Adalbert Stifter

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Adalbert Stifter, um 1860
Daten zur Person
Personenname Stifter, Adalbert
Abweichende Namensform Stifter, Albert; Pseudonym: Ostade
Titel Hofrat, Schulrat
Geschlecht männlich
PageID 17900
GND 118618156
Wikidata Q168542
Geburtsdatum 23. Oktober 1805
Geburtsort Oberplan, Böhmen
Sterbedatum 28. Jänner 1868
Sterbeort Linz
Beruf Schriftsteller, Zeichner, Maler, Pädagoge, Landeskonservator von Oberösterreich
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Oberösterreichisches Literaturarchiv/Adalbert-Stifter-Institut
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof St. Barbara-Friedhof, Linz
Grabstelle
Bildname Adalbert Stifter.jpg
Bildunterschrift Adalbert Stifter, um 1860
  • 3., Beatrixgasse 4b (Wohnadresse)
  • 3., Beatrixgasse 19 (Wohnadresse)
  • 3., Beatrixgasse 18 (Wohnadresse)
  • 3., Beatrixgasse 23 (Wohnadresse)
  • 3., Reisnerstraße 10 (Wohnadresse)
  • 3., Seidlgasse 32-36 (Wohnadresse)
  • 3., Landstraßer Hauptstraße 17 (Wohnadresse)
  • 3., Czapkagasse 4 (Wohnadresse)
  • 14., Hinterhainbach 5 (Wohnadresse)
  • 1., Seitenstettengasse 2 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Adalbert Stifter u.a.: Wien und die Wiener, in Bildern aus dem Leben (1844)

Stifter Adalbert (laut Geburtsmatrik Albert), * 23. Oktober 1805 Oberplan 21, Böhmen, † 28. Jänner 1868 (vermutlich Freitod) Linz, Donaulände 1313 (Untere Donaulände 6), Schriftsteller, Zeichner, Maler. Gattin (15. November 1837 Landstraße) Amalie Mohaupt (*11. Juli 1811 Kojetein, Mähren, 13. Februar 1883 Linz), Modistin.

Biografie

Adalbert Stifter war der Sohn des Leinwebers, Flachs- und Garnhändlers in Oberplan Johann Stifter (1781–1817) und dessen Gattin Magdalena Friepes (1784–1858). Nach dem Tod des Vaters kam er 1818 ans Gymnasium des Stifts Kremsmünster, wo er auch Kunstunterricht erhielt.

Im Herbst 1826 kam Stifter erstmals nach Wien. Jahre später schilderte er die Ankunft in Nußdorf – nach zweitägiger Fahrt auf einem Donaukahn – und die Eindrücke der überwältigenden Großstadt in dem Bericht "Leben und Haushalt dreier Wienerstudenten" (1844). Seine erste Nacht in Wien verbrachte Stifter im Gasthof "Roter Hahn" (3, Landstraße Hauptstraße 40), seine letzte Wiener Wohnung, die er 1848 räumte, befand sich im vierten Stock der Seitenstettengasse 2. Dazwischen sind 15 Wohnstätten belegt, in denen Stifter zumindest kurzweilig lebte. Die Sommermonate verbrachte er zumeist in Oberplan, Friedberg oder in Linz.

Stifter begann 1826 ein Jusstudium an der Wiener Universität, wandte sich jedoch bald der Mathematik und den Naturwissenschaften zu; 1830 brach er das Studium endgültig ab. Er betätigte sich als Hauslehrer, wodurch er mit der hohen Wiener Gesellschaft in Kontakt kam, so etwa mit dem Haus des Fürsten Metternich (3, Rennweg 27). Nichtsdestotrotz blieb Stifters finanzielle Lage prekär, sein kleiner Besitz wurde mehrmals gepfändet. Am 15. November 1837 heiratete er die Putzmacherin Amalie Mohaupt. Künstlerisch verstand sich Stifter in erster Linie als Maler und 1839 konnte er sich mit fünf Gemälden, darunter "Blick auf Wiener Vorstadthäuser" und "Blick in die Beatrixgasse", an einer Akademie-Ausstellung beteiligen. Nach dem Erfolg seiner ersten literarischen Veröffentlichung – die Erzählung "Der Condor" erschien im April 1840 in der "Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode" – konzentrierte er sich aber auf das literarische Schreiben. Im folgenden Jahrzehnt entstand jene Prosa, die von 1844 bis 1850 unter dem Titel "Studien“ in sechs Bänden gesammelt wurde und Stifter als modernen Klassiker etablierte. Viele seiner Texte wurden in dem Jahrbuch "Iris" erstveröffentlicht, das Stifters Entdecker und Förderer Gustav Heckenast in Pest herausgab.

Von Heckenast erhielt Stifter auch den Auftrag, die Anthologie "Wien und die Wiener“ (1844) zu betreuen, die zunächst (1842/1843) in 15 Heften à 2 Lieferungen erschien und als Stadtbeschreibung dem Typus der "Wiener Lebensbilder" zuzuorden ist, wobei auch auf den älteren Typus des "Wiener Tableau" Bezug genommen wurde. Die Anthologie begann mit einem von Stifter verfassten Panorama Wiens von der Spitze des Stephansturms und enthielt unter anderem Beiträge von Franz Stelzhamer, Sylvester Wagner und weiteren Schriftstellern über Vertreter der Unterschicht wie Bettler, Lumpensammler und Zettelausträger, Angehörige von Berufsgruppen wie Fiaker, Hausmeister, Schneider, Wäscherinnen und Köchinnen, über (Produkt-)Werbung, Marktszenen, die Katakomben und weitere Genrebilder.

Neben Stifters Erzählungen und den späteren Romanen "Der Nachsommer" (1857) und "Witiko" (1865–1867) gehört die Schilderung der totalen Sonnenfinsternis, die er am 8. Juli 1842 vom Dach des Wiener Kornhäuselturms aus beobachtete, zu seinen berühmtesten Texten.

Stifter unterstützte die revolutionären Forderungen von 1848, unterzeichnete gemeinsam mit Franz Grillparzer, Nikolaus Lenau und Anastasius Grün eine Eingabe zur Pressefreiheit und gegen Zensur, lieferte Beiträge für die neu gegründete "Constitutionelle Donau-Zeitung" und ließ sich gar zum Wahlmann der Inneren Stadt für die Frankfurter Nationalversammlung wählen. Aber bereits im Mai 1848 reiste er, von den politischen Turbulenzen erschöpft, mit seiner Frau Amalie nach Linz und kehrte Wien den Rücken.

Gedenktafel 3, Beatrixgasse 4b (Wohnhaus 1828 und 1836); Adalbert-Stifter-Gedenkstätte im Schubert-Geburthaus (9, Nußdorfer Straße 54; vorher im Pasqualatihaus [1, Mölkerbastei 8]). Adalbert-Stifter-Gasse (seit 1955 Heubergergasse), Adalbert-Stifter-Straße (14; 20), Stifterdenkmal (14, Hainbach), Stifterdenkmal (18, Türkenschanzpark)

Ein Teilnachlass Adalbert Stifters (7 Schachteln) wird im OÖ. Literaturarchiv/Adalbert-Stifter-Institut aufbewahrt.

Werke: Wien und die Wiener

Literatur

  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Wolfgang Matz: Adalbert Stifter oder Diese fürchterliche Wendung der Dinge. Biographie. München, Wien: Hanser 1995
  • Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 388-429 (zu "Wien und die Wiener")
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Gerbert Frodl: Wiener Malerei der Biedermeierzeit. Rosenheim: A. Förg 1987 (Rosenheimer Raritäten), S. 261
  • Harry Kühnel [Red.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs [Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung in Grafenegg]. Band 2: 1880-1916, Glanz und Elend. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1984, S. 456 ff., S. 460
  • Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 36 (1981), S. 5
  • Ursula Naumann: Adalbert Stifter. Stuttgart: Metzler 1979
  • Zdenko von Kraft: Wiens berühmte Zaungäste. Graz: Stocker 1978, S. 69 ff.
  • Josef Buchowiecki: Adalbert Stifter. Seine Wiener Wohnungen und Unbekanntes. Wien: [Eigenverlag] 1977
  • Heinz Schöny: Wiener Künstler-Ahnen. Genealogische Daten und Ahnenlisten. Wiener Maler. Band 2: Biedermeier, Historismus, Impressionismus. Wien: Selbstverlag der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" 1975, S. 107
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß 1973. Wien / München: Jugend & Volk 1973-1974, S. 2, S. 50 ff.
  • Gustav Gugitz: Unbekannte Dokumente zum Leben Adalbert Stifters. In: Oberösterreichische Heimatblätter 6 (1952), S. 645
  • Karl Kaderschafka: Adalbert Stifters „Gang durch die Katakomben" und Johan Nepomuk Vogl. In: Euphorion 26 (1925), S. 417 ff.
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 1, 1923, S. 15, S. 48 ff.
  • Alois Trost: Wo Adalbert Stifter in Wien gewohnt hat. In: Alt-Wiener Kalender für das Jahr 1918, S. 167 ff.

Weblinks