Heidenschuß

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Zum Hayden Schuß
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 7265
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 17.03.2022 durch WIEN1.lanmuswid
Bildname Hydenschuss.JPG
Bildunterschrift Zum Hayden Schuß
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48° 12' 39.85" N, 16° 22' 0.68" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Heidenschuss, vor 1999 Heidenschuß, 1. Bezirk, Straßenstück, das den Platz Am Hof mit der Freyung verbindet.

Im Bereich des heutigen Heidenschusses stand einst ein Tor, das das Areal der Babenbergerpfalz mit der Gegend um das Schottenkloster verband. Reste des Torgebäudes bzw. einer Brücke über den Ottakringer Bach sind in der Form von Quadermauerwerk aus dem 12. Jahrhundert bodenarchäologisch bekannt.[1] Durch die spätere Strauchgasse floss bis um 1200 der Ottakringer Bach, der durch den Tiefen Graben den südlichsten Donauarm erreichte. Vermutlich wurde er in den Stadtgraben ein- und die Als in sein innerstädtisches Bachbett umgeleitet. Trotz späterer Niveauregulierung ist noch heute deutlich eine Senke zu erkennen. Diese Senke bildet die Trennungslinie zwischen der Freyung und dem Heidenschuss.

1274 wird ein "Gässchen beim Herzogshof" erwähnt, 1317 (nach der Verlegung der Residenz in den [heutigen] Schweizerhof der Burg) heißt es "Am Eck, da man geht zu den Schotten". Ebenfalls 1274 wird ein Häuserblock zwischen Strauchgasse und Tiefem Graben erwähnt, (das Heiligengeisthaus), der 1511 "Am Kiel" hieß (1858-1860 abgebrochen).

1., Heidenschuss 1, um 1940
Das Heidenschuss-Steinbild

Der Name Heidenschuss leitete sich von einem am Haus Heidenschuss 3 haftenden Schild ab ("Da der Hayden scheuzzt" [das heißt schießt]), das erstmals 1365 und danach (in verschiedenen Abwandlungen) bis 1664 erwähnt wird. 1701 heißt es "Am Haidenschuss oder Kiell allwo der Türck reitt". Am Haus befand sich eine Skulptur, einen Sarazenen (keinen Osmanen oder Tataren, wie Lazius meinte) darstellend, mit Pfeil und Bogen (nicht Krummsäbel), die erst beim Umbau 1851/1852 durch einen säbelschwingenden Osmanen ersetzt wurde. 1850 kaufte Fürst Montenuovo das Haus samt dem Nachbargebäude, ließ beide 1851 abbrechen und erbaute an ihrer Stelle das Montenuovopalais.

Der Ursprung des namengebenden Hausschilds ist unklar. Die Überlieferung von einem Bäckergesellen, durch dessen Aufmerksamkeit die mittels Minen 1529 weit unter die Stadt vorgedrungenen Osmanen entdeckt und noch rechtzeitig abgewehrt werden konnten, hält man aufgrund neuerer Forschungen für eine Sage. Fest steht jedoch, dass der Bäckerzunft wegen der Verdienste, die sie sich während der Türkenbelagerung erworben hatte, 1530 gestattet wurde, an jedem Osterdienstag einen Umzug durch die Stadt abzuhalten, an dem die Spitzen der Behörden und die vornehmsten Bürger teilnahmen. Diesen Bäckerumzug gab es bis 1809. Auch die Version, dass Bürgermeister Laurenz Haiden Besitzer des Hauses gewesen sein soll, ist nicht haltbar (Haidenhaus).

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 114
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 352 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 176 f.
  • Der Heidenschuß. Romantische Geschichte aus der Zeit der letzten türkischen Belagerung Wiens. Wien [u.a.]: Haas 1820
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 627
  • Eugen Meßner: Die Innere Stadt Wien. Ein Beitrag zur Heimatkunde des I. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1928, S. 80 f.
  • Martin Mosser: Wien 1, Bognergasse/ Seitzergasse/ Am Hof/ Heidenschuß/ Naglergasse. In: Fundort Wien 16 (2013), S. 182-188
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Ein Handbuch. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Franz Scheidl: Denkmale und Erinnerungszeichen an die Türkenzeit in Wien. Wien: Selbstverl. 1908, S. 58 ff.
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 77
  • Friedrich Umlauft: Sagen und Geschichten aus Alt-Wien. Mit Bunt-, Ton- u. Textbildern von Carl Fahringer. Stuttgart: Loewe 1938, S. 21 ff.

Einzelnachweise

  1. Mosser 2013, S. 186-188