Jesuiten

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1551 JL
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Ignatius von Loyola
PageID 19283
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.05.2021 durch WIEN1.lanm08pil
  • 1., Am Hof 1-2
  • 1., Am Hof 3-4
  • Gesellschaft Jesu (1540 JL)

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48° 12' 38.33" N, 16° 22' 4.81" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Jesuiten (eigentlich Gesellschaft Jesu, lateinisch Societas lesu, abgekürzt SJ), katholischer Männerorden, gegründet durch Ignatius von Loyola, durch Papst Paul III. 1540 bestätigt. Seine Hauptziele (Formula Instituti): Förderung des christlichen Lebens und der Lehre, Dienst am Wort Gottes durch Predigt und Katechese, religiöse Vertiefung durch Exerzitien, Werke der Nächstenliebe (besonders in Spitälern und Gefängnissen), Unterrichtung der Jugend in der Lehre Christi, Beichte und Seelenführung. Daraus ergab sich der Einsatz im Abendland und in der Mission außerhalb Europas. Besondere Merkmale sind die straffe Organisation mit unbedingtem Gehorsam im Hinblick auf die Aufgaben des Ordens unter dem Motto "Omnia ad maiorem Dei gloriam" (O.A.M.D.G. = Alles zur größeren Ehre Gottes). Um eine völlige Verfügbarkeit zu erreichen, schuf Ignatius eine neue Form des Ordenslebens (kein Chorgebet, keine bestimmte Ordenskleidung, keine Bindung an bestimmte Aufgaben); daher entfaltete der Orden vielfältige Wirkungsbereiche: Schulen, Kongregationen, Volksmissionen, wissenschaftliche Arbeit, schriftstellerische Tätigkeit, Theater (Jesuitentheater). Manche Jesuiten hatten als Hofprediger und Hofbeichtväter auch wesentlichen politischen Einfluss.

Auf Einladung Ferdinands I. entsandte Ignatius von Loyola 1551 Jesuiten nach Wien, wo sie am 31. Mai 1551 eine Niederlassung gründeten. Das Kollegium war zunächst dem Ordensgeneral in Rom unmittelbar unterstellt. Ab 1556 gab es eine oberdeutsche Provinz; daraus wurde 1563 die Österreichische Provinz abgetrennt, von dieser 1623 eine böhmische Provinz. Die verbliebene Österreichische Provinz erstreckte sich über Österreich ob und unter der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain sowie über ganz Ungarn.

In Wien waren die Jesuiten zunächst in einem Teil des Dominikanerklosters eingemietet und eröffneten dort am 4. März 1553 ein Gymnasium mit anfangs drei, dann vier Klassen (Jesuitenschulen). 1554 zog der Orden dort aus und erwarb in der Folge verschiedene Standorte für seine Aktivitäten. 1623 veranlasste Ferdinand II. die Fusion des Wiener Jesuitenkollegs mit der Universität (Alte Universität). Die Jesuiten errichteten einen neuen Gebäudekomplex in der Stadt, der ab 1625 das Kolleg (Collegium academicum), die Universität und das Jesuitengymnasium beherbergte; 1631 wurde die Jesuitenkirche (Universitätskirche) geweiht.

Im 18. Jahrhundert führten geänderte politische Strömungen zur Verfolgung und Ausweisung. Mit dem Breve "Dominus ac Redemptor" von 21. Juli 1773 hob Papst Klemens XIV. unter politischem Druck den Orden auf. Papst Pius VII. stellte am 7. August 1814 die Gesellschaft wieder her.

Literatur

  • Bernhard Duhr: Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge. 4 Bände. Freiburg im Breissgau 1907
  • Max Heimbucher: Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche 2. Paderborn: F. Schöningh 1934, S. 130-340
  • Helmut Kroll: Beiträge zur Geschichte der Aufhebung der Gesellschaft Jesu in Wien und Niederösterreich., Diss. Universität Wien. Wien 1964
  • Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März - 2. November 1980]. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1980 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, N.F. 95), S. 170