Barock

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Schrägluftaufnahme über Schloss Schönbrunn vom 20. September 1957.
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Epoche
Datum von 1600
Datum bis
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 3686
GND
WikidataID
Objektbezug Architektur, Kunst, Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.04.2021 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname Schönbrunn Schloss.jpg
Bildunterschrift Schrägluftaufnahme über Schloss Schönbrunn vom 20. September 1957.

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Barock, europäische Stilepoche im 17. und 18. Jahrhundert, die durch die große Prachtentfaltung mit bewegten, schwellenden Formen der Bauteile charakterisiert ist. Das Ursprungsland des Barock ist Italien; in Österreich wurde er erst heimisch, als er sich dort bereits zu erschöpfen begann. Da sich die Künstler mit dem Vorangegangenen auseinandersetzen mussten und nicht in Eklektizismus und Epigonentum verharrten, kam es zu einer fruchtbaren Synthese, die einen typisch österreichischen Kunststil begründete, der in der Kunstgeschichte europäische Bedeutung erlangte. Der Frühbarock beginnt in Wien zugleich mit der Gegenreformation unter Kardinal Melchior Khlesl um 1600, ist von italienischen Künstlern geprägt (Domenico Martinelli und andere) und hat überwiegend kirchliche Bauwerke hinterlassen (von den Adelspalästen hat sich wenig erhalten). Seit der Gegenreformation war es Aufgabe des Kunstwerks im geistlichen Bereich, der skeptisch gewordenen Menschheit die Welt Gottes und der Heiligen erneut zu vergegenwärtigen und den Glaubenssieg entsprechend zu glorifizieren, wohingegen im weltlichen Bereich (mit den Mitteln der wiederaufgenommenen antiken Tradition) die olympische Welt der Herrschenden allegorisch dargestellt werden sollte. Damit wird der Barock gleichermaßen zum Symbol des kirchlichen Sieges (über die Protestanten) und des weltlichen Sieges (über die Osmanen), wobei die Konsolidierung in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht die notwendige Grundvoraussetzung lieferte. Der Hochbarock setzt nach der abgeschlagenen Türkenbelagerung von 1683 ein und steht unter dem Zeichen von Architekten aus dem deutschen Sprachraum (an der Spitze Johann Bernhard Fischer von Erlach mit seinem Sohn Joseph Emanuel Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrandt samt ihren zahlreichen Mitarbeitern und Schülern sowie den zur Ausschmückung der Bauwerke herangezogenen Bildhauern [anfangs Paul Strudel, Lorenzo Mattielli, Matthias Steinl, Balthasar Permoser, Giovanni Giuliani, später Georg Raphael Donner, Balthasar Moll, Jakob Schletterer, Johann Georg Dorfmeister, Franz Xaver Messerschmidt], Malern [anfangs Johann Michael Rottmayr, Martino Altomonte, Peter Strudel, später Daniel Gran, Bartolomeo Altomonte, Paul Troger, Martin Johann Schmidt, Josef Ignaz Mildorfer, Johann Wenzel Bergl] und Freskanten [neben bereits genannten Malern vor allem als Hauptvertreter Franz Anton Maulbertsch]); weitere Verweise auf Künstler (vor allem auch jener, die ohne unmittelbare Beziehung zum Baugeschehen wirkten, wie Landschafts- und Porträtmaler oder Kunstgewerbler) können wegen ihrer großen Zahl hier nicht gegeben werden. Zu betonen ist noch, dass sich das barocke "Gesamtkunstwerk" nicht in der Kunst erschöpft, sondern auch enge Verbindungen zum Theater und zur Musik gegeben sind. Die Architekten wurden insbesondere von den zugleich das "Heldenzeitalter" repräsentierenden "Barockkaisern" Leopold I. (1659-1705), Joseph I. (1705-1711) und Karl VI. (1711-1740), deren "imperiales Denken" den Bauboom auslöste, nach Wien berufen und schufen im Großraum Wien für Hof, Adel, Kirche, Stadt und Bürgertum eine große Zahl bedeutender Werke; sie formten durch die Verschmelzung von Stilformen des römischen Barock und der französischen Architektur der Zeit Ludwigs XIII. und XIV. jene eigenständigen Werke der "österreichischen Barockarchitektur", die europäische Bedeutung erlangt haben. Die Hauptvoraussetzungen (ausreichende finanzielle Ressourcen der Bauherren [beim Adel unter anderem aus angesammelten Agrareinkünften der Latifundien in Böhmen], der Wille zur Repräsentation [der nicht selten in Prunk- und Verschwendungssucht ausartete], freie Arbeitskräfte [die nach dem Abschluss der Fortifikationsarbeiten zur Verfügung standen] und der Wegfall militärischer Bedrohung [durch die das Bauen in den ungeschützten Vorstädten ermöglicht wurde]) waren erfüllt. Hatte es im 16. Jahrhundert zu den Prestigevorstellungen des Adels gehört, ein Palais in der Stadt zu besitzen, so übertrug sich dies nunmehr auf das Gartenpalais in den Vorstädten, wobei die Vorbilder des Hofs (Schönbrunn) und des Prinzen Eugen (Belvedere) nicht unwesentlich waren. Der österreichische Barock ist Ausdruck eines umfassenden Lebens- und Weltstils und entwickelte sich zum Spiegelbild der österreichischen Mentalität. Um 1730 war der Kulminationspunkt der Bautätigkeit in Wien überschritten; zugleich wird die Tendenz zu einer klassizistischen Haltung erkennbar (Spätwerke der beiden Fischer, Anton Ospel, Donato Felice d' Allio). Die Baubewegung verlagerte sich seither nach Ungarn, Böhmen, Tirol und Kärnten, wurde aber durch den Wiener Stil Fischers und Hildebrandts beeinflusst. In der Ära Maria Theresias folgte der Spätbarock, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in das Rokoko und den französischen Frühklassizismus überleitete (Nicolas Jadot de Ville-Issey, Nikolaus Pacassi). Trotz gründerzeitlicher und secessionistischer Überschichtung sind noch heute Teile der Innenstadt durch den Barockstil geprägt; in den Vorstädten und Vororten sind es (abgesehen von Bürgerhäusern in einzelnen Vierteln, wie am Spittelberg) vor allem Schlösser, Palais und Kirchen, die für das Stadtbild Bedeutung haben.

Literatur

  • Gabriele Praschl-Bichler: Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Brandstätter 1990
  • Bruno Grimschitz / Rupert Feuchtmüller / Wilhelm Mrazek: Barock in Österreich. Wien [u.a.]: Forum-Verlag ³1965
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Buchreihe "Österreichische Heimat", 20)
  • Fred Hennings: Das barocke Wien. 2 Bände. Wien [u.a.]: Herold 1965
  • Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 1: Plastik in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1970 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/1), S. 85 ff.
  • Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 2: Geschichte der Malerei in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1955 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/2), S. 43 ff., 235 ff.
  • Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 3: Geschichte der Architektur in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1973 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/3), S. 16 ff.
  • Wilfried Hansmann: Baukunst des Barock. Form, Funktion, Sinngehalt. Köln: DuMont 1978, Register („Wien")
  • Hans Sedlmayr: Österreichische Barockarchitektur. 1690 - 1740. Wien: Filser 1930
  • Walter Koschatzky [Hg.]: Maria Theresia und ihre Zeit. Eine Darstellung der Epoche von 1740 - 1780 aus Anlaß der 200. Wiederkehr des Todestages der Kaiserin. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 1979
  • Wolfgang Pircher: Verwüstung und Verschwendung. Adeliges Bauen nach der Zweiten Türkenbelagerung. Wien: Deuticke 1984 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 14)

Spezialliteratur bei Künstlern und Bauwerken.