Fleischmarkt: Unterschied zwischen den Versionen

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|Frühere Bezeichnung=carnifices Viennensis; domus in antiquo foro carnium; in foro carnium; Alter Fleischmarkt
 
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Er gehört zu den ältesten Straßenzügen im [[babenberger]]schen [[Stadterweiterung]]sgebiet und wird bereits 1220 als "carnifices Viennensis" erwähnt. Hier war nicht nur der älteste Marktplatz für Fleisch, sondern zugleich auch der älteste Sitz der [[Fleischhacker]]; nach der Metzgerordnung von 1333 hatten die Metzger hier ihr Innungshaus. Vor 1256 wird der Fleischverkauf auf den [[Lichtensteg]] verlegt; 1285 findet sich erstmals die Bezeichnung "Alter [ehemaliger] Fleischmarkt" ("domus in antiquo foro carnium"), doch erfolgte die Benennung nicht einheitlich (1314 "in foro carnium"). In der Metzgerordnung von 1333 wird am Fleischmarkt das Innungshaus erwähnt; unter den Hausbesitzern lassen sich noch bis ins 15. Jahrhundert unter den hier ansässigen reichen Patriziern viele Fleischhauer nachweisen (etwa die Familie Öczestorffer). Das Aussehen der Gegend veränderte sich durch die Errichtung der [[Alte Universität|(alten) Universität]] südlich des Ostendes des Straßenzugs (Studentenhäuser, Sesshaftigkeit gelehrter [[Gewerbe]]). Um diese Zeit beschränkte sich die Bezeichnung "[[Alter Fleischmarkt]]" auf den Teil zwischen [[Hafnersteig]] und [[Dominikanerkloster]]. In unruhigen Zeiten (beispielsweise um 1450/1460) waren die "[[Koderie]]n" (Speisehäuser) des Fleischmarkts, die sich mitten unter den Fleischerhäusern befanden, [[Sammelplätze|Sammel-]] und Tummelplätze vieler aufrührerischer Elemente. Im [[Mittelalter]] und in der frühen Neuzeit wurden auch die an den (alten) Fleischmarkt grenzenden Häuser in der [[Drachengasse|Drachen-]], [[Wolfengasse|Wolfen-]], [[Griechengasse|Griechen-]] und [[Postgasse]] sowie des Laurenzersteigs zum Fleischmarkt gerechnet; die Drachengasse hieß "Gässel beim Fleischmarkt", der [[Steyrerhof]] !Hinter dem alten Fleischmarkt auf der Höhe". 1683 litt der Fleischmarkt stark unter dem türkischen Beschuss von der [[Leopoldstadt]] her. Eine Zeitlang wurde auf dem Fleischmarkt auch der [[Holzmarkt (9, Roßau)|Holzmarkt]] abgehalten, bis er 1742 in die Roßau verlegt wurde. 1759 stieß man bei Fundamentierungsarbeiten auf ergiebige [[Römer]]funde (Steinsärge). Von Bedeutung wurde im 18. Jahrhundert (insbesondere nach dem [[Friede von Passarowitz|Frieden von Passarowitz]] 1718) der Zuzug von Griechen, in deren Händen der ganze Handelsverkehr nach dem Balkan und in die Levante lag und durch die ein neues Bevölkerungselement auftaucht; die Spuren sind noch heute deutlich erkennbar (Nummer 11: [[Griechenbeisel]]; Nummer 13: [[Griechisch-orientalische Kirche (1, Fleischmarkt)|Griechisch-orientalische Kirche]]; Nummer 20-22: [[Sinapalais|Wohnpalais]] des griechischen Bankiers, Handelsmannes und königlich-griechischen Gesandten [[Georg Simon Sina|Simon Georg Freiherr von Sina]]). Gleichzeitig wurde der Straßenzug, der bis heute einige im Baukern gotische Häuser aufweist (Nummer 3, Fundamentierung; Nummer 9, Zur Mariahilf; Nummer 11, [[Zum roten Dachel]]), zum Teil [[barock]]isiert (etwa Nummer 15, [[Schwindhof]]). Anfang 19. Jahrhundert entstanden neue Häuser am Ostende des Straßenzugs (etwa Nummer 16, 20-22). 1848 führte die Straße während der [[Revolution (1848)|Revolution]] kurze Zeit die Bezeichnung "[[Barrikadenstraße (1)|Barrikadenstraße]]" (am 6. Dezember 1848 erfolgte die Rückbenennung). Die heutige Bezeichnung Fleischmarkt führt der Straßenzug seit 1862. Anfang 20. Jahrhundert drang der Jugendstil vor (Nummer 1 [ [[Residenzpalast]] ], 3, 5, 7 [ [[Meinlhaus|Meinl]] ], 14). Der Fleischmarkt wurde ab 21. April 1911 ([[Stadtrat]]) (über die [[Rotenturmstraße]] hinaus) über die Einmündung des in diesem Jahr über den [[Hoher Markt|Hohen Markt]] nach Norden verlängerten [[Bauernmarkt|Bauernmarkts]] bis zur [[Fleischmarktstiege (1)|Fleischmarktstiege]] geführt, die eine Verbindung zur (höher gelegenen) [[Judengasse]] bildet; da die Nummerierung im alten Teil unverändert blieb, ergab sich im neuen Teil eine ungeklärte [[Häusernummerierung]] (die zum Teil gegenläufig mit 1a und so weiter gelöst wurde). Auf dem Fleischmarkt, der sich schon sehr frühzeitig zu einem vornehmen Straßenzug entwickelt hatte, befanden sich auch Einkehrwirtshäuser (Nummer 2 und 24).
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Er gehört zu den ältesten Straßenzügen im [[babenberger]]ischen [[Stadterweiterung]]sgebiet und wird bereits 1220 als "carnifices Viennensis" erwähnt. Hier war nicht nur der älteste [[Markt|Marktplatz]] für Fleisch, sondern zugleich auch der älteste Sitz der [[Fleischhacker]]; nach der Metzgerordnung von 1333 hatten die Metzger hier ihr Innungshaus. Vor 1256 wird der Fleischverkauf auf den [[Lichtensteg]] verlegt; 1285 findet sich erstmals die Bezeichnung "Alter [ehemaliger] Fleischmarkt" ("domus in antiquo foro carnium"), doch erfolgte die Benennung nicht einheitlich (1314 "in foro carnium"). In der Metzgerordnung von 1333 wird am Fleischmarkt das Innungshaus erwähnt; unter den Hausbesitzern lassen sich noch bis ins 15. Jahrhundert unter den hier ansässigen reichen Patriziern viele Fleischhauer nachweisen (etwa die Familie Öczestorffer). Das Aussehen der Gegend veränderte sich durch die Errichtung der [[Alte Universität|(Alten) Universität]] südlich des Ostendes des Straßenzugs (Studentenhäuser, Sesshaftigkeit gelehrter [[Gewerbe]]). Um diese Zeit beschränkte sich die Bezeichnung "[[Alter Fleischmarkt]]" auf den Teil zwischen [[Hafnersteig]] und [[Dominikanerkloster]].
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In unruhigen Zeiten (beispielsweise um 1450/1460) waren die "[[Koderie]]n" (Speisehäuser) des Fleischmarkts, die sich mitten unter den Fleischerhäusern befanden, [[Sammelplätze|Sammel-]] und Tummelplätze vieler aufrührerischer Elemente. Im [[Mittelalter]] und in der [[Frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]] wurden auch die an den (alten) Fleischmarkt grenzenden Häuser in der [[Drachengasse|Drachen-]], [[Wolfengasse|Wolfen-]], [[Griechengasse|Griechen-]] und [[Postgasse]] sowie des [[Laurenzerberg|Laurenzersteigs]] zum Fleischmarkt gerechnet; die Drachengasse hieß "Gässel beim Fleischmarkt", der [[Steyrerhof]] "Hinter dem alten Fleischmarkt auf der Höhe". [[Zweite Osmanische Belagerung (1683)|1683]] litt der Fleischmarkt stark unter dem [[Türken|türkischen]] Beschuss von der [[Leopoldstadt (Vorstadt)|Leopoldstadt]] her. Eine Zeitlang wurde auf dem Fleischmarkt auch der [[Holzmarkt (9, Roßau)|Holzmarkt]] abgehalten, bis er 1742 in die [[Roßau (Vorstadt)|Roßau]] verlegt wurde. 1759 stieß man bei Fundamentierungsarbeiten auf ergiebige [[Römer]]funde (Steinsärge).  
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Von Bedeutung wurde im 18. Jahrhundert (insbesondere nach dem [[Friede von Passarowitz|Frieden von Passarowitz]] 1718) der Zuzug von [[Griechen (in Wien)|Griechen]], in deren Händen der ganze [[Handel|Handelsverkehr]] nach dem Balkan und in die Levante lag und durch die ein neues Bevölkerungselement auftaucht; die Spuren sind noch heute deutlich erkennbar (Nummer 11: [[Griechenbeisel]]; Nummer 13: [[Griechisch-orientalische Kirche (1, Fleischmarkt)|Griechisch-orientalische Kirche]]; Nummer 20-22: [[Sinapalais|Wohnpalais]] des griechischen Bankiers, Handelsmannes und königlich-griechischen Gesandten [[Georg Simon Sina|Simon Georg Freiherr von Sina]]). Gleichzeitig wurde der Straßenzug, der bis heute einige im Baukern [[Gotik|gotische]] Häuser aufweist (Nummer 3, Fundamentierung; Nummer 9, [[Zur Mariahilf (1)|Zur Mariahilf]]; Nummer 11, [[Zum roten Dachel]]), zum Teil [[barock]]isiert (etwa Nummer 15, [[Schwindhof]]).
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Anfang des [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] entstanden neue Häuser am Ostende des Straßenzugs (etwa Nummer 16, 20-22). 1848 führte die Straße während der [[Revolution 1848|Revolution]] kurze Zeit die Bezeichnung "[[Barrikadenstraße (1)|Barrikadenstraße]]" (am 6. Dezember 1848 erfolgte die Rückbenennung). Die heutige Bezeichnung Fleischmarkt führt der Straßenzug seit 1862.  
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Anfang 20. Jahrhundert drang der [[Jugendstil]] vor (Nummer 1 [ [[Residenzpalast]] ], 3, 5, 7 [ [[Meinlhaus|Meinl]] ], 14). Der Fleischmarkt wurde ab 21. April 1911 ([[Stadtrat]]) (über die [[Rotenturmstraße]] hinaus) über die Einmündung des in diesem Jahr über den [[Hoher Markt|Hohen Markt]] nach Norden verlängerten [[Bauernmarkt|Bauernmarkts]] bis zur [[Fleischmarktstiege (1)|Fleischmarktstiege]] geführt, die eine Verbindung zur (höher gelegenen) [[Judengasse]] bildet; da die Nummerierung im alten Teil unverändert blieb, ergab sich im neuen Teil eine ungeklärte [[Häusernummerierung]] (die zum Teil gegenläufig mit 1a und so weiter gelöst wurde). Auf dem Fleischmarkt, der sich schon sehr frühzeitig zu einem vornehmen Straßenzug entwickelt hatte, befanden sich auch [[Gaststätte|Einkehrwirtshäuser]] (Nummer 2 und 24).
 
[[Datei:Fleischmarkt.jpg|390px|thumb|right|1., Fleischmarkt; Drachengasse, um 1940]]
 
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*Nummer 15: Geburtshaus des Malers [[Moritz von Schwind]] (* 21. Jänner 1804), der zum engeren Freundeskreis [[Franz Schubert]]s gehörte und hier bis 1828 wohnte ([[Schwindhof]]); zeitweise wohnte hier auch der Dichter [[Heinrich Joseph Collin|Heinrich Joseph von Collin]] (Sterbehaus).  
 
*Nummer 15: Geburtshaus des Malers [[Moritz von Schwind]] (* 21. Jänner 1804), der zum engeren Freundeskreis [[Franz Schubert]]s gehörte und hier bis 1828 wohnte ([[Schwindhof]]); zeitweise wohnte hier auch der Dichter [[Heinrich Joseph Collin|Heinrich Joseph von Collin]] (Sterbehaus).  
 
*Nummer 17 (abgebrochen 1909): Das Haus besaß einen bemerkenswerten [[Arkadenhof]] mit Laubengängen. *Nummer 18 ([[Wolfengasse]] 2): [[Toleranzhaus]]. 1808 befand sich hier der Sitz des bürgerlichen Klaviermachers Albert Caudella, 1825 wohnte hier [[Joseph Fischhof]]s Vater.  
 
*Nummer 17 (abgebrochen 1909): Das Haus besaß einen bemerkenswerten [[Arkadenhof]] mit Laubengängen. *Nummer 18 ([[Wolfengasse]] 2): [[Toleranzhaus]]. 1808 befand sich hier der Sitz des bürgerlichen Klaviermachers Albert Caudella, 1825 wohnte hier [[Joseph Fischhof]]s Vater.  
*Nummer 19 ([[Laurenzerberg]] 2, Postgasse 17): [[Laurenzerinnenkloster]] ([[Dominikanerinnenkloster (1; St. Laurenz)|Dominikanerinnenkloster]] "Zum heiligen Laurenz", erbaut 1630-1660, von [[Joseph II.]] 1783 aufgehoben); im 1819 errichteter Neubau (teilweise Verwendung des Altbaus, figurale Giebelplastik von [[Josef Kässmann|Joseph Käßmann]], um 1820) ist die Hauptpost ([[Hauptpostgebäude]]) untergebracht (radikaler Umbau bei gleichzeitigem Abbruch des nördlichen Bauteils ab 1991); Sterbehaus des Schubert-Freundes [[Johann Mayrhofer]], der hier (an seinem Dienstort, dem k.k. Bücher-Revisionsamt) am 5. Februar 1836 freiwillig aus dem Leben schied. Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein [[Zwangsarbeiterlager Fleischmarkt 19| Zwangsarbeiterlager]].
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*Nummer 19 ([[Laurenzerberg]] 2, Postgasse 17): [[Laurenzergebäude|Laurenzerinnenkloster]] ([[Laurenzergebäude|Dominikanerinnenkloster]] "Zum heiligen Laurenz", erbaut 1630-1660, von [[Joseph II.]] 1783 aufgehoben); im 1819 errichteter Neubau (teilweise Verwendung des Altbaus, figurale Giebelplastik von [[Josef Kässmann]], um 1820) ist die Hauptpost ([[Hauptpostgebäude]]) untergebracht (radikaler Umbau bei gleichzeitigem Abbruch des nördlichen Bauteils ab 1991); Sterbehaus des Schubert-Freundes [[Johann Mayrhofer]], der hier (an seinem Dienstort, dem k.k. Bücher-Revisionsamt) am 5. Februar 1836 freiwillig aus dem Leben schied. Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein [[Zwangsarbeiterlager Fleischmarkt 19| Zwangsarbeiterlager]].
 
*Nummer 20-22 (Wolfengasse 1, Drachengasse 2): erbaut 1823-1825 von Ernest Koch für den griechischen Bankier [[Georg Simon Sina|Simon Georg von Sina]]; [[Drachenhaus]].  
 
*Nummer 20-22 (Wolfengasse 1, Drachengasse 2): erbaut 1823-1825 von Ernest Koch für den griechischen Bankier [[Georg Simon Sina|Simon Georg von Sina]]; [[Drachenhaus]].  
*Nummer 24: Hotel "[[Zur Stadt London]]" beziehungsweise "[[Zum weißen Ochsen]]", Ende des 19. Jahrhunderts "Hotel Rabl", seit 1901/1902 "Hotel Post"; im "Weißen Ochsen" stieg 1762 (6. Oktober bis Jahresende) [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozarts]] Vater Leopold mit seinen beiden Kindern ab [erste Wiener Reise], aber auch [[Frédéric Chopin|Chopin]] [zweite Wiener Reise November 1830], Lessing, Liszt und [[Richard Wagner]] [zwischen 1872 und 1876] logierten hier); [[Wiener Kammeroper|Kammeroper]]. Gedenktafel (1992) zur Erinnerung an die Gründung des "Vereins der kaufmännischen Angestellten" (der ersten [[gewerkschaft]]lichen Angestelltenorganisation) am 14. Jänner 1892 im damaligen "Hotel Rabl". - Die [[Griechische (unierte) Kirche]] steht 1, Postgasse 8; das [[Pazmaneum]] lag am Ende des Fleischmarkts (1, [[Postgasse 11]]-13).
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*Nummer 24: Hotel "[[Zur Stadt London]]" beziehungsweise "[[Zum weißen Ochsen]]", Ende des 19. Jahrhunderts "Hotel Rabl", seit 1901/1902 "Hotel Post"; im "Weißen Ochsen" stieg 1762 (6. Oktober bis Jahresende) [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozarts]] Vater Leopold mit seinen beiden Kindern ab [erste Wiener Reise], aber auch [[Frédéric Chopin|Chopin]] [zweite Wiener Reise November 1830], Lessing, Liszt und [[Richard Wagner]] [zwischen 1872 und 1876] logierten hier); [[Wiener Kammeroper|Kammeroper]]. Gedenktafel (1992) zur Erinnerung an die Gründung des "Vereins der kaufmännischen Angestellten" (der ersten [[gewerkschaft]]lichen Angestelltenorganisation) am 14. Jänner 1892 im damaligen "Hotel Rabl". - Die [[Barbarakirche|Griechische (unierte) Kirche]] steht 1, Postgasse 8; das [[Pazmaneum]] lag am Ende des Fleischmarkts (1, [[Postgasse 11]]-13).
  
 
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Aktuelle Version vom 22. November 2023, 10:28 Uhr

Griechenbeisel (1953)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von 1220
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung carnifices Viennensis, domus in antiquo foro carnium, in foro carnium, Alter Fleischmarkt
Benannt nach Marktplatz für Fleisch
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 20977
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 22.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Griechenbeisel.jpg
Bildunterschrift Griechenbeisel (1953)

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48° 12' 38.60" N, 16° 22' 35.13" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Fleischmarkt (1.).

Fleischmarkt 14 (Juni 2019)
Fleischmarkt 19 (Juni 2019)

Er gehört zu den ältesten Straßenzügen im babenbergerischen Stadterweiterungsgebiet und wird bereits 1220 als "carnifices Viennensis" erwähnt. Hier war nicht nur der älteste Marktplatz für Fleisch, sondern zugleich auch der älteste Sitz der Fleischhacker; nach der Metzgerordnung von 1333 hatten die Metzger hier ihr Innungshaus. Vor 1256 wird der Fleischverkauf auf den Lichtensteg verlegt; 1285 findet sich erstmals die Bezeichnung "Alter [ehemaliger] Fleischmarkt" ("domus in antiquo foro carnium"), doch erfolgte die Benennung nicht einheitlich (1314 "in foro carnium"). In der Metzgerordnung von 1333 wird am Fleischmarkt das Innungshaus erwähnt; unter den Hausbesitzern lassen sich noch bis ins 15. Jahrhundert unter den hier ansässigen reichen Patriziern viele Fleischhauer nachweisen (etwa die Familie Öczestorffer). Das Aussehen der Gegend veränderte sich durch die Errichtung der (Alten) Universität südlich des Ostendes des Straßenzugs (Studentenhäuser, Sesshaftigkeit gelehrter Gewerbe). Um diese Zeit beschränkte sich die Bezeichnung "Alter Fleischmarkt" auf den Teil zwischen Hafnersteig und Dominikanerkloster.

In unruhigen Zeiten (beispielsweise um 1450/1460) waren die "Koderien" (Speisehäuser) des Fleischmarkts, die sich mitten unter den Fleischerhäusern befanden, Sammel- und Tummelplätze vieler aufrührerischer Elemente. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden auch die an den (alten) Fleischmarkt grenzenden Häuser in der Drachen-, Wolfen-, Griechen- und Postgasse sowie des Laurenzersteigs zum Fleischmarkt gerechnet; die Drachengasse hieß "Gässel beim Fleischmarkt", der Steyrerhof "Hinter dem alten Fleischmarkt auf der Höhe". 1683 litt der Fleischmarkt stark unter dem türkischen Beschuss von der Leopoldstadt her. Eine Zeitlang wurde auf dem Fleischmarkt auch der Holzmarkt abgehalten, bis er 1742 in die Roßau verlegt wurde. 1759 stieß man bei Fundamentierungsarbeiten auf ergiebige Römerfunde (Steinsärge).

Von Bedeutung wurde im 18. Jahrhundert (insbesondere nach dem Frieden von Passarowitz 1718) der Zuzug von Griechen, in deren Händen der ganze Handelsverkehr nach dem Balkan und in die Levante lag und durch die ein neues Bevölkerungselement auftaucht; die Spuren sind noch heute deutlich erkennbar (Nummer 11: Griechenbeisel; Nummer 13: Griechisch-orientalische Kirche; Nummer 20-22: Wohnpalais des griechischen Bankiers, Handelsmannes und königlich-griechischen Gesandten Simon Georg Freiherr von Sina). Gleichzeitig wurde der Straßenzug, der bis heute einige im Baukern gotische Häuser aufweist (Nummer 3, Fundamentierung; Nummer 9, Zur Mariahilf; Nummer 11, Zum roten Dachel), zum Teil barockisiert (etwa Nummer 15, Schwindhof).

Anfang des 19. Jahrhundert entstanden neue Häuser am Ostende des Straßenzugs (etwa Nummer 16, 20-22). 1848 führte die Straße während der Revolution kurze Zeit die Bezeichnung "Barrikadenstraße" (am 6. Dezember 1848 erfolgte die Rückbenennung). Die heutige Bezeichnung Fleischmarkt führt der Straßenzug seit 1862.

Anfang 20. Jahrhundert drang der Jugendstil vor (Nummer 1 [ Residenzpalast ], 3, 5, 7 [ Meinl ], 14). Der Fleischmarkt wurde ab 21. April 1911 (Stadtrat) (über die Rotenturmstraße hinaus) über die Einmündung des in diesem Jahr über den Hohen Markt nach Norden verlängerten Bauernmarkts bis zur Fleischmarktstiege geführt, die eine Verbindung zur (höher gelegenen) Judengasse bildet; da die Nummerierung im alten Teil unverändert blieb, ergab sich im neuen Teil eine ungeklärte Häusernummerierung (die zum Teil gegenläufig mit 1a und so weiter gelöst wurde). Auf dem Fleischmarkt, der sich schon sehr frühzeitig zu einem vornehmen Straßenzug entwickelt hatte, befanden sich auch Einkehrwirtshäuser (Nummer 2 und 24).

1., Fleischmarkt; Drachengasse, um 1940

Gebäude

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 40 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 67 f.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Leopold Mazakarini: Kleiner Führer durch Wien. Hg. v. d. Gesellschaft für Natur- und Heimatkunde. Band 12: Der Fleischmarkt. Wien: Ges. für Natur- u. Heimatkunde 1981
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 50 f.
  • Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990, Register
  • Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Architekturführer. Wien: J & V Ed. ²1990, S. 14 f.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959, S. 26 f.
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 76
  • Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 57 f.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 450 ff.
  • Philipp Jakob Lambacher: Beschreibung und Erklärung der im Jahre 1759 auf dem alten Fleischmarkte zu Wien ausgegrabenen zwey alten römischen Särge, und anderer dabey gefundenen Alterthümer, in einem Sendschreiben abgefasset. Wien: Ghelen 1759
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 452 f.