Freyung: Unterschied zwischen den Versionen

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|Bildquelle=Wilhelm Kisch: Wien. Wien: Gottlieb 1883
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Freyung (1). Der Platz vor der [[Schottenkirche]] (im 12. Jahrhundert noch außerhalb der Stadtmauer, die dem Verlauf der römischen Lagermauer entsprach) gehört zu jenen Grundstücken, die [[Heinrich II.]] Jasomirgott 1155 dem von ihm (im Zuge der Residenzverlegung von Regensburg nach Wien) begründeten Schottenkloster geschenkt hatte.  
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|Bildunterschrift=Die Freyung auf Höhe des [[Kinskypalais|Palais Kinsky]] (rechts), um 1905. In der linken Bildhälfte ist das zum [[Harrachpalais (1)|Palais Harrach]] gehörige das Gartenpalais zu sehen, das 1944 zerbombt wurde.
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Der Platz vor der [[Schottenkirche]] (im 12. Jahrhundert noch außerhalb der [[Stadtmauer]], die dem Verlauf der [[Römische Lagermauern|römischen Lagermauer]] entsprach) gehört zu jenen Grundstücken, die [[Heinrich II.]] Jasomirgott 1155 dem von ihm (im Zuge der Residenzverlegung von Regensburg nach [[Wien]]) begründeten [[Schottenkloster]] geschenkt hatte.  
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[[Datei:Schottenkirche_17tesJh.jpg|390px|thumb|right|Ansicht der Schottenkirche aus dem 17. Jahrhundert.]]
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[[Datei:Freyung.jpg|390px|thumb|right|1., Freyung: Schottenkirche, um 1940.]]
  
Der Name erklärt sich aus der 1181 verfügten Befreiung des Klosterbezirks von der städtischen Gerichtsbarkeit. Auf dem heutigen Platz erstreckte sich der bereits 1209 erwähnte Klosterfriedhof mit der 1304 erbauten Friedhofskapelle St. Philipp und Jakob (Karner, vor der linken Seitenfassade der Kirche gelegen; 1648 abgebrochen); 1209 wird ein Brunnen erwähnt, außerdem ein Haus "in area Scotorum". Ende 12. Jahrhundert wurde das Gebiet im Zuge der babenbergerischen Stadterweiterung in die Stadt einbezogen (Bau der babenbergerischen [[Ringmauer]]). Um 1300/1326 sind Häuser "ante Scotos" und "apud Scotos" nachzuweisen. 1276 zerstörte eine [[Brände|Feuersbrunst]], die außerhalb des Schottentors ihren Ausgang genommen hatte, auch diesen Teil der Stadt. Ebenso litt das Gebiet während des Stadtbrands von 1327.  
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Der Name erklärt sich aus der 1181 verfügten Befreiung des Klosterbezirks von der städtischen Gerichtsbarkeit. Auf dem heutigen Platz erstreckte sich der bereits 1209 erwähnte Klosterfriedhof mit der 1304 erbauten Friedhofskapelle St. Philipp und Jakob (Karner, vor der linken Seitenfassade der Kirche gelegen; 1648 abgebrochen); 1209 wird ein [[Brunnen]] erwähnt, außerdem ein Haus "in area Scotorum". Ende 12. Jahrhundert wurde das Gebiet im Zuge der [[babenberger]]ischen [[Stadterweiterung]] in die Stadt einbezogen (Bau der babenbergerischen [[Ringmauer]]). Um 1300/1326 sind Häuser "ante Scotos" und "apud Scotos" nachzuweisen. 1276 zerstörte eine [[Brände|Feuersbrunst]], die außerhalb des [[Schottentor|Schottentors]] ihren Ausgang genommen hatte, auch diesen Teil der Stadt. Ebenso litt das Gebiet während des [[Stadtbrand]]s von 1327.  
  
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==Bezeichnungen verschiedener Teile der Freyung==
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Teile der Freyung hatten eigene Bezeichnungen. Die Gegend der [[Philipp- und Jakob-Kapelle (1, Freyung)|Philipp- und Jakob-Kapelle]] hieß nach deren Abbruch "Bergl"; der Teil gegen die [[Strauchgasse]] zu (vor den Häuserfronten Nummer 1-3) trug im 15./16. Jahrhundert die Bezeichnung "[[Auf dem Mist]] (gegenüber beziehungsweise bei den Schotten)" und gegen die [[Renngasse]] zu "[[Am Bühel|Aufm Bühel]]"; Nummer 4-5 wurden anfangs zur [[Hochstraße (1)|Hochstraße]] ([[Herrengasse]]) gerechnet.
  
==Bezeichnungen verschiedener Teile der Freyung==
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1488 ergriff ein von experimentierenden italienischen Alchimisten ausgelöster [[Brände|Brand]] auch die [[Schottenkirche]]. Bis 1547 (noch auf dem [[Wolmuet-Plan (1547)|Wolmuet-Plan]]) ist die Benennung "Aufm Steinfeld" belegt (entweder als unwirtliche Stelle oder als Fundort römischer Altertümer zu deuten).
Teile der Freyung hatten eigene Bezeichnungen. Die Gegend der [[Philipp- und Jakob-Kapelle (1, Freyung)|Philipp- und Jakob-Kapelle]] hieß nach deren Abbruch "Bergl"; der Teil gegen die [[Strauchgasse]] zu (vor den Häuserfronten Nummer 1-3) trug im 15./16. Jahrhundert die Bezeichnung "Auf dem Mist (gegenüber beziehungsweise bei den Schotten)" und gegen die [[Renngasse]] zu "Aufm Bühel"; Nummer 4-5 wurden anfangs zur [[Hochstraße (1)|Hochstraße]] ([[Herrengasse]]) gerechnet.  
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Der Name "Freyung", der sich im [[Mittelalter]] noch nicht nachweisen läßt, dürfte mit der 1181 dem [[Schottenstift]] verliehenen Immunität (das heißt der Befreiung von der landesfürstlichen Gerichtsbarkeit) zusammenhängen (das Asylrecht wurde von [[Maria Theresia]] aufgehoben). 1547 (und noch 1701) hieß die Freyung Schottenplatz, obwohl Wolfgang Laz 1564 "vriunge" erwähnt. Die Bevölkerung verwendete am Anfang des 18. Jahrhunderts den Namen "[[Bei den Schotten am Stein]]".
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Lange Zeit war sie der Tummelplatz von Gauklern und Marktschreiern, allerdings stand hier einst auch ein [[Pranger]]. Durch das [[Erdbeben]] von 1590 erlitt auch die Freyung ([[Schottenkirche]]) beträchtliche Schäden. 1683 wurde auf diesem Platz der Unrat in einer großen Grube gesammelt. Am 14. Juli 1683 (dem Beginn der [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|Türkenbelagerung]]) wurde die Freyung von einer schrecklichen Feuersbrunst heimgesucht, am 16. Juli hier der Galgen für die durch ein Schnellgericht verurteilten Verräter und Unzuverlässigen aufgerichtet.  
  
1488 ergriff ein von experimentierenden italienischen Alchimisten ausgelöster [[Brände|Brand]] auch die [[Schottenkirche]]. Bis 1547 (noch auf dem Wolmuet-Plan) ist die Benennung "Aufm Steinfeld" belegt (entweder als unwirtliche Stelle oder als Fundort römischer Altertümer zu deuten).  
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==Marktleben auf der Freyung==
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Im Spätmittelalter wurde auf der Freyung in der Nähe des Schottenklosters einmal wöchentlich ein Pferdemarkt abgehalten. Erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts entstand hier ein Viktualienmarkt für Obst, Gemüse und Kräuter.
  
Der Name "Freyung", der sich im Mittelalter noch nicht nachweisen läßt, dürfte mit der 1181 dem [[Schottenstift]] verliehenen Immunität (das heißt der Befreiung von der landesfürstlichen Gerichtsbarkeit) zusammenhängen (das Asylrecht wurde von [[Maria Theresia]] aufgehoben). 1547 (und noch 1701) hieß die Freyung Schottenplatz, obwohl Wolfgang Laz 1564 "vriunge" erwähnt. Die Bevölkerung verwendete am Anfang des 18. Jahrhunderts den Namen "Bei den Schotten am Stein".  
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Seit 1710 gilt der Name Freyung für den gesamten heutigen Platz. 1721 schlug inmitten des [[Jahrmarkt]]s [[Josef Anton Stranitzky|Josef Stranitzky]], der "Wiener [[Hanswurst]]", erstmals seine Bude auf. Im selben Jahr nahm die Revolte der unterdrückten Schuhknechte von der Freyung ihren Ausgang. Das Ölbild von [[Canaletto]] (1759?) zeigt auf der Freyung reges Marktleben. 1772-1841 wurde auch der [[Christkindlmarkt]] auf der Freyung abgehalten. 1846 wurde der [[Austriabrunnen (1)|Austriabrunnen]] errichtet.  
  
Lange Zeit war sie der Tummelplatz von Gauklern und Marktschreiern, allerdings stand hier einst auch ein Pranger. Durch das [[Erdbeben]] von 1590 erlitt auch die Freyung ([[Schottenkirche]]) beträchtliche Schäden. 1683 wurde auf diesem Platz der Unrat in einer großen Grube gesammelt. Am 14. Juli 1683 (dem Beginn der [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|Türkenbelagerung]]) wurde die Freyung von einer schrecklichen Feuersbrunst heimgesucht, am 16. Juli hier der Galgen für die durch ein Schnellgericht verurteilten Verräter und Unzuverlässigen aufgerichtet.  
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Bis Ende 18. Jahrhundert hatten hier die "Küchelbäcker" ihre Verkaufsbuden aufgestellt.  
  
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Die Benediktiner des Schottenstiftes empfanden das schrille Markttreiben vor ihrem Haus als störend und setzten sich für ein Entfernen der Marktstände ein. Um 1780 wurden schließlich die Obst- und Gemüseverkäuferinnen und -verkäufer auf den Platz beim Freihaus auf der Wieden (heutiger Bereich [[Wiedner Hauptstraße]] - [[Resselgasse]] - [[Operngasse]]) übersiedelt. Dort begann sich der Vorläufer des Naschmarktes zu etablieren. Eine Renovierung der Fassade der [[Schottenkirche]] im Jahr 1822 wurde zum Anlass genommen, die verbliebenen Stände der "Dürrkräutlerinnen" sowie der Korbflechterinnen und Korbflechter von der Freyung abzusiedeln.
  
==Marktleben auf der Freyung==
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1848 hieß der Platz vorübergehend [[Einheitsplatz (1)|Einheitsplatz]] 1856 wurden die Häuser, die zwischen der Freyung und dem Platz [[Am Hof]] nur eine schmale Gasse freiließen, demoliert ([[Heidenschuß]]).  
Seit 1710 gilt der Name Freyung für den gesamten heutigen Platz. 1721 schlug inmitten des Jahrmarkts [[Josef Anton Stranitzky|Josef Stranitzky]], der "Wiener [[Hanswurst]]", erstmals seine Bude auf. Im selben Jahr nahm die Revolte der unterdrückten Schuhknechte von der Freyung ihren Ausgang. Das Ölbild von Canaletto (1759?) zeigt auf der Freyung reges Marktleben. 1772-1841 wurde auch der [[Christkindlmarkt]] auf der Freyung abgehalten. 1846 wurde der [[Austriabrunnen (1)|Austriabrunnen]] errichtet.  
 
  
Bis Ende 18. Jahrhundert hatten hier die "Küchelbäcker" ihre Verkaufsbuden aufgestellt. 1848 hieß der Platz vorübergehend Einheitsplatz 1856 wurden die Häuser, die zwischen der Freyung und dem Platz [[Am Hof]] nur eine schmale Gasse freiließen, demoliert ([[Heidenschuß]]).  
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Später etablierte sich hier ein Markt für hochwertige Grünprodukte. In einem Bericht aus dem Jahr 1871 finden dutzende Verkäuferinnen und Verkäufer Erwähnung, die köstliche Gemüsesorten, Spargel, schöne Trauben, schmackhafte Pfirsiche und anderes Obst um teures Geld anboten.  
  
Bis zirka 1900 brachten ungarische, slowakische, böhmische, mährische und deutsche Bauern die Produkte ihres Gartens und der Landwirtschaft nach Mitternacht zum Freyung, damit der Markt um 07:00 aufgehoben werden konnte. Nach der Reinigung des Platzes wurde die Freyung untertags als Verkehrsweg verwendet.
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Bis circa 1900 brachten ungarische, slowakische, böhmische, mährische und deutsche Bauern die Produkte ihres Gartens und der Landwirtschaft nach Mitternacht zur Freyung, damit der [[Markt]] um sieben Uhr aufgehoben werden konnte. Nach der Reinigung des Platzes wurde die Freyung untertags als Verkehrsweg verwendet.
  
Bis 1989 wurde die Freyung (im Zuge des Baus einer Tiefgarage unter dem Platz, deren Einfahrt sich vor dem [[Kinskypalais]] befindet) zu einer verkehrsberuhigten Zone umgestaltet und ist seither weitgehend dem Fußgeher und kulturellen Aktivitäten vorbehalten. Seit 1989 wird vor Weihnachten ein vom "Club Wien" veranstalteter "Alt-Wiener Weihnachtsmarkt" abgehalten (zuvor ab 1987 auf dem [[Michaelerplatz]]), seit 1991 werden vor den Gebäuden Nummer 2 und 3 in Wechselausstellungen moderne Kunstwerke präsentiert (Kunstforum der [[Bank Austria AG|Bank Austria]]).
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In den letzten Friedensjahren der Monarchie wurde ein täglicher Viktualienmarkt im Bereich zwischen [[Tiefer Graben]] und [[Renngasse]] sowie um den [[Austriabrunnen (1)|Austriabrunnen]] abgehalten. In der Ersten Republik wurde der Markt an die andere Platzseite vor das ehemalige Gebäude der Ungarischen Nationalbank ([[Ferstelpalais|Palais Ferstel]]) und das [[Harrachpalais (1)|Palais Harrach]] verlegt.
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Im Sinne einer Stadtbildverschönerung wurde er 1925 mit neuen einheitlichen Marktständen ausgestattet.  
  
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Bis 1989 wurde die Freyung (im Zuge des Baus einer Tiefgarage unter dem Platz, deren Einfahrt sich vor dem [[Kinskypalais]] befindet) zu einer verkehrsberuhigten Zone umgestaltet und ist seither weitgehend dem Fußgeher und kulturellen Aktivitäten vorbehalten. Seit 1989 wird vor Weihnachten ein "[[Christkindlmarkt|Alt-Wiener Weihnachtsmarkt]]" abgehalten (zuvor ab 1987 auf dem [[Michaelerplatz]]), seit dem Jahr 1990 dient die Freyung wieder mehrmals wöchentlich als Marktplatz für Lebensmittel. Seit 1991 werden vor den Gebäuden Nummer 2 und 3 in Wechselausstellungen moderne Kunstwerke präsentiert (Kunstforum der [[Bank Austria AG|Bank Austria]]).
  
 
==Archäologie==
 
==Archäologie==
Ausgrabungen vor dem Bau der Tiefgarage erbrachten den Nachweis einer dichten Verbauung mit römischen Objekten (Gruben einer Walkersiedlung?), deren Grundrisse nicht mehr zu erkennen sind, weil der Platz in nachantiker Zeit planiert worden ist. Parallel zur Herrengasse verlief, vom [[Michaelerplatz]] kommend, eine geschotterte römische Straße mit Seitengräben, von der unter dem [[Harrachpalais (1)|Harrachpalais]] eine Stichstraße nach Norden abzweigte. Bei Ausgrabungen unter dem Palais wurden die ältesten römischen Bauten der Innenstadt gefunden (wahrscheinlich Kasernen aus Holz aus der Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus). Diese Bauten und eine auffallende Konzentration von Funden dieser Epoche lassen vermuten, dass sich hier vor der Errichtung des Legionslagers ein militärischer Stützpunkt befunden hat, dessen Achse die bereits erwähnte, parallel zur [[Herrengasse]] verlaufende Römerstraße gewesen sein dürfte. Nach dem gegenwärtigen Ausgrabungsbefund scheint diese die Altstraße gewesen zu sein, die vor der Entstehung des Limes am Südufer der Donau verlief. Mit dem Ausbau des Limes und der Errichtung des Legionslagers [[Vindobona]] wäre im lagernahen Bereich das Straßensystem insoferne neu geordnet worden, als diese "Altstraße" als Umgehungsstraße verwendet wurde, wogegen die neu angelegte Limesstraße auf das linke Lagertor an der Hohen Brücke zuführte und die Achse des Legionslagers bildete. Von der zum ehemaligen Friedhof des Schottenklosters gehörenden [[Philipp- und Jakob-Kapelle (1, Freyung)|Philipp- und Jakob-Kapelle]] wurde das Untergeschoß gefunden. Wegen der noch vorhanden gewesenen Ansätze von Gewölberippen dürfte es als [[Karner]] verwendet worden sein. Die mächtigen und gut erhaltenen Steinmauern des Kapellenuntergeschosses fielen der Tiefgarage zum Opfer. Zum [[Heidenschuß]] hin senkte sich die Freyung so stark, dass man über den [[Ottakringer Bach]] eine sehr kleine Brücke annehmen kann. Etwa der heutigen Fahrspur folgend verlief eine mittelalterliche Straßenschotterung vom Ausgang der [[Teinfaltstraße]] auf den [[Heidenschuß]] zu, von der ein kleines Stück (auf dem heute höheren Niveau) vor dem "[[Ferstelpalais|Palais Ferstel]]" (Nummer 2) im Originalzustand verlegt worden ist. In unmittelbarer Nähe fand sich in der Platzmitte ein Auslaufbrunnen mit einer relativ breiten Ablaufrinne, die auf eine beträchtliche Schüttung des Brunnens hindeutet. Mit dem Neubau der Barockpalais scheint die Freyung planiert worden zu sein.
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[[Ausgrabungen]] vor dem Bau der Tiefgarage erbrachten den Nachweis einer dichten Verbauung mit [[Römer|römischen]] Objekten (Gruben einer Walkersiedlung?), deren Grundrisse nicht mehr zu erkennen sind, weil der Platz in nachantiker Zeit planiert worden ist. Parallel zur Herrengasse verlief, vom [[Michaelerplatz]] kommend, eine geschotterte römische Straße mit Seitengräben, von der unter dem [[Harrachpalais (1)|Harrachpalais]] eine Stichstraße nach Norden abzweigte. Bei Ausgrabungen unter dem Palais wurden die ältesten römischen Bauten der Innenstadt gefunden (wahrscheinlich [[Kasernen]] aus Holz aus der Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus). Diese Bauten und eine auffallende Konzentration von Funden dieser Epoche lassen vermuten, dass sich hier vor der Errichtung des Legionslagers ein militärischer Stützpunkt befunden hat, dessen Achse die bereits erwähnte, parallel zur [[Herrengasse]] verlaufende Römerstraße gewesen sein dürfte. Nach dem gegenwärtigen Ausgrabungsbefund scheint diese die Altstraße gewesen zu sein, die vor der Entstehung des Limes am Südufer der Donau verlief. Mit dem Ausbau des Limes und der Errichtung des Legionslagers [[Vindobona]] wäre im lagernahen Bereich das Straßensystem insoferne neu geordnet worden, als diese "Altstraße" als Umgehungsstraße verwendet wurde, wogegen die neu angelegte [[Limesstraße]] auf das linke Lagertor an der Hohen Brücke zuführte und die Achse des Legionslagers bildete. Von der zum ehemaligen Friedhof des Schottenklosters gehörenden [[Philipp- und Jakob-Kapelle (1, Freyung)|Philipp- und Jakob-Kapelle]] wurde das Untergeschoß gefunden. Wegen der noch vorhanden gewesenen Ansätze von Gewölberippen dürfte es als [[Karner]] verwendet worden sein. Die mächtigen und gut erhaltenen Steinmauern des Kapellenuntergeschosses fielen der Tiefgarage zum Opfer. Zum [[Heidenschuß]] hin senkte sich die Freyung so stark, dass man über den [[Ottakringer Bach]] eine sehr kleine Brücke annehmen kann. Etwa der heutigen Fahrspur folgend verlief eine mittelalterliche Straßenschotterung vom Ausgang der [[Teinfaltstraße]] auf den [[Heidenschuß]] zu, von der ein kleines Stück (auf dem heute höheren Niveau) vor dem "[[Ferstelpalais|Palais Ferstel]]" (Nummer 2) im Originalzustand verlegt worden ist. In unmittelbarer Nähe fand sich in der Platzmitte ein Auslaufbrunnen mit einer relativ breiten Ablaufrinne, die auf eine beträchtliche Schüttung des Brunnens hindeutet. Mit dem Neubau der Barockpalais scheint die Freyung planiert worden zu sein.
 
 
  
 
==Gebäude==
 
==Gebäude==
 
*Nummer 1 (Strauchgasse 2): [[Hardeggpalais]] (erbaut 1847, palaisartiges Miethaus von [[Johann Romano]] und [[August Schwendenwein]]).  
 
*Nummer 1 (Strauchgasse 2): [[Hardeggpalais]] (erbaut 1847, palaisartiges Miethaus von [[Johann Romano]] und [[August Schwendenwein]]).  
*Nummer 2 (Herrengasse 14): "[[Ferstelpalais|Palais Ferstel]]" (erbaut 1856-1860 als Mehrzweckbau mit Brunnenhof für die Österreichisch-ungarische Bank von [[Heinrich Ferstel]]); [[Café Central]], [[Donaunixenbrunnen]], [[Ferstelpassage]].  
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*Nummer 2 (Herrengasse 14): "[[Ferstelpalais|Palais Ferstel]]" (erbaut 1856-1860 als Mehrzweckbau mit Brunnenhof für die [[Oesterreichisch-ungarische Bank|Oesterreichisch-ungarische Bank]] von [[Heinrich Ferstel]]); [[Café Central]], [[Donaunixenbrunnen]], [[Ferstelpassage]].  
*Nummer 3: [[Harrachpalais (1)|Harrachpalais]] (erbaut 1690/1702 nach Entwurf von [[Domenico Martinelli]] für Ferdinand Bonaventura Graf Harrach).  
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*Nummer 3: [[Harrachpalais (1)|Harrachpalais]] (erbaut 1690/1702 nach Entwurf von [[Domenico Martinelli]] für [[Ferdinand Bonaventura Graf Harrach]]).  
*Nummer 4: [[Kinskypalais]] (erbaut 1713-1716 von [[Johann Lukas Hildebrandt]] für Wirich Philipp Laurenz von und zu Daun, ab 1784 Rosa Gräfin Kinsky).  
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*Nummer 4: [[Kinskypalais]] (erbaut 1713-1716 von [[Johann Lukas Hildebrandt]] für Wirich Philipp Laurenz von und zu Daun, ab 1784 [[Rosa Kinsky|Rosa Gräfin Kinsky]]).  
 
*Nummer 5 (Teinfaltstraße 1; ursprünglich [[Fleischhof der Juden|Fleischhof]], später [[Dicasterialgebäude]]): erbaut 1883 als Miethaus.  
 
*Nummer 5 (Teinfaltstraße 1; ursprünglich [[Fleischhof der Juden|Fleischhof]], später [[Dicasterialgebäude]]): erbaut 1883 als Miethaus.  
 
*Nummer 6 (Schottengasse 2, Helferstorferstraße 2): Schottenhof ([[Schottenstift]]; 1826-1832, erbaut von [[Josef Georg Kornhäusel|Josef Kornhäusel]]; [[Heinrich-Jasomirgott-Brunnen]] von Johann Sebastian Wagner, [[Schottengymnasium]]).  
 
*Nummer 6 (Schottengasse 2, Helferstorferstraße 2): Schottenhof ([[Schottenstift]]; 1826-1832, erbaut von [[Josef Georg Kornhäusel|Josef Kornhäusel]]; [[Heinrich-Jasomirgott-Brunnen]] von Johann Sebastian Wagner, [[Schottengymnasium]]).  
 
*Bei Nummer 6: [[Schottenkirche]].  
 
*Bei Nummer 6: [[Schottenkirche]].  
 
*Nummer 7: [[Schubladkastenhaus]] (Prioratshaus des Schottenstifts; erbaut 1773/1774 von [[Andreas Zach]] auf einem Teil des Klosterfriedhofs "[[Im Vogelsang (1)|Im Vogelsang]]").  
 
*Nummer 7: [[Schubladkastenhaus]] (Prioratshaus des Schottenstifts; erbaut 1773/1774 von [[Andreas Zach]] auf einem Teil des Klosterfriedhofs "[[Im Vogelsang (1)|Im Vogelsang]]").  
*Nummer 8: Kunstforum Länderbank beziehungsweise Bank Austria beziehungsweise Bank Austria-Creditanstalt; Portalneugestaltung durch Gustav Peichl (1989).
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*Nummer 8: Kunstforum [[Österreichische Länderbank|Länderbank]] beziehungsweise [[Bank Austria AG|Bank Austria]] beziehungsweise Bank Austria-Creditanstalt; Portalneugestaltung durch [[Gustav Peichl]] (1989).
*Nummer 8/9 (Renngasse 2, Tiefer Graben 1; [[Niederösterreichische Eskomptegesellschaft]]): erbaut 1914-1921 von E. von Gotthilf und A. Neumann. [[Austriabrunnen (1)|Austriabrunnen]].  
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*Nummer 8/9 (Renngasse 2, Tiefer Graben 1; [[Niederösterreichische Eskomptegesellschaft]]): erbaut 1914-1921 von [[Ernst Gotthilf von Miskolczy|E. von Gotthilf]] und [[Alexander Neumann (Architekt)|A. Neumann]]. [[Austriabrunnen (1)|Austriabrunnen]].
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{{:Diskussion:Pfarren }}
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* ab 1863: [[Schotten (Pfarre)|Pfarre Schotten]]
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===Siehe auch===
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* [[Magistratsabteilung 59 - Marktamt]]
  
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==Quellen==
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* [https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?iconclasses=1155471 Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zur Freyung]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
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*Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 46 ff.
 
*Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 46 ff.
 
*Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 69 ff.  
 
*Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 69 ff.  
 +
*Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
 
*Karl Glossy: Theatergeschichtliche Ausstellung der Stadt Wien 1892. Wien: Verlag der Bibliothek und des historischen Museums der Stadt Wien 1892, S. 24 ff.  
 
*Karl Glossy: Theatergeschichtliche Ausstellung der Stadt Wien 1892. Wien: Verlag der Bibliothek und des historischen Museums der Stadt Wien 1892, S. 24 ff.  
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 454 f.
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 454 f.
 
*Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 134-138
 
*Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 134-138
 +
*Alexander Hengl: Festschrift 175 Jahre Marktamt. 2014
 
*Hubert Kaut: Die Freyung. In: Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole. Nummer 2. Wien: Jugend & Volk 1968, S. 26 ff.  
 
*Hubert Kaut: Die Freyung. In: Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole. Nummer 2. Wien: Jugend & Volk 1968, S. 26 ff.  
 
*Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 201 ff.  
 
*Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 201 ff.  

Aktuelle Version vom 8. April 2022, 15:49 Uhr

Die Freyung im Jahr 1720.
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von
Datum bis
Name seit 1710
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Schottenplatz
Benannt nach Befreiung von der städtischen Gerichtsbarkeit
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 26700
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 8.04.2022 durch WIEN1.lanm09mur
Bildname Freyung 1720.jpg
Bildunterschrift Die Freyung im Jahr 1720.
Hier befindet / befand sich:

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48° 12' 41.70" N, 16° 21' 53.27" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Freyung auf Höhe des Palais Kinsky (rechts), um 1905. In der linken Bildhälfte ist das zum Palais Harrach gehörige das Gartenpalais zu sehen, das 1944 zerbombt wurde.

Der Platz vor der Schottenkirche (im 12. Jahrhundert noch außerhalb der Stadtmauer, die dem Verlauf der römischen Lagermauer entsprach) gehört zu jenen Grundstücken, die Heinrich II. Jasomirgott 1155 dem von ihm (im Zuge der Residenzverlegung von Regensburg nach Wien) begründeten Schottenkloster geschenkt hatte.

Ansicht der Schottenkirche aus dem 17. Jahrhundert.
1., Freyung: Schottenkirche, um 1940.

Der Name erklärt sich aus der 1181 verfügten Befreiung des Klosterbezirks von der städtischen Gerichtsbarkeit. Auf dem heutigen Platz erstreckte sich der bereits 1209 erwähnte Klosterfriedhof mit der 1304 erbauten Friedhofskapelle St. Philipp und Jakob (Karner, vor der linken Seitenfassade der Kirche gelegen; 1648 abgebrochen); 1209 wird ein Brunnen erwähnt, außerdem ein Haus "in area Scotorum". Ende 12. Jahrhundert wurde das Gebiet im Zuge der babenbergerischen Stadterweiterung in die Stadt einbezogen (Bau der babenbergerischen Ringmauer). Um 1300/1326 sind Häuser "ante Scotos" und "apud Scotos" nachzuweisen. 1276 zerstörte eine Feuersbrunst, die außerhalb des Schottentors ihren Ausgang genommen hatte, auch diesen Teil der Stadt. Ebenso litt das Gebiet während des Stadtbrands von 1327.

Bezeichnungen verschiedener Teile der Freyung

Teile der Freyung hatten eigene Bezeichnungen. Die Gegend der Philipp- und Jakob-Kapelle hieß nach deren Abbruch "Bergl"; der Teil gegen die Strauchgasse zu (vor den Häuserfronten Nummer 1-3) trug im 15./16. Jahrhundert die Bezeichnung "Auf dem Mist (gegenüber beziehungsweise bei den Schotten)" und gegen die Renngasse zu "Aufm Bühel"; Nummer 4-5 wurden anfangs zur Hochstraße (Herrengasse) gerechnet.

1488 ergriff ein von experimentierenden italienischen Alchimisten ausgelöster Brand auch die Schottenkirche. Bis 1547 (noch auf dem Wolmuet-Plan) ist die Benennung "Aufm Steinfeld" belegt (entweder als unwirtliche Stelle oder als Fundort römischer Altertümer zu deuten).

Der Name "Freyung", der sich im Mittelalter noch nicht nachweisen läßt, dürfte mit der 1181 dem Schottenstift verliehenen Immunität (das heißt der Befreiung von der landesfürstlichen Gerichtsbarkeit) zusammenhängen (das Asylrecht wurde von Maria Theresia aufgehoben). 1547 (und noch 1701) hieß die Freyung Schottenplatz, obwohl Wolfgang Laz 1564 "vriunge" erwähnt. Die Bevölkerung verwendete am Anfang des 18. Jahrhunderts den Namen "Bei den Schotten am Stein".

Lange Zeit war sie der Tummelplatz von Gauklern und Marktschreiern, allerdings stand hier einst auch ein Pranger. Durch das Erdbeben von 1590 erlitt auch die Freyung (Schottenkirche) beträchtliche Schäden. 1683 wurde auf diesem Platz der Unrat in einer großen Grube gesammelt. Am 14. Juli 1683 (dem Beginn der Türkenbelagerung) wurde die Freyung von einer schrecklichen Feuersbrunst heimgesucht, am 16. Juli hier der Galgen für die durch ein Schnellgericht verurteilten Verräter und Unzuverlässigen aufgerichtet.

Marktleben auf der Freyung

Im Spätmittelalter wurde auf der Freyung in der Nähe des Schottenklosters einmal wöchentlich ein Pferdemarkt abgehalten. Erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts entstand hier ein Viktualienmarkt für Obst, Gemüse und Kräuter.

Seit 1710 gilt der Name Freyung für den gesamten heutigen Platz. 1721 schlug inmitten des Jahrmarkts Josef Stranitzky, der "Wiener Hanswurst", erstmals seine Bude auf. Im selben Jahr nahm die Revolte der unterdrückten Schuhknechte von der Freyung ihren Ausgang. Das Ölbild von Canaletto (1759?) zeigt auf der Freyung reges Marktleben. 1772-1841 wurde auch der Christkindlmarkt auf der Freyung abgehalten. 1846 wurde der Austriabrunnen errichtet.

Bis Ende 18. Jahrhundert hatten hier die "Küchelbäcker" ihre Verkaufsbuden aufgestellt.

Die Benediktiner des Schottenstiftes empfanden das schrille Markttreiben vor ihrem Haus als störend und setzten sich für ein Entfernen der Marktstände ein. Um 1780 wurden schließlich die Obst- und Gemüseverkäuferinnen und -verkäufer auf den Platz beim Freihaus auf der Wieden (heutiger Bereich Wiedner Hauptstraße - Resselgasse - Operngasse) übersiedelt. Dort begann sich der Vorläufer des Naschmarktes zu etablieren. Eine Renovierung der Fassade der Schottenkirche im Jahr 1822 wurde zum Anlass genommen, die verbliebenen Stände der "Dürrkräutlerinnen" sowie der Korbflechterinnen und Korbflechter von der Freyung abzusiedeln.

1848 hieß der Platz vorübergehend Einheitsplatz 1856 wurden die Häuser, die zwischen der Freyung und dem Platz Am Hof nur eine schmale Gasse freiließen, demoliert (Heidenschuß).

Später etablierte sich hier ein Markt für hochwertige Grünprodukte. In einem Bericht aus dem Jahr 1871 finden dutzende Verkäuferinnen und Verkäufer Erwähnung, die köstliche Gemüsesorten, Spargel, schöne Trauben, schmackhafte Pfirsiche und anderes Obst um teures Geld anboten.

Bis circa 1900 brachten ungarische, slowakische, böhmische, mährische und deutsche Bauern die Produkte ihres Gartens und der Landwirtschaft nach Mitternacht zur Freyung, damit der Markt um sieben Uhr aufgehoben werden konnte. Nach der Reinigung des Platzes wurde die Freyung untertags als Verkehrsweg verwendet.

In den letzten Friedensjahren der Monarchie wurde ein täglicher Viktualienmarkt im Bereich zwischen Tiefer Graben und Renngasse sowie um den Austriabrunnen abgehalten. In der Ersten Republik wurde der Markt an die andere Platzseite vor das ehemalige Gebäude der Ungarischen Nationalbank (Palais Ferstel) und das Palais Harrach verlegt. Im Sinne einer Stadtbildverschönerung wurde er 1925 mit neuen einheitlichen Marktständen ausgestattet.

Bis 1989 wurde die Freyung (im Zuge des Baus einer Tiefgarage unter dem Platz, deren Einfahrt sich vor dem Kinskypalais befindet) zu einer verkehrsberuhigten Zone umgestaltet und ist seither weitgehend dem Fußgeher und kulturellen Aktivitäten vorbehalten. Seit 1989 wird vor Weihnachten ein "Alt-Wiener Weihnachtsmarkt" abgehalten (zuvor ab 1987 auf dem Michaelerplatz), seit dem Jahr 1990 dient die Freyung wieder mehrmals wöchentlich als Marktplatz für Lebensmittel. Seit 1991 werden vor den Gebäuden Nummer 2 und 3 in Wechselausstellungen moderne Kunstwerke präsentiert (Kunstforum der Bank Austria).

Archäologie

Ausgrabungen vor dem Bau der Tiefgarage erbrachten den Nachweis einer dichten Verbauung mit römischen Objekten (Gruben einer Walkersiedlung?), deren Grundrisse nicht mehr zu erkennen sind, weil der Platz in nachantiker Zeit planiert worden ist. Parallel zur Herrengasse verlief, vom Michaelerplatz kommend, eine geschotterte römische Straße mit Seitengräben, von der unter dem Harrachpalais eine Stichstraße nach Norden abzweigte. Bei Ausgrabungen unter dem Palais wurden die ältesten römischen Bauten der Innenstadt gefunden (wahrscheinlich Kasernen aus Holz aus der Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus). Diese Bauten und eine auffallende Konzentration von Funden dieser Epoche lassen vermuten, dass sich hier vor der Errichtung des Legionslagers ein militärischer Stützpunkt befunden hat, dessen Achse die bereits erwähnte, parallel zur Herrengasse verlaufende Römerstraße gewesen sein dürfte. Nach dem gegenwärtigen Ausgrabungsbefund scheint diese die Altstraße gewesen zu sein, die vor der Entstehung des Limes am Südufer der Donau verlief. Mit dem Ausbau des Limes und der Errichtung des Legionslagers Vindobona wäre im lagernahen Bereich das Straßensystem insoferne neu geordnet worden, als diese "Altstraße" als Umgehungsstraße verwendet wurde, wogegen die neu angelegte Limesstraße auf das linke Lagertor an der Hohen Brücke zuführte und die Achse des Legionslagers bildete. Von der zum ehemaligen Friedhof des Schottenklosters gehörenden Philipp- und Jakob-Kapelle wurde das Untergeschoß gefunden. Wegen der noch vorhanden gewesenen Ansätze von Gewölberippen dürfte es als Karner verwendet worden sein. Die mächtigen und gut erhaltenen Steinmauern des Kapellenuntergeschosses fielen der Tiefgarage zum Opfer. Zum Heidenschuß hin senkte sich die Freyung so stark, dass man über den Ottakringer Bach eine sehr kleine Brücke annehmen kann. Etwa der heutigen Fahrspur folgend verlief eine mittelalterliche Straßenschotterung vom Ausgang der Teinfaltstraße auf den Heidenschuß zu, von der ein kleines Stück (auf dem heute höheren Niveau) vor dem "Palais Ferstel" (Nummer 2) im Originalzustand verlegt worden ist. In unmittelbarer Nähe fand sich in der Platzmitte ein Auslaufbrunnen mit einer relativ breiten Ablaufrinne, die auf eine beträchtliche Schüttung des Brunnens hindeutet. Mit dem Neubau der Barockpalais scheint die Freyung planiert worden zu sein.

Gebäude

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 82
  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Nummer 1. Wien: [o. V.] 1846, S. 456 f.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 46 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 69 ff.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Karl Glossy: Theatergeschichtliche Ausstellung der Stadt Wien 1892. Wien: Verlag der Bibliothek und des historischen Museums der Stadt Wien 1892, S. 24 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 454 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 134-138
  • Alexander Hengl: Festschrift 175 Jahre Marktamt. 2014
  • Hubert Kaut: Die Freyung. In: Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole. Nummer 2. Wien: Jugend & Volk 1968, S. 26 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 201 ff.
  • Wolfgang Mayer: Die Neugestaltung der Freyung. In: Wiener Geschichtsblätter. Nummer 46. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1991, S. 77 ff.
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Perspektiven 4/5. 1989
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 52, S. 75
  • Siegfried Weyr: Wien. Magie der Inneren Stadt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1968, S. 23 ff.
  • Hertha Wohlrab: Die Freyung. Wien [u.a.]: Zsolnay 1971 (Wiener Geschichtsbücher, 6)