiener Bürgerspitals – eine Studie anhand exemplarischer Untersuchungszeiträume. Wien 2020