Tuchhandel

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Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 27.09.2021 durch WIEN1.lanm08swa

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Die mit der Tucherzeugung befassten Gewerbe versorgten bis ins 18. Jahrhundert hauptsächlich die Bewohner der Stadt und ihres Umlands, wobei die Qualität der heimischen Produkte im wesentlichen auf den Durchschnittsbedarf abgestimmt war.

Ein nennenswerter Export ist nicht feststellbar. Höherwertiges Tuch wurde importiert (Köln [vergleiche Privilegierung der Regensburger Kaufleute 1192], Aachen, Metz, Maastricht, Gent, Ypern [Burgmaut- und Wagenmauttarife erste Hälfte des 13. Jahrhunderts]) und teils auf dem heimischen Markt angeboten, teils ins Ausland (vor allem Ungarn) weiterveräußert (was seit der Gewährung des Stapelrechts 1221 (Stadtrechtsprivileg Leopolds VI.) den Wiener Kaufleuten vorbehalten war); erst ab 1515 war der Transithandel mit Tuch über Wien fremden Kaufleuten ohne Zwischenschaltung der Wiener möglich. Der stückweise Abverkauf der importierten Tuchballen war ab dem beginnenden 13. bis ins 18. Jahrhundert ein Vorrecht von rund 30 Wiener Bürgern, den Laubenherren, deren Gewandkeller sich unter den Tuchlauben (1) befanden. Ebenfalls eingeführt wurde höherwertige Leinwand (gefärbte und gebleichte aus Köln und dem Bodenseeraum, gebleichte und rohe aus Passau und Olmütz); der Abverkauf der gefärbten Leinwand war ab 1497 ein Vorrecht der Kramer, die übrigen Sorten wurden bis Anfang des 17. Jahrhunderts von den Leinwatern im Leinwandhaus (1, Hoher Markt 4) vertrieben, wobei 1516 der tägliche Tausch der Verkaufstische angeordnet wurde. Zum Verkauf von Seide, die bis ins 18. Jahrhundert in Wien nicht erzeugt, sondern (hauptsächlich aus Venedig) eingeführt wurde, war im 14. Jahrhundert das Seithaus (1, Hoher Markt 4-5, Teil) bestimmt und den "Saitkaufern" vorbehalten.

Die Herstellung von Kleidungsstücken aus den eingeführten oder in Wien erzeugten Stoffen übernahmen die Schneider (auch Handschneider); die Bezeichnung leitet sich davon ab, dass sie von den Tuchballen die jeweils benötigte Stoffmenge abschnitten. Als Spezialgewerbe sonderten sich von den Schneidern die Joppner, "Wambeiser" (Wamserzeuger) und "Mäntler" (Mantelhersteller) ab.

Literatur