Schottenkirche

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Freyung , Schottenkirche, um 1900
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1170
Datum bis
Andere Bezeichnung Zu Unserer Lieben Frau, Pfarrkirche "Heilige Maria und heiliger Gregor"
Frühere Bezeichnung
Benannt nach iro-schottischen Mönchen
Einlagezahl
Architekt Andrea dell' Allio, Silvestro Carlone
Prominente Bewohner
PageID 12873
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit, Kirchen, Sakralbauten, Erzdiözese Wien, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Bildname HMW 106606 00003.jpg
Bildunterschrift Freyung , Schottenkirche, um 1900
  • 1., Freyung 6A

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48° 12' 43.27" N, 16° 21' 54.47" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Schottenkirche, nach Carl Schütz, 1790

Schottenkirche (1., Freyung 6A; "Zu Unserer Lieben Frau"; Pfarrkirche "Heilige Maria und heiliger Gregor"), älteste Klosterkirche Wiens. 1958 wurde die Schottenkirche von Papst Pius XII. in den Rang einer Basilica minor erhoben (Schottenstift).

Baugeschichte

Provisorische Kirche

Den von Heinrich II. Jasomirgott aus seiner bisherigen bayerischen Residenzstadt Regensburg nach Wien berufenen iro-schottischen Mönchen stand anfangs nur ein kleines, provisorisches Kirchlein zur Verfügung. Es befand sich wahrscheinlich an der Stelle des heutigen Hauses Freyung 7. Zu dieser Kirche gibt es kaum Informationen, es könnte sich möglicherweise um einen Holzbau gehandelt haben.

Erste Stiftskirche

Die Mönche begannen sofort mit dem Bau einer dreischiffigen romanischen Kirche mit einem kleinen, über der Vierung liegenden polygonalen Turm. Sie befand sich bereits am Ort der heutigen Kirche. Die erste urkundliche Nennung fällt in das Jahr 1170. 1177 (im Todesjahr Heinrichs II.) wurde der Chor vollendet, 1190 die gesamte Kirche (Leopold V. urkundete "in porticu"), 1200 erfolgte die Weihe. 1276 durch den Stadtbrand insbesondere in ihrem westlichen Teil stark beschädigt, war die Schottenkirche wahrscheinlich erst 1317 wiederhergestellt (frühgotische Fassade). Über ihr Aussehen gibt es kaum Informationen. Es ist anzunehmen, dass mehrere Stilelemente der Regenburger St. Jakobskirche übernommen worden waren. Bekannt ist, dass die zwei Altäre der Jungfrau Maria und dem heiligen Gregor geweiht waren und dass die Kirche eine große Empore besaß, auf der die Mönche beim Chorgebet (für die Laien nicht sichtbar) saßen. Zum erhöhten Presbyterium führten Stufen, die entfernt wurden, als der Chor beim gotischen Umbau tiefer gelegt wurde. Vermutlich war der Chor durch einen Lettner (eine Art Empore, von der das Evangelium verlesen wurde) vom übrigen Kirchenraum getrennt. Aus der Zeit nach dem Brand 1276 ist bekannt, dass es in der Kirche eine Dorotheakapelle und in der Mitte einen Allerheiligenaltar gab. Stiftungsbriefe belegen 1318 einen Frauenaltar und 1322, 1351 und 1358 einen Martinsaltar. Im Jahr 1339 waren eine Pauls- und eine Andreaskapelle "im Kloster gelegen" im Bau. Auch eine Katharinenkapelle und eine Nikolauskapelle sind bekannt. Die Lage der genannten Kapellen ist jedoch unklar, sie könnten im Zusammenhang mit dem (zuletzt gotischen) Kreuzgang gestanden sein, der sich an der Westseite der Kirche befand. Von der Schottenkirche in ihrem ursprünglichen Aussehen existiert eine Rekonstruktion von Grefe. Die "Schotten" ließen Kirche und Kloster verfallen, weshalb diese 1418 Melker Benediktinern überlassen wurden.

Benediktiner

Der erste deutsche Abt war Nicolaus III. von Respitz (1418-1428), der die neue Organisation und Wiederbelegung des Klosters in die Wege leitete und in den Klosterannalen als "zweiter Stifter" verewigt ist. Die von ihm durchgeführten Reparaturarbeiten beschränkten sich auf das Nötiste. Sein Nachfolger, Abt Johannes V. von Ochsenhausen (1428-1446), war einer der größten und meistgefeierten Äbte. Auf dem Konzil zu Basel (1431-1449) vertrat er sämtliche Benediktinerklöster der Passauer Diözese. 1443 wurde die Schottenkirche (vor allem der Chor) durch ein Erdbeben beschädigt. Die Schäden wurden provisorisch mit einem Holzbau verkleidet. Unter dem neuen Abt Martin von Leibnitz (1446-1460) erfolgte von 1446 bis 1449 der gotische Neubau des Chors und von 1449 bis circa 1454 die Erneuerung der Mittelschiff- und Querhausgewölbe sowie der Umbau der Westfassade.

In der Kirche befanden sich folgende Altäre:

  • Hochaltar: wurde erneuert und an einem anderen Ort aufgestellt.
  • Lukasaltar: Seitenaltar, wurde abgebrochen und durch einen neuen Altar an anderer Stelle ersetzt.
  • Apostelaltar: wie Lukasaltar.
  • Gottesmutter-, Apostel Johannes- und Katharinenaltar.
  • Alexiusaltar: wurde bereits unter Johannes V. von Ochsenhausen gestiftet und blieb erhalten.
  • Johannesaltar.
  • Andreasaltar.
  • Marien- oder Kreuzaltar.
  • Gregoriusaltar : wurde vom Wiener Bürger Niklas Purger gestiftet, der in den Jahren 1428 bis 1457 wiederholt in Urkunden genannt wird.
  • Annaaltar.
  • Allerheiligenaltar: Simon Pötel (* um 1407/1408, † 1483), der das Stift stark förderte, ließ den Schmuck dieses Altars renovieren.
  • Apostel Petrus- und Paulusaltar.
  • Benediktaltar.
  • Bartolomäusaltar.
  • Martinsaltar.
  • Lienhartsaltar: 1450 erwähnt.
  • Patriciusaltar: 1434 erwähnt.

Die Kapellen, die den Heiligen Andreas, Paulus, Martinus, Erasmus und Katharina geweiht waren, fehlten nach dem Umbau und waren wahrscheinlich durch die oben genannten Altäre ersetzt worden. Neu war die Matthäuskapelle, zu der jegliche weitere Informationen fehlen. Besonderes Ansehen genoss die Nikolauskapelle als Sitz der Zeche unserer lieben Frau. Sie lag wahrscheinlich an der Westseite des Kreuzganges. Die Georgskapelle wurde von Hans Scharfenperger, der auch hier bestattet wurde, mit einem neuen Altar versehen und neu ausgemalt. Später wird sie jedoch nicht mehr erwähnt. 1458 wurde die vom Kreuzgang zugängliche Leiden-Christi-Kapelle errichtet. An der Ostseite des Kreuzganges schloss sich die Barbarakapelle an, deren erste Erwähnung bereits aus dem Jahr 1431 stammt. Sie wurde unter Abt Matthias Fink (1467–1475) durch eine Fabian- und Sebastiankapelle ersetzt, deren Bruderschaft Fink gegründet hatte.

Ansicht der Schottenkirche aus dem 16. Jahrhundert

Die Glasfenster der Kirche wurden von Wohltätern gespendet, deren Namen in die Fenster eingeritzt wurden. Die Sakristei befand sich an der rechten Seite der Kirche, wurde aber beim Neubau in veränderter Position wiederaufgebaut. 1585 werden im Stiftsinventar eine untere und eine obere Sakristei erwähnt. 1590 wurde die Schottenkirche neuerlich durch ein schweres Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen.

Neubau 1638-1648

Ansicht der Schottenkirche aus dem 17. Jahrhundert

Unter Abt Johannes X. Walterfinger (1629-1641) setzte eine neue Bauperiode ein, da die Schäden an der bisherigen Kirche bereits sehr groß waren. Als Kaiser Ferdinand II. am 21. Mai 1634 die Kirche mit Gemahlin und Töchtern besuchte, lösten sich Steinchen vom Deckengewölbe und fielen zu Boden. Da man meinte, die Kirche breche zusammen, entstand eine große Panik, in deren Folge der Kaiser zu Boden geworfen wurde. Im darauffolgenden Jahr brannte der Turm durch Blitzschlag ab und wurde 1636 erneuert. Am 3. Februar 1637 stürzte er abermals zusammen, "weil er auf die alten Runzen gebaut war".

1., Freyung 6 und 6a: Schottenkloster und Schottenkirche, um 1940

Die Umgestaltung der alten Kirche begann 1638 unter Andrea d'AIlio dem Älteren, d'Allio dem Jüngeren und Silvestro Carlone, als Bauführer wird Marco Spazio genannt. Der alte Chor wurde teilweise abgetragen und erneuert, der Turm wurde nach dem Vorbild eines italienischen Campanile neu gebaut und war durch einen gewölbten Gang von der Kirche getrennt. Die erforderlichen Werkzeuge sowie Materialien wie Ziegel, Steine, Sand, Holz oder Eisen wurden vom Stift zur Verfügung gestellt. Während des Umbaus verstarb der Abt. Sein Nachfolger, Abt Anton Spindler von Hofegg (1642–1648), führte den Bau trotz widriger finanzieller Bedingungen fort. Um Kredit zu bekommen, gab es sogar den kaiserlichen Befehl an die Stände, dem Schottenstift Geld zu leihen.

Am 2. März 1643 schloss er mit Andrea d'AIlio dem Älteren und Andrea d'Allio dem Jüngeren einen Vertrag ab, wonach die alte Kirche abgerissen und durch einen Neubau mit zwei Türmen im Westwerk ersetzt werden sollte. Anders als beim Chor wurden nun die Mauern samt den Fundamenten abgetragen und komplett neu errichtet. Der romanische Grundriss wurde wohl im wesentlichen übernommen, doch reduzierte sich die Länge der Kirche, sodass ein Teil der heutigen Parzelle Freyung 7 frei wurde (als 1751 der Klosterfriedhof aufgelassen wurde, entstand hier das Schubladkastenhaus). Anstelle der alten Basilika entschied man sich nun für das Einraumsystem, durch welches das Fassungsvermögen der Kirche erhöht werden konnte. Ohne Chor und Oratorien fanden nun 1.900 Menschen in der Kirche Platz. Die Seitenaltäre wurde in Kapellen in den Längsmauern untergebracht, über denen sich Oratorien befanden. Laut Berichten eines Stiftsmesners befand sich viel Stukkatur an den Wänden. Die Fresken stammten zum Teil von Tobias Pock, sie wurden jedoch bei der Restaurierung der Kirche im Jahr 1816 zerstört. Im Gegensatz zum Innenraum wurde die Kirche außen einfach gestaltet. Der Bau zeigt starke Verwandtschaft zur 1631 geweihten Universitätskirche und zur 1633 fertig gestellten Dominikanerkirche, die beide auf italienische Vorbilder zurückgehen.

1646 waren die Arbeiten so weit gediehen, dass ab 27. Mai dieses Jahres der Dachstuhl aufgesetzt werden konnte. Die Steinmetzarbeiten wurden vom kaiserlichen Kammerbildhauer und Hofsteinmetz Peter Concorz (Chonchartz) geschaffen, der schon früher Arbeiten an der Kirche durchgeführt hatte und beim Einsturz des alten Turmes in Lebengefahr gekommen war. Nach seinem Tod wurde er in der Schottenkirche beigesetzt. Im November 1647 sollte die Weihe stattfinden, musste aber wegen fehlender Schlosserarbeiten (Schlösser) verschoben werden. In der Folge musste die nicht versperrbare Kirche wochenlang Tag und Nacht bewacht werden. Da ein Schlosser von auswärts beauftragt worden war, weigerten sich die Wiener Schlosser, dessen Arbeit zu vollenden.

Die Weihe durch Fürstbischof Graf Breuner fand am 31. Mai 1648 (nicht, wie Harrer und Hübl angeben, am 21. Mai) statt. Zu diesem Zeitpunkt war der 1638 begonnene Umbau bis auf die noch unvollendeten Türme weitgehend abgeschlossen. Nach dem Tod von Abt Anton Spindler von Hofegg führte sein Nachfolger, Abt Petrus Heister (1649–1662) die Arbeiten fort. Vor allem die Innenausschmückung der Kirche geht auf ihn zurück. Die Altarbilder ließ er bei den bekanntesten Wiener Malern anfertigen. 1652 wurde das Hauptportal vom Hofsteinmetz Bartholomäus Khöll geschaffen. Die Marienstatue darüber hatte der Abt bereits im Vorjahr bei Tobias Kracker (dem Älteren) in Auftrag gegeben.

Schwere Zwischenfälle

Am 21. August 1648 zwischen neun und zehn Uhr vormittags kam es zu einer Massenpanik, als man während des Gottesdienstes seltsame Geräusche hörte und Sand und Staub durch die Aufzuglöcher der Luster fiel. Da man glaubte, die Kirche stürze ein, drängten die Gottesdienstbesucher ins Freie, wobei die schwere, verschlossene Eisentür aus den Angeln gerissen wurde. Fünf Personen kamen ums Leben, darunter zwei kleine Kinder in den Armen ihrer Eltern und ein dreizehnjähriges Mädchen. Spätere Nachforschungen ergaben, dass einige Burschen, die für das Glockengeläut zuständig waren, am Gewölbe hin und her gesprungen waren.

Durch das am 15. Juli 1683 im Meierhof des Stiftes ausgebrochene Feuer (siehe auch Zweite Türkenbelagerung [1683]) wurde der Kirchturm arg beschädigt (die Glocken schmolzen). Das als Dachung nicht mehr verwendbare Kupfer und 52 Zentner Glockenspeise wurden auf Befehl von Graf Starhemberg zur Erzeugung von Granaten ins Zeughaus geliefert. Auch die Gemälde im Oratorium wurden durch das Feuer zerstört. Durch einen finanziellen Engpass des Klosters wurde die Kirche erst 1686-1690 restauriert. Die Absicht, die Fassade mit zwei (ausgebauten) Türmen zu schmücken, wurde fallengelassen.

In der Folgezeit trat eine längere Pause ein, doch investierte Abt Karl Fetzer (1705–1750) große Summen in das Inventar der Kirche (siehe Schottenstift). Unter ihm wurde auch die Orgel von Lothar Franz Walter errichtet. Lediglich die alten Türme, von denen nur mehr Reste standen, wurden 1732 erneuert.

Restaurierungen im 19. Jahrhundert

Am Beginn des 19. Jahrhunderts begann man mit der Restaurierung der Kirche. 1804 wurde sie gründlich gereinigt, 1816 innen neu ausgemalt (wobei die alten Fresken zerstört wurden) und 1822 an der Außenseite renoviert. In diesem Jahr wurden auch die Verkaufshütten vor der Kirche entfernt. 1826 bis 1832 baute man die Prälatur und das Konventsgebäude um und 1832/1833 wurde die Kirche innen erneut ausgemalt und die Altäre und die Kanzel renoviert.

Größere Restaurierungen in der Schottenkirche fanden 1882-1888 statt: Bereits Abt Othmar von Helferstorfer (1861–1880) hatte den Entschluss gefasst, den Hochaltar, der sich in bedenklichem Zustand befand, durch einen marmornen Prachtbau zu ersetzen und die Kirche umfassend zu restaurieren. Bereits im Jahr 1883 konnte der neue Hochaltar von seinem Nachfolger, Abt Ernest Hauswirth (1881–1901) geweiht werden. Zwei Jahre später wurde mit der Renovierung der Kirche begonnen, die nach Plänen des Architekten Julian Niedzielski durchgeführt wurde. Dabei wurden die barocken Altäre abgetragen und durch neue ersetzt. Die neuen Deckengemälde wurden von Julius Schmid geschaffen. Danach wurde die Kirche außen renoviert, wobei die bisher ungegliederte Giebelwand gegliedert wurde und die Türme 1886 bis 1888 neue Helme erhielten. Mit der Aufstellung des Jasomirgottdenkmals wurde die Restaurierung 1893 abgeschlossen.

Äußeres

Die zweigeschossige Westfassade wird an der Spitze des giebelbekrönten Mittelrisalits, den die Türme nur geringfügig überragen, von einem kreuztragenden Engel (von Josef Breitner) bekrönt. Über dem aus dem 17. Jahrhundert erhaltenen Westportal (1652) steht eine Marienfigur von Tobias Kracker (1651) in einer Nische. Die Südfront wurde 1892 zu einer Seitenfassade umgestaltet (Balustradenfiguren Glaube, Hoffnung, Liebe). Am südlichen Querschiff befindet sich das Jasomirgottdenkmal (von Josef Breitner, 1893).

Inneres

Die Deckengemälde stammen von Julius Schmid (1887/1888) und behandeln im Langhaus die Gründung des Klosters, die Anbetung durch die Hirten, die Beweinung Christi und die Auferstehung Christi, in der Vierung zeigen sie den heiligen Benedikt vor Maria. Der barocke Hochaltar wurde 1883 durch einen marmornen nach Entwürfen von Heinrich Ferstel und im selben Jahr das Bild "Himmlische Glorie" von Joachim Sandrart (1669; aufgestellt 1671) durch das Mosaik "Die heilige Maria zwischen Heiligen, die für die Schottenkirche bedeutsam sind" (Ordensstifter St. Benedikt, Kirchenpatron Papst Gregor der Große und Apostel Jacobus der Jüngere) von Michael Rieser ersetzt. Das Bild Sandrarts kam in die Allerheiligenkirche in Zwischenbrücken, aus dieser (als es in dem nach totalem Kriegsschaden erforderlich gewordenen kleineren Neubau keinen Platz mehr fand) ins Kunsthistorische Museum und von dort 1951 als Dauerleihgabe zurück ins Schottenstift. Links am Triumphbogen steht der Altar mit dem Bild "Kreuzigung Christi" von Sandrart (1654), rechts am Triumphbogen der Altar mit dem Bild "Abschied der Apostel Petrus und Paulus", ebenfalls von Sandrart (1652). Weitere Altarbilder stammen von Tobias Pock (1651-1655), Joachims (1659), Bachmann (1652) und J. Schmid. Jene von J. Straka und A. Eisenmenger wurden Ende der fünfziger beziehungsweise achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts entfernt und durch die barocken ersetzt.

Das südliche (romanische) Kirchenschiff wurde teilweise 1966-1969 freigelegt. Den linken Querschiffaltar (19. Jahrhundert) schmückt das Bild "Himmelfahrt Maria" von Pock (um 1655). Über dem Tabernakel befand sich die älteste marianische Gnadenstatue Wiens (um 1250), die 1645 wegen der Schwedengefahr vorübergehend in den Stephansdom zur öffentlichen Anbetung gebracht worden war und seit der letzten Restaurierung der Schottenkirche (1994) ihren Platz in der Romanischen Kapelle erhalten hat. Am rechten Querschiffaltar befindet sich ebenfalls ein Gemälde von Pock ("Martyrium des heiligen Sebastian", um 1655), Kanzel (um 1883/1887), Seitenaltar mit Bild "Heiligem Gregor" von Georg Bachmann (1652), Fresko "Heiliger Wolfgang" von Pock (um 1655); letzter Rest der ursprünglich malerischen Ausstattung der Kirche (weitere Reste in den Seitenschiffen und hinter der Orgel wurden bei der Restaurierung 1994 freigelegt). Seitenaltar mit Bild "Martyrium der heiligen Barbara" von Johann Schmidt dem Älteren (1659), Seitenaltar mit Bild "Heilige Anna" von Jeronimus Joachims (1659), Seitenaltar mit Bild "Tod des heiligen Benedikt" von Pock (1654).

Grabdenkmäler

  • Totenschild von Philipp Friedrich Freiherr von Breuner († 1638).
  • Leopold Graf Windisch-Graetz († 1746).
  • Wolfgang Andreas Orsini-Rosenberg († 1695).
  • Ernst Rüdiger Graf Starhemberg († 1701), vermutlich nach Entwurf von Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach (um 1725); der Sarkophag steht in der Gruft,
  • Ludovicus Andreas Graf Khevenhüller († 1744), von Jakob Schletterer.
  • Familie Windisch-Graetz (1780).

Gedenktafel

  • Julius Schlegel (1895 - 1958); Oberstleutnant, Retter der Kunstschätze des Klosters von Montecassino.

Julius Schlegel diente bereits im Ersten Weltkrieg als Fliegeroffizier in der k. u. k. Armee. 1939 wurde er Offizier der deutschen Luftwaffe und diente von 1941 bis 1943 in Instandsetzungseinrichtungen der Luftwaffe in Russland. Im Mai 1943 wurde er Kommandeur der Instandsetzungsabteilung der Fallschirm-Panzerdivision Hermann Göring. Als solcher erkannte er auf Grund der Lageentwicklung im Raum Lirital die zunehmende Bedrohung des Klosters Montecassino. Die Kunstschätze des Klosters wurden auf 100 Armeelastwagen verladen und in die Engelsburg nach Rom evakuiert. Der Wiederaufbau des Klosters wurde nicht zuletzt deshalb möglich, weil Julius Schlegel auch alle Baupläne rettete. Übersetzung der Inschrift: "Zur Erinnerung an Julius Schlegel, stellvertretender Militärkommandant, der, am 14. August 1895 in Wien geboren und ebendort am 8. August 1958 gestorben im November 1943 sowohl zur Befreiung der Mönche des Erzklosters Cassino als auch zur Rettung seiner Kunstwerke sehr viel beigetragen hat. Seine Tat wird immer als wahres Beispiel der Menschlichkeit und der Großherzigkeit gelobt werden. R.I.P.-Im Jahre 2005-Comité Montecassino".

Krypta

In der 1959/1960 zu einer monumentalen Gruftkirche mit einem Sarkophagaltar aus Salzburger Marmor gestalteten Krypta befinden sich die Ruhestätten der Gründerfamilie der Schottenabtei (Heinrich II. Jasomirgott, seine zweite Gattin Theodora und seine Tochter Agnes) sowie der Sarg Ernst Rüdigers von Starhemberg.

Kult

Er gilt der ältesten marianischen Gnadenstatue Wiens (um 1250) "Unserer Lieben Frau von den Schotten", die sich früher über dem Tabernakel des Marienaltars nächst der Kanzel befand. Die Statue wurde im Zuge der Renovierung 1994 in die Romanische Kapelle übertragen (Eingang Freyung 6a). Zu diesem Kultgegenstand nahm Ferdinand III. 1645 Zuflucht, als die Schweden vor Wien standen. Am 29. März 1645 fand eine große Prozession mit der Statue nach St. Stephan statt, wo sie acht Tage zur Verehrung aufgestellt wurde. Der Kaiser gelobte damals, die Maria-Immaculata-Säule auf dem Hof aufzustellen. Als der Siegeslauf der Schweden zum Stillstand kam, wurde der Erfolg der Statue zugeschrieben. Ihrer Hilfe glaubte man es auch danken zu müssen, dass man während der Türkenbelagerung 1683 einen schweren Brand eindämmen konnte.

Quellen

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 52 ff.
  • Walther Brauneis: Die Freilegung der romanischen Bauteile in der Schottenkirche. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 24 (1970), S. 62 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 70 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 63 f.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 77 f. (Sprengel), S. 219 f. (Matrikenbestand)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 182 ff.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 35 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 75-117
  • W. Latzke: Romanische Baufunde in der Wiener Schottenkirche. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 4 (1950)
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 56 ff.
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 95 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 40 ff.
  • Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Band 3 Innere Stadt, Weishaupt-Verlag, Graz 2012, S. 136

Weblinks