Ferstelpalais

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Das Traun'sche Palais in der Herrengasse aus der Zeit von 1720 - 1724.
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1382
Datum bis
Andere Bezeichnung Palais Ferstel, Abensberg-Traun-Palais, Cholerhof, Kohlhof
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Heinrich Ferstel
Prominente Bewohner
PageID 17918
GND
WikidataID
Objektbezug Abensperg-Traun-Palais
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 9.10.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Traunsches Palais.jpg
Bildunterschrift Das Traun'sche Palais in der Herrengasse aus der Zeit von 1720 - 1724.
  • 1., Freyung 2
  • 1., Herrengasse 14
  • 1., Strauchgasse 4
  • Nr.: 122 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 123 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 240 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 241 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 248 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 249 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 38.14" N, 16° 21' 55.49" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Ferstelpalais (März 2021)

Ferstelpalais (sogenanntes "Palais Ferstel"; 1., Freyung 2, Strauchgasse 4, Herrengasse 14; Konskriptionsnummern 240 und 241).

Vorgängerbauten

Auf diesem Grundstück, welches das Hardeggpalais (Freyung 1) umschließt und 2.071 Quadratmeter groß ist, standen einst mehrere Gebäude:

Haus Stadt 240 "Abensberg-Traun-Palais"

Auf dem Platz des späteren Hauses Stadt 240 standen im Jahr 1382 noch drei Häuser. Bereits 1390 gibt das Stadturbar hier nur noch zwei Gebäude an. Eines wurde 1401 von den Herren von Traun erworben und bildete den Grundstock für das spätere Abensberg-Traun-Palais. Das andere kam in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Besitz von Niklas Graf Zrinyi (siehe Zrinyigasse). Dieser vererbte es seinem gleichnamigen Sohn, der es 1651 Ernst Abensberg-Traun verkaufte. Dieser war somit Besitzer beider Häuser, die er nun zu einem verbauen ließ. Es war das erste Wiener Privathaus, das an eine Wasserleitung angeschlossen wurde. Diese wurde vom Hofbaumeister Peter Concorz (Chonchartz) errichtet. Bald darauf kaufte Ernst Abensberg-Traun auch das benachbarte Haus Stadt 241. Beim großen Brand vom 14. Juli 1683, der im Meierhof des Schottenstifts ausgebrochen war (siehe auch Zweite Türkenbelagerung [1683]) wurde dieses Haus ebenfalls schwer beschädigt und wurde nur mehr notdürftig repariert. Im Jahr 1700 wurde es durch einen Neubau ersetzt.

Haus Stadt 241 "Kohlerhof"

Hier standen ursprünglich zwei Gebäude: Ein Haus erhielt Otto VII. von Zelking (siehe Zelkinggasse) 1386 vom Erzbischof von Salzburg als Lehen. Er verkaufte es bereits im folgenden Jahr an einen "choler" (Holzkohlenhändler), wovon sich der Name "Cholerhof" (auch "Kohlerhof", noch im Jahr 1753 als "Kohlhof" verzeichnet) ableiten dürfte. 1388 erwarb es das Nikolaikloster, das es bis 1404 besaß. Im Jahr 1537 wurde es vom Urteilsschreiber Vinzenz Muschinger und seiner Gattin Genovefa angekauft.

Das zweite Haus wird im Jahr 1369 erstmals urkundlich erwähnt, das Grundstück tritt nach dieser Erstnennung jedoch erst 1540 wieder in Erscheinung und war wahrscheinlich lange Zeit unverbaut. Dieses Stück der Strauchgasse wurde "Im Fluder" genannt. Im Jahr 1541 kauften Vinzenz und Genovefa Muschinger das Grundstück, da es mit zwei Seiten an ihren Kohlerhof grenzte. In der Folge wurde hier ein Garten angelegt, den man mit einer Mauer einzäunte.

1573 erbte der Urteilsschreiber und äußere Rat Sylvester Muschinger (siehe Artikel zu seinem Sohn Vinzenz Muschinger), der Vetter des oben genannten Vinzenz Muschinger, Haus und Garten. Zwischen 1580 und 1660 fehlen jegliche Daten. Wahrscheinlich blieb das Haus (trotz anders lautender Angaben in Karl August Schimmers Häuserchronik) bis 1660 im Besitz der Familie Muschinger, deren Geschlecht 1662 ausstarb. Danach erwarb es Ernst Abensberg-Traun, der es mit dem Nachbarhaus Stadt 240 vereinen wollte. In einem diesbezüglichen Schreiben an den Kaiser wird es noch als "Muschingerhaus" bezeichnet und als sehr baufällig beschrieben. Dieses Vorhaben wurde allerdings nie ausgeführt. Das weiterhin recht bescheidene, einstöckige Haus beherbergte die Gastwirtschaft "Zum Engländer".

Ferstelpalais

Bau des Gebäudes

1855 verkaufte Franz Xaver Reichsgraf Abensberg-Traun beide Häuser an die "Kaiserlich-königlich privilegierte Nationalbank" (ab 1878 "Oesterreichisch-ungarische Bank"). Deren bisheriger Sitz lag in der Herrengasse diesen Häusern gegenüber. Mehrere Architekten Wiens wurden beauftragt, Entwürfe für einen Neubau zu erstellen, in dem auch die Börse untergebracht werden sollte. Heinrich Ferstel, der sich zu dieser Zeit auf einer Studienreise in Florenz befand, brach diese sofort ab und kehrte nach Wien zurück. Sein im Oktober 1855 vorgelegter Entwurf, in dem sich die Eindrücke seiner Reise widerspiegelten, wurde ausgewählt und Ferstel 1856 die Bauleitung übertragen. Beim Bau gab es große Schwierigkeiten, da die Baufläche ausgesprochen unregelmäßig war, nach der Annahme der Pläne Änderungen verlangt wurden (deutliche Vergrößerung des Börsesaals) und die Nachbarhäuser geschützt werden mussten. So hatte zum Beispiel das benachbarte Harrachpalais (Freyung 3) nur fünf Fuss tiefe Fundamente, der dreigeschoßige Keller des Ferstelpalais' erforderte jedoch acht Klafter tiefe Fundamente. Auch durch die Benützung der Börselokalitäten ergaben sich Verzögerungen. Daher konnte der im Frühjahr 1856 begonnene Bau erst Ende 1860 fertiggestellt werden.

Architektur

Das Gebäude wurde im Stil der italienischen Renaissance errichtet. Die Fassaden zu Herren- und Strauchgasse hätten ursprünglich Gliederungen aus Stein erhalten sollen, die glatten Flächen wären aus glasierten Ziegeln hergestellt worden. Da Versuche nicht das gewünschte Ergebnis erzielten, entschied man, sämtliche Fassaden im Quaderbau auszuführen. Der Sockel sowie die Pfeiler des Hauses wurden aus Wöllersdorfer Stein hergestellt, die Gliederungen bestehen aus hartem Kaiserstein. Bei den Wandflächen entschied man sich für Margarethner Stein. Innen wurde für die Stiegen ebenfalls Wöllersdorfer Stein verwendet, die Börsestiege sowie die Pfeiler wurden aus geschliffenem Untersberger Marmor gefertigt. Die Plastiken stammen von Hanns Gasser und Franz Melnitzky, die Fresken auf der Basarstiege wurden von Carl Josef Geiger geschaffen. Im Durchgang Herrengasse/Freyung (Ferstelpassage) wurde der von Ferstel entworfene Donaunixenbrunnen aufgestellt, dessen plastischer Schmuck von Anton Dominik Fernkorn stammt.

Die verbaute Fläche umfasst 2.071 Quadratmeter, wovon 394 Quadratmeter auf den Börsesaal entfallen. In den Räumen unterhalb dieses Saals war bis 1947 das Café Central untergebracht.

Nutzung

Die Bezeichnung Ferstelpalais ist irreführend, da Ferstel das Gebäude zwar erbaute, aber niemals besaß oder bewohnte. Bereits 1869 wurde die Börse in ein provisorisches Gebäude am Schottenring verlegt. Da das Palais der "Oesterreichisch-ungarischen Bank" bald zu wenig Platz bot, übersiedelte diese ihre Geschäftsräumlichkeiten in einen Neubau im 9. Bezirk (ehemalige Alserkaserne, heute 9., Otto-Wagner-Platz 3, siehe Oesterreichische Nationalbank), der 1925 fertiggestellt worden war (die Bauarbeiten mussten während des Ersten Weltkriegs unterbrochen werden). Im Jänner 1924 erwarb die Anglo-österreichische Bank das Ferstelpalais, das für Mietzwecke adaptiert wurde.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Haus Stadt 240:

  • Gastwirtschaft "Zum Engländer"

Ferstelpalais:

Quellen

Literatur

  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 143-150