Harrachpalais (1)

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1., Freyung 3-3a: Palais Harrach, um 1940
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1435
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Harrach
Einlagezahl
Architekt Domenico Martinelli
Prominente Bewohner Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein
PageID 4226
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 4.10.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Harrachpalais.jpg
Bildunterschrift 1., Freyung 3-3a: Palais Harrach, um 1940
  • 1., Freyung 3-3A
  • 1., Herrengasse 16
  • Nr.: 119 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 239 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 247 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Harrachpalais mit vorgelagertem Garten und Gartenpalais, nach Carl Schütz, 1790
Die Freyung auf Höhe des Palais Kinsky (rechts), um 1905. In der linken Bildhälfte ist das zum Harrachpalais gehörige das Gartenpalais zu sehen, das 1944 zerbombt wurde.

Harrachpalais (1, Freyung 3-3A, Herrengasse 16; Konskriptionsnummer 239).

Das Palais Harrach und die Freyung im Jahr 1720.

Vorgängerbauten

Haus A

1435 erwarb Jörg von Puchheim drei kleine Häuser und ließ diese zusammenbauen. Dieses Gebäude blieb rund 150 Jahre im Besitz der Familie Puchheim und wurde um 1600 vom geheimen Rat, Staats- und Konferenzminister sowie Kämmerer Ferdinands II., Karl Freiherr von Harrach, erworben. In der Folgezeit wechselte es mehrfach den Besitzer (Ladislaus von Lobkowitz, Franz Kardinal von Dietrichstein, zuletzt der Orden der Jesuiten) und wurde 1623 erneut von Karl Freiherr von Harrach erworben. Zweimal war das Gebäude Wohnung für den Feldherrn Albrecht von Wallenstein (1583-1634), das letzte Mal im Winter 1633 bei Karl Freiherr von Harrach (dessen Tochter Maria Isabella seine zweite Gattin war). Laut Wilhelm Maximilian Kisch soll Wallenstein schwer erkrankt auf einer Sänfte in das Haus gebracht worden sein. Als ihn die Ärzte schon fast aufgegeben hatten, meldete sich ein Soldat aus einem seiner kroatischen Regimenter, der behauptete, den Feldherren kurieren zu können. Wallenstein erkannte in ihm einen ehemaligen Deserteur, dem er das Leben geschenkt hatte und sagte: "Also Bursche, mache schnell und zeige deine Kunst! Du kannst auf reichlich Belohnung rechnen, obwohl wir eigentlich quitt wären, denn im besten Fall schenkst Du mir ein Leben, das ich Dir schon früher geschenkt habe." Wallenstein soll durch die Behandlung wirklich genesen sein.

Haus B

Daneben befand sich auf dem Areal des späteren Palais ein weiteres Haus. Die erste urkundliche Erwähnung dieses Hauses stammt ebenfalls aus dem Jahr 1435. 1453 kam Wilhelm von Puchheim durch einen Häusertausch in dessen Besitz. Im Jahr 1626 wurde es von Karl Freiherr von Harrach erworben, der ab nun beide Gebäude besaß und diese zu einem verbauen ließ.

Harrachpalais

Das Gebäude kam 1658 in den Besitz der Familie Auersperg, wurde jedoch am 15. Juli 1683 durch den großen Brand, der im Meierhof des Schottenstifts ausgebrochen war (siehe auch Zweite Türkenbelagerung [1683]), beinahe komplett zerstört. 1690 wurde es von Ferdinand Bonaventura Graf Harrach erworben und durch einen Prachtbau von Domenico Martinelli ersetzt. Gleichzeitig wurde auch ein Garten mit einem Pavillion angelegt. Die im Palais befindliche und an der Herrengasse gelegene Maria-Empfängnis-Kapelle wurde 1703 von Fürstbischof Franz Anton Graf Harrach eingeweiht. Unter Joseph II. wurde sie geschlossen, jedoch später wieder geöffnet.

Umbau 1845

Das Palais wurde 1845 derart verändert, dass der alte, noch bestehende Bau kaum mehr erkennbar war und ein großer Teil seiner künstlerischen Komposition verlorenging. Auch der Garten wurde stark verkleinert und mit einer Mauer mit vergitterten Fenstern umgeben. Die aus verschiedenen Schlössern der gräflichen Familie 1850 hierhergebrachten Gemälde wurden nun in den Sälen des Palastes und später in den durch den erwähnten Umbau für sie geschaffenen Räumen untergebracht. An der Ecke zur Freyung befand sich ein nach Entwurf von Johann Lukas von Hildebrandt gestalteter, heute nicht mehr vorhandener Pavillon (um 1715/1725). Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Palais mit Möbeln und Geräten des 18. Jahrhunderts ausgestattet, darunter besonders schöne Rokoköfen.

Zweiter Weltkrieg

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde 1939 die Gemäldesammlung geschlossen und zum Teil verlagert. Am 10. September 1944 wurde der Bereich Freyung-Schottengasse stark bombardiert. Dabei wurde auch das Harrachpalais schwer beschädigt. Ein Bombeneinschlag nahe dem Portal beschädigte vor allem die Prachtstiege, aber auch das Entré, der Marmorsaal und zwei Gobelinzimmer wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Vorbau an der Ecke Freyung/Herrengasse wurde völlig zerstört. Auch viele Kunstwerke und Einrichtungsgegenstände nahmen mehr oder weniger großen Schaden. Es dauerte mehr als ein Jahr, bis der Schutt entfernt war. Dabei fand man noch viele Kunstwerke, von denen jedoch nur mehr wenige restauriert werden konnten.

Nach 1945

1948-1952 wurde das Palais unter Rekonstruktion des barocken Zustands wiederhergestellt. 1952 wurde von der Gemeinde Wien das Grundstück, auf dem sich seinerzeit der Vorbau befunden hatte, angekauft, weil die Grundfläche für die Einrichtung eines Kreisverkehrs auf der Freyung benötigt wurde. Die Gemäldegalerie wurde am 9. Juni 1960 wiedereröffnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht; seit 1970 befindet sie sich auf Schloss Rohrau im Burgenland. Das Palais wurde 1975 von der Familie Harrach an die GESIBA verkauft, von der es 1981 an die Stadt Wien und von dieser an die "Oskar Josef Schmidt G. m. b. H." kam, die das Palais noch im selben Jahr an die "Palais Harrach Development G. m. b. H." (eine Tochtergesellschaft der CA-BV) veräußerte. Nachdem diese das Harrachpalais wieder verkauft hatte, begannen Sanierungsarbeiten. Als Ende der 1980er Jahre eine Tiefgarage errichtet wurde, kam es zu einer Neugestaltung des Terrains.

Siehe auch: Hauskapelle im Harrachpalais (1).

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 48
  • Der Gartenpavillon am Harrachschen Stadtpalais in Wien. In: Bruno Grimschitz: Johann Lucas von Hildebrandt. Wien: Herold 1959, S. 87-88
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 349
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 150-155
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959, S. 28
  • Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 41 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 65 (Gartenpavillon: um 1725)
  • Hertha Wohlrab: Die Freyung. Wien [u.a.]: Zsolnay 1971 (Wiener Geschichtsbücher, 6), S. 52 ff.
  • Wien aktuell 2 (1960), S. 30f. (Gemäldegalerie)